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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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,Heiderberger Neueste Nachrichten' — „Heidelberger Anzeiger'

Samstag, 8. Februar 1936

»Der Zeuge hat viele Dinge erzählt, die mir völ.
Irg unbekannt sind, und das, was mir bekannt ist,
rst unbedingt falsch dargestellt, z. V. was die Hand-
habung von Wafsen in dem Lager in Zanka-Puszta be-
ttrfft. Wrr haben uns dort nur mit landwirtschaftlichen
Dmaen bsschäftigt." Ironisch fuhr er sort, daß es allein
die Angst sei, dte die Serben verwirre und das sie Schau-
feln für Wasfen ansehen lasse.

Der zwsite Angeklagte Naitsch sagte kurz, daß die
gegsn ihn sryobenen Anklägen hinfällig seien, zumal auch
jeglicher Bewets fehle.

EhrmWche m Smz

Drohbriese an die Witwe des Ermordeten.

Davos, 7. Februar. Der Sarg, der die sterbliche
Hülle des ermordeten Landesgruppenleiters Wilhelm
Gustloff birgt, ist am Freitag in di« Davoser Kirche
verbracht worden. Tag und Nacht halten die Politischen
Leiter der Landesgruppe und Angehörige der tzI die
Totenwache.

Anunterbrochen treffen Tkäuergäste in Davos ein.
Der deutsche Gesandte tn der Schweiz, Frhr. v. Weiz-
säckev, der Amtsleiter der Auslandsorqanisation der
NSDAP Dr. Koderle, sowte viels Vertreter der
Schweizer Ortsgruppen find schon anwesend, während
Gauleiter Bohle Freitagabend erwartet wird. Die
Trauerkeier, für die ein genaues Programm bis-
her noch nicht vorliegt, findet am Samstag um 20.30 !lhr
statt.

Inzwischen flnd bei der Witwe des Crmordeten
«nd bei Parteigenossen, die Gustlosf nahestanden,
zahlreich« Drohbriese aus der Schweiz einge-
laufen.

In einem dieser Machwerke wird der jüdisch« Mör-
der sogar als „jugoslawischer Wilhelm Tell* gefeiert.
Durch diese schamlosen Vedrohungen verstärkt stch der
Derdacht, datz Frankfurter Helfershelfer und Ge-
sinnungsgenossen in der Schweiz hat und datz
die Frage der Hintergründe der Tat noch sehr der Auf-
klärung bedars. Uebrigens ist auch Gustloss selbst zu Leb-
zeiten schon durch anonyme briesliche und telefonische
Drohungsn behelligt worden, aber er glaubte, über der-
attige Dinge hinwegsehen und sich in seiner Pslichterfül-
lung nicht beeinträchtigen lassen zu müssen.

Die Trauerabordnung der Auslandsorganisation
der NSDAP nach Davos abgeslogen.

Derlin, 7. Februar. Die Trauerabordnung
d«r Leitung der Auslandsorganisation der NSDAP,
die am Samstag an der Trauerseier für den ermordeten
Landesgruppenleiter Gustlosf in Davos teilnimmt,
ist unter Führunq von Gauleiter Vohle am Freitag
vormittaq um 11.25 Uhr vom Flughasen Derlin-Tempel-
hos abgeslogen.

SiimstW mid Selmrs«hrrnhot.

Der englische Votschafter bei Flandin.

PariS, 7. Februar. Auhenminister Flandin hat
Freitag vormittag den englischen Votschafter Sir George
Tlerk und anschlietzend den Außenminister »on Afgha-
nistan empfangen.

Aeber die Unterredung verlautet, datz der englische
Votschafter über den Verlauf der Pariser diplomatischen
Vesprechungen über Vie Donaufrage unterrichtet
worden sei. Flandin soll von neuem die nur halbamt-
liche Vedsutung der Vesprechung betont und darauf hin-
gewiesen haben, datz fie nur den Anfang von Vor-
bereitungen zu Verhandlungen dargestellt hätten, di«
vielleicht demnächst zur Festigung des Donau-
blocks angeschgitten werden könnten.

Auch die GÄlk-r Sachverständigenberatungen über
die Frage oes O.e l a us f u h r v e rb o t s nach Italien
sollen zwifchen Flandin und Sir George Clerk besprochen
worden sein. In gutunterrichteten Pariser ^

Kreisen

glaubt man jedoch nicht, datz für den Augendlick ein Oel-
aussuhrverbot ins Auge gesaßt werds.

Kleine Meldungen.

— Der italienifch« Votschafter in London, Grandi,
wurde am Freitaq in Rom von Muffolini empfangen.
Cr berichtete über seine Londoner Tätigkeit und üver-
brachte eine Goldspende der italienischen Kolonien in
Cngland im Wert von 1 150 000 Lire.

— Das belgisch« Kabinett stimmte der Vorlage über
di« Dienstzeitverlänqerunq zu.

— Der polnische Staatspräfident empfing am Frei-
tag den Autzenminister Veck zu einer längeren Ve-

sprechunq.

vin polnisches Arbeitsbeschassungsprogramm von
223 Millionen Zloty ist vom polnischen Ministerrat be-
jchloffen worden.

— Zum neuen Präsidenten d«r Dank von Pol«n
wurde der Unterstaatssekretär im Finanzministerium
Adam Koc anstelle des zurückgetretene« Wladislaw
Wroblewski ernannt.

— Vei den blutigen Unruben in Syrien, die in den
lehten Tagen stattsanven, wurden insqesamt zehn Per-
sonen getötet.

— Vlutiqe Unruhen auf Sansibar find in den lehten
Taqen ausgebrochen. Sansibar ist bekanntlich ein« dem
früheren deutschen Ostafrika vorqelagerte Insel, di« ehe-
mals in deutschem Besitz war, aber qeqen Helqoland aus-
getauscht wurde. Anlatz zu den Anruben qab ein« Ver-
ordnunq zur Herstellunq von Kobra, vie unter den 8lra-
bern qroße Unzufriedenheit hervorrief.

Sie Welt bllckl auf «armW.

Sm Sptrael trr Nrllpreffe.

Di« Olympischen Winterspiele in Gar-
misch-Partenkirchen und dis feierliche Crösfnunq
durch den Führer sinden in der ganzen Welt-
presse die grötzts Veachtung. In spaltenlangen Arti-
keln wird über das qrotze sportliche Weltereignis berich-
tet, von dem man sagt, datz es einen glänzenden Auftakt
für die kommenden Sommerkämpfe bilde. Aus der Fülle
der Preflestimmen geben wir nachstehend einiqe wieder.

Ein Wintertagstranm.

Im „Petit Paristen" heißt es: Man könnt« den
Auftakt der Winterolyrypiade überschreiben: „Cin
W inte rta gs tra u m"; man befand sich in einer
Stimmung aus Andersens Märchen.

Der Sonderbsrichterstatter des „Mattn" erklärt, der
Deisallssturm für die allerdings tadellos auftretende
französische Mannschast habe infolge seiner Wärme alle
änwesenden Franzosen übsrrascht.

Der Sonderberichterstattsr des „Pejit Iournal"
schreibt, als der Reichskanzler erschien, erhob sich
ein Sturm der Vegeisterung. Der Führer
nahm, ohne sich besonders bemerkbar zu machen, mit je-
ner vertrauten Schlichtheit, die inmitten eines so fest-
lichen Nahmens erstaunt, auf der Chrentribüne Platz.

Veim Vorbeimarsch wurde keine Mannschaft mit so
grotzem Veisall begrützt wie die sranzösischs, mit Aus-
nahiine der österreichifchen. „Nicht ohne Rührung dachte
ich bei dieser Chrunq an den ftanzösischen Botschafter in
Verlin, Franyois-Poncet, der das Wort geprägt hat,
datz Deutschland sich von Frankreich eine sehr hohe Dor-
stellunq macht."

Der Sonderberichterstatter des „Cxcelstor" sagt, das
Schauspiel der Crösfnunq sei erstaunlichmei-
sterhast und genau qereqelt gewesen. Cs habe bei den
Ausländern qeradszu Crstaunen hervorgerufsn und
die außergewöhnliche Cignunq der Deutschen bei der Auf-
ziehung qrotzer Maffenveranstaltungen gezeigt. Das Cr-

scheinen des Reichskanzlers Adolf Hitler hab« die
Anwesenden geradezu elektristert.

„Le Iour" fchreibt, in Garmisch-Partenkirchen ist
der Sport als Vindeglied zwischen dcn Völkern und als
Veitrag zum Verständnis der Menschen untereinander
am Donnerstag auf die Höhe eines Jdeals erhoben wor-
den im Lauf einer Kundgebung, die letzte denkbare Gren-
zen des Möglichen erreicht hat. Wir Franzosen auf den
Tribünen waren in unserm tisssten Innern aufqewühlt
über den Cmpfang, den unsere Mannschaft beim Vorbei-
marsch fand.

„Die großartigsten Olympiawinterspiele."

Wie die „New Pork Times" berichtet, erklärte der
PrLsident des amerikanischen Olympia-Ausschuffes, Avery
Brundags, beqeistert über die Cindrücke des Cröff-
nungstages der olympischen Winterspiele: Cs sind bei
weitem die grotzartigsten olympischenWin-
terspiele, die wir jemals gehabt haben. Sie werden
bald den Sommerspielen an Vedeutung gleichkommen.
Glänzende Organisation.

„Daily Telegraph" schreibt, als die Kapellsn die
Nationalhymne spielten, erhoben sich die Tausende
wie ein Mann und sangen, indem sie die Hand zum
Deutschen Grutz aüsstreckten. — Der Sondsrkorre-
spondent der „News Lhronicle" hebt hervor, datz die
deutsche Organisationsfähigkeit fich beider
Cröffnungsfeier aufs qlänzendste bewiesen
habe. Trotz des heftigen Schneesturms sei die Feier mu-
stergültig verlaufen.

Aehnlich beqeisterte Stimmen liegen vor aus Unqarn,
Dänemark, Schweden, Norweqen, Iuqoslawien usw.
Mit besonderer Anerksnnunq wird das Örqanisa-
tionskomitee bedacht, deflsn vorbereitende Arbeiten
als mustergültiq hinqestöllt werden. Cbenso wird die
deutsche Gastfreundschaft hervorgehoben, deren
die Olympiakämpfer und die vielen Gäste aus andsren
LLndern sich ersrsuen dürfen.

zeugm crkennt« ötcstld wicttr.

Srr Angcklagst stugnrl weiler.

Schwerin, 7. Februar. Im Mordprozeß Sse-
f«ld wurde am Freitaq der Mord an dem zwölfjähri-
gen Aans Neumann erörtert.

Der Iunge war mit Cinwilligunq der Cltern am 16.
Februar ». Is. im Auto mit einem Vekannten von Wis-
mar nach Schwerin qefahren, um hier Verwandte und
einen ftüheren Schulkameraden zu besuchen. Um 12 Uhr
mittags sollt« der kleine Neumann wieder aus dem
Marktplatz sein, um von dort aus die Nückfahrt anzu-
treten. Der Bekannte wartete aber mit dem Auto verqsb-
lich aus den Iungen; Hans Neumann blieb seit dieser
Zeit verschwunden. Crst mehrere Monate später, am 20.
Iuni 1935, wurde di« Leiche des Kindes von Such-
unden des Polizeipräsidiums Verlin in einsr dichten
tiesernschonunq, südwestlich des Platerwaldes, in den
Krebsförder Tannen im sogenannten Buchholz aufqefun-
den. Diese Schonunq ist vön derjeniqen, in der der eine
Woche später verschwundene Heinz Zimmer-
mann aufqefunden wurde, nur durch eine Schneise qe-
trennt. Die Cinqänq« von den Schneisen zu den Fund-
stellen liegen nur 40 Meter auseinander.

Die Leiche des kleinen Neumann war unqefähr 40
Zentimeter ttef in den Voden einqescharrt; auch
sie laq in typischer Schlasstellung etwas aus der
linkeci Selte.

Irqendwelche Kampflpuren konnten auch in diesem Fall
am Tatort nicht festgestellt werden. Aufsallend war, datz
der tote Iunge zwischen zwei Birken lag, dte
durch Schnittflächen qekennzeichnet waren.

Der Vatsr des «rmordcten Knabsn wurde als erster
Zeuqs vernommmen. Aus seiner Aussage qinq hervor,
datz die bedauernswerten Cltern damals, als ihr Sohn
mit dem Auto nicht zurückqekommen war, die Hofsnung
hatten, datz er am anderen Taq mit der Vahn nachhause
kommen würde. Noch lanqe Zeit klammerten fle sich an
die Hoffnunq, daß ihr Haiis eines Taqes wieder auftau-
chen würde, bis sts dann die furchtbare Gewitzheit erhiel-
ten, datz ihr Kind einem gemeinen Verbrechen
zum Opfer gefallen war.

Seeseld hatte wieder auf alle Vorhalte die eine Ant-
wort: „Das kommt sür meine Person nicht in Frage!"
Während der Anqeklaqte früher etwas redseliqer war,
verschanzt er sich jetzt anqesichts des immer erdrückender
wsrdenden Veweismaterials htnter dieser Nedensart, of-
fenbar deshalb, um sich keine Vlötzs zu qeben.

Im weiteren Verlauf der Zeüqenvernehmungen
wurde Seefeld erneut schwer belastet.

Seeseld hatte früher immer entschieden bestritten, am
16. Februar überhaupt in Schwerin qewesen zu sein. Cr
will an diesem Tag von Görries nach Mirow gewandert
sein.

Ein Zeng«, der ihn genau kennt und am 16. Fe-
bruar zum Vormundschaftsqericht in Schwerin qe-
laden war, hatte jedoch am Cinqanq zur Stadt den
Slngsklaqten getrosfen, der mit einem kleinen Iun-
ge« zusammen in Richtung Vuchholz gtng.

Die Veqeqnunq erfolqt« q«gen 8 Uhr morqens. Der
Iunge kann also mit dem ermordeten Neumann nicht
identisch sein, da dieser zu der Zeit noch nicht in Schwe-
rin war. Der Staatsanwalt folqert aber daraus, datz
Seefeld schon vorher «inen andersn Knaben anqesprochen
hat, der ihm aber weqqelaufen sein mutz. Später, etwa
gegen 10 Uhr, wurde Seeseld von einem Schüler auf dem

Marktplatz in Schwerin gesehen. Der Anklaqevertreter
ist der Meinung, datz er hier auf der Suche nach einem
anderen Opfer war. Während Seefeld srühsr qanz ent-
schieden bestritten hat, in Schwerin qewesen zu sein, qab
er jeht mit vielen Redensarten diese Möqlichkeit immer-
hin zu.

Cine Lußerst wichttqe Vekundunq machte ein ande-
rer Zeuqe, der den Anqeklagten zwischen 10 und 11
Uhr mrt einem zehn- bis zwölfjähriqen Knaben di«
Schwerin-Ludwiqsluster Lhauflse in Richtung Buchholz
hinuntergehen sah.

Cs ist derselbe Todesweg, den Ssefeld mit
dem Knaben Zlmmermann am23. Februar
gegangen war.

Der Zeuqe kennt den Anqeschuldigten qleichfalls seit
Iahren. Wenn er auf den Lichtbildern den Schüler Neu-
mann nicht wisdererkennt, weil er dem Iunqen keine
nähere Veachtunq geschenkt hat, so stimmt doch die von
ihm geqebens Veschreibunq genau auf Neumann. Cin
Irrtum über die Person des Anqeklaqten ist nach der
Vekundunq dieses Zeugen völliq ausgeschlossen.

Seefeld wurde bei diesen Aussaqen sichtlich nervös.
Cr fand keine andere Antwort als seine ständige Redens-
art: „Meine Person kommt nicht in Frage."

Vorsitzender: „Seefeld, ich warne Si«.
Nach meiner Ueberzeugung wird Ihnen Ihr Leugnen das
Genick brechen. Der Zeuge kennt Sie doch seij vielen
Iahren und hat Sis bestimmt wiedersrkannt. Warum
leugnen Sie dsnn jeht, datz Sis mit einem Iungsn auf
der Chauflee gewesen sind? Der Zeuge wird es aus
seinen Cid nehmen, daß er Sie gesehen hat. Ihre Ver-
teidigungstaktik ist reiner Selbstmord, Angsklagter."

Der Anqeklaqte hatte auf alle diese Vorhaltnnqen
aber immer wieder nur seine übliche Antwort: „Meine
Person kommt ntcht in Frage."

Der nächste Zeuqe, der Ssefeld qleichfalls q«nau
kennt, hatte thn in dsn Nachmittaqsstunden des 16.
Februar etwa qegen 14 Uhr in Schwerin gettoffen.
Seeseld war zu dieser Zeit allein.

Oberstaatsanwalt Veusch macht hier auf di« auf-
fallende Aehnlichkeit mit dem Fall Thomas (Wittsn-
berge) aufmerksam. Damals wurde Seefeld von dsr
Zeugin Iohn mit einem Iunqen qesehen. Zwei Stun-
den später traf ihn die gleiche Zeüqin allein ohne
das Kind wieder. In beidsn Fällsn wurden darm
die Knaben tot in einer Schonunq aufgefunden.

Angeklaqter: „Die Zeuqen haben vielleicht irgend
jemand gesehen, meine Person aber nicht."

Vorsihender: „Die Zeuqen kennen Sie qanz genau
seit lanqen Iahren und haben Si« alle genau wieder-
erkannt."

Vei der weiteren V«rnehmunq der Zeugen wird ein
eigenartiqer Vorfall erörtert. Seefeld hatte am 16. Fe-
bruar, als der Zeuqe ihn mit seinem Rad auf dsr
Strecke Schwerin—Mirow überholte, gegen 16 Uhr auf
deflen Gehöft vorgesprochen. Cr bat um etwas zu trinken.

D«r Anqeklagte hatte einen brennsnden Durst. Er
leerte eine Kanne, di« etwa drei bis vier Liter
Kassee enthielt.

Meltergtt smiischkj Lheattt.

„Schwarzarbeiter"

Lustspiel von Cmmerich Nutz.

Heidelberg, 8. Februar 1936.

„Lachen ist gesund..." — so beqinnt ein Schlager,
dsn man zur Zeit sehr oft im Rundfuük hören kann. Dis-
- - - ' Ttz

sss Motto scheint sich auch unser Theater anqeeiqnet zu
haben. Denn neben „Krach tm Hinterhaus" und „Hei-
rat mit tzinderniffen" reitet es nun schon die dritte
Attacke geqen unsere Lachmusksln. Diesmal führt den
Angrisf Cmmerich Nutz mit seinem Lustspiel

„Schwarzarbeiter" .

das Publikum.

an und wiederum kapituliert

Äbsr deshalb wollen wir ihn keinesweqs qanz für uns in
Anspruch nehmen, sondern laflsn unsersr Nachbarstadt
Mannheim qern den Vorrang, ihm den eigentlichen
Theater-Vazillus eingeimpft zu haben. Dieser'Theater-
Vazillus hat sich nun bei ihm recht kräftig entwickelt, wie
dteses Crstlingswerk einwandfret bswerst. Denn Cmme-
rtch Nuß hat mtt seinem „Schwarzarbsiter" ein Lustspiel
geschaffen, das volkskümltch und echt in seinem Milieu
rst, das Menschsn von Fleisch und Dlut auf dte Bühn«
hrtngt, das Heiterkeit auslöst, das erne gesund« und hsuts
doppelt berechtigte Moral hat und das obsndrein noch
außerordentlich qeschickt qemacht ist. Was will man mehr
verlangen? Es gibt jedenfalls nur verhältnismäßiq we-
nig Stücks, die alles dies zusammen besitzen. Dazu
kommt noch der ursprünqliche Humor, der allein schon im
pfälzer Dialekt lieqt, kurzum, es wäre wirklich ein Wun-
der, wsnn ein solches Lustsptel nicht zu einem Crfolqs-
stück würd«.

Schwaizarbsiter — das ist von berufswegen der ehr-
samsKaminkehrermsisterCberle, erfüllt von einem sehr be>
rschtl
über

auch noch obendrein einen „äkademischen" Schwieqer-
sohn «rhofft. Schwarzarbsiter — das ist auch der Franz
Weigerleitner, zur Zeit Kaminkehrer-Gehilfs bei Herrn
Lberl«, in Wirklichkett aber etwas ganz anderes, sodatz

„Schwarzarbeit" «inen doppelte« Sinn hat. Da-

mit sei genuq vom Inhalt verraten, der über drei Akte
eine Menge Verwicklunqen und Verwirrunqsn ausbrei-
tet, bis sich schlietzlich älles zu allseitiger Zusriedenheit
löst. Da dies aber auf eine durchaus ungezwunqene
Äeis« geschieht, da sich autzerdem die Wirkunq der ein-
zelnen Akte immer mehr steiqert und da wir schliehlich
mit allen den Menschen dort oben sympathisieren, darum
können wir uns auch herzlich über dieses Lustspiel freuen
und unser Lachen ist ebenso gesund, wie die Luft, die uns
entgegenweht.

llnter Karl Fürstenbergs Spielleitunq, deren
Natürlichkeit der des Stückes durchaus entspricht und die
allss vermeidet, was die Vesinnlichkeit des Ganzen etwa
plump überdecken könnte, qibt es eine samose Aufführung.
Das brave Kaminkehrermeisters-Chepaar hat in Anna
Brsnken eins besonders echt wirkende Vertreterin
unsersr Pfalz gefunden, bei der durch alle „Deutlichkeit",
mit der sie ihre Ansichten vertritt, doch auch das quts
Herz durchschimmert. Martin Baumann aber ist
dsr rechte, ehrliche und stolze Handwerker, und wenn er
auch noch so sehr „knottert", man kann ihm niemals bös
sein und hat volles Verständnis für ihn. Den anderen
Schwqrzarbeiter aibt Helmut Wittiq mit der an ihm
so angenehmen frrschen Natürlichkeit, die durch einen ur-
sprünglichen Humor noch besondere Nuancen erhält.
Prächtiq in seiner jungenshaften Keckheit ist der Kamin-
kehrer-Lehrbub (fast möchte man „Lausbub" schreiben)
von Horst Werner Loos, man mutz diesen Schlinqel dt-
rekt gern haben. Mit viel Kluqheit zeichnet Luise
Mentges die Wandlunq der „akademischen" Tochter
zum lieben, frischen Mädel und Trude Oehm weiß thre
gesunden Anstchten ansprechsnd zu vertreten. Die keines-
weqs etnfachs Aufqabe seiner Nolle als Dr. Müller löst
Heino Thtel« rnit viel Geschick. Schließlich ist noch
^rud« Kuhn als schon rein äutzerlich unqemein wir-
kungsvolle Waschfrau zu ncnnen, nicht zu vergeflen die
sttlechtsn Vühnenbilder von Hermann Alberti.

Cs waren wieder einmal zwei sehr fröhliche Stundsn
mit vtel Lachen und viel Veifall, also ein unbestreitbarer
Crsolg. Or. WernerSchmidt.

kunsk uud Wlssenschasl.

sDie Dach-Kantat« am Sonntag.s Die Kantate
„Siehe zu, datz deine Gottesfurcht nicht
H«uchel«t s«t" (Gssamtausgab« Nr. 179) schrieb

Vach jm ersten Leipziger Iahr 1724, auf den zweiten
Sonntaq nach Dretfaltiqkeit. Diese Kantat« ist ein be-
deutendes Werk, das schon rn dsm ersten fuqierten Lhor-
satz die Großartigkeit der Arbsit erkennen lätzt. Der
Meister hat viesen Sah „Concerto" überfchrieben. Die
vier Lhorstimmen wsrden vom Continuo beqleitet; die
Streicher gehen mit den Sinqsttmnren. Diesen Chor hat
Vach nochmals in dem Kyrie der G-Dur-Mefle verwen-
det. Die Kantate enthält noch zwei Arien, die jeweils
durch ein Rezitativ etngeleitet werden. Die erste für
Tenor („Falschsr Heuchler Cbsnbild") weist eine typisch
Dachsche Lmienführunq tn Instrumenten (Oboen, Geiqe)
und Gefangstimme auf. Die zweite Arie für Soprän,
in munterem Dreivierteltakt („Liebster Gott, erbarme
dcch"), bei der die Sinqstimms von zwei tiefen Oboen um-
sprelt wird, findet sich in der A-Dur-Meffe als „Qui
tollts peccata" wieder. Der Schluhchoral „Ich armer
Mensch, ich armer Sünder" qeht nach der Melodie „Wer
nur den lieben Gott lätzt walten" und weist ein« sehr
belebt« Stimmsührunq auf. vr. 5V. 1-

s85. Geburtstaq Otto Weddiqens.j Am 9. Februar
vollendet der Dichter und Historiker Dr. Otto Wsddi-
gtn in Verlin das 85. Lebensjahr. In seinem unqemein
umsangreichen Werk Pflegte Weddiqen, der seine literari-
sche Laufbahn als krieqssreiwilliqer Oberprimaner im
Iahr 1870 mit „Schwertlisdern" beqann, alls Arten der
Dichtunq und die verschiedensten Gebiete der Geschichts-
schrerbunq, namentlich die der Literatur und des
Theaters; besondsren Crfolq hatte er auch als volkstüm-
licher vaterländischsr Crzähler und Iuqendschriftsteller.
Wsddiqen ist in Minden qsboren, war zwanziq Iahre im
Lehramt tätiq, trat absr sihon 1893 in den Ruhsstand, um
stch ganz seinen schriftstellerischen Ärbeiten zu widmen. Cr
hat „Crinnerungen aus meinem Leben" und „Aufsähe und
Reden« veröffentlicht; von seinen gesammelten poetischen
Werke« ist eine wohlfeile dreibändiqe Ausgabe srschie-
nen, während vo„ einer sünfzehnbändiqen Gesamtausqabs,
mit dsr 1914 bsgonnen wurde, vier Vände vorlieqen.

sEhrenring der Wiener Philharmoniker für Furt-
wängler.j Vej der Dormittagsprobs der Wiensr Phil-
harmoniker am Donnerstaq wurde, einer Meldunq aus
Wien zusolge, Wilhelm Furtwänqler anlätzlich
seines 50. Geburtstaqs von oen Orchestermitqliedern mit
großer Begeisterung empfanqen. Vorstand Vurg-
h a u s e r überreichte dem Diriqenten mit einer herzlichen
Ansprach« den Chrenring dsr Philharmoniker.

Nr. 3^.

>v^

Dieser verräterischs Durst ist deshalb so auffallrch,..^-

durch Zeugenaussag« sestgestellt worden ist, datz Atzrch'
immer, wenn Knaben verschwunden waren, autzero
lich viel qetrunken hat.

Sodann schildert dsr Sachverständtq« Dr. Pl"/ pek
(Schwerin) das Erqebnis des Obduktionsbsiunvs .

Leichen Zimmermann und Neumann. Zusammew
erklärt Dr. Pfreimbter, datz keine Anzeichen grover ^
waltanwendung festqestellt wsrden konnten. LM°
desursachs konnt« nicht festqestellt werden.

In der Nachmittagsverhandlunq wurden di«
gänqe bei der Verhaftung des Anqeklag ^
erörtert. Damals hatte die Polizei Mittcilung ^ „gü
erhalten, daß Seefeld in Friesack qesehen worden >e>
in Richtunq Neuruppin weitergewandert war., „„tz
Spur wurde sofort verfolgt. Cs wurd« sestqesteür,
Seefeld den Auftrag erhalten hatte, bei dem
R. in Wuhetz bsr Neuruppin einiq« Uhren zu rcpari

Cin Veamter begab sich am 3. April^ sofort dorw^

Seefeld saß im Wohnzimmer an einem Tisch und ak ,
t-t- Der Veamte verhaftete ihn. Mit einem

tete. Der Veamte verhaftete ihn. Mit ernem
den durchsucht« er den Angeklaqten. Dis Geqenl
die Seefeld mit sich führte, wurden in seinen
verpackt und der Staatsanwaltschaft übsrqeben.

Es kommt jeht wiedsr die Rede aus das mit M-z,
schenbl« t durchtränkt« Tuch, das sich im -
sack des Anqeklagten besand. ^

Während Seefeld in der Voruntersuchunq zugfgr

hatte, daß er das Tuch als Unterlaqe zu seinen


K- „ .

turarbeiten bsnuhte, widerrief er dies vor einigen ^
nen in der Hauptverhandlunq. Cr erklärte, er kenn
überhaupt nicht und hätte niemals ein Tuch als un
Cr behauptet weiter, datz ihm sick--
' .. " ick g-'

dieses Tuch in den Rucksack

laqe benutzt.

„schwarze Hand'

hätte. , xsl

Die beiden Deamten und die Vauersfrau R-,
Vorgänqe noch in frischer Crinnerunq habsn, erklären ^
Seefeld em lanqes schmales Tuch vor^ ^

sttmmt, datz

ausgebreitet hatte, das von dunkler Farbe war. Nw
Zeugen das Tuch vorqeleqt wird, erklären sie, datz ^
von Seefsld sein könrie. Auf Vorhaltunqen erwiderr
Anqeklaqte: „Ich kann nur behaupten, datz ich nw
einem Vuch qearbeitst habe." . ^

Vorsihender: „Wie erklären Sie fich aber dre
saqe der Zeuqen?"

Anqkelagter: „Ich kann nur sagen, daß mir das ^
nicht qehört.

Am Samstaq wird die Derhandlunq fortgei
werden. ^

Dss guls

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g«n rl«» n«ur»illickvn ürnSkiungzIskr« vn»
veiclcl clurck >«!n«n Qvkoll on KIöki5»Ir«n un»
vilaminioickon 5loII«n vc>ik»ug«nck gsgsn ckis
«nglttcko Kranlrksil (lt»ckili5). Oanr b«5oncl«re
«ignsl 5>ck 5«in« V»r««nckung in clsr 2oi> ck«r
knlvöknung.

Prob«cko5« unck Vr05ckür» »psttckläg« «in«5 ^rrl««
lür iung« hzüllsr' lrc>5lenlo5 unck unvvibinckück
ckurcn cki» »«ulzck« O. lür KIüLII-k krr«ugn>55«'
8«ckin-I«mpsIkoI.

Sestsches Reich.

Auszeichnunq von Lebensrettcrn. Der Führtt "ß
Relchskanzler hat 28 Personen Auszeichnunqen ft'-
Crrettunq von Menschen aus Lebensqesahr verlichew .

Reichsminister Dr. Goebbels bestchtiqte am F--*
de» Olympia-Sender in Garmisch-Partenkirchen.

Das Winterhilfswerk 1935/36 hat bisher vo«
Seefischmärkten der Nordseeküste 9)4 Millionen M
Fischsilet aüfgekaust.

Lord Londonderry bei der Deuisch-Cnqlischeo
sellschaft. Aus Anlaß des Verliner Aufciithalts .§>
srühcren britischen Luftfahrtministers Marquis of ^i>
donderry hatte der Präsident der Deutsch-Cngl'
Gesellschast, Herzoq Carl-Cduard von Koburg'Ah
Donnerstaq die Freunde der Gesellschast zu einem
stück qeladen. Der Cinladunq waren u. a. gsi- L
Reichsminister Frank, der Reichssührer SS. H< „p'
ler, der Herzoq und die Herzoqin von Vra»,^
schweiq, Äotschäfter von Ribbentrop und o
Staatssekretär Lammers und Frau.

^ius aller tvelt.

— Zeuge der Kaiserproklamatton neun

'ebruar beging der in Dölschendorf bei
^ ' ' ------ - go.

nende Ferdinand 'Horseil sei

^ . Geburtstag-

seil ist Feldzugsteilnehmer von 1870/71. Auf
mebrerer Auszeichnungsn wurde er zum AnterroüAl
befördert und durste äls Dertreter seines Trupp-wpö
der Kaiserproklamation beiwohnen. Horseil dientt„^I
der S. Kompagnie desInfanterieregiments 58, er
auch untsr dem Kommando des Kompagniechefs von ^
denburg.

— Das dritte Todesopser des Flugzeugunglüarie
kannt. Der Nams des dritten Todesopsers des Mckl^
ner Flugzeugunglücks vom Donnerstag ist inzws,>/
festgsstellt worden. Cs handelt sich um di« 1859 geb-Zii'
Freifrau Therese von Torressani, die ihren '
digen Wohnsttz in München hat.

— Cin Vannführer der HI. tödlich verunqlückt-
schweres Autounglück ereignete sich Donnrr^»
abend zwischen Kolkwih und Glinzig. Cin Wage»
Krieschow (Kreis Kottbus) fuhr aus bisher nftch
geklärter Llrsache mit vollerWucht gegen einen ChaÄy'
baum. Von den drei Insaflen wiirde der DanNlM
des Vannes 52, der Kottbuser Hitler-Iugend,
Willer, tödlich verleht. Die beiden anderen
unglückten, Siegfried Döhn aus Krieschow unv
Raberger aus Frankfurt (Oder), die Gehirns''^
terungen erlitten hatten, wurden dem Kottbuser Kra
haus zugeführt. ^

— Der Londoner Fleischerstreik dauert weitef xi<
Am Donnerstag beschloflen die Streikenden, au« .F
Hafenarberter zum Änschluh an den Streik zu bew^pl'
Der Flsychmangel in London ist durch Zufuhr sav
liq behoben.

kragsn. ^

1. Wieviele Millionen-Städte gibt es in
land und wie heitzen sie?

2. Wer war Calderon?

3. Wie heitzt die Hauptstadt von Hawak?

4. Was ist ein Kataster?

5- Wo liegt die Stadt Venares?

6. In welchen Strom mündct die Kahbach? ,"l

7. Wer komponierte die Oper „Die weitze

8. Wo liegt das Marchfeld?

Die Antworten auf die Fragen vom vorigen Saw^ ^
1. Einharh war der Geschichtsschreiber Karls
Cr wurds geboren um 1770 im Maingau und staLsii'S
in Michelstadt (Odenwald). 2. Mestizen sind
zwtscken Weißen und Indianern. 3. Hammersrl'
m Norwegen Cs tst die nördlichste Stadt d-r pU

4. Iohannes Fust gewährte Iohann Gutettvefft „css

Barmittel, um die Crfindung der Vuchdruckerkunjt
zuführen. Fust lebte in Mainz und starb ll66 >n

5. Das Vuch „Aus dem Leben eines Taugenichts

Ioseph von Ci't'»"i""-kk n _r- -ine

halle, die als

ichendorff. 6. Cine Perqola ist >vh

Wandelgang dient. Äuch Laubgana p-

den Pergola genannt. 7. Die Oper „Die Mackft, ^
Frnsternis" komponisrte Verdi. 8. Romuluf w
, Gründer und erste König von Rom. Cr lebte »m ^
hundert v. Lhr.
 
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