Ar. 26
Fernsprecher^.-A. 7351—53.
„Heidelberger Neueste Nachrichten' — „Heidelberger Anzeiger"
Freitag, 31. Ianuar 1936
Serte 7
Dr. Goebbels an ble beutsche Sugenb.
Da§ Reich alö eine Aufgabe ter zugrad «nd drr Mrrr ai§ Sumbri unirm
Kraft und Etniakrit.
Berlin, ZO. Ian. Im Mittelpunkt der Schul -
'^'erri im ganzen Rcich stand eine besonders würdig
^sgestaltete und auf alle deutschen Sender übertragene
s^ierstunde in der 216. u. 222. Volksschule am Beuffelkietz
^ Moabit, aus der Gauleiter Dr. Goebbels zur
^utschen Iugend über Sinn und Bedcutung des
gfftorischen 30. Ianuar sprach. Zur gleichen Stunde wa-
in allen Gaucn Deutschlands die deutschen Iungen
Mädel in ihren Schulen zum Gemeinschastsempsang
^rsammelt und lauschten den mahnenden, zu Herzcn
Trhenden Worten des Reichsministers.
. Auf dem Schulhof, auf den Fluren und Treppcn
Zs hinauf zu der einfachen, in schlichtem Festschmuck
'.^henden Aula bildetcn HI., Iungvolk und DdM Spa-
Iubelnde Heilrufe ertönten, als Dr. Goebbels
seiner Begleitung erschien. Nach einem Sprechchor
HI und einer kurzen Vcgrüßungsansprache des
Strasten des Beuffelkiehtz marschierte und die Zukunst trost-
los vor uns lag. „Dieser Tag hat eine völlige U m-
wälzung eingeleitet. Wenn Ihr, meine Iungens und
Mädcls, heute Soldaten durch die Stratzen ziehen
seht, so lcrnt begreifen, datz sie unser Volk und unsere
Arbeit, die bis dahin jeder Willkür preisgegeben waren,
schützen sollen und
daß die Wiederaufrichtung unserer Wehrmacht
eines der wichtigsten Ereigniffe der nationalsozia-
listischen Nevolution ist.
Dcutschland ist wieder ein sclbstbcwutzter, stolzer, auf-
rechter und souvcräner Staat geworden; viele Früchte
unserer Arbeit werden srst reisen, wenn Ihr groß genug
seid, sie zu pflücken und wenn Ihr so erzogen seid, datz wir
das Schicksal des Reichs getrost in eure Hände legen kön-
nen. Durch Arbeit und Kamps die Sicherheit der Zu-
kunft der Nation zu festigen, das ist die bleibende Aus-
gabc der lcbenden Generation."
Der heutige Tag, an dem nicht nur die SA mar-
schiere und nicht nur die Kindcr sich in den Schulen zu
einer festlichen Stunds versammelten, sondern der auch
durch Sonderspenden des WHW ein Festtag
der Armen sei, erfiille uns mit Crinnerung an die zu-
rückliegenden drei Iahre der Arbeit, des Kampses und
der Sorqe. „Möge ein wahrhaft edler, national-
so z ia lrst isch e r Geist in den deutschen Schulen
Cinzug halten und den Lehrern die Kraft geben, der I u-
gend die Grötze unserer Zeit züm Bewutzt-
sein zu bringen. In diesenz Sinn grützen wir aus jun-
gsn Herzen iii Liebe und Verehrung unieren Führcr.
Cr ist das Symbol unserer Kraft, unserer
Cinigkeit und Stärke, er ist Deutschland,
seine Hosfnung und seine Zukunft. Darum soll
in dieser Stunde aus Millionen deutscher Kinderherzen
der Wunsch und das innige Gebet zum Himmel emporstei-
gen: Lang lebe derFührer und ewig währe
unser Reich!"
Als der Minister geendet hatte, stürzte mit einem
Schlag die ganze Schuljugend nach vorn und umringte
jubelnd Dr. Goebbels.
der
^ektors nahm der Gauleiter das Wort zu seiner Rede
"i die deutsche Iugend.
Der Minister hob in seiner Ansprache eingangs her-
^r, daß dcr Tag der Machtübernahme durch den
Cührer nicht etwa ein Crcignis nur für die erwachsene
^eneration, sondcrn ein Geschchnis von wcittragendcr
d'edeutung gerade auch für die deutsche Iugend
fts- Darum sei es auch kein Zusall, datz er an diesem
^ttten Iahrestag zur Iugend spreche und gerade eine
^chule in «inem der ärmsten Stadtviertel Ber-
"Ns aufgesucht habe.
Cs symbolisiere sich an diesem Tag der Machtüber-
nahme die seit Iahrhunderten ersehnte innere Ein-
hcit und Geschloffenheit unseres Dolkcs.
^as Bismarck-Reich, so stolz und machtvoll es auch ge-
n>ese„ sei, habe schlictzlich doch cine Cinheitder Für-
üen bedeutet, währcird das Volk in Klaffen zerfallen sei.
Das nationalsozialistische Reich hingegen habe die innere
^ermählung der Führung mit dcm gesamten Volk ge-
Aacht. Viele Patrioten HLtten stch darum bemüht, das
Vismarck-Reich wieder zurückzubringcn, aber was in der
^eschjchte einmal vergangen sei, das komme nicht wieder.
„Cs ist," so fuhr'Dr. Goebbels sort, „dem Führer
"icht lcicht gewordcn, das Rcich zu erobern, und niemals
ftäre ihm das gelungen, wäre er nicht selbst ein Kind
"es Volkes gewesen. Wie Ihr Iungen, so hat auch er
^inmal in eincr deUtschen Schule gescffen, und wie Ihr,
bat auch er die Not des Lebens kennengelcrnt.
nierade wcil er sein Volk und das Leben kannte und
'iebte, hat er selbst, aus der Tiese des Volkes empor^e-
'ttegen, auch die Krast gefunden, dieses Volk sür eine
8roße, neue Staatsidee zu gcwinnen. Dabci
aat dis deutsche Iugcnd von Anfang an zu ihm gehaltcn,
niemals schwankend in der Liebe und in der inneren Ver-
bundenhcit zu ihm.
Das ist umso ergreifender, als es uns troh allem Ve-
"sühcn noch n i ch t möglich gcwesen ist, allen die
«icherheit der Arbeit und des täglichen
<^,rotes zu gewährleisten. Gerade Ihr, die Ihr vor
'U'.r sitzt, seid ja von den Sorgen des täglichen Lebens
uicht verschont gcblieben. Ihr gehört nicht zu den Glück-
"chen, die in Palästcn gcboren wurden.
Ihr kommt aus den hütten der Armut. Aber
gerade darum ist es wahrhast ergreisend und tröst-
lich für uns, datz Ihr zusammen mit euren Eltern
in hciligcr Liebc und innerer Vegeisterung zu
Führer und Rcich steht.
iiLenn eure Väter und Mütter am heutigen Morgen in
biesem armen Stadtviertel alle Fenster und Balkone mit
ben Fahnen des Rciches geschmückt haben, und wenn sie
den Vertretern dcs Reichs" zujubelten, so kann man wohl
iugen, datz dieser Staat auf einem festen Grund
daut und es versteht, seine Säulen in der Liebe des gan-
Kn Volkes zu verankern."
klnter lautloser Stille sprach Dr. Goebbcls zu den
^indern weiter von den grotzen Crcignisicn, die stch an
lenem historischen 30. Ianüar des Iahres 1933 abspielten,
su einer Zeit, als noch die rote Internationale durch die
Neue milttWche Raßnahmen Aaliens.
Itziliemscher Mimftemt.
Muffolini über Vorkehrungen für die grotze
Regenzeit.
Rom, 30. Ianuar. Der italienische Mini-
sterrat trat am Donnerstag vormittag zu seiner Ia-
nuartagung zusammen.
Die Tagung begann mit einem Vericht über die letz-
ten Creignifle in der internationalen Politik, wobei —
nach der amtlichen Verlautbarung — auch Musso-
lini auf die lehte französische Krise und aus die
italienische Note zu sprechen kam, mit der, wie
es in der Verlautbarung heißt, in unwiderlegbarer
Weise in bezug auf die Zusammenziehung eines Teiles
der englischen Heimatflotte im Mittelmeer die Wahr-
heit der Tatsachen wiederhergestellt worden sei.
Weiter erläuterte Muffolini die Bedeutung der
Siege an der Somali- und Critrea-Front und schil-
derte nach einem chrenden Gedenken der in den Kämpfen
Gefallenen den Mut der italienischen Truppen, deren
Stimmung und Gesundheit vorzüglich seien.
Autzerdem wies Muffolini auf die gegenwärtig in
Gang besindlichen Transport voa 5V0VV
Arbeitern hin, die die Verkehrsverbindungen
sür den Nachschub sicherstellen und vervollkomm-
nen würden,
um sie auch während der grotzen Regensälle des Som-
mers instand zu halten, bei denen übrigens im vergange-
nen Iahr 1VÜ VOÜ italienisch« Soldaten ohne nennens-
werte Veschwerden gearbeitet und gelebt hätten.
Während die italienischen Truppen in Ostafrika
mutig und begeistert sich zu weiteren Leistungen anschick-
ten, fahre das italienische Volk fort, der Welt das Schau-
spiel einer kalten und ruhigen, aber unerschütterlichen
Cntschloffenheit zu bieten. Was die italienischen Streit-
kräfte zu Land, zu Waffer und in der Luft betreffe, so
gehe ihre Vorbereitung unentwegt weiter, und einige der
Matznahmen des gegenwärtigen Ministerrats, wie dis
der Beschlagnahme der Wollbestände, stünden in Zusam-
menhang mit diesen Notwendigkeiten und möglichen Cnt-
wicklungen der Zukunft.
Nach den Crklärungen Muffolinis beschlotz der
Ministerrat eine Reihe militärischer Matz-
nahmem
So wird für jeden Staatsbürger ein Stammbuch cinge-
richtet, in dem regelmätzig amtliche Angaben über Ge-
sundheitszustand und Gang der militärischen Ausbildung
eingetragen werden. Für jeden, der Arbeit und Anstel-
lung sucht, ist das Stammbuch unentbehrlich.
Weitere Matznahmen betrefsen Aenderungen im
Aufbau des Landheeres, besonders auch der
Carabinieri und in der Cinteilung Italiens in
Militärzonen, die von fünf auf acht erhöht
werden, ferner die Aufstellung einer fünften Alpen-
division einschlietzlich sines neuen 10. Alpenregi-
ments und eines sünften Regiments Gebirgsartil-
lerie.
Schlietzlich soll die Dauer der Militärdienst-
zeit grundsätzlich einheitlich geregelt werden.
wsrden. Ueber die Dauer selbst ist noch nichts bestimmt.
Ganze oder teilweise Vefreiung bleiben je nach den Fa-
milienverhältniffen auch weiterhin möglich.
Unter den wirtschaftlichen Beschlüffen des Minister-
rats ist die für Heereszwecke erforderliche Veschlagnahme
der gesamten inländischen Wollerzeugung
des Iahres 1936 bcsonders erwähnenswert.
FortWg der Mmvse im Rorden.
Die Abessimer melden Zortschritte.
Addis Abeba, 30. Jan. Die Schlacht im Ge«
bietbonTembien und Gheralta hält ununter«
brschen an. Die Abessinier sollen dabei Fort->
schritte zu berzeichnen haben. Ihre bisherig« Deute
beträgt uach hiefiger Darstellung bis jeht 25 Kanonen
«nd 130 Maschinengewehre.
Abteilungen d«s Dedichasmatsch Sahle soll es ge-
lungen sein, eine italienische Abteilung abzufangen und
dabei sünf Lastwagen zu erbeuten. Die Ätaliener
sollen bei diesem Scharmützel etwa 30 Tote gehabt
haben.
Die italienischen Dombenflieger unterstützen nach
wie Vvr die Gefechtshandlungen. Mehrmals war Abbi
Addi das Ziel ihrer Flüge. Den Domben sind auch
zwei Kirchen der Stadt zum Opfer gesallen.
Zu der Dvmbardierung Vvn Abbi Addi wird hier
mitgeteilt, dah es gelungen sei, ein italienisches Ca»
Proni-Flugzeug abzuschiesten. Einer der
Piloten habe noch versucht, sich mit dem Fallschirm zu
retten, sei aber gegen einen Daum gestürzt, wo man
ihn später tot aufgefunden habe. Der zweite
Mann der Besatzung sei in der Maschine völligver»
brannt vorgefunden worden.
Aiisttiite iB dm KMnett SchoWigt.
Vuresch und Kraft.
Wien, 31. Ian. Amtlich wird mitgeteilt: Der Dun»
desprästdent hat am Donaerstag den Vundesminister
ohne Geschaftsbereich Dr. Karl Buresch auf seineu
Wunsch von scinem Amt entbunden. Ferner hat dev
Dundespräsident den Staatssekretär für Land- und Forst-
wirtschaft, August Kraft, aus eigenes Ansuchen von sei-
nem Posten entbunden.
In österreichischen Kreisen heißt es, datz Dr. B u-
resch zum Gouverneur der österreichischen Postsparkaffs
ernannt wird. Dr. Vurssch war ursprünglich Landes-
hauptmann von Niederösterreich und dann lange Iahrs
Finanzminister, zuletzt unter der Regierung Dr. Dollfutz
und Dr. Schuschnigq. Vei dcr letzten Regierungsumbil-
dung war an seine Stslle als Finanzminister Dr. Draxler
in die Regierung eingetretcn.
Der zurückgetretene Staatssekrctär für Land- und
Forstwirtschaft, K r a f t, war mit der besonderen Auf-
gabc, die Belange der Bergbaucrnschaft wahrzunehmen,
in das umgebildete Kabinett Schuschnigg-Starhemberg be-
rufen worden. Cs heitzt, daß Kraft deshalb zurückgetre-
ten sei, wcil die Vcrgbauernhilsc in dem neu bearbeite-
ten Staatshaushaltsentwurs gestrichcn wurde, was großs
llnzufriebenheit bei dsn Vauern hervorgerusen habe.
Da§ neoe Lmrtische Kodioett.
Unter Ali Maher Pascha.
Kairo, 31. Ian. Am Donnerstag abend wurde daä
neue ägyptische Kabinett durch Ali Maher
Pascha gebildet. Dsr Ministerprästdent übernimmt gleich»
zeitig auch die Leitung des Autzcnministeriums. Zum Fi.
nanzminister wurd« Abd el Wahab Pascha er-
nannt.
Das neue Kabinett wird am Freitag mittag von
König Fuad zur Cidesleistung empfangen wcrden.
Am Freitag wird ferner ein Geseh erlaffen werden, durch
das eine Äbordnung für die Vertragsverhand»
lungen mit Cngland gebildet wird. Diese Abord-
nung wird ihre Tätigkeit am 15. Februar aufnehmen.
Wie verlautet, soll die Abordnung aus sechs Mit-
glisdern des Wafd und füns Mitgliedern der nationalen
Front bestehen. Die Führung der ägyptischen Abord-
nung wird in den Händen vön Nahas Pascha, dem
Parteileiter des Wasd, liegen.
Die neue Negierung wird voraussichtlich bis
zum 2. Mai, dem Tag dcr ägyptischen Parlaments-
wahlen, im Amt bleiben.
Noch der Beisetziing i» Wwsn.
Der Sarg König Georgs endgültig beigeseht.
London, 30. Ianuar. Der Sarg mit der Leichs
König Georgs,der nach den Begräbnisfeierlichkei-
ten am Dienstag in der St.-Gcorgs-Kapelle eine vorläu-
fige Ruhestätts gesunden hatte, wurde am Mittwoch
abend auf die Steinplatte in der Mitte der königlichcn
Gruft geseht. Die Kronjuwelen, die während dcr Ve-
erdigung auf dem Sarg lagen, sind unter Polizeischuh
nach dem Tower von London zurückgebracht worden.
Ueber 30 000 Personsn besuchten am Mittwoch die
Klostergänge des Schlofles Windsor, wo die Kranzspen-
den für König Georq niedergelegt sind. Der Andrang
wurde im Laüf des Tages so grotz, datz der Zutritt zum
Schloß gesperrt werden muhte.
Eine Voffchaft der Königin Mary an das
britische Volk.
London, 30. Ianuar. In einer Votschaft an
das britische Volk dankt KöniginMary für
das ticfe Mitgefühl, das ihr zum Hinscheiden ihres Ge-
mahls, des Königs Georg, von allen Seiten ent-
gegengebracht worden ist. Die Königin gibt ihrer zuver-
stchtlichen Hoffnung Ausdruck, datz das britische Volk
ihrem Sohn, König Cduard, diesclbe Crgebcnheit
und Treue zuteil wcrden laff«, di« es i» so reichlichem
Matz seinem Vater geschenkt habe.
In den amtlichen Mitteilungen des Königshoses
wird die Gemahlin des verstorbenen Königs nicht Köni-
gin-Mutter, sondern Königin Mary genannt, eine
Bezeichnung, dis zwcifcllos üuf die Tatsache zurückzufüh-
ren ist. datz der neue KSnig unvermählt ist.
Der Jahrestaa des Slcgc? i» ber Reickishauptttabt.
Bild links:
Reichsminister Dr. Goebbels spricht zur deutschen
Jogend.
Die Feierstunde in der 216. und 232. Volksschule in
Beusselkietz in Berlin-Moabit, in der der Reichspro-
pagandaininister zur deutschen Jugend über die Be-
deutung des historischen Tages sprach.
(Weltbild, K.)
Bild rechts:
Dem Gedenken Hans Eberhardt Maikowskis.
Stanöartenführer Ha h n, der Führer der Standarte 1
„Hans Eberhavdt Maikowski", legte am Grab des in
der Nacht nach dem Sieg ermordeten Sturmführers
einen Kranz nieder. Hrn bas Grab hat ein Ehren-
sturm Aufstellung genommen.
lWeltbild, K.)
Hkidelderger StSdtisches Theater.
„Die Kronprätendentcn"
Historisches Drama von Henrik Ibsen.
Heidelberg, 31. Ianuar 1931.
Die Literatur Norwegcns gehört, wie die Skandi-
"aviens überhaupt, ncben der ruffischen zu der jüngsten
^us dem curopäischcn Kontincnt. Denn wenn auch der
^tammbaum der Literatur des germanischcn Nordcns
lUrüctreicht bis zur Cdda, so gewinnt sic doch erst im 19.
vvhrhundert ihrc gcgenwärtige Gestalt und findet zuerst
Ibscn unb Äjörnson zwei auf nationaler Vafis
lchassendc Vertreter von europäischcr Berühmthcit. Bcidc
p.ud, wenn auch in anderer Vedeutung, die cigentlichcn
,aiffjschen Vertretcr bcr Literatur Norwegens, wie es
^hethe und Schiller für die dcutsche waren. Cs wäre
srizvoll, anläßlich dcr Anssührung von Ibsens histori-
iDcm Drama „Die Kronprätendcnten" dcn
Aergleich zu zichen zwischen diesen beidcn nordischen
Mchtern, die Ncbenbuhler warcn auf dcm Thron der
ziteratur. Äber dics würde zu weit sühren und so müs-
M ein paar knappe Feststcllungen genügen. War
Zbsens Cinflutz auf die europäische Literatur größer als
Pk Vjörnsons, so ist dieser bcdeutendcr im Kreis dcs
aorwegischen Geisteslebens. Björnson ist der Tatmsnsch,
seinen Gestalten rollt das Vlut norwegischcr Bauern
ststd seine Weltanschauung ist durchaus rcalistisch. Ibsen
9l.Idcalist, aber zugleich auch qrüblcrisch und peffi-
"iistisch vcranlagt.
, Gerade diese letzteren Cigenschaften treten uns in
^inem Drama „Die Kronprätendcnten" mit grotzer
Feutlichkeit entgecien; ja man könnte es sogar als das
>hema scines dichtcrischen Schaffens überhaupt bezeich-
^n und dariiber hinaus als ein Niederscklag der ewig
°aggen Frage in der eigenen Vrust, wer Kronprätendcnt
Reich der norwegischen Literatur sei, er oder Björn-
Immer stchen sich pei Ibsen zwci Weltanschauungen
chl Kampf gegenüber. wie er anch selbst eine Kämpser-
war. Immcr wieder sehcn wir die — gleich ihm —
Äffnnistischen Grübler, möqen sie nun Iarl Skule oder
'"l'and odcr Rubck heißen.
^ .-Die Kronprätcndenten" erschienen im Iahr 1863,
-,,Koem andere historische Dramen von mindcrcr Vcdeu-
vorausgegangcn waren. Cs war das letzte Stück,
^ er jn seiner norwegischen Heimat schrieb, die er ein
Iahr später vcrlictz, erbittert darüber, datz der von ihm
ersehnte skandinavische Cinheitsgedanke nicht Wirklichkeit
wurde. Diesen Gcdanken vertritt er auch w pen „Kron-
prätendsnten", dem besten seiner historischcn Dramcn
überhaupt, das stellenwsisc von einer fast shakespeareschen
Leidcnsckaft crfüllt ist. Zn Hakon Hakonsson und in
Iarl Skule stehen sich die bciden Weltanschauungen ge-
genttber: bei Skule die überlicferte Politik, das Rcich
zu tcilen und die Stärke des Herrschers in dcr Cifersucht
der norwcgischen Stämme zu suchen, bci Hakon der er-
habenc Königsgedanke: cin Reich, ein Volk!
Aber die Stärks liegt nicht im Gedankcn allein, sondern
auch in der Bsrufung, in dem unbcirrbarcn Glauben an
seine Richtigkeit. Iärl Skule, der sich diesen ihm ftemden
Königsgedanken nur widerwillig zu eigen macht, unter-
liegt zuletzt doch tzakon, der diesen Glauben in stch trägt
von Anbeginn und der darum allein berufen ist. Darin
liegt die zeitlos-ewige, menschlichs und wcltgeschichtliche
Giltiakeit des Thcmäs der „Kronprätendenten".
Datz gerade unsere Zeit den Gedankengängen dieses
Dramas wicder erinnerlich nahsgerückt ist, bedarf nach
dem Gesagten keiner Vegründung. Ia, man darf wohl
sogar sagen, datz die „Kronprätendenten" wcniger histo-
risch wirken als die meisten dcr iogenannten GesellschaftH.
dramen Ibsens, dercn Probleme und Konflikte uns doch
sehr fremd geworden sind. Me Menschen stnd vielfach
sür uns nichts anderes als Niarionetten in der hand
eines glänzendcn Technikcrs, ein Iarl Skule oder tzakon
daqegen hat Vlut in seinen Adern und wir spüren den
Pulsschlag des Lebens. Dabei braucht man keineswegs
zu übersehen, datz manches überkonstririert ist, dvst die
klare Linie bisweilen durch ein Zuviel überwuchert wird.
Die Tiese und die Leidenschaftlichkeit, von der die „Kron-
prätendenten" noch erfüllt stnd im Gegcnsatz zu der eis-
kalten Veobachtung der späteren Dramen — wobei fich
Ibsen und Hebbel begegneten — laffen die gelegentlichen
Schwächcn dcs Aufbäus vergeffan.
Cs war ein schöner Gedanke, dieses Schauspwl, bgä
im historischen Gewand den tiefen Sinn und die Idee des
wabren, von Berufung und Glauben getragenen Führsr-
tums enthüllt, gerade an dem erinnerungsreichen 30. Ia-
nuar zur Crstaufführung zu bringen. So zündete dcr
dtchterische Funke noch stärker, wurden dic Gestalten der
nordffchen Saga noch blutvoller und lebensnaher. Frei-
lich trug auch Martin Baumannz Spicllcitung we-
sentlich dazu bei, indem vor allcm der Gegensatz zwi-
schen dem reinen Führergedankcn eines Hakon und dem
nur angeeigneten eines Skule klar unterstriche« wurde.
schon äutzerlich in der Erscheinung der beiden Gegenspie-
ler. Aber auch die einzelnen Szenen schiencn erfüllt zu
sein von dem Wesen dcffen, der jeweils in ihrem Mittel-
punkt stand: hier die unruhige Scele des Skule, dort die
gläubige Ruhe des Hakon. Cs wurde. was bei Bau-
manns Spielleitung stets beachtlich ist, iiiiiner die Atmo-
sphäre geschasfen, die dem Geschchen gemLß ist, ohne etwa
dabei in ein schrosses, nur mit äutzeren Mittcln erzeug-
tes Gegenüberstellen zu verfallen. Das einzige, was zu
wünschen bliebe, wären einige Striche, die his und da
die Weitschweisigkeit etwas vermindcrn und damit auch
die Aufsührungsdauer von nahezu vier Stunden herab-
drücken würden.
Wiederum erwies sich die Güte unseres trefflich zu-
sammengespielten Schauspiel-Cnscmbles. Trotz der Än-
zahl der Rollen, die zu nenncn nicht möglich ist, gab cs
keinen Versager, keine die Cinheitlichkeit des Ganzen stö-
rende Leistung. Drei Personen vor allem stehen im
Mittelpunkt der Creigniflc: Hakon Hakonsson, ILrl
Skule und Vischof Nikolas. Helmut Wittig gibt dem
Hakon die strahlcnde, lichtc Gläubigkeit des von sciner
Aufgabe durchdrungenen, von der Richtigkcit seines Kö-
nigsgedankens erfülltcn Mannes. Cr wuchs auch im
Vcrlauf des Abends immer mchr zu jencr Grötze empor,
die die Führerpersönlichkeit glaubhaft macht, wenn man
auch vielleicht wünschen möchte, diesen Cindruck schon et-
was srüher zu erhalten. Immer aber gehört diesem Ha-
kon unsere volle, innere Zuneignng. Dunkel steht dieser
Lichtgestalt dcr Iarl Skule vän Cgon Hslms gegen-
über, unsicher seiner Sache, von Zweifeln gejagt, im ste-
tcn Rinqen mit sich sclbst. Cs kennzeichnet viellcicht am
besten die Güte dieser schauspielerischen Leistung, datz
uns dieser Iarl Skule niemals unsympathisch wird, datz
auch cr uns innerlich immcr näher tritt und daß wir
schlietzlich ihn bcmitleiden müffcn und sogar bewundern
können, als er den rechten Weg erkennt. Vor allem in
dieser letzten Szene ergreist Cgon Hclms durch die
Schlichtheit und die Selbstverständlichkcit dieses Sich-
sslbst.sindens. Fast die größte Lcistung aber bietct Karl
Fürstenberg mit seincm Bischof Nikolas, dieser
Teufel im Gewand des Pricsters, der mit schcinheiliger
Mierie und scharfzüngiger Bercdtsamkeit das Gift des
Zweifels in die Seele von Iarl Skule träufelt, der mit
den Menschcn spielt wie mit Schachfiguren, nur um der
Größts unter ihnen zu sein, der sie bewegt nach seinem
Willcri und dcr in seiner letzten Stunde noch über alle zu
triumphieren scheint. Vor allcm dieser schon an sich glän-
zend gestaltete dritte Akt (der trohdem einige Striche
verträgt) erhält durch Fürstenbergs Darstellungskunst
eine autzcrordentliche Stärke.
Von der grotzen Zahl der übrigen Mitwirkenden
nennen wir noch die sehr schlicht gezeichnete Gattin Ha-
kons von Luise Mentges, warm und sraulich im Ton
und fcin auch in dcr Gestaltunq des Zwisspalts der Gs-
sühle zwischen Gattin und Tochter. Auch Ingeborg
Holm, Klariffa Manhos und Trude Ochm vermö-
gcn ihren kurzen Szenen innercn Gchalt zu gcbcn.
Schließlich scien noch herausgcgrisfen Horst Werner
Loos als Peter mit vicl jugendlichem Ueberschwang
und jener blindcn Gläubigkeit, dic nur deshalb zur Tra-
gik sich auswächst, wcil sic den rechten Wcg vcrlätzt, sowie
Bernhard Wichcrt, dcr die schöncn Worte des Skal-
den mit innercr Wärmc ersüllt. Hcrmann Albertis
Bühnenbildcr sind in ihrer Herbheit doch auch malerisch
und wesentliche Stimmungsträger.
Das Publikum war stchtlich stark beeindruckt sowohl
vom Stllck, wie auch von seiner Aufführunq und bezeugte
seinen bercchtiqten Dank durch immer erneuten Beifall.
Or. W-rner Schw'dt.
kunst und Msseuschaft.
sDie Aucr-Forschungsstistnnql zum Andenken an die
Crsindunqen CarlAuer vosi Welsbachs errich.
tct, vcröffentlicht jetzt zmn erstenmal d r s i Preis-
ausschr«iben. Den Eahungen entsprechend müffen
die qcstellten Aufgaben lebensnaher Wtssen-
schast -ntnommen >ein und mit den Arbeitsgebieten
Auer von Welsbachs im Zusammcnhang stehen. Die
erste Prcisaufgabe, für dercn Lösung 3000 Mark ausge-
setzt sind, bctrifft die Cntwicklung eines ncuen Gas-Stra-
ßengeleuchtes. Cs wird so angestrebt, neue Wege für
den Ausbau der Straßenbeleuchtung mit Ga« nach neu-
zeitlichen lichttechnischcn Scstchtspunkten zu erschlictzen.
Ie 1000 Mark stnd ausgMsit für Wegs zur analntifchen
Trcnnung der seltenen Erden und für «ine einfach« Dar-
stellung von Cisen- oder Nickel- yder Kupfervcrbindun-
gen mit Thorium. schgenannte Äusgabe versolgt
das Ziel, die qünstigen Cigenschaften des Thoriums leich-
ter für die Metallverbefferung nutzbar zu machen. Autzer
den Lösungcn der drei gestellten Aufgaben können auch
anders Arbciten, softrn sie dem Stiftüngszweck entspre-
chen, zur Auszcichnung mit Geldpreisen eingereicht
werden. Auskünste über alle Cinzclheiten ertcilt das
Sckretariat der Auerforschungsstiftung, Berlin O. 17.
Rotherstratze 16/19.
Fernsprecher^.-A. 7351—53.
„Heidelberger Neueste Nachrichten' — „Heidelberger Anzeiger"
Freitag, 31. Ianuar 1936
Serte 7
Dr. Goebbels an ble beutsche Sugenb.
Da§ Reich alö eine Aufgabe ter zugrad «nd drr Mrrr ai§ Sumbri unirm
Kraft und Etniakrit.
Berlin, ZO. Ian. Im Mittelpunkt der Schul -
'^'erri im ganzen Rcich stand eine besonders würdig
^sgestaltete und auf alle deutschen Sender übertragene
s^ierstunde in der 216. u. 222. Volksschule am Beuffelkietz
^ Moabit, aus der Gauleiter Dr. Goebbels zur
^utschen Iugend über Sinn und Bedcutung des
gfftorischen 30. Ianuar sprach. Zur gleichen Stunde wa-
in allen Gaucn Deutschlands die deutschen Iungen
Mädel in ihren Schulen zum Gemeinschastsempsang
^rsammelt und lauschten den mahnenden, zu Herzcn
Trhenden Worten des Reichsministers.
. Auf dem Schulhof, auf den Fluren und Treppcn
Zs hinauf zu der einfachen, in schlichtem Festschmuck
'.^henden Aula bildetcn HI., Iungvolk und DdM Spa-
Iubelnde Heilrufe ertönten, als Dr. Goebbels
seiner Begleitung erschien. Nach einem Sprechchor
HI und einer kurzen Vcgrüßungsansprache des
Strasten des Beuffelkiehtz marschierte und die Zukunst trost-
los vor uns lag. „Dieser Tag hat eine völlige U m-
wälzung eingeleitet. Wenn Ihr, meine Iungens und
Mädcls, heute Soldaten durch die Stratzen ziehen
seht, so lcrnt begreifen, datz sie unser Volk und unsere
Arbeit, die bis dahin jeder Willkür preisgegeben waren,
schützen sollen und
daß die Wiederaufrichtung unserer Wehrmacht
eines der wichtigsten Ereigniffe der nationalsozia-
listischen Nevolution ist.
Dcutschland ist wieder ein sclbstbcwutzter, stolzer, auf-
rechter und souvcräner Staat geworden; viele Früchte
unserer Arbeit werden srst reisen, wenn Ihr groß genug
seid, sie zu pflücken und wenn Ihr so erzogen seid, datz wir
das Schicksal des Reichs getrost in eure Hände legen kön-
nen. Durch Arbeit und Kamps die Sicherheit der Zu-
kunft der Nation zu festigen, das ist die bleibende Aus-
gabc der lcbenden Generation."
Der heutige Tag, an dem nicht nur die SA mar-
schiere und nicht nur die Kindcr sich in den Schulen zu
einer festlichen Stunds versammelten, sondern der auch
durch Sonderspenden des WHW ein Festtag
der Armen sei, erfiille uns mit Crinnerung an die zu-
rückliegenden drei Iahre der Arbeit, des Kampses und
der Sorqe. „Möge ein wahrhaft edler, national-
so z ia lrst isch e r Geist in den deutschen Schulen
Cinzug halten und den Lehrern die Kraft geben, der I u-
gend die Grötze unserer Zeit züm Bewutzt-
sein zu bringen. In diesenz Sinn grützen wir aus jun-
gsn Herzen iii Liebe und Verehrung unieren Führcr.
Cr ist das Symbol unserer Kraft, unserer
Cinigkeit und Stärke, er ist Deutschland,
seine Hosfnung und seine Zukunft. Darum soll
in dieser Stunde aus Millionen deutscher Kinderherzen
der Wunsch und das innige Gebet zum Himmel emporstei-
gen: Lang lebe derFührer und ewig währe
unser Reich!"
Als der Minister geendet hatte, stürzte mit einem
Schlag die ganze Schuljugend nach vorn und umringte
jubelnd Dr. Goebbels.
der
^ektors nahm der Gauleiter das Wort zu seiner Rede
"i die deutsche Iugend.
Der Minister hob in seiner Ansprache eingangs her-
^r, daß dcr Tag der Machtübernahme durch den
Cührer nicht etwa ein Crcignis nur für die erwachsene
^eneration, sondcrn ein Geschchnis von wcittragendcr
d'edeutung gerade auch für die deutsche Iugend
fts- Darum sei es auch kein Zusall, datz er an diesem
^ttten Iahrestag zur Iugend spreche und gerade eine
^chule in «inem der ärmsten Stadtviertel Ber-
"Ns aufgesucht habe.
Cs symbolisiere sich an diesem Tag der Machtüber-
nahme die seit Iahrhunderten ersehnte innere Ein-
hcit und Geschloffenheit unseres Dolkcs.
^as Bismarck-Reich, so stolz und machtvoll es auch ge-
n>ese„ sei, habe schlictzlich doch cine Cinheitder Für-
üen bedeutet, währcird das Volk in Klaffen zerfallen sei.
Das nationalsozialistische Reich hingegen habe die innere
^ermählung der Führung mit dcm gesamten Volk ge-
Aacht. Viele Patrioten HLtten stch darum bemüht, das
Vismarck-Reich wieder zurückzubringcn, aber was in der
^eschjchte einmal vergangen sei, das komme nicht wieder.
„Cs ist," so fuhr'Dr. Goebbels sort, „dem Führer
"icht lcicht gewordcn, das Rcich zu erobern, und niemals
ftäre ihm das gelungen, wäre er nicht selbst ein Kind
"es Volkes gewesen. Wie Ihr Iungen, so hat auch er
^inmal in eincr deUtschen Schule gescffen, und wie Ihr,
bat auch er die Not des Lebens kennengelcrnt.
nierade wcil er sein Volk und das Leben kannte und
'iebte, hat er selbst, aus der Tiese des Volkes empor^e-
'ttegen, auch die Krast gefunden, dieses Volk sür eine
8roße, neue Staatsidee zu gcwinnen. Dabci
aat dis deutsche Iugcnd von Anfang an zu ihm gehaltcn,
niemals schwankend in der Liebe und in der inneren Ver-
bundenhcit zu ihm.
Das ist umso ergreifender, als es uns troh allem Ve-
"sühcn noch n i ch t möglich gcwesen ist, allen die
«icherheit der Arbeit und des täglichen
<^,rotes zu gewährleisten. Gerade Ihr, die Ihr vor
'U'.r sitzt, seid ja von den Sorgen des täglichen Lebens
uicht verschont gcblieben. Ihr gehört nicht zu den Glück-
"chen, die in Palästcn gcboren wurden.
Ihr kommt aus den hütten der Armut. Aber
gerade darum ist es wahrhast ergreisend und tröst-
lich für uns, datz Ihr zusammen mit euren Eltern
in hciligcr Liebc und innerer Vegeisterung zu
Führer und Rcich steht.
iiLenn eure Väter und Mütter am heutigen Morgen in
biesem armen Stadtviertel alle Fenster und Balkone mit
ben Fahnen des Rciches geschmückt haben, und wenn sie
den Vertretern dcs Reichs" zujubelten, so kann man wohl
iugen, datz dieser Staat auf einem festen Grund
daut und es versteht, seine Säulen in der Liebe des gan-
Kn Volkes zu verankern."
klnter lautloser Stille sprach Dr. Goebbcls zu den
^indern weiter von den grotzen Crcignisicn, die stch an
lenem historischen 30. Ianüar des Iahres 1933 abspielten,
su einer Zeit, als noch die rote Internationale durch die
Neue milttWche Raßnahmen Aaliens.
Itziliemscher Mimftemt.
Muffolini über Vorkehrungen für die grotze
Regenzeit.
Rom, 30. Ianuar. Der italienische Mini-
sterrat trat am Donnerstag vormittag zu seiner Ia-
nuartagung zusammen.
Die Tagung begann mit einem Vericht über die letz-
ten Creignifle in der internationalen Politik, wobei —
nach der amtlichen Verlautbarung — auch Musso-
lini auf die lehte französische Krise und aus die
italienische Note zu sprechen kam, mit der, wie
es in der Verlautbarung heißt, in unwiderlegbarer
Weise in bezug auf die Zusammenziehung eines Teiles
der englischen Heimatflotte im Mittelmeer die Wahr-
heit der Tatsachen wiederhergestellt worden sei.
Weiter erläuterte Muffolini die Bedeutung der
Siege an der Somali- und Critrea-Front und schil-
derte nach einem chrenden Gedenken der in den Kämpfen
Gefallenen den Mut der italienischen Truppen, deren
Stimmung und Gesundheit vorzüglich seien.
Autzerdem wies Muffolini auf die gegenwärtig in
Gang besindlichen Transport voa 5V0VV
Arbeitern hin, die die Verkehrsverbindungen
sür den Nachschub sicherstellen und vervollkomm-
nen würden,
um sie auch während der grotzen Regensälle des Som-
mers instand zu halten, bei denen übrigens im vergange-
nen Iahr 1VÜ VOÜ italienisch« Soldaten ohne nennens-
werte Veschwerden gearbeitet und gelebt hätten.
Während die italienischen Truppen in Ostafrika
mutig und begeistert sich zu weiteren Leistungen anschick-
ten, fahre das italienische Volk fort, der Welt das Schau-
spiel einer kalten und ruhigen, aber unerschütterlichen
Cntschloffenheit zu bieten. Was die italienischen Streit-
kräfte zu Land, zu Waffer und in der Luft betreffe, so
gehe ihre Vorbereitung unentwegt weiter, und einige der
Matznahmen des gegenwärtigen Ministerrats, wie dis
der Beschlagnahme der Wollbestände, stünden in Zusam-
menhang mit diesen Notwendigkeiten und möglichen Cnt-
wicklungen der Zukunft.
Nach den Crklärungen Muffolinis beschlotz der
Ministerrat eine Reihe militärischer Matz-
nahmem
So wird für jeden Staatsbürger ein Stammbuch cinge-
richtet, in dem regelmätzig amtliche Angaben über Ge-
sundheitszustand und Gang der militärischen Ausbildung
eingetragen werden. Für jeden, der Arbeit und Anstel-
lung sucht, ist das Stammbuch unentbehrlich.
Weitere Matznahmen betrefsen Aenderungen im
Aufbau des Landheeres, besonders auch der
Carabinieri und in der Cinteilung Italiens in
Militärzonen, die von fünf auf acht erhöht
werden, ferner die Aufstellung einer fünften Alpen-
division einschlietzlich sines neuen 10. Alpenregi-
ments und eines sünften Regiments Gebirgsartil-
lerie.
Schlietzlich soll die Dauer der Militärdienst-
zeit grundsätzlich einheitlich geregelt werden.
wsrden. Ueber die Dauer selbst ist noch nichts bestimmt.
Ganze oder teilweise Vefreiung bleiben je nach den Fa-
milienverhältniffen auch weiterhin möglich.
Unter den wirtschaftlichen Beschlüffen des Minister-
rats ist die für Heereszwecke erforderliche Veschlagnahme
der gesamten inländischen Wollerzeugung
des Iahres 1936 bcsonders erwähnenswert.
FortWg der Mmvse im Rorden.
Die Abessimer melden Zortschritte.
Addis Abeba, 30. Jan. Die Schlacht im Ge«
bietbonTembien und Gheralta hält ununter«
brschen an. Die Abessinier sollen dabei Fort->
schritte zu berzeichnen haben. Ihre bisherig« Deute
beträgt uach hiefiger Darstellung bis jeht 25 Kanonen
«nd 130 Maschinengewehre.
Abteilungen d«s Dedichasmatsch Sahle soll es ge-
lungen sein, eine italienische Abteilung abzufangen und
dabei sünf Lastwagen zu erbeuten. Die Ätaliener
sollen bei diesem Scharmützel etwa 30 Tote gehabt
haben.
Die italienischen Dombenflieger unterstützen nach
wie Vvr die Gefechtshandlungen. Mehrmals war Abbi
Addi das Ziel ihrer Flüge. Den Domben sind auch
zwei Kirchen der Stadt zum Opfer gesallen.
Zu der Dvmbardierung Vvn Abbi Addi wird hier
mitgeteilt, dah es gelungen sei, ein italienisches Ca»
Proni-Flugzeug abzuschiesten. Einer der
Piloten habe noch versucht, sich mit dem Fallschirm zu
retten, sei aber gegen einen Daum gestürzt, wo man
ihn später tot aufgefunden habe. Der zweite
Mann der Besatzung sei in der Maschine völligver»
brannt vorgefunden worden.
Aiisttiite iB dm KMnett SchoWigt.
Vuresch und Kraft.
Wien, 31. Ian. Amtlich wird mitgeteilt: Der Dun»
desprästdent hat am Donaerstag den Vundesminister
ohne Geschaftsbereich Dr. Karl Buresch auf seineu
Wunsch von scinem Amt entbunden. Ferner hat dev
Dundespräsident den Staatssekretär für Land- und Forst-
wirtschaft, August Kraft, aus eigenes Ansuchen von sei-
nem Posten entbunden.
In österreichischen Kreisen heißt es, datz Dr. B u-
resch zum Gouverneur der österreichischen Postsparkaffs
ernannt wird. Dr. Vurssch war ursprünglich Landes-
hauptmann von Niederösterreich und dann lange Iahrs
Finanzminister, zuletzt unter der Regierung Dr. Dollfutz
und Dr. Schuschnigq. Vei dcr letzten Regierungsumbil-
dung war an seine Stslle als Finanzminister Dr. Draxler
in die Regierung eingetretcn.
Der zurückgetretene Staatssekrctär für Land- und
Forstwirtschaft, K r a f t, war mit der besonderen Auf-
gabc, die Belange der Bergbaucrnschaft wahrzunehmen,
in das umgebildete Kabinett Schuschnigg-Starhemberg be-
rufen worden. Cs heitzt, daß Kraft deshalb zurückgetre-
ten sei, wcil die Vcrgbauernhilsc in dem neu bearbeite-
ten Staatshaushaltsentwurs gestrichcn wurde, was großs
llnzufriebenheit bei dsn Vauern hervorgerusen habe.
Da§ neoe Lmrtische Kodioett.
Unter Ali Maher Pascha.
Kairo, 31. Ian. Am Donnerstag abend wurde daä
neue ägyptische Kabinett durch Ali Maher
Pascha gebildet. Dsr Ministerprästdent übernimmt gleich»
zeitig auch die Leitung des Autzcnministeriums. Zum Fi.
nanzminister wurd« Abd el Wahab Pascha er-
nannt.
Das neue Kabinett wird am Freitag mittag von
König Fuad zur Cidesleistung empfangen wcrden.
Am Freitag wird ferner ein Geseh erlaffen werden, durch
das eine Äbordnung für die Vertragsverhand»
lungen mit Cngland gebildet wird. Diese Abord-
nung wird ihre Tätigkeit am 15. Februar aufnehmen.
Wie verlautet, soll die Abordnung aus sechs Mit-
glisdern des Wafd und füns Mitgliedern der nationalen
Front bestehen. Die Führung der ägyptischen Abord-
nung wird in den Händen vön Nahas Pascha, dem
Parteileiter des Wasd, liegen.
Die neue Negierung wird voraussichtlich bis
zum 2. Mai, dem Tag dcr ägyptischen Parlaments-
wahlen, im Amt bleiben.
Noch der Beisetziing i» Wwsn.
Der Sarg König Georgs endgültig beigeseht.
London, 30. Ianuar. Der Sarg mit der Leichs
König Georgs,der nach den Begräbnisfeierlichkei-
ten am Dienstag in der St.-Gcorgs-Kapelle eine vorläu-
fige Ruhestätts gesunden hatte, wurde am Mittwoch
abend auf die Steinplatte in der Mitte der königlichcn
Gruft geseht. Die Kronjuwelen, die während dcr Ve-
erdigung auf dem Sarg lagen, sind unter Polizeischuh
nach dem Tower von London zurückgebracht worden.
Ueber 30 000 Personsn besuchten am Mittwoch die
Klostergänge des Schlofles Windsor, wo die Kranzspen-
den für König Georq niedergelegt sind. Der Andrang
wurde im Laüf des Tages so grotz, datz der Zutritt zum
Schloß gesperrt werden muhte.
Eine Voffchaft der Königin Mary an das
britische Volk.
London, 30. Ianuar. In einer Votschaft an
das britische Volk dankt KöniginMary für
das ticfe Mitgefühl, das ihr zum Hinscheiden ihres Ge-
mahls, des Königs Georg, von allen Seiten ent-
gegengebracht worden ist. Die Königin gibt ihrer zuver-
stchtlichen Hoffnung Ausdruck, datz das britische Volk
ihrem Sohn, König Cduard, diesclbe Crgebcnheit
und Treue zuteil wcrden laff«, di« es i» so reichlichem
Matz seinem Vater geschenkt habe.
In den amtlichen Mitteilungen des Königshoses
wird die Gemahlin des verstorbenen Königs nicht Köni-
gin-Mutter, sondern Königin Mary genannt, eine
Bezeichnung, dis zwcifcllos üuf die Tatsache zurückzufüh-
ren ist. datz der neue KSnig unvermählt ist.
Der Jahrestaa des Slcgc? i» ber Reickishauptttabt.
Bild links:
Reichsminister Dr. Goebbels spricht zur deutschen
Jogend.
Die Feierstunde in der 216. und 232. Volksschule in
Beusselkietz in Berlin-Moabit, in der der Reichspro-
pagandaininister zur deutschen Jugend über die Be-
deutung des historischen Tages sprach.
(Weltbild, K.)
Bild rechts:
Dem Gedenken Hans Eberhardt Maikowskis.
Stanöartenführer Ha h n, der Führer der Standarte 1
„Hans Eberhavdt Maikowski", legte am Grab des in
der Nacht nach dem Sieg ermordeten Sturmführers
einen Kranz nieder. Hrn bas Grab hat ein Ehren-
sturm Aufstellung genommen.
lWeltbild, K.)
Hkidelderger StSdtisches Theater.
„Die Kronprätendentcn"
Historisches Drama von Henrik Ibsen.
Heidelberg, 31. Ianuar 1931.
Die Literatur Norwegcns gehört, wie die Skandi-
"aviens überhaupt, ncben der ruffischen zu der jüngsten
^us dem curopäischcn Kontincnt. Denn wenn auch der
^tammbaum der Literatur des germanischcn Nordcns
lUrüctreicht bis zur Cdda, so gewinnt sic doch erst im 19.
vvhrhundert ihrc gcgenwärtige Gestalt und findet zuerst
Ibscn unb Äjörnson zwei auf nationaler Vafis
lchassendc Vertreter von europäischcr Berühmthcit. Bcidc
p.ud, wenn auch in anderer Vedeutung, die cigentlichcn
,aiffjschen Vertretcr bcr Literatur Norwegens, wie es
^hethe und Schiller für die dcutsche waren. Cs wäre
srizvoll, anläßlich dcr Anssührung von Ibsens histori-
iDcm Drama „Die Kronprätendcnten" dcn
Aergleich zu zichen zwischen diesen beidcn nordischen
Mchtern, die Ncbenbuhler warcn auf dcm Thron der
ziteratur. Äber dics würde zu weit sühren und so müs-
M ein paar knappe Feststcllungen genügen. War
Zbsens Cinflutz auf die europäische Literatur größer als
Pk Vjörnsons, so ist dieser bcdeutendcr im Kreis dcs
aorwegischen Geisteslebens. Björnson ist der Tatmsnsch,
seinen Gestalten rollt das Vlut norwegischcr Bauern
ststd seine Weltanschauung ist durchaus rcalistisch. Ibsen
9l.Idcalist, aber zugleich auch qrüblcrisch und peffi-
"iistisch vcranlagt.
, Gerade diese letzteren Cigenschaften treten uns in
^inem Drama „Die Kronprätendcnten" mit grotzer
Feutlichkeit entgecien; ja man könnte es sogar als das
>hema scines dichtcrischen Schaffens überhaupt bezeich-
^n und dariiber hinaus als ein Niederscklag der ewig
°aggen Frage in der eigenen Vrust, wer Kronprätendcnt
Reich der norwegischen Literatur sei, er oder Björn-
Immer stchen sich pei Ibsen zwci Weltanschauungen
chl Kampf gegenüber. wie er anch selbst eine Kämpser-
war. Immcr wieder sehcn wir die — gleich ihm —
Äffnnistischen Grübler, möqen sie nun Iarl Skule oder
'"l'and odcr Rubck heißen.
^ .-Die Kronprätcndenten" erschienen im Iahr 1863,
-,,Koem andere historische Dramen von mindcrcr Vcdeu-
vorausgegangcn waren. Cs war das letzte Stück,
^ er jn seiner norwegischen Heimat schrieb, die er ein
Iahr später vcrlictz, erbittert darüber, datz der von ihm
ersehnte skandinavische Cinheitsgedanke nicht Wirklichkeit
wurde. Diesen Gcdanken vertritt er auch w pen „Kron-
prätendsnten", dem besten seiner historischcn Dramcn
überhaupt, das stellenwsisc von einer fast shakespeareschen
Leidcnsckaft crfüllt ist. Zn Hakon Hakonsson und in
Iarl Skule stehen sich die bciden Weltanschauungen ge-
genttber: bei Skule die überlicferte Politik, das Rcich
zu tcilen und die Stärke des Herrschers in dcr Cifersucht
der norwcgischen Stämme zu suchen, bci Hakon der er-
habenc Königsgedanke: cin Reich, ein Volk!
Aber die Stärks liegt nicht im Gedankcn allein, sondern
auch in der Bsrufung, in dem unbcirrbarcn Glauben an
seine Richtigkeit. Iärl Skule, der sich diesen ihm ftemden
Königsgedanken nur widerwillig zu eigen macht, unter-
liegt zuletzt doch tzakon, der diesen Glauben in stch trägt
von Anbeginn und der darum allein berufen ist. Darin
liegt die zeitlos-ewige, menschlichs und wcltgeschichtliche
Giltiakeit des Thcmäs der „Kronprätendenten".
Datz gerade unsere Zeit den Gedankengängen dieses
Dramas wicder erinnerlich nahsgerückt ist, bedarf nach
dem Gesagten keiner Vegründung. Ia, man darf wohl
sogar sagen, datz die „Kronprätendenten" wcniger histo-
risch wirken als die meisten dcr iogenannten GesellschaftH.
dramen Ibsens, dercn Probleme und Konflikte uns doch
sehr fremd geworden sind. Me Menschen stnd vielfach
sür uns nichts anderes als Niarionetten in der hand
eines glänzendcn Technikcrs, ein Iarl Skule oder tzakon
daqegen hat Vlut in seinen Adern und wir spüren den
Pulsschlag des Lebens. Dabei braucht man keineswegs
zu übersehen, datz manches überkonstririert ist, dvst die
klare Linie bisweilen durch ein Zuviel überwuchert wird.
Die Tiese und die Leidenschaftlichkeit, von der die „Kron-
prätendenten" noch erfüllt stnd im Gegcnsatz zu der eis-
kalten Veobachtung der späteren Dramen — wobei fich
Ibsen und Hebbel begegneten — laffen die gelegentlichen
Schwächcn dcs Aufbäus vergeffan.
Cs war ein schöner Gedanke, dieses Schauspwl, bgä
im historischen Gewand den tiefen Sinn und die Idee des
wabren, von Berufung und Glauben getragenen Führsr-
tums enthüllt, gerade an dem erinnerungsreichen 30. Ia-
nuar zur Crstaufführung zu bringen. So zündete dcr
dtchterische Funke noch stärker, wurden dic Gestalten der
nordffchen Saga noch blutvoller und lebensnaher. Frei-
lich trug auch Martin Baumannz Spicllcitung we-
sentlich dazu bei, indem vor allcm der Gegensatz zwi-
schen dem reinen Führergedankcn eines Hakon und dem
nur angeeigneten eines Skule klar unterstriche« wurde.
schon äutzerlich in der Erscheinung der beiden Gegenspie-
ler. Aber auch die einzelnen Szenen schiencn erfüllt zu
sein von dem Wesen dcffen, der jeweils in ihrem Mittel-
punkt stand: hier die unruhige Scele des Skule, dort die
gläubige Ruhe des Hakon. Cs wurde. was bei Bau-
manns Spielleitung stets beachtlich ist, iiiiiner die Atmo-
sphäre geschasfen, die dem Geschchen gemLß ist, ohne etwa
dabei in ein schrosses, nur mit äutzeren Mittcln erzeug-
tes Gegenüberstellen zu verfallen. Das einzige, was zu
wünschen bliebe, wären einige Striche, die his und da
die Weitschweisigkeit etwas vermindcrn und damit auch
die Aufsührungsdauer von nahezu vier Stunden herab-
drücken würden.
Wiederum erwies sich die Güte unseres trefflich zu-
sammengespielten Schauspiel-Cnscmbles. Trotz der Än-
zahl der Rollen, die zu nenncn nicht möglich ist, gab cs
keinen Versager, keine die Cinheitlichkeit des Ganzen stö-
rende Leistung. Drei Personen vor allem stehen im
Mittelpunkt der Creigniflc: Hakon Hakonsson, ILrl
Skule und Vischof Nikolas. Helmut Wittig gibt dem
Hakon die strahlcnde, lichtc Gläubigkeit des von sciner
Aufgabe durchdrungenen, von der Richtigkcit seines Kö-
nigsgedankens erfülltcn Mannes. Cr wuchs auch im
Vcrlauf des Abends immer mchr zu jencr Grötze empor,
die die Führerpersönlichkeit glaubhaft macht, wenn man
auch vielleicht wünschen möchte, diesen Cindruck schon et-
was srüher zu erhalten. Immer aber gehört diesem Ha-
kon unsere volle, innere Zuneignng. Dunkel steht dieser
Lichtgestalt dcr Iarl Skule vän Cgon Hslms gegen-
über, unsicher seiner Sache, von Zweifeln gejagt, im ste-
tcn Rinqen mit sich sclbst. Cs kennzeichnet viellcicht am
besten die Güte dieser schauspielerischen Leistung, datz
uns dieser Iarl Skule niemals unsympathisch wird, datz
auch cr uns innerlich immcr näher tritt und daß wir
schlietzlich ihn bcmitleiden müffcn und sogar bewundern
können, als er den rechten Weg erkennt. Vor allem in
dieser letzten Szene ergreist Cgon Hclms durch die
Schlichtheit und die Selbstverständlichkcit dieses Sich-
sslbst.sindens. Fast die größte Lcistung aber bietct Karl
Fürstenberg mit seincm Bischof Nikolas, dieser
Teufel im Gewand des Pricsters, der mit schcinheiliger
Mierie und scharfzüngiger Bercdtsamkeit das Gift des
Zweifels in die Seele von Iarl Skule träufelt, der mit
den Menschcn spielt wie mit Schachfiguren, nur um der
Größts unter ihnen zu sein, der sie bewegt nach seinem
Willcri und dcr in seiner letzten Stunde noch über alle zu
triumphieren scheint. Vor allcm dieser schon an sich glän-
zend gestaltete dritte Akt (der trohdem einige Striche
verträgt) erhält durch Fürstenbergs Darstellungskunst
eine autzcrordentliche Stärke.
Von der grotzen Zahl der übrigen Mitwirkenden
nennen wir noch die sehr schlicht gezeichnete Gattin Ha-
kons von Luise Mentges, warm und sraulich im Ton
und fcin auch in dcr Gestaltunq des Zwisspalts der Gs-
sühle zwischen Gattin und Tochter. Auch Ingeborg
Holm, Klariffa Manhos und Trude Ochm vermö-
gcn ihren kurzen Szenen innercn Gchalt zu gcbcn.
Schließlich scien noch herausgcgrisfen Horst Werner
Loos als Peter mit vicl jugendlichem Ueberschwang
und jener blindcn Gläubigkeit, dic nur deshalb zur Tra-
gik sich auswächst, wcil sic den rechten Wcg vcrlätzt, sowie
Bernhard Wichcrt, dcr die schöncn Worte des Skal-
den mit innercr Wärmc ersüllt. Hcrmann Albertis
Bühnenbildcr sind in ihrer Herbheit doch auch malerisch
und wesentliche Stimmungsträger.
Das Publikum war stchtlich stark beeindruckt sowohl
vom Stllck, wie auch von seiner Aufführunq und bezeugte
seinen bercchtiqten Dank durch immer erneuten Beifall.
Or. W-rner Schw'dt.
kunst und Msseuschaft.
sDie Aucr-Forschungsstistnnql zum Andenken an die
Crsindunqen CarlAuer vosi Welsbachs errich.
tct, vcröffentlicht jetzt zmn erstenmal d r s i Preis-
ausschr«iben. Den Eahungen entsprechend müffen
die qcstellten Aufgaben lebensnaher Wtssen-
schast -ntnommen >ein und mit den Arbeitsgebieten
Auer von Welsbachs im Zusammcnhang stehen. Die
erste Prcisaufgabe, für dercn Lösung 3000 Mark ausge-
setzt sind, bctrifft die Cntwicklung eines ncuen Gas-Stra-
ßengeleuchtes. Cs wird so angestrebt, neue Wege für
den Ausbau der Straßenbeleuchtung mit Ga« nach neu-
zeitlichen lichttechnischcn Scstchtspunkten zu erschlictzen.
Ie 1000 Mark stnd ausgMsit für Wegs zur analntifchen
Trcnnung der seltenen Erden und für «ine einfach« Dar-
stellung von Cisen- oder Nickel- yder Kupfervcrbindun-
gen mit Thorium. schgenannte Äusgabe versolgt
das Ziel, die qünstigen Cigenschaften des Thoriums leich-
ter für die Metallverbefferung nutzbar zu machen. Autzer
den Lösungcn der drei gestellten Aufgaben können auch
anders Arbciten, softrn sie dem Stiftüngszweck entspre-
chen, zur Auszcichnung mit Geldpreisen eingereicht
werden. Auskünste über alle Cinzclheiten ertcilt das
Sckretariat der Auerforschungsstiftung, Berlin O. 17.
Rotherstratze 16/19.