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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9512#0364

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Ferniprecher.S.-A. 7351—53.

„Heidelberger Neueste Nachrichten" —- „Heidelberger Anzeiger

Dienstag, 4. Februar 1936

Zierpark als Mttel -er Fusenderrlehuns.

Wege zxr R«l»r.

Intereflante Anregungen Vengt Vergs.

Berlim 3. Februar. Der schwedische Forscher Dr.
VengtVerg, dcffcn Büchcr übcr Tiere in Deutsch-
land weire Verbreitung gesunden haben, wurde vom
Führer zu eincr Unterredung empfangen. In dieser
Unterredung gab Vengt Berg nsue Anregungen zu dem
Thema der heutigen Zugenderziehung, insbeson-
dere hmsichtlich der Frage, wie bei der Iugend unseres
Volksstammes die instinktive Naturverbunden-
heit nicht nur erhalten, sondern vor allem noch geftärkt
werden kann.

Hierüber sprach Vengt Verg am Montag abend
im Deutschlandsender zur deutschen Hörerschaft.
Bengt Berg sührte dabei u. a. aus:

Das warme Interefle des Führers und Reichskanz-
lers sür die deutschs Iugend ist mir aus der Anterhal-
tung mit ihm besonbers stark in Crinnerung geblieben,
vor allem das Interefle, mit dem er darüber sprach,

dah die deutsche Iugend soweit wie möglich in Ve-
rührung mit sreier Natur gebracht werden mutz.

Seine Worte trafen dabei einen Kernpunkt des deutschen
Iugendproblems: auf welchen Wegen es uns in der
Gegenwart möglich ist, ganz besonders bei der Iugend
der In d u st r i eg eb i e t e die noch vorhandene instink-
tive Naturverbundenheit zu erhalten und zu stärken. Die
Liehe zur Scholle und zur Natur wurde in den vergan-
gsnen Iahrzehnten bei der Iugend viclfach von allzu
theoretisierendem und oft fremdartigem Cinslutz beiseite
gedrängt. Meines Crachtens ist eine natürliche Cntfal-
tung dieser Veranlagung für dis seelische Gesundheit
unserer heranwachsenden Iugend von ausschlaggebender
Bedeutung. Das Crkennen des natürlichen Dränges zum
Tier verleitete nur leider vielfach zu einem Mitz-
brauch der Tiers Cin solcher Mitzbrauch war seit ;e-
her, datz man in Curopa und Amsrika auf Grund dieses
Interefles wilde Tiere zur Schau gesangsn und
eingesperrt hielt. Man tat dies msistens in soge-
nannten Zoologischen Gärten.

So wurden in Europa Tausende von freiheits-
liebenden Tieren gesangen gehalten, die, ihrer
tzeimat entriflen, sich hier in engen Käfigen, hinter
verrosteten Eisenstäben lebenslang herumquälen.

Mir schsint, es müfle jedem offenbar sein, daß hier
nicht nur eine bedauerliche Tierquälerei vorliegt,
sondern vielmehr eine Vehandlung der hochstehenden
Tiere, die unsersr aus Instinkt naturliebenden Iugend
unter keinen Umständen als erlaubt, geschweige denn lo-
benswert vor Augen geführt werden dürfte. Und es ist
meine feste lleberzeugung, daß ein staatliches Cingreifen,
umdiesen Uebelstand zu beseitigen, bald
als vorbildliches Veispiel von anderen Kul-

turvölkern befolgt und zugleich als eine segensreiche Tat
in der ganzen Wclt begrützt würde. Cinc Äenderung zum
Vefleren und eine geeignete Abhilfe könnte dadurch ge-
schasfen werden, datz man alle Schausammlungen
von eingesperrten wildcn Tieren auss äußerste be-
schränkt. wenn möglich zunächst auf zwei oder drei
Zoologische Gärten in dcn größten Städten des Landes,
wo gute Pflege den Ticren so weit wie möglich zuge-
sichert werden kann.

Weiter kann eine geeignete Abhilfe auch dadurch
geschaffen werden,

daß in der Nähe aller großen Städte — soweit
es die Mittel erlauben — sehr große Parks
angelegt werden. in denen die Volksgenos-
sen ähnlich wie in Großbritannien in sreien
Stunden genügend Raum finden, um nach ihrcr
Arbeit Erholung in der Natur zu findcn.

Jn diesen Parkanlagen, die zugleich als botanische
Volksgärten dienen können, mützten dann weite Ge-
hege angelegt werden, in denen nachdem Muster des
vorbildlichen Wisent- und Wildhegeherds
in der Schorfheide bei Berlin solche Tiere gehalten
werdon, die in unserem Klima in folcher Gefangenschast
gut gedeihen. Es unterlieat keinem Zweifel, daß eine
grotze Anzahl solcher Parkanlagen bcsonders für die
Fugend der Jndustriestädte segensreich wäre und zur
Schärfilng der intensiven Naturverbundenheit dieser
Jugend in gesundcr Weise beitragen würde.

Um dem lobenswerten Drang der Iugend nach
Wissen und Kenntnis von der Natur und
der Tierwelt weiter Rcchnung zu tragen, möchte
ich ferner

den Bau eines
Museums in
anregcn,

in dem in gewaltigen Panoramen lebenswahre
Abschnitte aus der Natur der verschiedenen
Erdteile den Volksgenossen vor Augen geführr
werden. Es gibt gegenwärtig kein solches Museum in
Europa. Es gibt dafür in Deutschland eine Reihe
von Fachmännern, deren Können am Aufbau eines sol-
chen Museums für die ganze Welt Vorbildliches ler-
sten würde. Es gibt ferner in den veralteten Museen
Schätze an zoologischerr Sammlungen, für eine größere
Allgemeinheit meistens unstchtbar und kaum erreich-
bar, die dabei geeignete Verwendung finden könnten.
Jch möchte anregen, datz ein solches Museum dann
dem Gedächtnis des grötzten erzieherischen Biologsn
aller Zeiten, dem Deutschen Alfred Brehm, ge-
widmet und „Brehm-Museum" genannt wird, denn
Brehm hat im schönsten Sinn die Naturverbundenheit
seines Volkes in feinen Werken zum Ausdruck gebracht.

großen Biologischen
der Reichshauptstadt Berlin

IeWes Rrich.

Cmpfang beim Führer. Der Führer empfing am
Montag den Präsidenten des Organisationskomitees der
4. Olympischen Winterspiele Dr. Karl Ritter v. Halt
zur Berichterstattung übcr dte Vorbereitungen zu dcn
Winterspielen. Dcx Führer sprach dem Präsidentcn Rit-
ter von Halt seinen Dank für die geleistets ArbLit
aus und bat ihn, diesen Dank auch dcn übrigen Mitglie-
dern des Organisationskomitees zu übermttteln.

Die erste deutsche Reichs-Segelslug-Führerschule
wurde am Montag mit einem schlichten Wciheakt in
Dorkenberqe (Weftsalen) ihrer Destimmung übergeben.
Reichsluftsportführer Oberst Mahnke erläüterte
Zwect und Ausgabe der Schule. Im Pordergrund aller
Arbeit stehe die Vovbereituna der flugbegeisterten deut-
schen Iugend für den Dienst im Flugwescn und in dcr
Lustwaffe. Cs handle sich nicht nur darum, das techni-
sche Können zu lehren, sondern auch die fliegerischeLeiden-
schaft zu wecken. Dcr Flisgergeist, der einst Richthofen,
Voelcke und andere deutsche Flieger beseelte, müfle auch
von der neuen deutschen Iugsnd verstanden werdsn, da-
mit sie im Gcist der Fliegerhslden dem Vaterland dienc.

*

Französische Gäste der Winterspiele in Berlin.

Verlin 3. Februar. In Crwiderung der Ende No-
vember 1935 erfolaten Reise der Deutsch-Französischen
Gesellschast nach Paris ist Sonntaq nacht um 23.30 Ahr
eine Abordnung des Comite France Allemagne in
Derlin eingetroffen. Zu ihrem Cmpfang hatten sich der
Vorsihende der Deutsch-Französischen Gesellschaft, SA.-
Oberführer Profeffor von Arnim, und der stellvertre-
tende Vorsitzende, Reiskriegsopferführer Oberlind-
ober, am Bahnhof Zoo eingesundcn.

Unter den Pariser Gästen bemerkte man Komman-
dant L'tzopital, den Präsidenten des Comite France
Allemagne, die Vizepräsidenten Gustave Vonvoison
und Fernand ds Brinon und die Frontkämvferführer
Lharrons (Anion Nationale), Pineau (union Fe-
derale) und de Hautesort (Combattants de L'Air).

Nach einem zweitägigen Autzrnthalt in der Reichs-
hauptstadt wird die französifche Abordnung am Mittwoch
Verlin wieder verlaflen, um auf Einladung des Reichs-
sportführers den Olympischen Winterspielen
in Garmisch-Partenkirchen beizuwohnen.

Mderrniii kmdmeicher Fsinilie«.

Staatssekretär Reinhardts neue Matznahmen.

Eisenach, 3. Februar. Staatssekretär Reinhardt
gab am Montag auf der fachwiffenschaftlicksn Reichs-
tagung der Zollbeamten einen Ausschnitt aus oen Matz -
nahmen, die von der Reichsfinanzverwaltung in den
ersten drei Iahren nationalsozialistischer Staatsführung
durchgeführt wurdcn, um entscheidend an der sozialen,
wirtschaftlichcn und finanzicllen Wiederaufrich-
tung des Volkes und am Aufbau der Wehr-
macht mitzuwirken. Dis Finanz- und Steuerpolitik im
neuen Reich sei in der Hauptsache abgestellt aus die M i n-
derung der Arbertslosigkeit, auf die Siche-
rung der matsriellen Voraussehungen zum Aufbau
der Wehrmacht und auf die Anpaflunq der Steuern
an dis bevölkerungspolitischen Grundsähe des National-
sozialismus. Im Verlauf seiner Ausführungen ging
Staatssekretär Reinhardt besonders auf die scgensreiche
Auswirkung der Chestandsdarlehen und die Ge-
sehgebung zur Vekämpfung der Arbeitslosigkeit ein.

Bcsondere Maßnahmen der Reichsftnanzverwaltung
gelten vor allem der kinderreichen Familie. In dieser
Richtung liege auch eine Maßnahms, die vom 1. Iuli
1 93 6 in Kraft treten wird. Von diescm Tag ab sollen,
wie der Staatssckretär ankündigte, neben den bisher an
Kinderreiche gewährten einmaligen Kinderbeihilfen l a u-
fend Anterstühungsbeiträge in Höhe von
10 Rm. imMonatfür dasfünfte und jedes
weitere Kind an Volksgenoflen gezahlt werden, de-
ren Iahreseinkommen die 1800-Mark-Grenzc nicht über-
steigt. In dieser Anordnung sieht Staatssekrctär Rein-
hardt die erste Maßnahms zur Cinleitung eines großen
Ausgleichs der Familienlasten in Deutsch-
land.

Acht Arbeiter verbrannt.

Los Angeles, 3. Februar. An der im Vau begriffe-
nen Parkerdamm-Talsperre am Colorado-Flutz ereignete
sich in der Nacht ein schweres Vrandunglück.
Cine Arbeiterichlafbaracke brannte in wenigen Minuten
vollkommen nieder. Acht Arbeiter fanden in den Flam-
msn den Tod, während über 30 zum Teil schwere Der-
brennungen davontrugen.

Dtilies Slädtisches öi«sM-Ko»zett.

Profeffor Walter Rehberg als Solist.

Heidelberg, 4. Februar 1936.

Im dritten Sinfonie-Konzert am gestrigen
Abend erklang Pfitzners cis-moll-Sinfonie zum er-
stenmal in Heidelberg. Cs ist ein interessantes Werk,
stark im Ausdruck und reich an Cinfällen. Das Streich-
quartett, nach dem die Sinsonie gcarbeitet ist, ist eines
jener gewichtigen Stücke der Spätromantik, das in seiner
starken Cigenart den Rahmen dcs kleinen Streicher-
ensembles zu sprengcn droht. Cs ist deshalb verständ-
lich, datz der Komponist zu einer Instrumcntierung und
klanglichen Crwsitcrung ichritt, um ihm eine größcre
Wirkungsbasis zu verschafsen. Das frühere Streichquar-
tett op. 13, das wir in dicsem Konzertwinter bereits
horten, rst in der formalen Anlage eingängiqer und leicht
dresem gegenüber. Das spätere, eben dieses, das gestern
^bend als Smsonie zu hörcn war, ist typischer Pfihner:
qrublerrich, weltsremd, asketisch. Diese Cigenschaften er-
Hörcr die Aufnahme. Lichte Momente,
irohliche Strmnmngen nimmt man gern einmal auf; fie
sind rn diesem Düerk zweisellos sprcckrend Aber dann
tritt sosort wiedcr -ine Abkehr,-tn, °wc V-rncinunq e"
was, das wre erne Kasteiung wrrkt. Das ist es was das
Werk Pfihners problematisch macht und schwer aufsatz-
bar. Aber es ist rcrch an Gestalten, die von starkem Aus-
druck beseelt sind, die »m Cntfaltung ringen. Und es ist

meistcrhaft gearbeitet; Pfrhner sprnnt ern Cantabile, wie
es bei Neueren selten mlt glerchem Flutz bahinströmt.
Seine kontrapunktische Arbert rst abgewogen, reich aus-
qestaltet. Manchmal erinnert zu Vegrnn der Srnfonie
der streicherbetonte Orchestersatz noch ^ Nlas-
siqe zsrdehnte Streichquartett, dann wreder weitst er sich
zü einem sarbiqen Orchcsterqemälde.
uber diese Aufführung, und auch darüber, datz man bei
uns in die Geqenwart vorzustotzen gewillt rst. Datz
unssr Orchesterapparat solchen Aufgaben qewachlen rit,
zeiqte der gestrige Abend. Generalmusikdirektor Kurt
Overhofs vcrstand es, die Farbigkeit dcr Partrrur
in Klang umzusetzcn und vermittelte einen starken Crn-
druck von diesem Werk.

Leicht und beschwingt war neben dieser Sinfonie das
Klavierkonzert Cs-Dur von Mozart, auch an
sich ein «tgenartiges Werk, das jn der fantasiehaften
Sahfolge mehr Divcrtimentocharakter in sich hat, als
konzertanten. And doch ist allcs in bester Abqewogen-
heit vorhanden, in Form und ^rhalt, im Ausgleich zwt-
schen Orchester und Solisten. Dabei hörten wrr gestern
das Werk in einer Interpretatwn, ihm nichts schul-
dig blieb. Profeffor Walter Rehberg ist in Heidel-
berg kein Anbekannter mehr. Gcsiern zeigte er sich von
einer bcsondsrs vorteilhaftcn Seri-- Scin Spiel des
Mozart-Konzertes zeigt feinste Kultur, höchste Drszjplin.

Eln braunes ZuK ln Seefelbs Ruülalk.

SllS sM1MNiS»M Aft. .

hatte. Im Laus einer Unterhaltung habe Secsil^
seine Sorgen geklagt und geäutzert, datz es dasjN^
aus dcm Leben zu scheiden. Am glücklichsten ^

Menschen varan, die während ihrer Kindhcit im
habe dann weiter gesagt:

„Was denken Sie wohl, was ich für eincn . ^
mer und sür ein Leid mit mir yerumschwpr i»
herrlich mützte es sein, im einsamen
Schwerin zu sterben."

Weiter habe ihm der Angeklaate erzählt, datz , Zs
Gift gäbe, mit dem man sichschmerzlos v °
ben nehmen könnte. Aus die Frag« des ZeE''

Schwerin, 3. Februar. Die Verhandlungen im
Mordprozetz Seefeld vor dem Schweriner
Schwurgericht beginnen nunmehr in der dritten Ver-
handlungswoche in ein entscheidendes Stadium zu treten.

Während am Montag 18 Zeugen über die Aeutze-
rungen Seefelds über seine angeblichen „übersinn-
lichen Kräfte" gehört werden sollen, werden am Dienstag
die Zeugenvernehmungen zu den schwcrsten Punkten der
Anklage, den zwöls Mordfällen, die Seefeld zur
Last gelegt werden, beainnen. Vishsr hat der AnHsklagte
diese Morde stets bestritten, während er d,e vier
Sittlichkeitsverbrechen, die ihm außerdem vorgeworsen
wurden, im wesentlichen zugegeben hat.

Zu Beginn der Montagsverhandlung kam es sofort
zu einem bezeichnenden Zwischenfall. Im Rucksack des
Angeklagten war nach seiner Verhaftung ein braunes
Tuch gefunden worden, das ewentümliche Flecken zeigte.

Damals erklärte Seefeld auf Vorhalten des Oberstaats-
anwalts in Gegenwart von mehreren Beamten, datz er
das Tuch zum Cinwickeln seiner Werkzeugs oder als
Anterlage bei Ahrenreparaturen benuht HLtte. Cs
fei möglich, so meinte er weiter, datz durch ähende Flüs-
stakeiten, die er bei diesen Reparaturen benutzt hätte,
diese Flecken entstanden sein könnten.

Anter grotzer Bewegung im Gerichtssaal teilte jetzt
dsr chemische Sachverständigs Prof. Vrüning das Cr-
gsbnis seiner inzwischen vorgenommenen llntersuchung! b r a u n e Tuch bei dem Angeklagten Seeseio
des Tuckes mit. hätte, dessen Vesch Seefeld zu.Beginn der Mont-ö^

denn das sür ein Gist sei, habe der Angeklagte F
wortet: „lleber solche Sachen schweiat man. In o»
theken bekommt man ein solches Gift nicht, um-

Aerzte kennen es überhaupt nicht."

Seefeld hat einer Reihe weiterer Zeugen ev
erzählt, datz er fich ein starkes Gift brauen w»r -->
sich das Leben zu nchmen, wenn er einmal sem
tzendasein nicht mehr führen könn«.

In allen Aussagen der Zeugen kehrt die

des Ängeklaqten von dem gehcimnisvollen Ggt w v"
Cin Zeüge, den Seessld voni Iahr 1931 an bis
seiner Verhaftung auf seinen Wanderunqen
wieder aufgesucht hat, macht eine äutzerst bemerkcv-
Aussage. Cr bekundet auf Defragen, datz er hauo^hck
braune Tuch bei dem Angeklagten Seefeld ^ zv^

des Tuches mit.

Danach ist das Tuch, das Seefeld in seinem Ruck-
sack hatte, durch und durch mit Menschenblut
getränkt.

Vors.: „Nun, Seefeld, was sagen Sie dazu?"

Angeklagter Seefeld (erregt): „Das gibt's ja gar-
nicht. Ich habe dieses Tuch nie gesehen, und ich habe auch
nie eine Llnterlage benuht, wenn ich Llhren
reparierte."

Dcr Staatsanwalt schilderte darauf eingehend den
Vorgang, als er Seefeld das Tuch aus seinem Ruch'ack
vorgshalten habe. Der Angeklagte habe sofort erklärt,
datz er das Tuch als llnterlage bzw. zum Cinwickeln von
Werkzeug benutzt hätte.

Seefeld (dazwischenrufend): „Das stimmt nicht,
kommt für meine Person nicht in Frage."

Auch als andere Zeugen des damaligen Vorfalls die
Crklärungen des Oberstaatsanwalts bestätigten, blieb
Seefeld dabei, das Tuch nicht zu kennen.

Vors.: „ileberlegen Sie sich ganz gcnau, Seefeld, ob
Sie bei Ihrer Behaüptung blcibcn wollsn. Genau so ent-
schieden wie jeht haben Sie auch in Abrcde gestellt, mit
dem Schüler K. zusammen gcwesen zu sein, der am lehten
Freitag hier vernommsn worden ist. Ihre Taktik ist jetzt
genau so töricht wie damals; denn am anderen Tage
haben Sie die Vekanntschaft mit K. zugegeben."

Angeklagter Seefeld: „Und wenn Sie kommen, mit
was Sis wollen, ichweitz vondemTuchnichts."

Sodann wurde der Zeuge K. aus Groß-Vreese ver-
nommen, bei dem Seefeld gelegentlich Llhren repariert

handlung so entschieden abqestritten hatte.
auch jetzt von dem Tuch nichts wiflsn. . „izS'

Der Zeuge, der mit dem Angeklagken häufig '
mengckommen ist, bleibt aber bei seiner Vckundr»'^ jhv>
Äls Seefeld eines Tages wieder einmal bei
war, habe man abends davön gesprochen, daß i» .
tung gestanden hätte, ein llhrmacher fei be>
ruppin festgenommen worden. Seefeld K
daraus ein sehr aufgeregtes Wesen gszeG'^tck'
habe sich besonders für die fraglichs Zeitungsnotiz "
effiert. i«

Die Mutter des Zeugen machte darauf
Seefeld die Vemerkung: „Sie sind ja ss '

Sie werden wohl auch gesucht."

Dieser Vorfall spielte fich zwei Tags nach der
dung eines Knaben ab. Am andsren Tag sei der Tpck
klagte weitergewandcrt. Zuvor habe er die Mun-i
Zeugen gefragt, ob st« nicht einen Mantel w'
habe.

Als der Vorsitzende Seefeld darauf hinwertz,
dieser llmstand doch verdächtig sei und der -q
klagte vielleicht bezwcckt haben könnte, fich durch eibAF
deren Mantel unkenntlich zu machen, komnst stji
wieder mit seiner ständigen Redsnsart: „Das komny
meine Person gar nicht in Frage." Cr versucht^vZ^
lastenden Äussagen dieses Zeugen als „Schikane >'^ck
stellen. Dsr Zeuge bleibt absr bei seinen Bekunv"
und wird schließlich vereidigt. Mshreren Zeugen g
über hat Seefeld auch geäützsrt, datz er bsson.v.
Griffe kcnne, mit denen man ernen Me«
schnell töten könne.


Das Kunstwerk steht Lsi dieser Interpretation obenan.
Rshbcrg spielt -.sachlich" und doch blutvoll. Cr wirkt
durch feine Abtonunq der Dynamik, ohne Ueberschwang;
durch Beherrschthert und Straffheit im Tsmpo und
Rhythmus. Sowohl in Solopart, wie in Vegleitung er-
stand das Werk schlackenlos. Reicher Veifall nötigte
denn auch den Solstten zu einer Zuqab».

Die zwerte Veethoven -Sinfonie, die am
Sonntag in der ^ovqenseier erläutert und gespielt
wurde, bildete dsn Abschlutz des (reichlich langen) Pro-
gramms. Man erlebte dieses Werk gestern mit starken
Äkzentcn und Kontraftcn und klanggesättigter als am
Sonntag. DiessSmfonre — ygz sst wichtig für die Be°
urteiluna ihrer Wrrkunq ist yje erste in der Literatur,
deren Linleitung mehr rst, als Sammlung; hier klingt
ein fast selbständrg onmutender Satz, ein Teil, der schon
an sich Cxposition des Wcrkcs bedeutet. llnd doch ist
dieses Werk in seiner übermozartisch weit gespannten
Formgebung noch typstcher Ausdruck des ' klaffischcn
Kunstwerkes. Die Straffycrt des ersten Satzes kam tref-
send zum Ausdruck. Der zwerte wirkt in der gelockerten
und fast tänzerischen.^'"?oßahme wohl recht reizvoll;
aus dem Lantabile wrrd ern Rergen. Cin Strrngendo im
Finale, wis man es gestern hörte, verschafft dem Sah
Schwun-r und Wirkunqskraft. Freilich mag ein gemäch-
licheres Anfaffen manche i^rnzeiheiten unvcrwischter brin-
gen. Als Gesamtbild war dis Aufführung eine schöne
musikalische Leistung, .von einer gguz bewützt deutschen
Seite her die Sinfonre anfaffend und damit ein schöncr
Abschlutz des reichsn uno gewrchtigen Konzertes.

Crfreulich guter Dcsuch. zetgte dis grotze Anteilnabme
an der Konzertreihe. Verdrenter Veisall wurde dem Lei-
ter und seiner Spielerschar zuterl. Or. IV. I..

kimN «Ä M!e«Ichasi.

sDer Cichendorff-Preis für Gustav Leutelt.s Die
Deutsche Aniversität Prag hat aus der Stistunq eines
unbckannten Amerikaners den iudetendsutschen Cichen-
dorff.Preis dem Dichter des Iser-Gebirges, Gu-
uav Leutelt, zugesprochen. Der Preis beträgt 5000
Mark. Cs handelt sich um die Iohann-Wolsgang.Gocthe-
^trstunq eines unbekanntcn Jimerrkaners, aüs der sedcs
Zühr vier Preise zu je 5000 Mark und ein Preis zu
10 000 Mark zur Verteilung kommen. Lleber die sünf
Preise verfügen stistungsgemätzdie ffniversitäten Vonn,
Frerbura z. ZZr., Könicisbera, Munchen unb Prag. Leu-
telt ist bekannt durch seine Romane „Die Königshäuser"
und »Das Glasmacherdorf".

sEine neue Musik zuni „Faust".j Hans Stieber,
der Dtthterkomponist der vor kurzem vom Leipziger
Neuen Theater uraufgefiihrten Eulenspiegel-Oper,
schreibt ZU den beiden Teilen vyn Goethes „Faust"
eine neue Bühnenmusik. Aufqeführt wird sie in Leip-
zig im Rahmen einer strichlosen „Faust".Äiifführung,
die nur Sonntags znr Vorstellung gelangen soll.

3n zrvei 3ahren 143 Ozeanslöge.

Sechs Millionen Vriefe befördert.

Das ersts planmätzige Postslugzeug der Lust-
hansa verlietz am 3. Februar 1934 Deutschland zum
Flug nach Südamerika. Seitdem sind zwei Iahre
vergangen, in denen die Deutsche Lufthansa zunächst
alle vierzehn Taae, seit Mitte 1934 in jeder Woche ein-
mal den Atlantrk zwischen Curopa und Südamerika
143mal übcrflogen hat. Betrug die Flugzeit von
Stuttaart bis Buenos Aires zunächst sünf Tage, so be-
trägt sis jeht seit Durchsührung des beschlcunigten Dirn-
stes nur dreieinhalb Tage oder 85 Stünden.

Dicss Veschleuntgung wurde möglich, nachdrm die
praktischen Erfahrungen mit allen tcchnischen Einrichtun-
gen so weit fortgeschritten waren, datz auf dieser schwie-
rigen Flugstreüe ununterbrochen Tag und
Nacht dürchgeflogen werden konnte. Än jedem
Donncrstag früh verlaflcn die Anschluhslugzeuge Stutt-
Mrt zum Flug nach Sevilla. Hier werden die schnellsten
Derkehrsflugzeuge, die Heinkel Hs 70, und seit kurzsr
Zeit auch dre zweimotorrge Heinkel He. 111 verwendet,
die Reisegeschwindigkeiten von etwa 300 Kilometerstun-
den erreichen. Mit der Iunkers Zu. 52 geht es weiter
über den Atlantik nach Las Palmas und von
dort nach Bathurst, nach Afrika 1454 Stunden bis
18 Stunden dauert der Flug quer über das grohe
Wasser.

Allein im regelmäßigen Lustpostdienst, das heitzt auf
den 143 Flüqenin zwei Iahren, wurden bishsr
von dsn deutschen Flugzeugen 130 000 Kilometer über
dem Atlantischen Ozean gcslogen. Verücksichtigt man,
datz noch vor vsrhältnismLtziq kurzer Zeit einzelne, ein-
malige Ozeanflüge als besondere fliegerische Leistung in
der Preffe hervoraehoben wurden, dann kann man erst er-
mcflen, wclche Bedeutung diesem Dienst zukommt, der un-
geachtet der Tages- und Iahreszeiten stets planmLtzig ab°
gewickelt werden mutzte und abgswickelt wurde.

Das Ueberfliegen des südamcrikanischen Konti-
nents, insbesondere der Änden, steht an Schwierig-
keiten dem Ozeanflug nicht nach. Mit diesem Dienst über
drei Crdteile, acht verschiedene Länder, den Atlantik und
dis Anden hinweg hat die Deutsche Lufthansa bisher in
den zwer Iahren des Vestehens der Südamerikalinie auf
143 Flügen etwa sechs MillionenLeicht-
brisfe von je 5 Gramm Gewicht befördert. Trotz der
Verdichtunq des Dienstes sticq die Menge der jeweils an
Vord der Flugzeuge genommenen Postmengen ftetig und
bewres damit am besten, datz hisr eine Arbeit von kultu-
reller und wirtschaftlichsr Vsdsutung gslcistst worden ist,
dre dem Allgemeinwohl und lsdiglich der qsqenseitigen
Annaherung der Völker dient. '

Helden des Alltags.

Crinnerungsscier des Reichsbundes der Inhaber
der Rettungsmedaille

Anläßlich der Wiederkehr des Stiftungstages der
Nettungsmedaille am Sonntag beging der
Nerchsbrind dcr Inhaber der Rettungs-
»"va^Ile, der unter der Schirmherrschaft'des
preutzrschen Ministerpräsidenten Göring steht, in Berlin
vrne.Crinnerungsseier. Nach gemeinsamem Got-
tesdrmrst im ^om marschierten die Kelden des Älltags
schlretzend begaben sich die Teilnehmer zur Kranznieder-
lcgung zum Chrenmal. Zu der Feier waren Vundesmit-
zum Dcnknml Fricdrich Wilhelms III-, des Stisters der
Medaille. Der Reichsführcr des Vundes, tzoppe, legte
erncn Kranz nieder und hielt eine kurze Ansprache. Än-
alrcder aus dem ganzen Reich, aus Heffen, Äürttemberg,
Drcsden und Thüringen in der Rerchshauptstadt einge-
trofsen. Von Ministerpräsident Hermann Göring ging
ein ^elegramm ein, in dem er dem Reichsbund kamerad-
schastlrche Grütze und beste Wünsche zum Ausdruck bringt.

7-D«r Mord an der Schülerin Crna Vogel geklärt.
Ern Kindermord fand jetzt serne endgültige Auf-
klärung. Am 29. Ianuar d. Is. wurde auf einsm Gar-
tcngrundstück in Mariendorf bei Verlm die Leiche der
scit Herbst igzz vermißten zwölfjährigen Schülerin
Erna Vogsl gesunden. Zwei Tage danach gelang es
der Krimmalpolizei, den Täter, den 25jährigen Atbert
Rüdrger aus Mariendorf. festzrinehmen. Der Mör-
der Ä" 6rn Geständnis abgelegt. Cr hat das Mädchen
am 25. August v. Is. in einer Gartenlaube ermordet.

77-, Tödlicher Schnß in der Wachtstube. Ir, der
Wachtstube der Wach- und Schließgesellschaft in Gie -
ßen kamam Montaq vormittag ein Angestcilter auf
tragische Weise ums Lebcn. Cin Angestellter war damit
beschüfiigt, sernen Revolver zu-ntladen, als
plötzlich ein Schutz krachte. Die Kugel drang seinem
Kameraden in den Leib, so baß er auf der Stclle tot
war. Die polizeilichen Crmittclunqen wurden sosort auf-
genommen.

— Der

Sonntag morgen

lahm. Am Nachmittag stießen bei den FeuerE^l
„Clbe 3" und „Clbe 4" ein holländischer und ein da»
Dampfer zusammen, wobei beide Schisfe autzcnborr'l
den über Waffer erlitten.

— Achtzig deutsch« Gefallene gefunden. Im
ment Pas de Calais sind im Lauf des Monats ^,,»>
acht^zig deutsche Gefallene freifl^Fesil

ber
worden.

In

che Gefallene freia-
Fällen konnten die sterblichen

nicht identifiziert werden. In sisben Fällen gabe» .-^l>
Crkennungsmarken Aufschluß über die Person dek 'q
lsnen. Die Gebeine diescr sieben Soldaten wurd-»
Einzelgräbcrn aus dem deutschen Kriegerfriedhm
Dourges und Billy Montigny beigefetzt, die unbckssi»p>
Gcfallencn in dcm Sammelgrab des grötzten d«m> ls
Krieaerfriedhofes in Frankreich, im Friedhof vo»
Maison Blanche.

— Vier Personen im Vett durch Vlitzschlaa g^s>"
Cin etgenartiger llnfall, der vter Menschen das Lebfi g i'
stete, ereignete sich in der Nacht zum Sonntag in D' p»
ritz. Während eines hcftiqen Gewitters ' schlu9
Blitz in eine Hochspannungsleitung ein. Von hi->.
sprang er auf die elektrische Leitüng eines Wohnbü^>>
über, in dem ein spanischer Arbeitsr mit seiner
und acht Kindern wohnte. Auf bisher ungcklärt« Ak
kam der Strom in Verbindung mit den Lisenbctiu ^
des Familienvaters und seiner drei Söhne, dte am
der Stelle getötet wurden. Die Chsfrau erli" j>>
bensgeführlrche Vrandwunden, als sis ihren Kindc»',j->
Hilfe eilen wollte und mit den Vettstellen in Dcrub^,,)!
kam. Die anderen fünf Kinder blieben unverletzt-
in anderen Häusern richtete der Vlihschlag crhrb'
Sachschaden an. ^jl

— Die Fleischbelieferung Londons lahmgelcqt.
Fleischbelieferung Grotz-Londons und der Lon- xck
Grafschasten war am Montag morgen infolqe ^
Streiks von 8000 Angestellten und Ärbeitern des
doner Fleischmarktes vollständig lahmgelegt. Kurz ^
Mrtternacht beschloffen 3000' Marktgehtlfen, ib
Streit zu treten; 1000 Fleischträqer und 4000 rvAF
Arberter wurden in den Streik hineingezoqen. b>^»
posten besehten die Cingänge zu oen Markthallcn
vcrhwdcrten jede weitere Fleischzufuhr. Tauscndc
Arvertern waren vsrsammelt; es kam zu mehreren
gebungen. Die Streikenden veröffentlichten ein ÄÄ
fest, in dem sis einen Mindestlohn von 4 Psund
lrch, ferner die 40-Stunden-Woche und eine bezahl'^
rrenwoche verlangen.

^ ,7^ D>« Warschmrer Straßenbahner strerken.. ^ >>'
Spihen der Verufsverbände der Warschauer S t r
b a y n e r haben noch am Sonntag vcrmcht, den für
lny fistgesehten Proteststreik zu verhindern. Zu . !>q
Veritandigungist es aber nicht gekommen, so dab ji>
^ k»e i k am Montag in vollem Umfanq ausgebroch^ V
Der Stratzenbahn- und Autobusverkehr dcr Ha»w>^
ist gänzlrch stillgelegt. Möglicherweise wekde" ^
auch die Arb-iter der anderen städtischen Betrieb«
Strerk anschlretzen. ^j!

in den Vereinigten Staaten-,,^>'
K a l l e w ell e, die seit dem 22. Ianuar den am-r^is
^".,/!ü.!^lwestcn heimsucht, scheint langsam ihrci».

Die Temperaturen stieqen aus 7,»"
lS Grad Celsius mrter Null. Die völlig vereisten
AÄ^^^cA^HEen über das Wochenend«

'c ^ denen nach den bisher »orli-w?:>>

^oi^250ü"->r!? lt Personen getötet w>^
Mit 2500 Psund Rahrungsmttteln an Vord

^von Voston vier Flugzeuge, um d-» tzj?

23cwohncrn der seit über einer Woche d'urch rieflq^-
fildcr vom Festland abgeschnittenen Nant»

Insel Hilfe zu bringen.

Krastfahrer fährt tn eine Marschkolomre.


^ebruar. Der hiefige Cinwohn-H,ü
K SonnLaq vorinittaq mit seinem - - ii

w^e» in unverantwortlichem Tempo in etne K 0 l ^«i>
§ °"' die vom Gottesdienst zurückkehrte-

wurdsn verleht, und zwar einer s-hr
y.sei schwer und dre übriqen leichter. Der Krast" ö
führer scheint nicht ganz nüchtern qewesen zu

festqenommen 'und in das-'v^
aericytsgefangnis in Detmold einaeliefert. Das
fahrcn gegen ihn wtrd beschleunigt durchgeführt.

Starke KSlte in Rutzland ^

Moskau, 4. Februar. (Cigene Funkmeldunwl. jt
Nutzland hat in den lehten Tagen dte K q^
autzerordentlich zuqenommen. In
wurden bis zu 3^ Srad Kälte gemeffen
hatte 30 Grad unter Null). Die Kältewelle bat a»
Ukraine. Nordkaukasus. das Gcbiet am Asowsch-^fts!'.
Schwarzen Meer und sogar die sonst warme Kriw ^ .
In vtelen Gegenden herrschen zurzeit starke S w

starke Nebel über der Elbmündnng legte am st u r >n >», die im Cisenbahnverkehr auherordentirw
orgen den gesamten Schifssverkehr Verspätungen zur Folge hatten.
 
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