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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9512#0452

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„Heidelberger Neueste Nachrichten' — „Heivelberger Anzeiger'

Mittwoch, 12. Februar 1936

Nr-


Te-esltrafe gegen dle Könlgsmörder beantragt.

tlrleilSMlung am heuttmn Millwv».

Paris, 12. Febr. Der Prozeß gegen die südsla-
wischen Königsmörder in Aix-la-Provence geht sei-
nem Ende entgegen. Die Anklagerede, die der Gene-
ralstaatsanwalt am Dienstag hielt/zog sich über den gan-
zen Derhandlungstag hin und schloß mit dem Antrag, die
Mittäter des Königsmörders zum Tod zu verurtei-
len.

„Für uns," so erklärte der Staatsanwalt, „sind diese
Männer Verbrecher nach dem allgemein gültigen
Recht und nichts anderes. Ihre Veweggründe gelten
nichts. Cs gibt kein politisches Verbrechen, und die mensch-
liche Gescllschast wäre in Gefahr, wenn man derartige
Cntschuldigungen zulietze. Wer tötet, ist Mörder
und mutz als solcher bestraft werden.

Diesc dret Männer sind Mittäter des Mörders

Kalemen. Sie haben an der Vorbereitung des Ver-
brechens mitgeholfen. Sie waren sogar bereit, den Plah
des Mörders einzunehmen, wenn der Anschlag mißglückt
wäre. Folglich müssen sie so bestraft werden, als wenn
sie selbst die Tat vollbracht hätten.

Ich bcantrage daher die Todesstrafe gegen
alledreiAngeklagten. Es sind Verufsver-
brecher, jede Nachsicht wäre eine Veleidigung der Idee
von Gerechtigkeit, eine Vcleidigung gegenüber der Natio-
naltrauer Iugoslawiens und Frankrcichs und cine Miß-
achtung der Aussassung aller ehrenwerten Menschen."

»

Damit war die Anklagerede beendet. Die Plaidoyers
der Verteidiger werden am heutigen Mittwoch gehalten
werden und der Urteilsspruch selbst dürste nicht vor
den späten Abendstunden zu erwarten sein.

Alle erkennen Seefelb.

Zwei Zungen, bie dem Mörder davonüefen. ^

Die W-bnkW M,e.

Die Erklärung Starhembergs.

London, 11. Febr. „Daily Tclegraph" veröffent-
licht in grotzer Aufmachung eine Unterredung seines
diplomatischen Mitarbeiters mit Fürst Starhem-
berg, in der der österreichische Vizekanzler seiner Üeber-
zeugung Ausdruck gibt, daß die Wiederherstellung der
Habsburger Monarchie keine Frage der nahen
Zukunft ser.

Starhemberg begründcte diese ablehnende Cin-
stellung mit den politischen Zielen der österreichischen
Reqierung, die auf eine engereZusammenarbeit
zwischen den mitteleuropärschen Ländern hinausliefen.
„Gegenwärtig," so erklärte Starhemberg, „sind die Staa-
ten der Kleinen Cntente besorgt, datz eine Wie-
derherstellung der Habsburger Monarchie zu einem Ver-
such sührcn könnte, das alte österreichische Kaiser-
reich wieder aufzurichten. Das heutige Oesterreich hat
jedoch keine derarngen Gedanken. Cs ist zufrieden,
innerhalb seiner bestehendcn Grenzen zu bleiben.

Im weiteren Verlauf der Unterredung gab der Vize-
kanzler zu, datz er die Schwierigkeiten der Lage nicht
verkenne und sich besonders des südslawischen
Mitztrauens gegcnüber den österrcichischen Vestre-
bungcn bewußt sei. Aber auch das ungarische Pro-
blem sei wegen der Grenzrevisionsbestrebungcn schwie-
r.ig. Trohdem hoffe er, datz es möglich sein werde, zu
einer besseren gegenseitigen Verständigung unter den
Donauvölkern zu gelangen und dem Ideal der Vereinig-
ten Staaten von Mitteleuropa näher zu kommen.

AmeridmisLe FlotteWlinSeer.

65 Kriegsschiffe an der südkalifornischen Küste.

San Pedro, 11. Febr. 65 amerikanische
Kriegsschiffe, darunter 11 Schlachtkreuzer, 12
schwers Kreuzer, sowie drei Flugzeugmutterschisfe mit
etwa 40l> Kampfflugzeugen liefen am Montag
von hier zu sünftägigen Flottenmanövern an der Küste
Südkalifornicns aus. Die Cinzelheiten übcr die Manö-
verpläne werden streng geheimgehalten.

M neukn iiattemschen Mgriffe«.

Gegenmaßnahmen der Abessinier.

Addis Abeba, 11. Febr. Die Lage an dcn beiden
abessinischsn Fronten hat sich in den lehten acht Tagen in-
folge der Regenfälle, die jedes Vorgehen unmöglich
machten, nicht verändert.

Cine gewiffe Veruhigung ist an der Nordsront
eingetreten. Groß« Kampfhandlungen sind dort voraus-
fichtlich kaum zu erwarten, da die Italiener ausschlietzlich
Desestigungsanlagen bauen und autzerdem Truppen von
Critrea nach der Südfront verschiffen.

Rach zuverlässigen Meldungen scheinen die Italisner
für Cnde Februar große Angriffspläne an der
Südfront zu haben. Kriegsmaterial, Tanks, Kraftwagen
mit Lebensmitteln, ferner starke Askari-Abteilungen wer-
den am Ganale Doria und im Neghelli-Gebiet bereitge-
stellt, ebenso auf der Vasis Gerlogubi-Gorahai-Warandab.

Cs sind deutliche Anzeichsn für einen Doppelan -
griff vorhanden Der eine Angriff wird aller Voraus-
sicht nach in Richtung Alatta erfolgen, um die Seen-
platte zu erreichen, während stch der zweite Stotz trotz
des ersten Mitzersolgs wiederum gegen Harrar richten
wird, um die abessinische Südarmee an zwei Fronten
gleichzeitig zu beschästigen.

Die Abessinier bereiten alle möglichen Gegenmaß-
»ahmsn vor; besonders in der Provinz Vali werden
aroße Truppenmsngen zusammengezogen, um einem ita-
lienischen Angrifs die notwendiaen Kräft« entgegensehen
-« können. Samtliches für Abessinien eintreffende Kriegs-
material, besonders zur Flugzeug- und Tankabwehr, wird
fast ausschlietzlich an die Südfront qebracht. Cs besteht
terner die Mögluhkeit, daß dis Abessinier in Vali «inem
italienischen Angriff zuvorkommen werden.

*

Jtalienische Dombenabwürfe in der NSHe eines britischen
Lazarettlastzuges.

London, 11. Febr. Nach einem am Dienstag bei der
britischen Roten-Kreuz-Gesellschaft in London eingetro'
fenen Telegramm sind am Montag bei Kobbo in Abes'
nien Vomben in der Nähe des britischen Lazarettla
zugs abgeworsen worden, die jedoch keinen Schaden an
richteten.

Veitere Meldungen.

Dr. Sonnleithner zu zweieinhalb Iahren schweren
Kerkers verurteilt.

Wien, 9. Februar. Nach viertägiger gehsimer Der-
handlunq wurde dsr ehemalige Potizeikommiffär Dr.
Franz Sonnleithner, der wcgen Hochverrats an-
geklagt war, zu zweieinhalb Iahren schweren Kerkers ver-
urteilt.

In der Ilrteilsbegründung heißt es, datz Dr. Sonn-
leithner vor dem 25. Iuli 1934 mit der Nationalsozialisti-
schen Deutschen Arbciterpartei in Verbindung gestanden
habe und an diese hochverräterisches Material weitcr-
gegeben habe. Nach dem 25. Iuli sei ihm eine solche Ver-
bindunq nicht mehr nachzuweisen aewesen.

Dr. Sonnleithner ist Großneffe des österreichischen
Dichters Franz Grillparzer.

Kleine Meldungen.

— Der älteste General der altcn österreichisch-unga-
rischen Kavallerie, Ferdinand v. Weitz, ist am Dienstag
in Wien an seinem §0. Gcburtstag gestorben.

— Der polnische Autzenminister Veck wird im Lauf
der nächsten Wochen eine Reise nach London antreten.

— Der frühere englische Autzenminister Hoare hatte
am Dienstag eine Unterredung mit Ministerpräsident
Baldwin. Hoare soll ausersshen sein, Minister für
die Zusammenfassung der Verteidigung zu werden.

— Vei der Nachwahl zum Unterhaus im schottischen
Wahlkreis Rotz Cromarty wurde der Dominienminister
Malcolm Macdonald, ein Sohn Ramsay Macdo-
nalds mit grotzer Mehrheit gewählt. Sein Vcrbleiben im
Kabinett ist damit gesichert.

— Im englischen Oberhaus lcgte der Crste Lord der
Admiralität Lord Monsell die Notwendigkeit der bri-
tischen Aufrüstung dar.

— Der belgische Ministerpräsident van Zeeland wird
sich am morgigen Donnerstag nach Paris begeben, um an
einem Bankett der französisch-belgischen Vereinigung teil-
zunehmen.

— Der Führer der faschistischen Goldhemden in
Meriko, NicolasNodriguez, ist verhaftst
worden unter der Veschuldigunq, er sei „Streikbrecher so-
wie verantwortlich für den kürzlichen tteberfall auf ein
kommunistischss Vüro".

Relchsmiiiisier Dr. Frliiiil I» Wirschm.

Für eine engere wiffenschaftlich-kulturelle Zusammea-
arhcit mit Polen.

Verlin, 12. Febr. Reichsminister Dr. Frank trifft
am Mittwoch in Warschau ein, um auf Einladung
eines Ausschuffes, der sich die zwifchenstaatliche Zusam-
menarbeit auf geistigcm Gcbiet zur Aufgabe gestellt hat,
einen Vortrag über „Reichstpolitik und Iustiz im natio-
nalsozialistischen Deutschland" zu halten. Mit dem Ve-
such ist eine erneute enqsre Fühlunqnahme mit den
mahgsbenden Stellen der polnischen Iusttz und Wiffen-
schast verbunden.

Der polnische Iusttzminister Michalowski wird
zu Chren dss Reichsministers ein Frühstück geben. Veim
deutschen Votschafter sindet am Mittwoch abend ein Emp-
fang statt. Rerchsminister Dr. Frank nnrd auch Gelegen-
heit nehmen, den polnischen Außenminister Veck und den
Präsidenten des Obersten Verwaltungsgericht Hel-
czynski zu besuchsn.

Der Vortrag sindet am Mittwoch nachmittaq im
Palais Stasci nach einer Beqrützung durch den Präfi-
denten des Ausschusses Profeffor Lutostanski statt.

Am Donnerstag wird sich Reichsminister Dr. Frank
nach Krakau begeben und dort das Grabmal des
Marschalls Pilsudski und das alte Königsschlotz
Wawel besuchen.

Der Vesuch Dr. Franks dient dem Zweck, die Zusam-
menarbeit mit Polen auf wiffenschaftlichem und kulturel-
lem Gebiet zu vertiefsn.

flus aUer welt.

— Erhöhung der Delohnung im Mordfall Herpfer.
Wie die MÜnchener Polizeidirektion mitteilt, haben die
Crmittelungen zur Aufklärung der Crmordunq
des Kunstmalers Herpfer, der in der Nacht vom 1.
zum 2. Februar nach dem Vesuch eines Faschingsfestes in
der Schwabinger Brauerei tn seiner Wohnunq in der
Kaulbachstrahe ermordet ausgefunden wurde, in we-
sentlichen Punkten noch kein Crgebnis gehabt. Ins-
besondere ist noch nicht festgestellt, ob Herpfer auf dem
Weg nachhause allein geblieben ist oder mit jemand zu-
sammentraf. 5lm die Aufklärung der Mordtat zu för-
dern, hat das Staatsministerium des Innern die bereits

8 Schwerin, 11. Februar. Die Montag-Nachmittags-
sthung im Seefeld-Prozetz wurde erst mit Äb-
schluß der Zeugenvernehmung im Mordsall Günther
Tielke (Oranienburg) in den späten Abendstunden
abgeschloflcn. Scefeld ist äutzcrst stark belastet. Wenige
Tage nach der Tat hatte Seefeld in der Nähe der Mord-
schommg einen kleinen Iungen angesprochen, der aus
dem Feld spielte. Der Iunge sollte ihm einen Weg zei-
gen. Seefeld hatte dem Knaben eineMark ver-
Iprochen, wenn er die Führung übernehmen würde.
Der Vater des Iungen, dsr in der Nähe arbeitete,
verbot aber seinem oShn, den Fremden zu begleiten.
Mit aller Vestimmtheit wird Seefeld auch in diesem
Fall wieder erkannt. Trotzdem leugnet er absr, wie
stets.

Die Verhandlung wird erst am Dienstag nachmit-
tag fortgesetzt werden. Am Vormittag prüfte das Ge-
richt und der Oberstaatsanwalt die Zuschristen, die
auf Grund der Zeitungsberichte täglich aus allen Devöl-
kerungsschichten eintreffen und zum Teil Fingerzeige ent-
halten. Häufig kommt in diesen Schreiben die Veruhi-
gung darüber zum Ausdruck, datz durch die neugeschaffe-
nen nationalsozialistischen Gesehe zur Regelung dsr Crb-
gesundheit dem verbrechsrischen Treiben triebhafter lln-
holde wirkunqsvoll begegnet wird.

Nachdem am Mittwoch der vorigen Woche durch das
Schwurgericht eine Tatortbesichtigung in der Mord-
sache Korn (Lübeck) vorgenommen worden war, sand
am Dienstag nachmittag die Vernehmung der ein-
zelnen Zeugen zu diesem Fall statt.

Der neun Iahre alte Schüler Hans Korn ver-
schwand am 16. Ianuar 1934 und wurde einen Mo-
nat später, am 15. Februar, in einer dichten Fich-
tenschonung oufgesunden,

die etwa 18 Meter von einer verkehrsreichen Chauffee
entfernt liegt. Auch hier war keine Kampsspuram
Fundort zu finden und es waren auch keinerlei Anhalts-
punkte für die Todesursache zu erkennen.

Der als Zeuge vernommcne Iunge aus Berlin,
der mit Seefeld 84 Tage lang kreuz und quer umher-
gewandert war, gab an, daß er mit dem Angeklagten in
der Mordschonung iibernachtet habe, und zwar nur zehn
bis zwanzig Meter von der Fundstelle oer Leiche des
kleinen Hans Korn entfernt. Während Seefeld diese
Möglichkeit zugab, bestritt er die Vehauptuna dieses
Zeugen er (der Zeugs) habs mit Seefeld in der Schonung
übernachtct, in der dis Leichs des Schülers Günthcr
Tielke in Oranienburg aufgcfunden wurde. Seefeld
behauptet, datz er zu der fraglichen Zeit, als der kleine
Tielke verschwand, überhaupt in Oranienburg gewe-
sen sei.

Es steht jedoch fest, daß Seefeld in der Zeit, als
der kleine Hans Korn verschwand, sich in der NLHe
des Tatortes aufgehalten hat.

Diese Tatsache kann auch von ihm nicht bestritten werden.
Die Mutter des ermordeten Hans Korn schilderte
ihren Iungen als artiges und folgsames Kind. Ihr
Kind sei am 16. Ianuar, so gab sie an, geqen II klhr in
der elterlichsn Wohnunq erschisnen, hatte schnell seine
Schulmappe abgelegt und war dann fortaelaufen mit dem
Vemerken, datz es sich die zur „Kringelhöge" beflaggten

Schiffe auf der Obertrave ansehen wolle. SeN " „.„S
Augenblick habe die Mutter ihr Kind nicht nncd«
gesehen. t»s

Hierauf wurden mehrere Zeugen vernommc , . .„s
den kleinen Hans Korn am Tag seines Derich
noch gesehen haben; ihnen war besonders dre
Cile aufgesallen, die der Iunge gezeigt habe. M
seiner Mitschüler rief er zu: „Ich will zur Post,
ein Mann, der schentt nnr Schokolade." M

Cs besteht eine Reihe von Anhaltspunkten dafw'
Hans Korn seinen Mörder schon ernige Tage vor oe
kennen gelernt hatte. «jnc"

Der 13jährige Schüler B. bekundete, datz
Monat vor dem Verschwinden des kleinen Korn vo ^
Angeklagten auf der Straße angesprochen woro'^^s-
Seefeld habe ihn gesragt, ob er ihm wohl euien - jii
fer tragen wolle, dcr angeblich am Geibcl-pm»
Lübeck untergestellt sein sollte.

llnterwegs habe der Anqeklaqte plötzlich s i»
datz sich der Kosfer nicht dort bcsinde. sonder'
den Schlutuper Tannen versteckt se'- »

Der Iunge sei auch mitgegangen, und der 2lng^ «c>
habe es verstanden, die Neügierde des Iungen,
wecken, dem er erzählt habe, in seinem Kofser
sich eine Vohrmaschine und viel Spiei» ^>1
das er dem Iungen schenken werde. So scien die s^>
schließlich an derselben Schonung angelangt, in ver
ter auch die Leichs des Korn aufgefunden wordcn se - ;n
Angeklagte habe den Iungen aufgefordert, mit w
das dichtcre Gehölz zu kommcn, da hier der Ort I '' pct
sein Gepäck liege. Der Iunge habe es jedoch w»
Angst zu tun bekommsn und Reitzaus genommen. »
war dein Glück," warf der Vorsitzende ein. ^„gi

Als dann das Verschwinden des kleinen Hans -^^>
bekannt wurde, hat der Zeuge Walter V. sei" .As-cilt'
nisvolles Crlebnis sofort der Kriminalpolizei mng>
Vorsitzender: „Was sagen Sie zu dieser Ausiag
Angeklagter: „Cs stimmt schon so; ich nm
dem Iüngen zusammen."

Vorsitzender: „Was wollten Sie mit ihm
Schonung?"

Angeklagter: „ Garnichts ! " ^

Vorsttzsnder: „Sie nehmen den Iungen eine
weit von Lübeck mit, und dann wollen Sie aE
garnichts? Das ift ja recht intersffant!"

Es kam dann noch zur Sprache, datz ber
geklagte unmittelbar nach dem Mord an
Korn seine Kleidung gewechselt hat.

Der Zeuge Walter V. traf ihn angsblich einig«
später auf der Straßs, und da hatte Sesfeld einen
deren Mantel an.

Bei einem andersn Zeugen, der dann verno»» s.
wurde und der den Angeklagtcn gleichfalls genau
erkannts, hat Seeseld aüch den Versuch untcrnornmem
in die gleiche Schonung zu locken, in der spa" -jiüi
tote Hüns Korn gesunden wurds. Glücklicherweise
auch dieser Iunge nicht darauf ein und lief dem Ängc
ten davon.

Am Donnerstaq soll der Mordfall Prätor
(Rostock) erörtert werden.

in

qip

ausgesehte Velohnung sür sachdienliche Mitteilungen
von 500 auf 1000 Mark erhöht.

IeWer Reich.

Der Führer an den Papst. Der Führer und Reichs-
kanzlcr hai oem Papst zum heutigen Krönungstag tele-
grapbische Glückwllnsche übermittelt.

Der sranzösische Votschaster Francois-Poncet stat-
tete am Dienstag vormittag in Berlin verschiedenen
Reichsberusswcttkä'npfen einen Vefuch ab.

Handwerkliche Ausbildunq beim Heer. Solda-
ten, die vor ihrem Cintritt in das Heer ein Hand-
werk erlernt haben und weder dis Abschlußprüfunq 1
der Heeressachschule für Gewcrb« und Technik noch die
für Verwaltung und Wirtschaft ableqen wollen, können
— wie der Reichskriegsminister besttmmt — währcnd
ihres zwölsten Dienstjahres auf eine Heereshand-
werkerschule kommandiert werden, um in ihrem
Handwerk weiter ausgebildet zu werden und um die Ge-
sellenprüsung oder die Meisterprükunq abzulegen.

*

Wschlutz der deutsch-schweizerischen Wirtschafts»
vcrhandlungen.

Derlin, 11. Febr. Die seit dem 20. Ianuar hier ge-
führten deutsch-schweizerischen Wi rtschaftsverhand-
lungen sind am Dicnstag mit der Unterzeichnung
einer achten Zusahvereinbarung zu dem Abkommen über
den Warenverkehr zwischen Deutschland und der
Schweiz vom November 1932, einer Vereinbarung über
die Regelung der Käseeinfuhr für das Iahr 1936
und verschiedener sonsttger wirtschaftlicher Abmachungen
abgeschloffen worden.

Auch LandjllgenHVerllsrwettkllWf.

Line Vtertel Million nimmt teil.

DreSlau, 11. Februar. Zum erstenmal in der Neihe
der Reichsberusswettkämpfe wird in diesem Iahr der
grotze Leistungswettbewerb der bäuerlichen
Landjugend vom Reichsnährstand durchqMhrt. Die
feierliche 'Cröffnung des Reichsberufswettkampss
dsr Gruppe „Reichsnährstand", an dem sich 1«, ganzen
Reich rund eine viertel Million Landjungen und Land-
mädel beteiligen, fand am Dienstag vormittag (m sest-
" mückten Äorutin ' " ^

lich

im Kreis Ratibor statt.

ihrer Gliederungsn, der Behörden und der Wehrmacht
willkommen. Oberbannführer Vofinger uberbrachts
die Grütze des Reichsjugendführers. Die Landjugend be-
zeuge nnt dem Reichsberusswettkampf ihren Willen, auf
dem Voden, den schon die Väter bebaut haben, am Wie-

deraufbau der Nation mitzuarbeiten. — Reichsb» „z.
abteilungsleiter Haidn umritz in seiner Erdlin" xrk
ansprache die Vedeutung des ReichsberufswettkamPI^^k
bäuerlichen Iugend. Der Reichsberufswettkampf st'.-sik'
Tat des Soziälismus, unter dem der Nationalsoz' ^
mus härteste Pflichterfüllung im Dronl
Volksgemeinschaft verstehe.

Neues vom Tag.

Schweres Unglück bet Vrückenbauten an der Sein^z
Paris, 11. Februar. Im Rahmen eines ProgrLFsi^
zur V-kämpfunq der Arbsitslosigkeit werden in ft^i'
zur Zeit Arbeiten zur Verbreiterüng der Larou i > §c'
Vrücke über die Seine ausgesührt. Am Dienstaa
eignete sich dort ein Anfall, der drei Arbe'p„^'
däs Lebsn kostete. Als drei Monteure in einem N"
wagen über die Seine eine Probefahrt machtsn, bra^„c,
Ufer einer der Krane, an dem das Drahtseil befestUls.,„ge'
zusammen. In der Mitte des Fluffes stürzte der v" pck
wagen in die Tiese. Insolge der starken StrvmU'M ^c'
Scine konnten die Bergungsvcrsuche noch nicht "agck
nommen werden. Cs ist zür Zeit unmöglich, etwa
Taucher hinunterzuschicken.

Schlveres EtsenbMuWch in Vulgariell-

Visher dreizehn Tote geborgen.

Sofia, 12. Februar. (Eigene Funkmeldung-1
dem Bahnhof Asparuchowo in Südbulgut
sttetz am Dienstag abend einPersonenzus ^
einem Güterzug zusammen. Aus den Trümmer»
man bisher dreizehn Tote und sechs Schu^
letzte geborgen. KÜ'

Die beiden Lokomotiven und 35 Personen- uud
terwagen wurden schwer beschädigt oder völlig z»r ^
mert.' Di« Wagen sind ineinandergefahren, so baü^ßp'
die einzelnen Teil« auseinandersägen oder
mußte, um die Toten und Verwunbeten bergen zu gbff
Die Rettungsarbeiten daucrten die ganze Nacht ^i'
an. Sts würden durch das anhaltende Schne e > ^se'
ben autzerordentlich erschwert. Obwohl der Davu^m
vorsteher, der das Durchsahrcn dcs Zuges bemerkl HH'
und das Unglück voraussah, sofort die nächstcn
stationen benachrichtigt hatke, konnte dcr Zusam'M
nicht verhindert werdsn. In dcm Schneesturm umr^ cis
Warnungsschüffe und die Notsignale von den Lokpw ^
führern überhört worden, so daß beide Züge
ter Fahrt aufeinanderstießen.

Die Kmittaeiite wmiderii.

Amerika entfernt sich von Europa jährlich um 32 Zenti-
meter.

Von K. v. Philippoff.

Schon manchem Vetrachtsr einer Weltkarte ist
«s ausgesallen, daß eine überraschende Üebereinstimmung
zwischen den Küstenlinien zu beiden Seiten des Atlan-
tischen Ozeans bssteht: Iedem Vorsprung der Küste
Südamerikas entspricht eine Äertiesung der
afrikanisch en; Aehnliches ist im Nordatlan-
tik zu bsobachten, auch wenn hier di« großen Inseln
Grönland, Neufundland, Island und Cngland die Deut-
lichkeit dieses eigenartigen geographischen Tatbestandes
«twas trüben.

Von dieser Ileberemstimmung ging auch d«r bekannte
Geograph und Polarforscher Alfred Weg«n«r aus,
als er die Grundzüge zu seiner Theorie von d«n F « st -
landsverschiebungen «ntwars. Er sagt« stch,
datz die Crdkrusts hauptsächlich aus schweren Gestsins-
arten besteht. Auf dieser Grundlag« schwimmen, wie
riesige Cisschollen auf dem Waffer, di« Kontinent«,
deren Hauptmaffe vsrhältnismätzig leicht« Gestemsartsn
bilden. Natürlich kann dsr Vegriff „schwimmen nicht
im gewöhnlichsn Sinn des Wbrtes aufgefatzt werdsn,
w«il ja die untere Schicht praktisch sin sester Körper ist;
jedoch bssitzt sie angesichts der qewaltigen Ausmatze unse-
rcs Crdballes gewiffe Cigenschaften, die bei sehr zähen
Flüssigkeiten zü beobachten sind. Der Voden der Welt-
meere bildet die Oberfläche dcr unteren Schicht; aus etwa
zweihundert Meter Tiefe erheben stch die Kontinental-
schollen. die unter dem Cinslutz vulkanischen und Pol-
fluchtkräften zerreißen, aneinanderstotzen und auseinan-
dergetriebön werden. Selbstverständlich geschieht dies
unevdlich langsam

Die kühne Hypothese Wegeners fand keine einheitliche
Aufnahme bei den Gclehrten. Währcnd sie von einsm
Teil anerkannt wurde, bekämvften anders die neue Theo-
rie auf das entschiedensts Die Geophysiker bestä-
tigen, datz di« Crdttuste «lastische Eigenschast«»

bestht und daß ste, je nach der Tiefe, von zweierlei Dichte
ist. Dis Geologen führen aus, daß die geologische Ve-
schaffenheit des westlichen Afrika vollkommen idsntisch ist
mit derjenigen des östlichen Südamerika. Crst die Konti-
nentalverschiebungstheorie gibt Aufschluß darüber, warum
manchs Gebirgsketten Westeuropas am Atlantischen Ozean
abbrechsn und stch dann plötzlich in Grönland und tn
Nordamerika fortsehen. wo das Gebirge ebenfalls an der
Küste steil aufsteigt. Die Schollen-Theorie gibt auch eine
Crklärung über das Cntstehen der meisten großen Ge-
birgsketten: in längst vergangenen Crdzeiten wurde das
anierikanische Festland von der eurasisch-afrika-
nischen Mafle losgerissen und treibt nun nach We-
sten; die vordere, also westlichs Kante, wölbte sich dabei
zu einer Welle, und diese Wells bildet jetzt die Kordtl-
lerenkette. Vorderindien bildete einen Teil Afrikas,
etwa in der Gegend des hsutigen Madagaskar. Diese
Festlandsscholle wurde nordöstlich getrieben, ste berührte
die Südkants Asisns, schob stch darüber und bildets das
mittelasiatische Hochland und das Himalajagebirge. Auch
die Viologie und die Wtffcnschatten, die das Leben und
Klima in srüheren geoloaischen Zeitaltern erforschen, fin-
den durch die Wsgsnersche Theori« «ine glaubhafte und
erschövfsnde Crklärunqsgrundlag«.

Vieles spricht also dafür, datz die Kontinente,
die heute durch Ozeane getrennt sind, einmal ein zusam-
menhängendes Festland bildeten. Cs sind jedoch
nur Indizien, absr noch keine abioluten, zwingenden Ve-
wesse sür die Richtigkeit dieser Anschauung. Cinen ob-
iektiven Beweis kann die Feststellung erbringen. daß die
Kontinente auch heute noch wandern. Dies ist die Auf-
gabe der modernen Geodäste.

Die Frage, ob sich die geographische Lage
zweier Orte zueinander verschiebt, ist so bedeut-
sam für unsers ganze Weltvorstsllung, daß seit mehreren
Iahren an mehr als stebzig verschiedenen Punkten in der
ganzen Welt in reqelmäßigen Zeitabständen genaueste in-
tcrnationale Längenbestimmungen durchgeführt werden.
Cine der wichtigsten Veobachtüngsstationen beftndet stch in
Potsdam

Die modernen astronomischen Instrumente find so

vollkommen, daß man mit Hilfe der Sternbcobachtung die
Cntfernung von Potsdam nach Honolulu oder Madagas-
kar aus 25 Zentimeter genau bestimmen kann. Mit Hilse
von zwei besonders konstruierten Fernrohren verfolgt man
die Geschwindigkeit, mit der stch ein Stern (scheinbar)
über das Firmament bewsgt. Das Fernrohr ist mit
einem automatischen Schreibgerät aekuppelt, das die Be-
wegung des Fernrohrs auf einem Pqpierband aufzeichnet
und aüf funkentelegraphischem Weg in den Weltraum
sendet. So werden in Potsdam auch die Signals von
den Hawai-Inseln empsangen und auf einem Streifcn mit
der Potsdamer Zeitangabe registriert. Natürlich bedarf
es bei diesen präzisen 'Meffungen auch hervorragend ge.
nauer fthren. Die in Potsdäm benuhte 5lhr tvird s«it
langen Iahren unter gleichen baromstrischen Derhältnis-
sen in einem wärmebeständigen, erschütterungsfreicn und
schalldichten Kellsr aufbewahrt. Die „fthr, die niemand
sieht," liefert einen Fehler von weniger als einer Viertel-
sekunde erst nach einem vollen Iahr.

Nach Abschluß der eigentlichen Meffungen werden die
unzähligen Meter der aüf diese Weiss beschriebenen Pg.
Pierstreifen unter einer starken Lups untersucht, die Crg«h.
niffe wsrden in dicken Folianten aufgezeichnet, die später
nach Paris zur Zentralstelle für Internationale Länaen-
meffung gesandt werden, wo die Studieneraebniffe aus der
qanzen Welt zusammenströmen. Aus den Differenzen. die
stch aus Sternbeobachtung, funkentelegraphpttchen Sig-
nalen und Zeitauszeichnüngen ergeben. kann man dann
die neuesten Positionsbestimmunqen für die «inielnsn
Deobachtungsorte errechnen. Diese riestae wiffenichaftlich«
Arbeit bedarf no chvieler Iahre bis zu 'ihrem endgültiqen
Abschlutz- Doch hat man tatsächlich eins Vergrötz«.
runq der Cntfernung zwifchsn Wash'Ngton
und D a r i s fsstgestellt, und zwar in dreizehn Iahren um
4,16 Mster, das heitzt jährlich um 32 Zentimeter. Dar-
aus geht hervor, daß auch heutzutage das amerika -
n i s ch e Festland langsam aber unbezweiselbar von
der afrikanilchen Scholle abgetrieben wird. Im
Lauf der siebsn Iahr« ihrer Fährten hat sich die Reise-
route der „Vremen" um mehr als zwei Meter vergrötzert.
Zur Zeit des Kolumbus lag Amerika der europäischen

Küste um etwa 140 Meter näher, zur Zeit, als d'^ /
dischen Seefahrer zum erstenmale Finnland errcich^
gar 300 Meter.

kunst nnd Wisfenschasl.

sDer bekannte Bibelübersetzer Menge 95

Der rn den 80er und Wer Jahren des voriaen
derts als Gymnasialdirektor in Mainz tätige^
GoSlar (Harz) im Ruhestand lebende D. Dr.

Menge beging dieser Tage seinen 95. Eebüft„eft
D. Dr. Menge ist durch seine vor zehn Iahren
Uebersetzunq der Brbel im Reich und weit darüber
bekannt geworden. . qd»

. sDer Nachfolger Erwin Baurs in Münchcber9P.f(s
Leitung d-s Kaner-Wiihelm-Instituts für Küchtum-^

sckung in Mu n ch eberg in der Mark, das von A,
Baur 1927 gesckzrffen und bis zu seinem Tod
zember 1933 gefuhrt worden ist, ,st ein Nuf an

zember 1938 ge.tuyrr worden ist, ist ein Nuf an
rektor dcS Initituts füx Pflanzenbau und

^^eittgcn Dekan der Mathematisck-natuA
schaftlick-n Abteilung der Philosovbiscken ikattuU f ss,
Universttat Leipzig. PE Dr. Wtthelm Nudor „dL

IM gteicyen :wyr zur Leitung des InstitutS für E UÄ
bau und Pftanzenzüchtung an der argentinlsch^„s

u W. geboren. habilttserte sich 1929 in Salle
im gleicken Iahx zur Leitung deS Instituts für
bauund Pftanzxnzüchtung an der argei
versttat La Plata berufen; seit 1984 ist er
Leipzig-

, sEhrung «ines Oxforder
UniversttSt Berlin.j Die -

dukchlii


hat Sir Hugh P.'A'll e n. dem ^ VA

College of Mustc und Professor an °e

.^riord, b>« Würde eines vhilosopb'scheu ^
ehrenhalber verliehen. Sir Hugh P. Alle n 'st Liihtt>.
daS 8,ustand«kommen und die erfolgreicke Duraü^-

der

- a ch -Händel-Äusst e l HH"' in. ^L^tziis-
Aabr 193c> zu verdanken,' zu der u. a. die
Staatsbibliothek wertvolle BachmanuskriPte be'V^^c
b'?- N England starkes Aufsehen erregten. Dw ^ ,

re ckung der Ehrenurkunde erfolgte in London «w
deutschen Botichafter von L> ö s ch in Nnwesenhei u
Ae'he^ervovcagender Vertreter des engliscken w
 
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