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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Seite 2

Förnspr«cher^>..A. 7SS1—83.

„Heidekberger ykeueste Rachrichten" — „Heivelberger Anzeiger

Montag, 13. Zanuar 1936

!lir. 10

BerlGl M,M -ik Zlottenkvnkrmz?

Nene AmeisWen fnr Lsndon.

Dle Erzlehimn der deittWn Sugrnd.

Llr Ardrll «lrd nlr beradrt srln!"

Veschlüffe des japanischen Kabinetts.

Tokio, 12. Ian. In einer Nachtsthung beschäftigt«
fich das japanische Kabinett mit der Lage auf der
Londoner Flottenkonferenz und legte die An-
weisungen für die japanische Abordnung fest. Nachdem
die Lldmiralskonfersnz diese Anweisungen gebilligt hatte,
wurden fie am Sonntag nachmittag vom Kabinett einstim-
mig angenommen. Anschließend begab sich Ministerpräfi-
dent Okada zum Kaiser, um ihm über die gefatzten
Vsschlüffe Vericht zu erstatten. Der Kaiser geneh-
migte die Anweisungen für die japantsch« Abordnung,
dis daraufhin sofort nach London gedrahtet wurden.

Zn der Sihung des Kabinetts erörterte der alteste
Minister Takahalhi dis schwiertge Welt-
lage. Er regte an, daß die japanische Abordnung in
London nochmals eindringlich die Haltung Iapans
erläutern solls.

Die Einstellung Iapans sei allein geeignet, den
Krieg zu verhüten. während die anderen Mächt«
anscheinend den Krieg vorbereiten wollten,

wenn sis eine wirkliche Abrüstung ablehnten. Der Mini-
ster brachte zum Ausdruck, datz Iapan ruhig und in
freundschaftlicher Form dieFlottenkonserenzver-
lassen solls, wenn fich kein anderer Ausweg ergebe.

Wie von zuverläsfiger Seite verlautet, sshcn die An-
weisungen der japanischsn Regierung vor, daß die japa-
nische Abordnung auf der Flottenkonferenz das Schwer-
gewicht auf die effektive Abrüstung der Angrisss-
«asfen legs, um damit ausdrücklich den Friedens-
willen Iapans zu beweisen. Nach japanischcr Auf-
faffung gebe es keinen anderen Weg zur Aufrechterhal-
tung des Weltftiedens. Die ilngleichheit der Rü-
stungen und die Beibehaltung der Angrisfs-
waffen stellten eine beständige Bedrohung des
Friedens dar. Der Friedenswille der anderen Mächte
wäre nicht zu erkennen, wenn der japanische Vorschlag ab-
gelehnt werden sollte.

Der Austritt Iapans aus der Flottenkon-
ferenz bedeute einen Appell an die Welt sür
den Frieden.

Iapan, fo heißt es weiter, werde die weiteren Verhand-
lungen der visr Mächte beobachten und den verschiedenen
Sonderfragen, wie Cinsah der A-Vootwaffe und
Vewasfnung von Handelsschisfen seine Auf-
merksamkeit schenken.

Von amtlicher Seite wird abschließend erklärt, dah
die Anweisungen für die japanische Abordnung nicht als
Crgänzungen zu den unverrückbaren Forderungen Iapans
zu betrachten seien. Die gesamte japanischs Presse for-
dert di« friedliche Trennung Iapans von der
Flottenkonferenz, falls kein anderer Ausweg mög-
lich sein sollte.

Ersle HIMHrertaWg.

Stabssührer Hartmann-Lauterbacher spricht.

Mülheim, 13. Ianuar. Im Ianuar sinden im ganzen
Neich Führertagungen in allen Gebicteir der

HI. statt. Die erste Lieser Tagungen veranstaltete das
Gebiet Ruhr-Niederrhein am gestrigen Sonntag in der
Stadthalle von Mülheim. Zü der Tagung, die den
Zweck hatte, das junge Führerkorps auf die kom-
mende Arbeit auszurichten, waren rund 1500 Führer der

HJ. und des Iungvolks, sowie Führerinnen des VDM.
erschrenen.

Nach einem chorischen Feierspiel „Wir tragen die
Fahne" ergriss der Stellvertreter dcs Reichsjugendfüh-
rers, Stabsführer Hartmann-Lauterbacher,
das Wort. Wenn 1934 das Iahr dsr Disziplinie-
rung, 1935 das Iahr der Crtüchtigung gewesen
sei, so führte er aus, so müffe auch das Iahr 1936 uns in
dieser Arbeit weiterbringen, denn die Arbeit werde
nis beendet sein, sondern werde mit jedem Pimpfen
und jedem Hitlerjungen wieder neu beginnen müffen.

Sodann machte Stabsführer Hartmann-Lauterbacher
bedeutsame Ausführungen über die vom Reichsjugendfüh-
rsr in seiner Neujahrsbotschaft angekündigt« Reichs-
j u g e n d.

So wie die Nationalsozialistische Deutsche Arbei-
terpartei im Leben des deutschen Volkes die maß-
gebende Rolle spiele, so müffe die Hitlerjugend in
der gesamten deutschen Iugend der Hort der natio-
nalsozialistischen Idee scin.

Cine eindeutige Antwort erteilte der Redner allen jenen,
dis glaubten, oaß nunmehr mit dem kommenden Aufbau
der Staatsjugend die Hitlsrjugsnd überflüffig geworden
sei. Vielmehr werde die Führung der nationalsozialisti-
schen Iugend auch die Führung über die gesamts
deutsche Iugend erhalten. Zur technischen Durch-
sührung teilte der Stabssührer mit, daß in den kommcn-
den drei Iahren die 10-, 11-, 12- und 13jährigen, vor al-
lem aber die zehn- und elfjährigen im Iungvolk und
in der Iungmädelorganisation in möglichst
großem Llmfang erfaßt werden sollten.

Diejcnigen, die fich im Iungvolk und in der Iung-
mädelorganisation vier Iahre bewäbrt hätten, wür-
den mit vierzehn Iahren in die Hitlerjugend bzw-
den VDM. aufgenommen.

Die anderen Iungen und Mädel würden dann in die von
HI.-Führern geführte Staatsjugend kommen, so
daß also in Zukunft jeder junge Deutsche seinem Volk
dienen werde. Zur Lösung disser großen Aufgabe wür-
den drei Iahre als Mindestzeft notwendiq sein.

Dis zwei bedeutsamsten Tage für die Arbeit der Hit-
lerjugend würden künftig der Geburtstag des Führers
am 20. April und der 9. November sein. So wie der 9.
November der Tag der Ueberführung der jungen Natio-
nalsozialisten in die Partei sei, so werde der 20. April
der Tag der Uebersührung der vierzehn Iahre alt gewor-
denen Pimpfe und Iungmädel in die HI. bzw. den
BDM. sein, und ebenso werde dieser Tag der alleinige
Ausnahmetag für die zehnjährigen Iungsn und Mädel
sein, in das Iungvolk und die Iungmädel-Organisation
einzutreten.

Drr Krikg in Abeffinirn.

Die Sirißm Adoff Sitters.

Wiis ift M-r-eii?

Makalle von den Abesfinisrn zurückerobert?

AddiS Abeba, 11. Ian. Nach hier eingetroffe-
»«« abessinischen Meldungen hat der rechte Flügel der
Heeresgruppe Ras Seyoums den Angriff gegen
Makall« vorgetragen. In den Morgenstunde« des
Freitags begannen erbitterteKämpfe umdie
Stadt, die im Laus des Tages mehrmals ihre» Äesiher
wechselte. Nach schwersten Rahkämpfen konnten fich die
ebessinischen Truppen, den abessinischen Frontbcrichtcn zu-
solge, am Frartag abend endgültig in Makalle fest-
setzen und behaupten. Eine größere Anzahl von
Gesangenan, Gewehren, Munition und Kriegsmaterial
sollen i» die Hände der Messinier gesallen sein. Einzel-
heiten sehlen noch.

Rom dementiert die Einnahm« Makalles.

Rom, 11. Ian. Di« im Ausland verbrefteten Msl-
dungen über eine Rückeroberung von Makalle
durch abessinische Truppen werden von amtlicher italie-
nischer Seite dementiert.

Na chitalienischen Meldungen erfolgtsn an d«r Süd-
front verschiedene Vorstöße, die zu grvtzen Ver-
luste » für die Abessrnier führten.

Italienisches Flugzeugunglück in Eritrea.

Rom, 13. Ian. Auf dem Flugfeld bei Massaua ist
am Samstag abend ein ftalienisches Vombenflug-
zeug mit drei Mann Besahung bei einem gewöhnlichen
Llebungsflug aus unbekannten Gründen abgestürzt.
Die Vesatzung, die gleiche, dis vor einigen Tagen den
Mechaniksr Virago-verloren hatte, konnte vom Fallschirm
nicht mehr Gebrauch machen und fand den Tod.

Ej«e Rote des RtW.

Als Grundlage eines neuen VersöhnungsversUchs.

Paris, 12. Iapuar. Der römische Berichterstatter
des „Petit Parifien" meldet seinem Blatt, daß man in
Rom der Anstcht sei, eine neue Anregungzur Lö-
s u n q des ostafrikanischen Streitfalles könne nach dem
Scheitern des Laval-Hoare-Plans nur vom Negus
oder vom Völkerbund kommen. Die kürzlich Note
des Negus, in der eine ftntersuchung über die Art der
Krieqführung verlangt werde, scheine für gewiffe diplo-
matische Kreise in Rom eine neue Tatsache darzu-
stellen.

Die italienische Regierung habe aller-
dings — entgegen irrigen Auslsgungen — keines-
wegs zugegeben, daß sie grundsählich in eins An-
tersuchung sinwilligen würde. Sie habe jedoch wis-
sen laffen, daß sie vom praktischen Gesichtspunkt aus von
einer Untersuchung nichts zu fürchten habe, weil sie
nichts zu verbergen brauche. Man frage sich also in
Rom, ob es im Völkerbund nicht möglich sei, die Note des
Nsgus als eine neue Gelegenheit zü ergreifen, um einen
Aussöhnungsversuch zu machen. Die etwaigs
llntersuchuna könnte auf erweiterter Grundlag« stattfin-
den und sich auf die tatsächliche Lage Abes-
siniens erstrecksn. Das würde gestatten, die Prü-
fun- der italienischen Denkschrift vom 4. Sep-
tember wieder aufzunehmen. Somit könnte sin neuer
Plan ausgearbeitet werden, der sich auf „objcktive Ve-
trachtungen" gründen würde.

*

Ein Mandat über Abessinien?

Paris, 11. Ianuar. Die Außenpolitikerin des
„Osuvre" glaubt übsr neue Pläne zur Vei-
legung des italienisch-abeffinischen Streitfalls
bsrichten zu können. Im Rahmen des Völkerbundes solls
ein neutraler Antersuchungsausschuß gebildet werden.

Ferner würdsn in Genf auf Veranlaffung «iner kleinen
Macht, wahrscheinlich Velgiens, Anrequngen unter-
breitst werden, wonach England und Franlreich eine Art
Mandat über Abessinien erhalten sollen, um
dort eine soziale und wirtschaftliche Rsuordnung durchzu-
führcn.

Cs smpfiehlt sich, diese Meldung der phantasiebegab-
ten Mitarbeiterin des „Oeuvre" mit entsprechendem Miß-
trauen aufzunehmen.

»Me SelsgMiom« ftiid tot."

Londoner Vlätter Lber die nächsten Schritte in Genf.

London, 13. Ian. Die Sonntagsblätter beschäftigen
sich erneut mit der Frage, welche nächsten Schritte
in Genf ergrifsen würden. Der „Observer" gibt der
Ansicht Ausdruck, daß die Oelsanktionen tot seien,
und sagt voraus, daß die Veratung weiterer Sühnemaß-
nahmen in Genf » ertagt werden werde. Da der Völ-
kerbund keinen Krieg machen könne, müfle er
Frieden machen. Aber dies könne er auch nicht, weil
das Friedenmachen durch den Dölkerbund unvolkstümlich
geworden sei. Cs sei dies nicht das erstemal in der Nach-
kriegsz«tt, daß der „Unfinn der Lage" durch sein eigenes
Gewicht die Lage gerettet habe.

WW,n Beschl»- iii Wos-iiztt«.

Das Neutralitätsgesetz abgeändert.

Washington, 12. Ian. Der Cntwurf des am«rika-
nischen Neutralitätsgesetzes hatte ursprünglich
für den Präsidenten die Vollmacht vorgesehen, neben
dem unmittelbaren Kriegsgerät auch Ausfuhrver-
botefiir kriegswichtige Rohstoffe zu erlassen,
falls die Gefahr bestehsn sollte, daß sonst eine Verlängs'
rung des Krieges eintreten oder fich der Krieg aus andere
Länder ausdehnen würde.

In langen Verhandlungen mit dem Senatsausschuß
fiir auswärtigs Angelegenheiten hat sich nunmehr Staats-
sekrstär Hull damit einverstanden erklärt, daß in dem
Entwurf des Neutralitätsgesehes der Satz, der die vor-
«rwähnte Vegründung der Ausfuhrverbot«
enthält, gestrichen wird.

Staatssekretär Hull betonte, daß dies« Streichung
die Bedeutung der Vollmacht für Präfident Roose-
velt keineswegs einschränke. Sie diene nach
wie vor dem Ziel, die Vereinigten Staaten aus frem-
den Kriegen herauszuhalten.

Der Senatsausschuß hatte die Streichung der
Vegründung vcrlangt, wcil er befürchtete, daß dis ameri-
kanische Regierung dadurch gegebenenfalls gszwungen wer-
den könnte, jedem Schritt des Völkerbundes zu
folgen, und weil er den Cindruck vermeidsn wollte, daß
Anierika als „Gthilfe des Völkerbundes" erscheinen
könnt«.

— Dsr brttische Oberkommiffar in Kairo verhandelt
zur Zett mit den Führern der ägyptischen Parteien. Cs
wird srklärt, daß Cnqland bereft sei, den englisch-ägyp-
tischen Vertrag von 1930 zu untsrzeichnsn und über die
Militärklausel zu verhandeln. Die im Vsrtrag
von 1930 lsdiglich für den Suez-Kanal vorgesehene
brttische Vesahung von 8000 Mann wird jedoch von
englischer Seite für zu gering gehalten, besonders im
Hinblick auf die Luftangriffe. Da die Aufftellung einer
eigenen Sgyptischen Armee längere Zeit in An-
spruch nchinen wird, wird der Plan 'eines ägyptisch-eng-
lrschen Militärbündnisses erwogen.

— Präsident Roosevelt hat sich gegen eine wei-
tere Abwertung des Dollars ausgesprochen.
Weder die Vundesregierung noch die Demokratische Par-
tei wollen in diesem Iahr, das im Zeichen des Wahl-
kampfes steht, am Goldgehalt des Dollars rühren.

DorMfizer Ig-resriiMilt lSK.

Millionen Mark Iahresrechnung. — Die nächsten
Strecken.

Verlin, 11. Ian. Dis 15 obersten Vauleituttgen der
Gesellschaft „Reichsautobahnen" haben im Gs-
schäftsjahr 1935 den weiteren Ausbau des Nehes
tatkräftig fortgeführt. Der socben bekanntgegebene vor-
läufige Iahresrückblick stellt fest, daß im Berichtsjahr ins-
gesamt 108 Kilometer der Straßen Adolf
Hitlers fertiggestellt und in Betrieb genommen
wurden. Aus insgesamt 1876 Kilometern Streckenlänge
wurde gebaut. Die Zahl der zur Cntwurssbearbeitung
und zum Bau freigegebenen Strecken erhöhte sich aus rund
3450 Kilometer.

Ausführliche Cntwürfe oder Bauarbeiten
werden zurzeit für folgende Strccken oder Streckenteile
ausgesührt: Königsberg—Clbing, Verliner Ning, Ber-
lin—Stettin, Derlin—Frankfurt a. O., Berlin—Trcslau
—Beuthen, Verlin—Halle—Nürnberg—München—Rei-
chenhall—Landesgrenze, Berlin—Hannover—Duisburg—
Köln—Franksurt a. M., Köln—Aachen, Görlitz—Dresden
—Chemnih—Gera, ' Chemnitz—Plauen—Hof, Vremen—
Hamburg—Lübeck, Hamburg—Göttingen—Kaffel—Frank-
furt a. M.—K a r l s r u h e—Stuttgart—München, Saar-
brücken--Mannheim.

Die HSchstzahl der auf den Vaustellen der
Reichsautobahnen 1935 beschäftigten Anternehmer-
arbeiter wurde mit 113 139 im Iuli erreicht.

Große Bedeutung fällt beim Bau der Reichsautobahneu
denl Vrückenwesen zu, da durchschnittlich alle 800 bis
1000 Meter ein Brückenbauwerk errichtet werden muß,
deffen Maße bei der großsn Breite des Regeldurchschnitts
der Reichsautobahnsn (24 Meter) im allgemeinen recht
erheblich sind. Bis Cnds 1935 sind hierbei insgesamt rund
1.26 Millionen Kubikmeter Stampsbeton, rund 660 000
Kubikmeter Cisenbeton, rund 59100 Tonnen Stahlkon-
struktionen, rund 11 000 Tonnen Träger, rund 28000 Ku-
bikmeter Veton zwischen 1-Trägern, rund 30 000 Kubik-
meter Naturstein eingebaut und außerdem rund 137 000
Tonnen Stahlkonstruktionen vergeben. Ctwa 800 Brücken
sind fertiggestellt und weitere 600 in Angriff genommen.

Die Finanzierung des Vaues wurde wie im
Vorjahr mit Hilfe eines von der Neichsbank zur
Verfügung gestellten Rediskontkredits durchge-
führt.

Während im Iahr 1934 die Ausgaben der Kapitalrech-
nung nur wenig mehr als 200 Millionen RMk. betrugen,
wird man für vas Iahr 1935 mit einer Gesamtausgabe
der Kapitalrechnung in Höhs von etwa 500 Millionen
RMk. rechnen können. Von diesem Aufwand werden über
40 Prozent allein auf die Crdarbeiten und 14 Prozent
auf Fahrbahndecken entfallen. Der bewährte Grundsatz
der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zeigt sich in dem
äußerst niedrigen Anteil der Äerwaltungskosten (etwa
7 Prozent) än den Gesamtausqaben. Die Änzahl der
Bauabteilungen ist von 59 auf 74 Cnde Dezember 1935,
die Zahl des Personalstands der Stellen der Reichsauto-
bahnen von 4260 aus 6239 Köpse Cnde Oktober 1935 an-
gesichts der Zunahme des Arbeitsumfangs gestiegen.


— Für den ersten Cintopfsonntaq des Iahres 1936
waren in Verlin 22 Gulaschkanoneri angeheizt worden.
Auherdem waren in vielen geschloffencn Hallen und Sä-
len, die von autzen an dem Schild: „Hier wird Eintopf
gegeffen" kcnntlich warsn, an nett gedeckten Tischen grüne
Bohnen mit Hammelfleisch, Wirsinqkohl mit Rindfleisch,
Vrühnudeln mit Rindfleisch oder Crbsen mit durchwachse-
nem Speck ausgeteilt wurden. Kapellen dsr verschiedenen
Gliederunqen dcr Partei hatten für ilnterhaltungsmusik
gesorgt. Die vorrätigen Portionen waren nach kurzer
Zeit rsstlos verkanft. Cins große Wagenkolonne der
Schöneberger NSKK.-Motorstäffet hatte vor dem Neuen
Rathaus in Schönebcrg Ausstellung genommen. 600 be-
dürstige Volksgenoffen aßen hier mit ihren Gastgebern
zusamincn das Cintopfgericht.

— Dcr Opernball 1936, der auf Cinladung von Mi-
nisterpräsidcnt Görinq am Samstag abend veranstal-
tete Äall der preutzischen Staatstheater in Berlin stand
unter dsm Zeichen der Würde des Hauses, in dem er
stattfand. Die schönen Räume der Staatsoper waren
durch die neuen von Künstlern erdachten und erschaffenen
Cinbauten, die auch in Zukunft bei großen Staatsakten
und festlichcn Veranstaltungen Verwendung finden wsr-
dsn, der Rahmen für einen Abend der Kultur und der
Tradition dieser Stätte. Künstlerische Darbietungen lei-
teten den Vall ein. Die Staatskapclle unter Leitung von
Llemens Krauß spielte die „Fledermaus^-Ouverture
von Iohann Strauß, es folqte der Zigeunerchor aus „Zi-
geunerbaron" und ein Ausschnitt aus der „Fledermaus",
gesungen von Mitgliedern der Staatsoper. Abschluß
ünd Höhepunkt bildete ein Walzer, einflußreich und mrt
außerordentlichem Können von der gesamten Tanzgruppe
der Staatsoper getanzt, der mit qroßem Beifall aufge-
nommsn wurde. Die zahlreichen Gäste, unter ihnen Mit-
qlieder des Reichskabinetts, Reichsleiter, führende Per-
sönlichkeiten der Partei und des Staats, fast alle Vot-
schafter, vicls Gesandte und hervoragende Dertreter des
künstlerischen, wiffenschaftlichcn und wirtschaftlichen Le-
bens der Reichshauptstadt blieben noch lange in den schö-
nen und geschmackvoll ausgestalteten RLumen zusammen.

— München im Schnee. Am Sonntag morgen setzte
in München ein Schneefall ein, der solche Ausmaße an-
nahm, wie schon seit Iahren nicht mehr. Der Schnecfall
hielt den ganzen Tag über anu dn am heutigen Montag

bot München ein phantastisches Bild. Tausende von Ar-
beitern sind damit beschäftigt, den Schnne fortzuschasfen.
Unter der Schneelast siird viele Acste der Väume abgebro-
chen. Im Allgäu hat den Sonntag über geregnet, erst
heuts Montag früh hat in Kempten Schneefall eingsseht,
während in Öberstdorf und Immenstadt auch heute Mon-
tag srüh noch regnete. Iller und Lech sind erheblich ge-
stiegen.

— Fünf Iungen beim Spiel aus dem Eise ertrunken.
Am Donnsrstag trugen sich in O sto b ersch l esien
zwei schwere ilüglücksfälle zu, bei denen füns jungs
Menschen ihr Leben laffen mußten. Aus einem Teich
der Gieschegrube in Ianow (Landkreis Kattowih) spiclten
in den Abendstunden vier Iungen im Alter von drei-
zehn bis fünfzehn Iahren Cishockey. Die dünne Cis-
decke hielt der Äeanspruchung nicht stand und brach plötz-
lich ein, wobei die vier Iungen ins Waffer stürzten. Von
der benachbarten Grube kamen zwar auf die Hilfeschreie
der Iungen hin noch zahlreiche Arbeiter und auch die
Grubenfcuerwehr herbei. Die Rettungsversuche mißlan-
gen jedoch wegen des immer brechendsn Cises. Die Ar-
beiter mußten schließlich hilflos zusehen, wie die Iungen
nacheinander untsr den Cisschollen verschwanden und er -
tranken. Crst nach mehrstündigem Suchen konnte die
Feuerwehr zwei Leichen bergen. Der zwsits ftnfall er-
eignete fich auf dem Teich der Schellerhütte in Siemiauo-
wih, wo ein zwölf Iahre alter Knabe beim Cislaufen
einbrach und ertrank. Die Leiche konnte erst nach
einiger Zeit geborgen werden.

Gewaltige Erdbewegungen in SLdfrankreich.

Paris, 12. Ian. In unmittebarer Nähe der Stadt
Gap in Südostfrankreich hat sich eine Crdmasse von
über 1 Million Kubikmcter in Vewegung geseht. Mit
einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Mster pro Tag bewegt
sie sich in der Richtung auf die Stadt Cap zu. Cin K a-
nal ist bereits völlig vsrschüttet worden. Durch dis
Crdbewegung hat sich ein großer künstlicher See gebildet,
deffsn Waffermaffen die Stadt zu überschwemmen drohen.

Südlich von Grenobl« ist ein ganzer Hügel
in Bewegung geraten. Cin Fluß ist aus seinem Bett
vsrdrängt worden. Die Verkehrsverbindung mit einem
Dorf ist völlig abgeschnitten worden.

Erzlk-M t« V«l-j M Kmist.

Reue Wege der Museumspolitik. — „DaS Bild der
Woche."

Die Badische Kunsthalle in Karlsruhe
hat dem Reich Anselm Feuerbachs Gemälde
^Das Gastmahl des Plato" als Leihgabe
überlassen. Diese Ueberlassung, mag sie nun aus tür-
zere oder längere Zeit erfolgen, darf als ein Bewcis
dafür betrachtet werden, datz die Landesgrsnzen auch
in Sachen des Kunstbesitzes verschwunden sind. Denn
es ist wohl das erste Mal. datz ein nichtpreußisches
Museum dem Reich «in Kunftwerk für ein Reichsge-
bäude zur Verfügung stellte. Zwischen den einzelnen
deutschen Museen war zwar das leihweise Ueberlaffen
von Kunstwerken schon immer üblich: aber es handelte
sich dabei doch meist nur um solche Stiicke, die zur Ab-
rundung irgendeiner Ausstellung nötig waren und
nach Schluß der Ausstellung wreder an ihren ursprüng-
lichen Platz zurückkehrten. Nun hat gerade der Badr-
sche Staat in letzter Zeit einen neuen und sehr begrü-
ßenswerten Schritt auf dem Weg der Museumspolitik
getan, indem er einen Tausch mnerhalb der Be-
stände seiner verschiedenen Museen vornahm, derart,
paß Lücken in dem einen durch Doppmstücke eines ande-
ren Museums ausgefüllt oder aber ortsgeschichtlich
wichtige Dinge aus dem entfernteren Mnseum an das
örtliche überwiesen wurden.

Vor allem die letzter« Tatsache läßt im Zusammen-
hang mit der Ueberlaffunq des Feuerbach'schen Ge-
mälves an das Retch die Frage aufkommen, ob nicht
vielleicht auch unsere Stadt aus einem solchen Tausch-
verkehr das eme oder andere Knnstwerk erhalten könn-
te. das gerade sür die Geschichte Heidelbergs
und seiner Kunst von besonderem Jntereffe ist. Da-
aeaen scheint zunächst der Platzmangel unseres Kur-
psalzische» Museums zu jprechen, das ia bskanntlich

seine eigenen Bestände scho« zu einem erheblichen Teil
magazinieren muß. Aber abgesehen davon, daß hier
auf eine Lösung in atzsehbarer Zeit zu hoffen ist, gibt
es doch auch noch andsrr Orte, a>n dencn derartige
lokalgeschichttich interessante Bilder aufgehängt wer-
den könnten, etwa im Rathans, in der Universität, in
der Stadthalle oder im Königssaal des Schlosses. Um
gleich einen praktischen Vorschlag zu machen, sei an das
grotze Gemälde „Tilly erovert Heidelberg"
von Feodor Dietz erinnert, dessen Origmal ebenfalls
in d«r Badischen Kunsthalle in Karlsruhe ist. Heidel-
berg jst lediglich im Besitz einer künstlerisch nicht ganz
besriedigsnden Kopie dieses Gemäldes auf Majolika-
platten. die sich in der Stadthalle an der Wand des
TreppenHauses zum Balkon anf der Stadtseite befmdet.
Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob das Original
zur Zett uberhanpt in der Badischen Kunsthalle hängt
oder ob es im Magazm ruht. Auf jeden Fall hätte es
in Heidelberg ein noch größeres Heimatrecht.

Man sollte überhaupt mehr und mehr dazu über-
gehen, Kunstwerke aus den Musee» her-
auszuholen und in einer breiteren Oesfentlichkeit
zn zeigen. Die Dresdner Gemäldegalerie z. B. hat
schon vor Jahrzehnien in regelmäßigem Wechsel Ge-
mälde aus ihrem Besitz m den Wandelgängen des
Schauftfielhauses aufgehängt. Man könnte sich denken,
daß etwa die doch recht kahlen Wände unserer Uni-
versitätsaula durch bildlichen Schsnuck, der leicht
unter dem reichen Material des Kurpfälzischen Mu-
seums zn finden wäre, sehr gewinnen würdcn. Aber
man sollte noch einen Schritt weiter ge-üen in dem Be-
streben, die Kunst auch unter die breite Masse des Vol-
kes zu bringen. Denn es ist doch leider eine nicht weg-
zuleugnende Tatsache, daß die Museen selbst <nnr
recht selten besucht werden, daß diese Besucher
merst dic Fremden sind und auch von diesen in der
, Mehrzahl die schon an fich für Kunst interessierten
j Kreise. Aber ebenso, wie man auf dem Gebiet der

Musik das Volk mehr und mehr zu den Meisterwerken
der Tonschöpfung hinzuziehen und für sie zu gewmnen
sich bemüht, mützte man es auch äus dem Gebiet der
bildenden Kunst tun. Dazu ist allerdings nötig, daß
man die Kunst an das Volk heranbringt, daß man es
fast unmerklich mtt ihr vertraut macht.

Damit konimen wir auf einen weiteren Vorschlag,
den die maßgebenden Stellen emmal ernsthaft erwä-
qen sollten. Dte großen Berliner Museen sind schon
seit längerer Zeit dazu übergegangen, ein besonders
schönes» wertvolles und interessantes Stück als das
Kunstwerk des Monats herauszuheben. Aber
man bleibt damit noch immer im begrcnzten Raum
des Museums, was bei einer Großstadt wie Berlin und
bei dem meist sehr beträchtlichen Wert des betreffenden
Stücks durchaus begreislich ist. Für eine Stadt wie
Heidelberg dürfte sich aber eine noch viel schönere und
zweckmäßigere Form zur K un st e r z i e h u n g der
breitesten Masse des Volks finden. Man wähle wö-
chentlich aus den Beständen des Kurpfälzischen Mu-
seums ein Bild aus und stelle es eniweder in das
Schausenster einer unserer Kunsthandlungen oder in
ein eigens für diesen Aweck bestimmtes Fenster der
Hauptjtraße, durch die ja die Mehrzahl der Heidelbevger
wenigstens einmal in der Woche kommt. Bei dem Bild
muß eine kurze Beschreibung des Künstlers und oer
künstlerischen Bedeutung des Äilds angebracht sein, die
auch von der Tagespreffe unter der ständigen Rubrik
„Das Bildder Woche" übernommen wird.
Äus diese Weise würde man weiteste Bevölkerungs-
schichten im Lauf eines Jahres mit einer großen An-
zahl von Kunstwerken vertraut machen, würde Ver-
stündnis und Freude für die Kunst bei ihnen erwccken
und würde auf indirektem Weg wohl dadurch auch er-
reichen,. daß mancher einnial einen freien Sonntag vor-
mittag znm Besuch eines Musenms benützt.

Dr. Werner Schmidt.

kmstuid Mssenschiift.

sDie Wcltchronik des Heinrich von Müncheu.s Ds-

heimrat Dr. Leidinaer, einer der berufensten Sach-
verständigen auf dsm Gebiet von Handschriftensammlun-
gen, gab dieser Tage auf Cinladung des Reichsamtslci-
ters Dr. Dresler in der Preffekonferenz der Reichspreffe-
stells der NSDAP. eingehende Ausschlüffe über die be-
kannte, durch die tatkrästige Llnterstützung des Füdrers,
des Landes Äayern und dsr bayerischen Staatsbiblrothek
ermöglichte Neuerwerbung der pergamentenen Welt-
chronik desHeinr'ichvonMünchen für die
Handschristensammlung der Münchsner Staatsbibliothek.
Geheimrat Dr. Leidinger sprach dabci im allgcmeinen
übsr die alten deutschsn Weltchroniken über-
haupt und würdigte dann im besonderen die Persöulich-
keit und das Werk des Dichters Heinrich von München,
das nunmehr Gegenstand gründlichsten Studiums sein
werde. Das Werk sei nicht nur sür die bayerische Litera-
turgeschichte von qrößter Dedsutung. sondern auch sür die
gesamts deutsche Geschichte der Federzcichnungen und vom
kunstgeschichtlichcn Standpunkt aus. Cs stellte einen
Vand von 50 Zentimeter Höhe und 36 Zsntimeter Vreite
dar. Cs enthalts einen bssonders wertvollsn künstlerischen
Bilderschmuck, 155 Vildsr, scimtlich Federzeichnungsn,
von denen 22 »ielleicht von späterer Hand übermalt wor-
don seien. Zum Schluß sprach Gcheimrat Dr. Lcidinqer
dem Kloster Kremsmunster und seinem Abt den Dank da-
für aus, daß das Kloster im Hinblick auf seinen Grtinder,
dem Herzog Taffilo von Vayern, die Handschrift der
Münchener Staatsbiblwthek überließ.

sDie Oper „Martha" im Film.j Wie aus Paris
berichtet wird. werden die beliebten Melodien von
Flotows Oper„Martha" bald auch inr Ton-
film erklingen. Der Film wird von einer der ersten
sranzösischen Filmgesellichaften gedreht werden.
 
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