Leite 2
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„Heidelberger Neueste NachnchtenE — „Heidelberger Anzeiger*
Mittwoch, 5. Februar 1936
2!r.
30
Gesunde BdrratswlrMaft tm Saas.
sieichsbauernsührrr SarrS an »lr denWrn SaMmurn.
Derlin, 4. Februar. In diesen Tagen findet im Der-
waltungsamt des Reichsnährstandes eine gemeinsame
SchulungstagungdesReichsnährstandsund
der NS. - F ra u e n s ch a ft statt. Am Dienstag sprach
der Reichsernährungsminister und , Reichsbauernführer
Darre zu den vollzählig anwesenden Abteilungsleite-
rinnen des Reichsnährstandes, den Gauamtsleiterinnen
der NS.-Frauenschaft und den Landesstellenleiterinnen
des Frauenarbeitsdienstes über dieAufgaben der
Frau im Rahmen der Crzeugungsschlacht.
Deutschland bestndet sich ernährungspolitisch in einer
Zwangslage. Wir haben eine größere Vevölkerungs-
zahl auf einer kleineren Fläche im Veraleich zum D'or-
kriegsdeutschland zu ernähren. Die sich daraus ergeben-
den besonderen Äufgaben müffen durch die Crzeugunqs-
schlacht gelöst werden. Das kann die Landwirtschaft nicht
allein erreichen.
Wenn dauernde Erfolge erzielt werden sollen, ist
die Ernährungswirtfchäst besonders aus die Mit-
arbeit der Hausfrauen angewiesen.
Cs geht alljährlich dem deutschen Volk rund eine
Milliarde Mark an Lebensmitteln nur da-
durch verloren, dast sie im Haushalt unsachge-
mätz behandelt werden. Während unsere Mütter
und vor allem unsere Grotzmütter ihren Stolz noch in
siner guten hauswirtschaftlichen Vorratswirtschaft erblick-
ten, war es jeht modern geworden, sich um eine ver-
nünftige Vorratswirtschaft im Haus-
halt überhaupt nicht mehr zu kümmern. Man bestellte
und kaufte einfach beim nächsten Händler. Die Nach-
teile dieses „von der Hand in den Mund lcben" hat man
schon vor dem Krieg hier und da deutlich erkannt. Trotz-
dem besiht auch heüte noch in vielen städtischen Haushal-
tungen — auch dort, wo das Land mit der Stadt in Be-
rührung kommt, — die Frau vielfach gar kein Gefllhl
mehr dafür^ datz sie an die Voraussehungen der natur-
bedingtsn Crzeugung gebunden ist, datz älso durch Iah-
reszert- und Witterunaseinslüffe Schwankungen in
der Versorgung auftreten.
Hier sehe die Aufgabe der Vorratswirtschast ein,
hier liegt auch die Mitarbeit der Hausfrau in der
Erzeugungsschlacht.
Nur durch ein wirkliches Verständnis der Hausfrau sür
diese Crscheinungen, nur durch ihre tatkräftige Mit-
arbeit ist die Crzeugungsschlacht vollständig zu
gewinnen. Daraus ergibt sich eine freiwillige
Verbrauchslenkung. Vorratswirtschaft bedeutet,
Crzeugniffs einer besttmmten Iahreszeit dann billig
zu kaufen und zu lagern oder haltbar zu machen,
um sie in den Monaten des natürlichen Mangels zur
Verfügung zu haben. Verbrauchslenkung und häusliche
Vorratswirtschaft sind die beiden wichtigen Pfeiler unse-
rer deutschen Crnährungswirtschaft.
Reichsernährungsminister DarrL schlotz mit dem tzin-
weitz, datz unsere Crnährungswirtfchast gesichert wird,
wenn gerade die Hausfrauen sich mit Verständnis aus die
Crzeugung einstellen, indem fie ihren Bedarf der
Iahreszeit anpassen und im Rahmen der Haus-
wirtschaft Vorratswirtschaft treiben und damit gleich-
zeitig die deutschs weiblichs Iugend wieder zu guten
Hausfrauen erziehen.
Vor Deglnn ber Slymplschen Wlnlerlvlele.
SmMijch lm Schnee. - Mr A NlÄoneii zur Ltelie.
Garmisch-Partenkirchen, 4. Februar. Der Optimis-
mus der Sportler und der vielen Schlachtenbummler, die
bereits in Garmisch-Partenkirchen eingetroffen stnd, hat
Lber den Peffimismus der anderen gesiegt: schon am
Montag sehten leichte Schneefälle ein, in der Nacht
zum Dienstag schneite es weiter und am Dienstag mor-
gen war das ganze Werdenselser Land in
ein weitzes Kleid gehüllt. Da das Schneetreiben bei
2 Grad Kälte anhält und der Wetterdienst weiteren
Reuschnee meldet, ist die wichtigste Voraussehung
für den programmäßigen Veginn der Olympischen Win-
terspiele am Donnerstag geschaffen worden.
Mit den Norwegern, die für sich den Ruhm in
Anspruch nehmen, den so heitz ersehnten Schnee gebracht
zu haben, ist nunmehr auch die lchte der teilnehmenden
28 Olympia-Mannschasten eingetroffen. In
der Olympiastadt und auf allen Wettbewerbsplätzcn
herrscht außergewöhnliches Treiben. Vor allem ist das
Kunsteisstadion ständig von Schaulustigen dicht beseht.
Auf dem Rieffer-See wo die 400-Meter-Bahn für die
Schnelläufer abgestcckt wurde, sind die Läufer, die Läufe-
rinnen und die Cishockey-Mannschaften beim eistigen
Training. Das Hauptgesprächsthema dreht sich natürlich
um die Aussichten der Olympiamannschasten, wobei es
sich zeigt, datz die Iugend von Garmifch-Partenkirchen,
die im übriqen eine erfolgreiche Iagd als Autogramm-
jäger betreibt, erstaunlich gut über die bisherigen Cr-
folge der namhasten Wettkämpfer unterrichtet ist.
Vei einem kameradschaftlichen Beisam-
msnsein, zu dem der Deutsche Olympische Ausschutz
die Sportsührer aller Nationen geladen hatte, sprach
Reich-sportfllhrer vonTschammer undOsten den
Wunsch auf gute Kameradschast aus, dem sich auch der
Vorsihende des Internationalen Olympischen Komrtees
Graf de Baillet-Latour anschlotz, der dabei er-
klärts, datz die Vierten Olympischen Winterspiele von
Deutschland in einzigartiger Weise vorbe-
reitet seien.
Der olympische Geist.
Olympia-Empfang der internationalen Preffe.
Garmisch-Partenkirchen, 4. Februar. Die offiziellen
Festlichkeiten wurden am Dienstag abend mit einem
Cmpfang der Vertreter der in- und aus-
ländischen Presse aller an den Winterspielen be-
teiligten Nationen eingeleitet, wozu das Organisations-
komitee und das Reichsministerium für Volksaufklärung
und Propaganda eingeladcn hatte. Der erst am Sonn-
tag eingeweihte, festlich geschmückte Raum des Festsaal-
baüs war dicht gefüllt, als nach einem musikalischen Vor-
fpiel der Präsident des Oraanisationskomitees Dr. Karl
Ritter von Halt das Wort ergriff. Cr sprach von
dem Kameradschaftsgeift, von dem unbeugsamen Sieges-
willen und der zähen Cinsahbereitschaft, von dem die
KLmpfe erfüllt sein werden und von den vielen Neu-
anlagen, die anlätzlich der Winterspiele entstanden sind.
Der olympische Geist,so schloß er, schwebt über
dem Werdenselser Land, deffen Vewohner beftrebt sern
Dw Weftmrdiillir MK.
Verteilung am 1. MLr».
Zum erstenmal wird der im letzten Iahr in drei
Ctappen zur Verteilung gelangte Westmarkpreis
sür hervorragende Leistungen aus dem Gebiet des
Schrifttums, der Müsik und der bildenden
Kunst in dissem Iahr am 1. MLrz 1936 in seiner Ge-
samthsit vergeben. Der Preis wurde bekanntlich ge-
schafsen zur Auszeichnung hervorragender, schöpferischer
Werks auf allen Gebieten der Kultur, die aus unserer
Landschaft herausgewachsen und würdig sind, auch im
Reich Vedeutung zu erlangen. Cr gliedert sich in den
Kurt-Faber-Preis für pfälzisch saarländisches Schrift-
tum, in den Iohann-Stamih-Preis für Musik und in den
Älbert-Weißgerber-Preis sür bildende Kunst.
Das Preiskuratorium, das sich aus Vertretem der
an dem Preis beteiligten Stifter und den Landesleitern
der Cinzelabteilungen der Reichskulturkammer zusammen-
feht, trat bereits dreser Tage in Neustadt a. d. H. zu etner
Sitzunq zusammen, um über die Verteilung des West-
markpreiscs sür 1936 zu beraten. Cs wurde dabei be-
fchloffen, datz der Preis von insgesamt 6000 Mark in drei
Teilen von je 2000 Mark sür die hervorragendsten Lei-
stungen des Schrifttums, der Musik und der bildenden
Kunft vergeben werden soll.
Vei der Preisverterlung wird möglichst das ge-
samte Schaffen eines Künstlers und seine Vedeutung für
die Vewußtmachung der Landschaft der Westmark ge-
würdtgt. , ,
Im letzten Iahr wurden folgende Künstler ausge-
zeichnet: Iohannes K i r s ch w e n g mit dem Schrrsttums-
preis, Albert Iung mit dem Musikpreis und Frih
Zollnhofer mit dem Preis für bildende Kunst. Me
drei Künstler sind qebürtige Saarländer. Cs steht zu er-
warten, daß in diefem Iahr die Cinheit des Gaues Saar-
pfalz rn der Preisverteilung zum Äusdruck kommt und
datz auch die kulturelle Verpflechtunq mit den Nachbar-
landschaften zum Äusdruck gebracht wirb.
Die Preisverteilung selbst ersolqt am 1. März in
Saarlrücken im Rahmen etner Kundgebung im Stadt-
theater, bei der alle Persönlichkeiten des kulturellen Le-
bens anwesend sind. Die Ausgestaltunq des Festrahmens
hat das Stadttheater Saarbrückcn übernommen unter
Mitwirkung der vorjährigen Preisträger.
sVom Nationaltheater Mannheim.f Die nächste
Neuheit der Oper wird Werner Cqk's erfolgreichss
Werk „Die Zaubergeige" sein, das mit der
Frankfurter Llraufführung seinen Sieqeszug über die
deutschen Bühncn begonnen hat. Dis Mannheimer Crst-
aufsührunq steht untcr der musikalischen Lcitung von Ge-
neralmufikdirektor Philipp Äüst. Die Infzenterung
besorgt Heinrich Köhler-Helsfrich.
werden, eine olympische Leistung der Gastfreundschaft zu
zeigen.
Nachdem Dr. Ritter von Halt seine Anfprache in
ftanzösischer Sprache wiederholt hatte, ergrifs der Preffe-
chef der Reichsregierung Staatsfekretär Walter Funk
das Wort. Der heutige Abend, so führte er u. a. aus,
gehöre den Propagandisten der Olympischen Spiele. Die
deutsche Reichsregrerung begrüße die Tatsache, daß die
Beteiligung der diesmaligen Olymprschen Winter-
spiele diejenigen früherer Veranstaltungen dieser Art
bei weitemübertreffe, nicht nur im Intereffe
des Sports, der im nationalsozialistischen Deutschland
nach jeder Richtung weitestgehende Förderung erfährt,
sondern auch, weil alle, die zu diesen Spielen nach
Deutschland gekommen stnd, nun das nationalsozialisttsche
Deutschland sehsn können, wie es wirklich ist. Dieser
neue Staat ist erfüllt von dem Geist der vollcn Hingabe
für ein grotzes Ziel, dem Geist der Manneszucht und
Kameradschaft. Das junge Deutschland von heute lebt
für dieIugend und kämpft für eineschönere
Zukunft. Darum wird auch die Sportjugend der
Welt kaum irgendwo so viel Vegeisterung und Gestn-
nungsgemeinschast findcn, wie im nationälsozialisttschen
Dsutschland.
Staat-sekretär Funk sprach dann unter stürmischem
Veifall seine Freude darüber aus, datz der Vegründer
der Olympischen Spiele der Neuzeit Pierre de
Loubertin für den Friedensnobelpreis 1936
vorgeschlagen werden soll, und knüpfte daran die Hoff-
nung, datz im Olympifchen Iahr auch die politische
Hehe und das Kriegsgeschrei verstumme.
Die Gäste würden erkennen, datz in Deutschland wieder
Grotzes und Schönes geschaffen werde, die Preffs aber
habe die Aufgabe, der Wahrheit zu dienen. Zum
Schluh seiner Ansprache sprach Staatssekretär Funk die
Hoss ning aus, datz die Preffearbeit durch die weitgehen-
den Äorbcreitungen erleichtert werde und datz stch vor
allem die Auslandspreffe in Deutschland wohl fühle. Den
Dank der Preffe für die Worte des Staatssekretärs
Funk entbot der Vizepräfident des Internationalen
Sportverbandes Drigny.
Förderer der Winterspiele werden geehrt.
Garmisch-Partenkirchen, 4. Februar. Anlätzlich dsr
Cröffnung des neuen Rathauses in Garmisch-Parten-
kirchen wurde dem Staatssekretär im Rcichsministerium
des Innern Pfundtner das Chrenbürgerrecht
der Gemeinde verliehen. Autzcrdcm hat die Gemeinde in
dankbarer Würdigung der von allen beteiligten Stellen
qeleistctcn Aufbauarbeit dcm Gauleitcr Staatsminister
Wagner, dem Staatssekretär Pfundtner, dem
Reichssportführer v. Tschammer undOsten, dem
Prästdentcn des Organisationskomitees Dr. Ritter von
Halt, und dem stellvertretenden Präsidenten und Schah-
meister des Organisationskomitees Generaldirektor
Doehlmann den Goldenen Ring der Gemeinde
Garmrsch-Partenkirchen verliehen.
IenMer Reich-
Der Führer und Reichskanzler hat dem früheren
Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Schnee, zu fei-
nem 65. Gsburtstag telegraphisch herzliche Glückwünsche
ausgesprochen.
Reichsminister Dr. Goebbels empsing den llnter-
staatsfekretär im königlich-italienischen Ministerium für
nationale Crziehung, Renato Ricci, der gegenwärttg
in Berlin weilt, zu einer ILngeren Anterredung.
„Valtischer Veobachter" verboten. Auf Grund der
Verordnung des Reichspräsidenten zum Schuh von
Volk und Staat vom 28. Februar 1933 wurde bis auf
weiteres im Inland dis Verbreitung der in Memel er-
scheinenden Zeitung „Baltischer Veobachter",
die in deutscher Sprache erscheint, aber von Litauern her-
ausgegeben wird, verboten.
Elde Anlmrt m iie LiiWdNsse.
Eine notwendige Richtigstellung des Reichs-
statthalters.
Karlsruhe, 4. Februar. Die „Neue Züricher Zei-
tung" und andere ausländische Zeitungen verbreiten
zur Zeit folgende gleichlautende Nachricht:
„Auf einem Schulungskurs in Südbaden ver-
kündete Reichsstatthalter Wagner:
Die katholischs Kirche braucht nicht zu glauben, datz
wir Märtyrer schaffen. Wir werden der Kirche diesen
Gefallen nicht tun. Wir werden nicht Märtyrer schaffen,
sondern Verbrecher. Ich kann Ihnen versichern, wenn
die Reihe der Devisenprozefle vorüber ist, werden wir
mit einer anderen Reihe beginnen."
Diese Nachricht entspricht in keiner Weise der Wahr-
heit. Sie ist auch schon deshalb unsinnig, weil ich
noch nie auf einem südbadischen Schulungskurs ge-
sprochen habe.
lgez.) Robert Wagner.
— Die sranzösische Kammer begann am Dienstaq
nachmittag die Aussprache über die Frage einer Wahl-
rcchtsresorm, in der nicht wemger als els Geseh-
entwürfe und fünf Cntschliehungsentwürfe vorliegen. Die
Kammer lehnte mit 347 gcgen 176 Stimmen den Stand-
punkt des Wahlrechtsausschuffes gegen die Cinführuna
des Derhältniswahlrechts ab. Das hätte zur Folge, datz
der Berichterstatter des Wahlrechtsausfchuffes zurücktrat.
Der Wahlrechtsausschutz mutz nun in einigen Tagen ein
neues Gutachten über die Wahlrechtsreform vorlegen.
— Die beiden Häuser des englischen Parlaments
treten am heutigen Dienstag wiedsr zusammen. Die Mi-
nister werden schon in den ersten Tagen nicht weniger als
70 Fragen zu beantworten haben, die sich auf alle mög-
lichen Gebiete der Innen- und Autzenpolitik beziehen.
Dte Wrtter Betvnitmiigkn.
Iiirft Starhemberg dei Flandiii.
Kommt auch Otto von Habsburg?
Paris, 5. Februar. Die diplomatischen Be-
sprechungen, die in den letzten Tagen in Patts mit
den Staatsoberhäuptcrn und Staatsmännern der ver-
schiedenen europäischen Mächte stattfanden, wurden am
Dienstag fortgesetzt. Die größte Veachtung fand in der
Oeffentlichkeit eine einstündige Anterredung, die
am Dienstag nachmittag zwischen Autzenminister Flan-
din und dem Fürsten Starhemberg stattfand.
Lleber diese Anterredung glaubt man in gewöhnlich
gut unterrichteten diplomatischen Kreisen zu wiffen, datz
die österreichische Regierung, ohne auf das monarchisttsche
Prinzip zu verzichten, gewillt zu sein scheine, in einem
mit den Staaten derKleinen Cntente vorgesehenen
Abkommen zuzugestehen, datz kein Regime in Oester-
reich eintrete, ohne vorherige Cinigung mit den
jeweiligen Teilnehmern an dem abzuschlietzenden Ab-
kommen.
In diesem Zusammenhang ist es intereflant, zu hö-
ren, datz, wie das „Iournal" meldet, der österreichische
Kronprätendent Otto von Habsburg am heuttgen
Mittwoch aus Delgien zu einem mehrtägigen Vesuch
nach Paris kommen werde. Fürst Starhemberg beab-
sichtige jedoch nicht, in amtlicher oder
halbamtli^
eM
Cigenschaft mit Otto von Habsburg in Verbindung
treten. Fürst Starhemberg habe zu verstehen geg
datz er ungeachtet seiner monarchistischen Einstelluns
für seine Pslicht halte, nicht an einer Handlung te
nehmen, die seinem Vaterland gefährlich werden kön»
Die Taffache, datz Autzenminister Flandin an> j. c
tag abend auch den italienischen BotschN'^r-
empfangen hat, und ihn über die mitteleuropäischen
handlungen unterrichtete, gibt einem Teil der Prttl?
anlaflun'g, mit eincm Anflug des Vedauerns aus >L^„,
hinzuweisen, das wegen der nordafrikanischen
spruchung in Mitteleüropa noch nicht die Rolle
nehmen könne, die ihm eigentlich zukomme. .
Der „Matin" erklärt, Curopa müffe grotze .
nattonale Verständigung anstreben, um die polittscye
sicherheit zu beseitigen. Wien halte die Veteil' S^c-
Italiens an einem Donauabkommen zut ,"
bürgung der österreichischen Anabhängigkeit für
diq. Zn der heutigen unficheren Zeit brauche das
reichische Kabinett äutzere Stühen. (!)
König Larol gibt ein Frühstück ,u Ehren Lebrun^
Paris, 4. Februar. König Larol von
mänien gab am Dienstag zu Chrsn des ftanzow
Präsidenten Lebrun ttn Frühstück, an dem auw
Dotschafter von Cngland und Polen, sowie die Gesan
der Kleinen Cntente und der Äalkanländer teilnahmlm
Ste zwdtf Mkdtaten Srrfetdß.
Ste Neriirhmimg der rrfteii Zeuarii.
Schwerin, 4. Februar. Im Mordprozetz See-
feld vor dem Schwurgericht in Schwerin wurden am
Dienstag die erstenZeugenzudenzwölfKna-
benmorden vernommen, die Seefeld zur Last gelegt
werden.
Während in der bisher durchgeführten 14tägigen
Verhandlung gegen Seefeld, die mit der Crörterung sei-
nes verbrecherischen Lebensganges aüsge-
füllt war und einen Cindruck von dsr triebyasten Per-
sönlichkeit des Angeklagten vsrmittelte, gswiffermatzen die
Grundlagen des gegen ihn geführten Indizienbeweises
geschaffen wurden, nähert man stch jeht der Cntschei -
dung. Das Gericht erörterte in der surchtbaren Serie
zuerst den lehten Sall des neunjährigcn Gustav Tho-
mas, Wittenberae. Dieser unglückliche Iunge verschwand
am 22. März 1935 und wurde einen Tag fpäter in einer
dichten Kiefernschonung in den städtischen Parkanlagen
bei Wittenberge in typischer Schlafstellung aufgefunden.
Da Spuren eines gewaltsamen Tobes nicht festgestellt
werden konnten, würde zunächst angenommen, datz das
Kind erfroren sei. Später konnte dann ermittelt
werden, datz an dem klttnen Thomas ein Sittlichkeits-
verbrechen begangen worden war.
Zu Veginn der Montagsverhandlung machts der
Vorsihende die Zeugen gerade auf die Vedeutung ihrer
Ausfagen aufmerffam und ermahnte sie zur besonderen
Aufmerffamkeit. Auch den Angeklagten ersuchte er, nicht
wie sonst Ausflllchte zu machen:
„Ich ermahne Sie, Seeseld," so erklärte der Dor-
sihende, „es ist heute einbesonders kriti-
scher Tag sür Sie."
Gustav Thomas, ein aufgeweckter und solgsamer
Junge, war am 22. März v. Is. mittags aus der Schule
gekommen. Cine Stunde später, gegen 13 Ahr, hatte er
das elterliche Haus wieder verlaffen, ohne seiner Mut-
ter, ganz gegen seine Gewohnheit, zu sagen, wohin er
ginge. Auch den Schäferhund des Vaters, der auf den
Mann dreffiert war, hatte er zurückgelaffen. Gegen 14 Uhr
hatte ein Spielkamerad des Thomas diesen zusammen
mit ttnem älteren Mann gesehen, der nach der Dar-
stellung in der Doruntersuchung, einen freundlichen Cin-
druck gemacht habs. Einige Zeit später hatte die Chefrau
Marta Iohn, die mit ihrem Fahrrad, von Wentdoff kom-
mend, nach Wittenberge fuhr, auf der Landstratze einen
älteren Mann mit einem Iungen zusammengehen sehen.
Sie hatte sich bttde genau angffehen, weil der Iunge
einen Anzug getragen hatte, den sie auch sür ihren Sohn
kaufen wollte. Als di« Zeugin gegen 16 llhr von Wit-
tenberge nach Wentdorf zurückgefahren war, hatte sie
wiederum den alten Mann getroffen. Ietzt war er jedoch
a l l e i n.
Die Zeugin war dicht an dem Mann vorübergefah-
ren, der einen erhihten Cindruck gcmacht habe und es sehr
eilig zu haben schien.
Cin anderer Zeuge hatte nnt seinem Fahrrad das
ungleiche Paar ebenfalls, und zwar kurz vor der Scho-
nung- in der die Leiche des kleinen Thomas am anderen
Tage gefunden worden war, überholt.
Nach Anficht dieses Zeuqen müffen bttd« bald nach
seinem Vorbttfahren ia dieser Schonung ver-
schwunden sein,
denn als der Zeugs stch nach den beiden umgesehen hatte,
waren sie plötzlich nicht mehr zu entdecken. Auch eine
Reihe weiterer Zeugen hatte den Alten und den Iungen
gssehen. Cinige von thnen habcn in der Voruntersuchung
ausgesagt, datz der Iunge etwa ein bis zwei Meter hmter
dem Mann hergegangen sei und einen müden und schlätz
rigen Cindruck geinacht habe. Cr habe weder rechts noch
links geblickt. Der Mann sei in gebückter Haltung vor-
übergegangen und habe die Zeugen dabei so zynffch an-
gegrinst, datz sein Gesicht einer Srahe geglichen habe.
Als der Tod des kleinen Thomas in Wittenberge
und llmgegend bekannt geworden war, hatten ffch alle
Aeugen bei der Polizei freiwillig gemeldet, um ihre De-
obachtungen mitzuteilen. Sie hatten entweder nach Dtt-
dern oder an der Leiche des Gustav Thomas diesen als
den Knaben wieder erkannt, der sich in Begleitung des
älteren Mannes befunden hatte. In dem Angeklagten er-
kannten alle Zeugen den Begleiter des unglücklichen
Kindes.
Seefeld hatte bisher immer bestritten, den Schü-
ler Thomas ermordet zu haben. Cr will auch zu der von
den Zeugen angegebenen Zeit gar nicht in Wittenberge
gewesen sein.
In seinem geheimnisvollen Notizblock ffnd neben
dem Datum des 22. März 1935 drei Fragezeichen
eingetragen.
Dei der Gegenüberstellung mit den Zeuqen vor Gericht
verwickelte fich der Angeklagte mehrfach in Widersprüche.
Cr wurde von dem Vörsitzenden darauf hingcwiesen, datz
seine jehigen Angaben nicht mit denjenigen über-
einstimmten, die er in der Voruntersuchung gemacht
habe.
Cs kommt zu einem besonders belastenden Zwi-
schenfall, als ein Veamter der Reichsbahn-
überwachungsstelle Altona vernommen wird.
Seefeld hatte bisher immer behauptet, dah er bereits
am 21. März in Wittenberge gewesen sei und dort im
Wartesaal 2. Klaffe geschlafen habe. Am 22. März früh
morgens will er dann von Wittenberge nach Vad Wils-
nack aefahren sein. Vei diesen Behaüptungsn berief sich
der Angeklagte ständig auf die Fahrkarte, die er
am Abend des 21. März gekaust und am 22. morgens be-
nuht haben wollte. Durch die Ffffftellungen der Reichs-
bahnüberwachungsstelle
ist nunmehr aber einwandfrei erwiffen, datz der
Angeklagte nicht vom 21. zum 22. März, sondern
vom 22. zum 23. MSrz aus dem Dahnhof Witten-
berge übernachtet hatt« und die Fahrt Seeselds
nach Wilsnack am srühen Morgen des 23. März
erfolgt war.
Der als Zeuge vernommene Veamte schilderte die
schwierige, aber erfolgreiche Arbeit, die bei der lleberprü-
fung der Fahrkarten geleistet worden ist. Diese Veweis-
führuna war geradezu niederschmetternd für den
Angeklagten Seefeld.
Der Vorsitzends hielt ihm die klareu Fesfftellungen
vor. Nach einigen Ausflüchten gab Seefeld, in die Eff.
gettieben, unter grotzer Vewegung im Gericht^t
schlietzlich zu, erst am 23. März morgens Wittenbff
verlaffen zu haben.
„Die Ermittelungen des Veamten sffmmen," fv ,
klärte er. „Ich habe am 22. MSrz die Fahrkarte
Wilsnack gelöst und bin am 23. März dahin gesahrev- .
Im Derlauf der Zeugenvernehmungen wurve ^
Dienstag auch der Dater des ermordeten Gui
Thomäs ausgerufen.
Cr saat aus, daß ihm an dem Tag, an dem '
Kmd verschwand, nichts besonderes an dem Iungen - g,
gefallen sei. Mittags sei der Iunge von der ^ai^.,
nach Hause gekommen und wollte schnell sein EffeN. sA
ben. Dann sei er wieder sortgelaufen, ohne allerv' ^
wre sonst der Mutter mitzuteilen, wohin er gehen >vv
„Von dem Augenblick an habe ich mein Kind af.
wieder gesehen," erklärte der Vater des ermorve»
Knaben.
Auf die Fragen des Vorsihenden erwidert Scrst.
m feiner üblichen Art mit den Worten: „Ich kann »
sagen, datz ich die gesuchte Person nicht bin." ,-j-
Der Kriminalbeamte, der die ersten Crmittelungen »
tete, bekundet als Zeuge, datz er fofort die S A. g" „
gerufen habe, um eine grotzzügige Suchakt' §
durchzuführen, als das Verschwinden des 3",'
von den Cltern gemeldet wurde. Drei Hitlerjungen ,
den dann das Kmd in einer dichten Kieferschonung ^
städtischen Parkanlagen tot auf. Sodann wurden
Angeklagtcn diejenigen Zeugen geqcnübergestellt, die
am 22. MLrz des vorigen Iahres zusammen mff -
klemen Thomas gesehen haben.
Vesonders belastend ist hier die Aussage der
Iohn, die dem Angeklagten und dem kleinen Thvvj,.
begegnete, als sie auf dem Rad von Wentdorf nach Äjt-
tenberge fuhr. Cinigs Stunden später fuhr sie von j7„ii
tenberge wteder nach Wentdors zurück und tras den Ma^
nunmshr allein auf der Stratze. Als dann arn and»
Tag in der Zeitunq stand, datz der kleine Thomas v
schwunden war, unv eine genaue Veschreibung des
des aegcben wurde, erinnerte sich die Zeugin sofott
dre Vegegnung, besonders, weil fie so genäu auf ven
zuq des ermordeten Kindes geachtet hätte. .,c
Vorfihender: „Ist der Angeklagte ^
Mann, mit dem Sie den kleinen Thomäs g-o
haben?" -,t
Zeugin: „Ia.dasist er. Wenn er es n ^
sem sollte, dann müßte er einen Doppelgänger habe», .
ihm autzergewöhnlich ähnlich sieht. Ich kann mich "
nicht irren, es ist unmöglich." ,
Der Zeugin, die einen sehr bestimmten EiE..
macht, wurde der Angeklagte bei der ersten Geaenu^
stellung mit sechs älteren MLnnern vorgeführt.
fand Seefeld sofort aus der Grupp« heraus.
Vorsihender: „Seefeld, was fagen Sie dazu?
Angeklagter: „Ich bin nicht die Person, M
mrch die Zeugin halt." ^
Vorsihsnder: „Die Zeuqin erkennt Sie aber
sttmmt wieder." „„
Angeklagter: „Das ist nicht an dem. Mttne
kommt nicht in Frage."
Mtt der gleichen Sicherheit erkennen weitere
gen den Angeklagten als dsn Begleiter des kleinen
mas auf deffen Todesgang wieder.
Voraussichtlich wird das Schwurgericht am - ag-
woch vormittagnach Lübeck fahren, um dort einen.^-
kaltermm rm Mordfall Korn-Lübeck abzuhalten. 2b
^miolldie frühere Frau des AnqeklagtRn
die seit über drettziq Iahren von ihm qsschieden iff,
z-ubeck vernommen werden, da sie nicht reisefähig
Das Pttteileiitorat.
Schuh des NS.-Scbriittums.
m.'ldst Iv.c Vi«,.-Korrffpv^gff
^ "nmer größeren llmsang angenommen- fA,-
mens ^ v-s -EffLeit vorwiegend eme Arbeit des
, des Srchtens und Vrdnens des vorhasffA-
w^r tu nnunmehr die Fraqe der
Nuhbarmachunq des g-^^c»
"^'^f °salistischen Schrifttums für die Glieveru"^
Vorderqrund. gu'
knmm-nk„/-^"""9 bedinqt eine straffer-
s""' ltung d es Parteilektorats
^ . / uffere Vetettigung einzelner Gltederungen
P^/" u" dss Arbeit der Parteiamtlichen Prüsung-,
ü!>? NS ,?'9ebniffe dteser Auswertuna werd'^i-
d-- ^k^kn? bkiographie, die in monatlicheN '
aen ^s^n'ff und emen lleberblick über das Mc-nat >.
Monat ersch<>,„,„d wichtigste Schrifttum zum Ra-u
sozraltsmus bietet, der Oeffcntlichkeit zugängltch
macht.
^ yttkÄ?""^^sen Durchführung der damit
d-n-n Arbttten'hat d«r SttlLÄrttA
nachfolgende Verfügung erlaffen
des
Führers
tlt'
. Äf.,s?ug des Ausbaues der Arbeit ber Pnrte'5wffa-
"«^^"uuutffion zum Schuh des national' jff
Ä^^c"^ffttums ordne ich an: Die Parteiarn' glk-
^kkmebiet^/ tommission kann innerhalb
b-bsgEes, das ist die Prüfung des nationalsE
die Herstellung der RS.-Dlbb „pi-
py'- uud die Aufstellung des sür ihre Arbeiten notw-^r
^"'M'ch-i, Lsktorats, Parteidienststell-n ^
«inzelne Parteigenoffen mit bestimmten A " >
b - " d - t rauen. Die Ausführung dieser Auftraa j^e'
als w i chtsger Parteidienst und ist d-ws^ige"-
chend in allen Fällen schnell und sorgfältig zu „„ö-
Dem Vorsihenden der Parteiamtlichen P"chrlch-!
komimfflon bleibt es im etnzelnen überlaffen, w z„r
Form er Parteidienststellsn oder Parteigenosi
Mrtarbeit heranzieht. (gez.) R- S -"
-- >
. Die verschiedenen rechtsstehenden Derbän - > .^sag
r-'chs planen für den 6. Februar, dem zwe-t.n 2 >
der blutigen Stratzenkämpfs in Paris, uu gunz
ErrnneruugskunLgebunge».
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Mittwoch, 5. Februar 1936
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Gesunde BdrratswlrMaft tm Saas.
sieichsbauernsührrr SarrS an »lr denWrn SaMmurn.
Derlin, 4. Februar. In diesen Tagen findet im Der-
waltungsamt des Reichsnährstandes eine gemeinsame
SchulungstagungdesReichsnährstandsund
der NS. - F ra u e n s ch a ft statt. Am Dienstag sprach
der Reichsernährungsminister und , Reichsbauernführer
Darre zu den vollzählig anwesenden Abteilungsleite-
rinnen des Reichsnährstandes, den Gauamtsleiterinnen
der NS.-Frauenschaft und den Landesstellenleiterinnen
des Frauenarbeitsdienstes über dieAufgaben der
Frau im Rahmen der Crzeugungsschlacht.
Deutschland bestndet sich ernährungspolitisch in einer
Zwangslage. Wir haben eine größere Vevölkerungs-
zahl auf einer kleineren Fläche im Veraleich zum D'or-
kriegsdeutschland zu ernähren. Die sich daraus ergeben-
den besonderen Äufgaben müffen durch die Crzeugunqs-
schlacht gelöst werden. Das kann die Landwirtschaft nicht
allein erreichen.
Wenn dauernde Erfolge erzielt werden sollen, ist
die Ernährungswirtfchäst besonders aus die Mit-
arbeit der Hausfrauen angewiesen.
Cs geht alljährlich dem deutschen Volk rund eine
Milliarde Mark an Lebensmitteln nur da-
durch verloren, dast sie im Haushalt unsachge-
mätz behandelt werden. Während unsere Mütter
und vor allem unsere Grotzmütter ihren Stolz noch in
siner guten hauswirtschaftlichen Vorratswirtschaft erblick-
ten, war es jeht modern geworden, sich um eine ver-
nünftige Vorratswirtschaft im Haus-
halt überhaupt nicht mehr zu kümmern. Man bestellte
und kaufte einfach beim nächsten Händler. Die Nach-
teile dieses „von der Hand in den Mund lcben" hat man
schon vor dem Krieg hier und da deutlich erkannt. Trotz-
dem besiht auch heüte noch in vielen städtischen Haushal-
tungen — auch dort, wo das Land mit der Stadt in Be-
rührung kommt, — die Frau vielfach gar kein Gefllhl
mehr dafür^ datz sie an die Voraussehungen der natur-
bedingtsn Crzeugung gebunden ist, datz älso durch Iah-
reszert- und Witterunaseinslüffe Schwankungen in
der Versorgung auftreten.
Hier sehe die Aufgabe der Vorratswirtschast ein,
hier liegt auch die Mitarbeit der Hausfrau in der
Erzeugungsschlacht.
Nur durch ein wirkliches Verständnis der Hausfrau sür
diese Crscheinungen, nur durch ihre tatkräftige Mit-
arbeit ist die Crzeugungsschlacht vollständig zu
gewinnen. Daraus ergibt sich eine freiwillige
Verbrauchslenkung. Vorratswirtschaft bedeutet,
Crzeugniffs einer besttmmten Iahreszeit dann billig
zu kaufen und zu lagern oder haltbar zu machen,
um sie in den Monaten des natürlichen Mangels zur
Verfügung zu haben. Verbrauchslenkung und häusliche
Vorratswirtschaft sind die beiden wichtigen Pfeiler unse-
rer deutschen Crnährungswirtschaft.
Reichsernährungsminister DarrL schlotz mit dem tzin-
weitz, datz unsere Crnährungswirtfchast gesichert wird,
wenn gerade die Hausfrauen sich mit Verständnis aus die
Crzeugung einstellen, indem fie ihren Bedarf der
Iahreszeit anpassen und im Rahmen der Haus-
wirtschaft Vorratswirtschaft treiben und damit gleich-
zeitig die deutschs weiblichs Iugend wieder zu guten
Hausfrauen erziehen.
Vor Deglnn ber Slymplschen Wlnlerlvlele.
SmMijch lm Schnee. - Mr A NlÄoneii zur Ltelie.
Garmisch-Partenkirchen, 4. Februar. Der Optimis-
mus der Sportler und der vielen Schlachtenbummler, die
bereits in Garmisch-Partenkirchen eingetroffen stnd, hat
Lber den Peffimismus der anderen gesiegt: schon am
Montag sehten leichte Schneefälle ein, in der Nacht
zum Dienstag schneite es weiter und am Dienstag mor-
gen war das ganze Werdenselser Land in
ein weitzes Kleid gehüllt. Da das Schneetreiben bei
2 Grad Kälte anhält und der Wetterdienst weiteren
Reuschnee meldet, ist die wichtigste Voraussehung
für den programmäßigen Veginn der Olympischen Win-
terspiele am Donnerstag geschaffen worden.
Mit den Norwegern, die für sich den Ruhm in
Anspruch nehmen, den so heitz ersehnten Schnee gebracht
zu haben, ist nunmehr auch die lchte der teilnehmenden
28 Olympia-Mannschasten eingetroffen. In
der Olympiastadt und auf allen Wettbewerbsplätzcn
herrscht außergewöhnliches Treiben. Vor allem ist das
Kunsteisstadion ständig von Schaulustigen dicht beseht.
Auf dem Rieffer-See wo die 400-Meter-Bahn für die
Schnelläufer abgestcckt wurde, sind die Läufer, die Läufe-
rinnen und die Cishockey-Mannschaften beim eistigen
Training. Das Hauptgesprächsthema dreht sich natürlich
um die Aussichten der Olympiamannschasten, wobei es
sich zeigt, datz die Iugend von Garmifch-Partenkirchen,
die im übriqen eine erfolgreiche Iagd als Autogramm-
jäger betreibt, erstaunlich gut über die bisherigen Cr-
folge der namhasten Wettkämpfer unterrichtet ist.
Vei einem kameradschaftlichen Beisam-
msnsein, zu dem der Deutsche Olympische Ausschutz
die Sportsührer aller Nationen geladen hatte, sprach
Reich-sportfllhrer vonTschammer undOsten den
Wunsch auf gute Kameradschast aus, dem sich auch der
Vorsihende des Internationalen Olympischen Komrtees
Graf de Baillet-Latour anschlotz, der dabei er-
klärts, datz die Vierten Olympischen Winterspiele von
Deutschland in einzigartiger Weise vorbe-
reitet seien.
Der olympische Geist.
Olympia-Empfang der internationalen Preffe.
Garmisch-Partenkirchen, 4. Februar. Die offiziellen
Festlichkeiten wurden am Dienstag abend mit einem
Cmpfang der Vertreter der in- und aus-
ländischen Presse aller an den Winterspielen be-
teiligten Nationen eingeleitet, wozu das Organisations-
komitee und das Reichsministerium für Volksaufklärung
und Propaganda eingeladcn hatte. Der erst am Sonn-
tag eingeweihte, festlich geschmückte Raum des Festsaal-
baüs war dicht gefüllt, als nach einem musikalischen Vor-
fpiel der Präsident des Oraanisationskomitees Dr. Karl
Ritter von Halt das Wort ergriff. Cr sprach von
dem Kameradschaftsgeift, von dem unbeugsamen Sieges-
willen und der zähen Cinsahbereitschaft, von dem die
KLmpfe erfüllt sein werden und von den vielen Neu-
anlagen, die anlätzlich der Winterspiele entstanden sind.
Der olympische Geist,so schloß er, schwebt über
dem Werdenselser Land, deffen Vewohner beftrebt sern
Dw Weftmrdiillir MK.
Verteilung am 1. MLr».
Zum erstenmal wird der im letzten Iahr in drei
Ctappen zur Verteilung gelangte Westmarkpreis
sür hervorragende Leistungen aus dem Gebiet des
Schrifttums, der Müsik und der bildenden
Kunst in dissem Iahr am 1. MLrz 1936 in seiner Ge-
samthsit vergeben. Der Preis wurde bekanntlich ge-
schafsen zur Auszeichnung hervorragender, schöpferischer
Werks auf allen Gebieten der Kultur, die aus unserer
Landschaft herausgewachsen und würdig sind, auch im
Reich Vedeutung zu erlangen. Cr gliedert sich in den
Kurt-Faber-Preis für pfälzisch saarländisches Schrift-
tum, in den Iohann-Stamih-Preis für Musik und in den
Älbert-Weißgerber-Preis sür bildende Kunst.
Das Preiskuratorium, das sich aus Vertretem der
an dem Preis beteiligten Stifter und den Landesleitern
der Cinzelabteilungen der Reichskulturkammer zusammen-
feht, trat bereits dreser Tage in Neustadt a. d. H. zu etner
Sitzunq zusammen, um über die Verteilung des West-
markpreiscs sür 1936 zu beraten. Cs wurde dabei be-
fchloffen, datz der Preis von insgesamt 6000 Mark in drei
Teilen von je 2000 Mark sür die hervorragendsten Lei-
stungen des Schrifttums, der Musik und der bildenden
Kunft vergeben werden soll.
Vei der Preisverterlung wird möglichst das ge-
samte Schaffen eines Künstlers und seine Vedeutung für
die Vewußtmachung der Landschaft der Westmark ge-
würdtgt. , ,
Im letzten Iahr wurden folgende Künstler ausge-
zeichnet: Iohannes K i r s ch w e n g mit dem Schrrsttums-
preis, Albert Iung mit dem Musikpreis und Frih
Zollnhofer mit dem Preis für bildende Kunst. Me
drei Künstler sind qebürtige Saarländer. Cs steht zu er-
warten, daß in diefem Iahr die Cinheit des Gaues Saar-
pfalz rn der Preisverteilung zum Äusdruck kommt und
datz auch die kulturelle Verpflechtunq mit den Nachbar-
landschaften zum Äusdruck gebracht wirb.
Die Preisverteilung selbst ersolqt am 1. März in
Saarlrücken im Rahmen etner Kundgebung im Stadt-
theater, bei der alle Persönlichkeiten des kulturellen Le-
bens anwesend sind. Die Ausgestaltunq des Festrahmens
hat das Stadttheater Saarbrückcn übernommen unter
Mitwirkung der vorjährigen Preisträger.
sVom Nationaltheater Mannheim.f Die nächste
Neuheit der Oper wird Werner Cqk's erfolgreichss
Werk „Die Zaubergeige" sein, das mit der
Frankfurter Llraufführung seinen Sieqeszug über die
deutschen Bühncn begonnen hat. Dis Mannheimer Crst-
aufsührunq steht untcr der musikalischen Lcitung von Ge-
neralmufikdirektor Philipp Äüst. Die Infzenterung
besorgt Heinrich Köhler-Helsfrich.
werden, eine olympische Leistung der Gastfreundschaft zu
zeigen.
Nachdem Dr. Ritter von Halt seine Anfprache in
ftanzösischer Sprache wiederholt hatte, ergrifs der Preffe-
chef der Reichsregierung Staatsfekretär Walter Funk
das Wort. Der heutige Abend, so führte er u. a. aus,
gehöre den Propagandisten der Olympischen Spiele. Die
deutsche Reichsregrerung begrüße die Tatsache, daß die
Beteiligung der diesmaligen Olymprschen Winter-
spiele diejenigen früherer Veranstaltungen dieser Art
bei weitemübertreffe, nicht nur im Intereffe
des Sports, der im nationalsozialistischen Deutschland
nach jeder Richtung weitestgehende Förderung erfährt,
sondern auch, weil alle, die zu diesen Spielen nach
Deutschland gekommen stnd, nun das nationalsozialisttsche
Deutschland sehsn können, wie es wirklich ist. Dieser
neue Staat ist erfüllt von dem Geist der vollcn Hingabe
für ein grotzes Ziel, dem Geist der Manneszucht und
Kameradschaft. Das junge Deutschland von heute lebt
für dieIugend und kämpft für eineschönere
Zukunft. Darum wird auch die Sportjugend der
Welt kaum irgendwo so viel Vegeisterung und Gestn-
nungsgemeinschast findcn, wie im nationälsozialisttschen
Dsutschland.
Staat-sekretär Funk sprach dann unter stürmischem
Veifall seine Freude darüber aus, datz der Vegründer
der Olympischen Spiele der Neuzeit Pierre de
Loubertin für den Friedensnobelpreis 1936
vorgeschlagen werden soll, und knüpfte daran die Hoff-
nung, datz im Olympifchen Iahr auch die politische
Hehe und das Kriegsgeschrei verstumme.
Die Gäste würden erkennen, datz in Deutschland wieder
Grotzes und Schönes geschaffen werde, die Preffs aber
habe die Aufgabe, der Wahrheit zu dienen. Zum
Schluh seiner Ansprache sprach Staatssekretär Funk die
Hoss ning aus, datz die Preffearbeit durch die weitgehen-
den Äorbcreitungen erleichtert werde und datz stch vor
allem die Auslandspreffe in Deutschland wohl fühle. Den
Dank der Preffe für die Worte des Staatssekretärs
Funk entbot der Vizepräfident des Internationalen
Sportverbandes Drigny.
Förderer der Winterspiele werden geehrt.
Garmisch-Partenkirchen, 4. Februar. Anlätzlich dsr
Cröffnung des neuen Rathauses in Garmisch-Parten-
kirchen wurde dem Staatssekretär im Rcichsministerium
des Innern Pfundtner das Chrenbürgerrecht
der Gemeinde verliehen. Autzcrdcm hat die Gemeinde in
dankbarer Würdigung der von allen beteiligten Stellen
qeleistctcn Aufbauarbeit dcm Gauleitcr Staatsminister
Wagner, dem Staatssekretär Pfundtner, dem
Reichssportführer v. Tschammer undOsten, dem
Prästdentcn des Organisationskomitees Dr. Ritter von
Halt, und dem stellvertretenden Präsidenten und Schah-
meister des Organisationskomitees Generaldirektor
Doehlmann den Goldenen Ring der Gemeinde
Garmrsch-Partenkirchen verliehen.
IenMer Reich-
Der Führer und Reichskanzler hat dem früheren
Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Schnee, zu fei-
nem 65. Gsburtstag telegraphisch herzliche Glückwünsche
ausgesprochen.
Reichsminister Dr. Goebbels empsing den llnter-
staatsfekretär im königlich-italienischen Ministerium für
nationale Crziehung, Renato Ricci, der gegenwärttg
in Berlin weilt, zu einer ILngeren Anterredung.
„Valtischer Veobachter" verboten. Auf Grund der
Verordnung des Reichspräsidenten zum Schuh von
Volk und Staat vom 28. Februar 1933 wurde bis auf
weiteres im Inland dis Verbreitung der in Memel er-
scheinenden Zeitung „Baltischer Veobachter",
die in deutscher Sprache erscheint, aber von Litauern her-
ausgegeben wird, verboten.
Elde Anlmrt m iie LiiWdNsse.
Eine notwendige Richtigstellung des Reichs-
statthalters.
Karlsruhe, 4. Februar. Die „Neue Züricher Zei-
tung" und andere ausländische Zeitungen verbreiten
zur Zeit folgende gleichlautende Nachricht:
„Auf einem Schulungskurs in Südbaden ver-
kündete Reichsstatthalter Wagner:
Die katholischs Kirche braucht nicht zu glauben, datz
wir Märtyrer schaffen. Wir werden der Kirche diesen
Gefallen nicht tun. Wir werden nicht Märtyrer schaffen,
sondern Verbrecher. Ich kann Ihnen versichern, wenn
die Reihe der Devisenprozefle vorüber ist, werden wir
mit einer anderen Reihe beginnen."
Diese Nachricht entspricht in keiner Weise der Wahr-
heit. Sie ist auch schon deshalb unsinnig, weil ich
noch nie auf einem südbadischen Schulungskurs ge-
sprochen habe.
lgez.) Robert Wagner.
— Die sranzösische Kammer begann am Dienstaq
nachmittag die Aussprache über die Frage einer Wahl-
rcchtsresorm, in der nicht wemger als els Geseh-
entwürfe und fünf Cntschliehungsentwürfe vorliegen. Die
Kammer lehnte mit 347 gcgen 176 Stimmen den Stand-
punkt des Wahlrechtsausschuffes gegen die Cinführuna
des Derhältniswahlrechts ab. Das hätte zur Folge, datz
der Berichterstatter des Wahlrechtsausfchuffes zurücktrat.
Der Wahlrechtsausschutz mutz nun in einigen Tagen ein
neues Gutachten über die Wahlrechtsreform vorlegen.
— Die beiden Häuser des englischen Parlaments
treten am heutigen Dienstag wiedsr zusammen. Die Mi-
nister werden schon in den ersten Tagen nicht weniger als
70 Fragen zu beantworten haben, die sich auf alle mög-
lichen Gebiete der Innen- und Autzenpolitik beziehen.
Dte Wrtter Betvnitmiigkn.
Iiirft Starhemberg dei Flandiii.
Kommt auch Otto von Habsburg?
Paris, 5. Februar. Die diplomatischen Be-
sprechungen, die in den letzten Tagen in Patts mit
den Staatsoberhäuptcrn und Staatsmännern der ver-
schiedenen europäischen Mächte stattfanden, wurden am
Dienstag fortgesetzt. Die größte Veachtung fand in der
Oeffentlichkeit eine einstündige Anterredung, die
am Dienstag nachmittag zwischen Autzenminister Flan-
din und dem Fürsten Starhemberg stattfand.
Lleber diese Anterredung glaubt man in gewöhnlich
gut unterrichteten diplomatischen Kreisen zu wiffen, datz
die österreichische Regierung, ohne auf das monarchisttsche
Prinzip zu verzichten, gewillt zu sein scheine, in einem
mit den Staaten derKleinen Cntente vorgesehenen
Abkommen zuzugestehen, datz kein Regime in Oester-
reich eintrete, ohne vorherige Cinigung mit den
jeweiligen Teilnehmern an dem abzuschlietzenden Ab-
kommen.
In diesem Zusammenhang ist es intereflant, zu hö-
ren, datz, wie das „Iournal" meldet, der österreichische
Kronprätendent Otto von Habsburg am heuttgen
Mittwoch aus Delgien zu einem mehrtägigen Vesuch
nach Paris kommen werde. Fürst Starhemberg beab-
sichtige jedoch nicht, in amtlicher oder
halbamtli^
eM
Cigenschaft mit Otto von Habsburg in Verbindung
treten. Fürst Starhemberg habe zu verstehen geg
datz er ungeachtet seiner monarchistischen Einstelluns
für seine Pslicht halte, nicht an einer Handlung te
nehmen, die seinem Vaterland gefährlich werden kön»
Die Taffache, datz Autzenminister Flandin an> j. c
tag abend auch den italienischen BotschN'^r-
empfangen hat, und ihn über die mitteleuropäischen
handlungen unterrichtete, gibt einem Teil der Prttl?
anlaflun'g, mit eincm Anflug des Vedauerns aus >L^„,
hinzuweisen, das wegen der nordafrikanischen
spruchung in Mitteleüropa noch nicht die Rolle
nehmen könne, die ihm eigentlich zukomme. .
Der „Matin" erklärt, Curopa müffe grotze .
nattonale Verständigung anstreben, um die polittscye
sicherheit zu beseitigen. Wien halte die Veteil' S^c-
Italiens an einem Donauabkommen zut ,"
bürgung der österreichischen Anabhängigkeit für
diq. Zn der heutigen unficheren Zeit brauche das
reichische Kabinett äutzere Stühen. (!)
König Larol gibt ein Frühstück ,u Ehren Lebrun^
Paris, 4. Februar. König Larol von
mänien gab am Dienstag zu Chrsn des ftanzow
Präsidenten Lebrun ttn Frühstück, an dem auw
Dotschafter von Cngland und Polen, sowie die Gesan
der Kleinen Cntente und der Äalkanländer teilnahmlm
Ste zwdtf Mkdtaten Srrfetdß.
Ste Neriirhmimg der rrfteii Zeuarii.
Schwerin, 4. Februar. Im Mordprozetz See-
feld vor dem Schwurgericht in Schwerin wurden am
Dienstag die erstenZeugenzudenzwölfKna-
benmorden vernommen, die Seefeld zur Last gelegt
werden.
Während in der bisher durchgeführten 14tägigen
Verhandlung gegen Seefeld, die mit der Crörterung sei-
nes verbrecherischen Lebensganges aüsge-
füllt war und einen Cindruck von dsr triebyasten Per-
sönlichkeit des Angeklagten vsrmittelte, gswiffermatzen die
Grundlagen des gegen ihn geführten Indizienbeweises
geschaffen wurden, nähert man stch jeht der Cntschei -
dung. Das Gericht erörterte in der surchtbaren Serie
zuerst den lehten Sall des neunjährigcn Gustav Tho-
mas, Wittenberae. Dieser unglückliche Iunge verschwand
am 22. März 1935 und wurde einen Tag fpäter in einer
dichten Kiefernschonung in den städtischen Parkanlagen
bei Wittenberge in typischer Schlafstellung aufgefunden.
Da Spuren eines gewaltsamen Tobes nicht festgestellt
werden konnten, würde zunächst angenommen, datz das
Kind erfroren sei. Später konnte dann ermittelt
werden, datz an dem klttnen Thomas ein Sittlichkeits-
verbrechen begangen worden war.
Zu Veginn der Montagsverhandlung machts der
Vorsihende die Zeugen gerade auf die Vedeutung ihrer
Ausfagen aufmerffam und ermahnte sie zur besonderen
Aufmerffamkeit. Auch den Angeklagten ersuchte er, nicht
wie sonst Ausflllchte zu machen:
„Ich ermahne Sie, Seeseld," so erklärte der Dor-
sihende, „es ist heute einbesonders kriti-
scher Tag sür Sie."
Gustav Thomas, ein aufgeweckter und solgsamer
Junge, war am 22. März v. Is. mittags aus der Schule
gekommen. Cine Stunde später, gegen 13 Ahr, hatte er
das elterliche Haus wieder verlaffen, ohne seiner Mut-
ter, ganz gegen seine Gewohnheit, zu sagen, wohin er
ginge. Auch den Schäferhund des Vaters, der auf den
Mann dreffiert war, hatte er zurückgelaffen. Gegen 14 Uhr
hatte ein Spielkamerad des Thomas diesen zusammen
mit ttnem älteren Mann gesehen, der nach der Dar-
stellung in der Doruntersuchung, einen freundlichen Cin-
druck gemacht habs. Einige Zeit später hatte die Chefrau
Marta Iohn, die mit ihrem Fahrrad, von Wentdoff kom-
mend, nach Wittenberge fuhr, auf der Landstratze einen
älteren Mann mit einem Iungen zusammengehen sehen.
Sie hatte sich bttde genau angffehen, weil der Iunge
einen Anzug getragen hatte, den sie auch sür ihren Sohn
kaufen wollte. Als di« Zeugin gegen 16 llhr von Wit-
tenberge nach Wentdorf zurückgefahren war, hatte sie
wiederum den alten Mann getroffen. Ietzt war er jedoch
a l l e i n.
Die Zeugin war dicht an dem Mann vorübergefah-
ren, der einen erhihten Cindruck gcmacht habe und es sehr
eilig zu haben schien.
Cin anderer Zeuge hatte nnt seinem Fahrrad das
ungleiche Paar ebenfalls, und zwar kurz vor der Scho-
nung- in der die Leiche des kleinen Thomas am anderen
Tage gefunden worden war, überholt.
Nach Anficht dieses Zeuqen müffen bttd« bald nach
seinem Vorbttfahren ia dieser Schonung ver-
schwunden sein,
denn als der Zeugs stch nach den beiden umgesehen hatte,
waren sie plötzlich nicht mehr zu entdecken. Auch eine
Reihe weiterer Zeugen hatte den Alten und den Iungen
gssehen. Cinige von thnen habcn in der Voruntersuchung
ausgesagt, datz der Iunge etwa ein bis zwei Meter hmter
dem Mann hergegangen sei und einen müden und schlätz
rigen Cindruck geinacht habe. Cr habe weder rechts noch
links geblickt. Der Mann sei in gebückter Haltung vor-
übergegangen und habe die Zeugen dabei so zynffch an-
gegrinst, datz sein Gesicht einer Srahe geglichen habe.
Als der Tod des kleinen Thomas in Wittenberge
und llmgegend bekannt geworden war, hatten ffch alle
Aeugen bei der Polizei freiwillig gemeldet, um ihre De-
obachtungen mitzuteilen. Sie hatten entweder nach Dtt-
dern oder an der Leiche des Gustav Thomas diesen als
den Knaben wieder erkannt, der sich in Begleitung des
älteren Mannes befunden hatte. In dem Angeklagten er-
kannten alle Zeugen den Begleiter des unglücklichen
Kindes.
Seefeld hatte bisher immer bestritten, den Schü-
ler Thomas ermordet zu haben. Cr will auch zu der von
den Zeugen angegebenen Zeit gar nicht in Wittenberge
gewesen sein.
In seinem geheimnisvollen Notizblock ffnd neben
dem Datum des 22. März 1935 drei Fragezeichen
eingetragen.
Dei der Gegenüberstellung mit den Zeuqen vor Gericht
verwickelte fich der Angeklagte mehrfach in Widersprüche.
Cr wurde von dem Vörsitzenden darauf hingcwiesen, datz
seine jehigen Angaben nicht mit denjenigen über-
einstimmten, die er in der Voruntersuchung gemacht
habe.
Cs kommt zu einem besonders belastenden Zwi-
schenfall, als ein Veamter der Reichsbahn-
überwachungsstelle Altona vernommen wird.
Seefeld hatte bisher immer behauptet, dah er bereits
am 21. März in Wittenberge gewesen sei und dort im
Wartesaal 2. Klaffe geschlafen habe. Am 22. März früh
morgens will er dann von Wittenberge nach Vad Wils-
nack aefahren sein. Vei diesen Behaüptungsn berief sich
der Angeklagte ständig auf die Fahrkarte, die er
am Abend des 21. März gekaust und am 22. morgens be-
nuht haben wollte. Durch die Ffffftellungen der Reichs-
bahnüberwachungsstelle
ist nunmehr aber einwandfrei erwiffen, datz der
Angeklagte nicht vom 21. zum 22. März, sondern
vom 22. zum 23. MSrz aus dem Dahnhof Witten-
berge übernachtet hatt« und die Fahrt Seeselds
nach Wilsnack am srühen Morgen des 23. März
erfolgt war.
Der als Zeuge vernommene Veamte schilderte die
schwierige, aber erfolgreiche Arbeit, die bei der lleberprü-
fung der Fahrkarten geleistet worden ist. Diese Veweis-
führuna war geradezu niederschmetternd für den
Angeklagten Seefeld.
Der Vorsitzends hielt ihm die klareu Fesfftellungen
vor. Nach einigen Ausflüchten gab Seefeld, in die Eff.
gettieben, unter grotzer Vewegung im Gericht^t
schlietzlich zu, erst am 23. März morgens Wittenbff
verlaffen zu haben.
„Die Ermittelungen des Veamten sffmmen," fv ,
klärte er. „Ich habe am 22. MSrz die Fahrkarte
Wilsnack gelöst und bin am 23. März dahin gesahrev- .
Im Derlauf der Zeugenvernehmungen wurve ^
Dienstag auch der Dater des ermordeten Gui
Thomäs ausgerufen.
Cr saat aus, daß ihm an dem Tag, an dem '
Kmd verschwand, nichts besonderes an dem Iungen - g,
gefallen sei. Mittags sei der Iunge von der ^ai^.,
nach Hause gekommen und wollte schnell sein EffeN. sA
ben. Dann sei er wieder sortgelaufen, ohne allerv' ^
wre sonst der Mutter mitzuteilen, wohin er gehen >vv
„Von dem Augenblick an habe ich mein Kind af.
wieder gesehen," erklärte der Vater des ermorve»
Knaben.
Auf die Fragen des Vorsihenden erwidert Scrst.
m feiner üblichen Art mit den Worten: „Ich kann »
sagen, datz ich die gesuchte Person nicht bin." ,-j-
Der Kriminalbeamte, der die ersten Crmittelungen »
tete, bekundet als Zeuge, datz er fofort die S A. g" „
gerufen habe, um eine grotzzügige Suchakt' §
durchzuführen, als das Verschwinden des 3",'
von den Cltern gemeldet wurde. Drei Hitlerjungen ,
den dann das Kmd in einer dichten Kieferschonung ^
städtischen Parkanlagen tot auf. Sodann wurden
Angeklagtcn diejenigen Zeugen geqcnübergestellt, die
am 22. MLrz des vorigen Iahres zusammen mff -
klemen Thomas gesehen haben.
Vesonders belastend ist hier die Aussage der
Iohn, die dem Angeklagten und dem kleinen Thvvj,.
begegnete, als sie auf dem Rad von Wentdorf nach Äjt-
tenberge fuhr. Cinigs Stunden später fuhr sie von j7„ii
tenberge wteder nach Wentdors zurück und tras den Ma^
nunmshr allein auf der Stratze. Als dann arn and»
Tag in der Zeitunq stand, datz der kleine Thomas v
schwunden war, unv eine genaue Veschreibung des
des aegcben wurde, erinnerte sich die Zeugin sofott
dre Vegegnung, besonders, weil fie so genäu auf ven
zuq des ermordeten Kindes geachtet hätte. .,c
Vorfihender: „Ist der Angeklagte ^
Mann, mit dem Sie den kleinen Thomäs g-o
haben?" -,t
Zeugin: „Ia.dasist er. Wenn er es n ^
sem sollte, dann müßte er einen Doppelgänger habe», .
ihm autzergewöhnlich ähnlich sieht. Ich kann mich "
nicht irren, es ist unmöglich." ,
Der Zeugin, die einen sehr bestimmten EiE..
macht, wurde der Angeklagte bei der ersten Geaenu^
stellung mit sechs älteren MLnnern vorgeführt.
fand Seefeld sofort aus der Grupp« heraus.
Vorsihender: „Seefeld, was fagen Sie dazu?
Angeklagter: „Ich bin nicht die Person, M
mrch die Zeugin halt." ^
Vorsihsnder: „Die Zeuqin erkennt Sie aber
sttmmt wieder." „„
Angeklagter: „Das ist nicht an dem. Mttne
kommt nicht in Frage."
Mtt der gleichen Sicherheit erkennen weitere
gen den Angeklagten als dsn Begleiter des kleinen
mas auf deffen Todesgang wieder.
Voraussichtlich wird das Schwurgericht am - ag-
woch vormittagnach Lübeck fahren, um dort einen.^-
kaltermm rm Mordfall Korn-Lübeck abzuhalten. 2b
^miolldie frühere Frau des AnqeklagtRn
die seit über drettziq Iahren von ihm qsschieden iff,
z-ubeck vernommen werden, da sie nicht reisefähig
Das Pttteileiitorat.
Schuh des NS.-Scbriittums.
m.'ldst Iv.c Vi«,.-Korrffpv^gff
^ "nmer größeren llmsang angenommen- fA,-
mens ^ v-s -EffLeit vorwiegend eme Arbeit des
, des Srchtens und Vrdnens des vorhasffA-
w^r tu nnunmehr die Fraqe der
Nuhbarmachunq des g-^^c»
"^'^f °salistischen Schrifttums für die Glieveru"^
Vorderqrund. gu'
knmm-nk„/-^"""9 bedinqt eine straffer-
s""' ltung d es Parteilektorats
^ . / uffere Vetettigung einzelner Gltederungen
P^/" u" dss Arbeit der Parteiamtlichen Prüsung-,
ü!>? NS ,?'9ebniffe dteser Auswertuna werd'^i-
d-- ^k^kn? bkiographie, die in monatlicheN '
aen ^s^n'ff und emen lleberblick über das Mc-nat >.
Monat ersch<>,„,„d wichtigste Schrifttum zum Ra-u
sozraltsmus bietet, der Oeffcntlichkeit zugängltch
macht.
^ yttkÄ?""^^sen Durchführung der damit
d-n-n Arbttten'hat d«r SttlLÄrttA
nachfolgende Verfügung erlaffen
des
Führers
tlt'
. Äf.,s?ug des Ausbaues der Arbeit ber Pnrte'5wffa-
"«^^"uuutffion zum Schuh des national' jff
Ä^^c"^ffttums ordne ich an: Die Parteiarn' glk-
^kkmebiet^/ tommission kann innerhalb
b-bsgEes, das ist die Prüfung des nationalsE
die Herstellung der RS.-Dlbb „pi-
py'- uud die Aufstellung des sür ihre Arbeiten notw-^r
^"'M'ch-i, Lsktorats, Parteidienststell-n ^
«inzelne Parteigenoffen mit bestimmten A " >
b - " d - t rauen. Die Ausführung dieser Auftraa j^e'
als w i chtsger Parteidienst und ist d-ws^ige"-
chend in allen Fällen schnell und sorgfältig zu „„ö-
Dem Vorsihenden der Parteiamtlichen P"chrlch-!
komimfflon bleibt es im etnzelnen überlaffen, w z„r
Form er Parteidienststellsn oder Parteigenosi
Mrtarbeit heranzieht. (gez.) R- S -"
-- >
. Die verschiedenen rechtsstehenden Derbän - > .^sag
r-'chs planen für den 6. Februar, dem zwe-t.n 2 >
der blutigen Stratzenkämpfs in Paris, uu gunz
ErrnneruugskunLgebunge».