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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9512#0476

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Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

„Heidelberger Neueste Nachrichten" —. „Heidelberger Anzeiger'

fahren sei eingeleitet worden und müffe erst abgeschloffen
werden.

Das Pariser Gericht hat gegen Charles Maurras
und den Herausgeber der Tageszeitung „Action Fran-
xaise" ein Versahren wegen Ausforderung zum Mord auf
Grund eines am 13. Ianuar, und zwar unmittslbar nach
Verabschiedung des Gesetzes über die Bestrafung solcher
Heraussorderung, erschienensn Artikels eingeleitet.

*

Die Strenge mit der Sarraut gegen die Royali-
sten vorgeht, ist nur erklärbar durch die Abhängigkeit des
Kabinetrs von der Volkssront. Wie bekannt, sind von
den Linksparteien in letzter Zeit in verstärktem Maß
Versuche unternommen worden, um die Regierung zu
den schärssten Maßnahmen gegen die Kampfbünde auszu-
putschen. Cs sind in Frankreich schon andere Dinge pas-
siert, ohne daß die Regierung sich veranlaßt gesehen hat,
so schweres Geschüh aufzufahrcn. Nun hat der jlldische
Marxistenführer Blum bei einer Gelegenheit ein paar
Schläge erhalten, und sosort hat sich ein gewaltiges Ge-
schrei erhoben, um diess Miffetat zu sübnen. Der Zwi-
schensall ist nur erklärbar aus der politischen Spannung,
in der Frankreich schon scit Iahren liegt. Iedenfalls hat
er nicht die Vedeutung, die man ihm jetzt aus ganz nahe-
liegenden Gründen zu geben sucht.

ZwWWel in der Kmmer.

Einc Eklärung Sarrauts.

Paris, 13. Febr. Der Angriff auf den Marxi-
stenführer Leon Blum hatte gleich zu Veginn der
Donnsrstag-Nachmittagsitzung der Kammer ein Nach-
spiel. Dsr Kammerpräsident gab dem Haus
von dem Creignis Kenntnis und sprach Leon Vlum im
Namen der Kammer sein Veileid aus.

Ministerprüsident Sarraut sah sich ebenfalls zu
einer kurzen Crklärung veranlaßt. Die Reaierung, so be-
tonte er, werde im Hrnblick aus die Creignrffe nicht mehr
zögern, energischeinzuschreiten. Es handle sich
bei dem Vorgehen gegsn den Sozialistensührer um einen
organisierten Anschlag. Die Regierung werde in Zu

Freitag, 14. Februar 1936

Nr. 3«

kunst nicht mehr zulaffen, daß die Bewegungsfreiheit der
Franzosen aefährdet werde. Sie werde sich viclmehr der
Gesetze bedienen, die die Kammer ihr an die Hand gege-
ben habe. Augenblicklich seien bereits zwei Untersuchun-
gen im Gang. Vei der einen handle es sich um gewiffe
Zeitungen und Flugschristen, die zur Gewalt-
anwendung aufforderten. Die zweite sei gegen die An-
greifer Leon Älums eingeleitet worden. Cr werde den
nächsten Ministerrat aufsordern, Veschlüsse zu faffen,
um gsgen dieses Treiben energisch vorzugehen.

Nach dem Ministerpräsidenten erhob der sozialistische
Abg. Vincent Auriol im Namen seiner Partei C i n-
spruch qegen das Vorgehen der Royalisten gegen Leon
Blum. tzerriot schlotz sich seinem Vorredner an und
erklärte, es sei unzulässig, datz aufrichtige Republikaner
nicht mehr frei in Frankreich umhergehen könnten. Cr
qab der Hosfnung Ausdruck, daß der Uebersall auf Leon
Blum die letzte derartige Kundgebung darstelle, die noch
geduldet wurde. Franklin-Vouillon (rechte
Mitte) verurteilte namens seiner Parteifreunde ebensalls
das gewaltsame Vorgehen gegen Parlamentarier. Als der
rechtsgerichtete Abg. Pastör Soulier das Wort neh-
men wollte, um evenfalls den Angriff gegen Blum zu
verurteilen, erhob sich auf der Linken großer Lärm. Als
Soulier betonte, daß von gewaltsamen Angriffen nicht
nur dis Sozialisten betroffen seien, gingen seine Worte
in dem allgemeinen Lärm unter. Vön links ertönte der
Zwischenruf „Mörder". Schlietzlich sah sich der Kam-
merpräsident gezwungen, die Sitzung vorübergehend
auszuheben.

*

Nachspisl zu dsm Angrisf aus Löon Vlum.

_ Paris, 13. Februar. Der Angriff auf den Marxi-

stenführer Leon Vlum hat bereits eine gericht-
liche Untersuchüng nach sich gszogen.

Cs wurde festgestellt, daß Vlum mehrere
Wunden im Gesicht und auf den Kopf davongetragen
hat, die von Schlägen mit einem harten Gegenstand her-
rühren. Ciner dieser Schlägs hat die Schlüfengegend
verletzt und ein Blutgefäß zerriffen, was zu einer inne-
ren Blutunq gesührt hat. Cin kleinsr chirurgischer Cin-
grifs war nötwendig geworden. ,

Leon Vlum hat in den Nachmittagsstunden des Don-
nerstags das Krankenhaus verlaffen können und ist in
seine Wohnung überführt worden.

Ser englische WrWmgrvllM.

Kabinettsberatungen in London.

London, 12. Februar. In seiner üblichen Mitt-
wochs-Sitzung befaßte sich das englische Kabinett
mit dem Aufrüstungsplan, der nach wochenlanger
Vorarbeit der zuständigsn Fachminister und der Sach-
bearbeiter aller drei Waffengattungen nunmehr aus-
gearbeitet vorliegt.

Alle Anzeichen deuten daraus hin, daß das Pro-
gramm außerordentlich wettgehende Vorschläge
über den Ausbau der Luststreitkräfte und der
Flotte enthalten wird. Prstz Affociation teilt die
allgemeins Crwartung, daß diessr Aufrüstungsplan Aus-
gaben mit sich bringen wird, die an dis Grenze von 300
Millionen Psund nahe herangkommen, ein Betrag, der
auf einen Zeitraum von drei Iahren verteilt werden soll.

Der Ausrüstungsplan wird dem Parlament erst zur
Beratung vorgelegt werden, nachdem die Regierung ein
Weißbuch veröffentlicht haben wird, das eine eingehende
Degründung der englischen Absichten bringen dürfte.

Ser Russematt «Wrte» den Zriedcn.

„Man mnß mit Seaischlaad »erdandela!"

Paris, 13. Febr. Die Kammer setzte am Don-
nerstag die Aussprachs über den sranzösisch-sow-
jetrussischen Pakt fort.

Der linksunabhängige Abgeordnete Montignv
(Mitte) erklärte, daß die Aussprache den Bestand des
französischen Volkes aufs Spiel setzen könne.
Der sranzösisch-sowjetrusstsche Pakt erhöhe die bereits
weitreichenden Verpslichtungen erheblich, die
Frankreich Sowjetrußland gegenüber dadurch übernom-
men habe, daß die Sowjetunion in den VLlkerbund ein-
getreten sei.

Der gegenseitige Veistandspakt setze Frankreich der
Gefahr aus, daß es im Osten Europas allein han-
deln müffe, ohne England, Velgien und Italien.
Cs handle fich also nicht mehr um eine Frage der kol-
lektivenSicherheit. Für Frankreich werde es sich
darum handeln, festzustellen, ob gegebenensalls Deutsch-
land eines Angrisss schuldig sei. Wenn die Ant-
wort dsr Locarno-Mächte nicht einstimmig ausfal-
len sollte, wäre Frankreich dann noch Herr seiner Cnt-
schlüffe? Die Regierung müffe zu diesem Punkt Aus-
klärung geben.

Montigny fragte weiter, welcherArt der von
Frankreich zu leistsnde Veistand sein würde. Der
Vertrag gebe keinen Aufschluß über diesen Punkt. Fer-
ner erwartet er Aufklärung darüber, ob zwischen Frank-
reich und der Sowjetunion Militärverträge abgeschloffen
seien. Wenn
sollte, so
Schuld eines

tige militärische Verpflichtungen wären gleichbedeutend
mit den alten militärischen Vündnissen.

Der Berichterstatter Torres erklärte, daß Frank-
reich selbst über die Form des Beistands befinden könne,
ebenso wis das für den Locarno-Pakt und die Polen und
der Tschechoslowakei gegenüber übernommenen Verpslich-
tungen der Fall sei. Dis Veistandsformsl sei nicht neu.
Frankreich habe Sowjctrußland gegenüber nicht mehr
Verpflichtungen als Polen und der Tschechoslowakei
gegenüber.

Montgny betonte, daß dis Lage Frankreichs der
Sowjetunion gegenüber wssentlich anders sei als Po-
(en und der Tschechoslowakei gegenüber, weil diese un°
mittelbar an Deutschland grenzten. Cr betonte
weiter,

daß der französisch-sowjetrussische Vertrag mehr
Gefahrenmomente als Friedensgarantien
bringe.

Die Kammer müffe den ausländischen MSchten,
die bestrebt seien, die R a t i s i z i e r u n g dcs Vertrags
durchzufetzen, Widerstand leisten, da dieser Ver-
trag sür Frankreich die Verpslichtung zur Folge haben
könnte, in einen Krieg verwickelt zu werdcn, den es
vermeiden könne. Als ehemaliger Kriegsteilnehmer
fordere er die Regierung auf, unverzüglich mit
Deutschland zu vsrhandeln. Dieser letzte Ver-
such müffe gemacht werden, um eine Katastrophe
zu verhindern.

Nachdem auch noch der sozialistische Mgeordnete
Margaine und der elsässische Abgeordnete Rosfs
gesprochen hatten und letzterer erklärte, daß er und seine
Freunde gegen die Ratifizierung stimmen würden.

die

wurde die Fortsshung
Dienstag vertagt.

der Äussprache auf kommenden

Svavm«! im Serven Lftev.

Neuer blutiger Zwischenfall an der mongolischen Grenze.

Vombenslugzeuge und Geschühe in Aktion.

Schanghai, 13. Febr. Wie aus Tschangtschun
gemeldet wird hat das Kommando der Kwantung-
Armee einen neuen schweren Zusammenstotz zwi-
schen einer japanisch-mandschurischen Mteilung und einer
etwa 200 Mann starken mongolischen Truppe bekannt-
gegeben. Der Zwischensall soll sich westlich des Vutr-
Sees ereignet haben, wo die mongolische Mteilung die
Grenzstation Olanhotok beseht habe. Wie von
japanischer Seite verlautet, gelang es den vereinigten
japanisch-mandschurischen Truppen am Mittwoch, den
Grenzort wieder zurückzuerobern, wobei aus japanischer
Seite der Verlust von acht toten und zehn verletzten
Soldaten verzeichnet wird. Wie es heißt, haben die
Mongolen bei den KSmpsen angeblich zwei Vomben-
flugzeuge eingeseht. Die Iapaner melden weiter, daß ste
im Verlaus der Zusammenstöße mehrere Geschütze und
eine Anzahl von Maschinengewehren und Gewehren, teil-
weise sowjetrussischer Herkunst, erbeutet haben.

Nachdem bereits der am Dienstag erfolgte Ab-
bruch dsr Verhandlungen des stellvertretenden Außen-
ministers von Mandschukuo, Ohaschi, mit dem Gene-
ralkonsul der Sowjetunion, Slavutsky, in Tschang-
tschun starke Crbitterung hervorgerufen hat, hat die
gespannte Lag« im Grenzgebiet durch den neuen Zwi-
schenfall eine weitere Verschärfung erfahren.

Chiles Kamps gegen den Kommnnismus.

Gemeinsame Abwehr.

Santiago de Chile, 13. Febr. Die Streikbewe-
gung flaut immer mehr ab. Die Regierung hat gegen
die Aufrührer erneut in mehreren Fällen Ver-
bannungen verhängt. Die Marxisten haben als Pro-
test gegen das tatkräftige Vorgehen der Regierung eine
chilenische Zweigstelle der „Liga für Menschenrechte" ge-
gründet.

Dis chilenifche Presse setzt sich immer mshr für die
Gründung einer südamerikanischen Cinheits-
front gegen den Kommunismus ein. Die Vlätter
erklären, Chile, Vrasilien, Argentinien, Peru, Aruguay
und Paraguay müßten sich gegen den gemeinsamen kom-
nmnistischen Feind zusammenschlietzen.

Veltere Meldungeu.

Van Zeeland in Paris.

Paris, 13. Febr. Der belgische Ministerpräsident
van Zeeland traf am Donnerstag nachmittag in Ve-
gleitung mehrerer belgischer Staatsminister in Paris ein,
um an einem Cffen der französisch-belgisch-luxemburgischen
Gesellschast teilzunehmen, das am Donnerstag abend
unter dem Vorsitz des französischen Staatspräsidenten
stattfindet.

Der Präsident der französischen Republik hat
den belgischen Premierminifter van Zeeland und den
luxemburgischen Staatsminister Vech empfangen.

kunst und Wseuschaft.

sVom Wolfram-von-Eschenbach-Vund.f Der im
vergangenen Frühjahr in Amorbach begründete Wolf-
ram-von-Cschenbach-Äund zur Crhaltung der Wil-
denburg imOdenwald, die dem Dichter des
Parzival bei der Gestaltung der Gralshurg vorge-
schwebt haben soll, ist jetzt mit dsr Gründung vön Orts-
gruppen in Würzburg und Frankfurt beschäftigt.
Dei einer m Amorbach abgehaltenen Sitzung wurde als
Aufgabe des Vundes während des ersten Iahres seiner
Tätigkeit der Ausba» des Bergfrieds der Äurg
bezeichnet, den man durch eine Treppenanlage zugänglich
machen will. Gauleiter Dr. Hellmuth, der bei der
Sihung anwesend war, beaustragte die NS.-Kultur-
gemeinde mit der Veranstaltunq von Vurgfeisrstunden.
Fürst Cmich zu Leinmgen, der Cigentümer der Burg,
wurds zum Chrenpräsidenten ernannt. „ .

sDr. Hansstaengls Angebot an die Havard-Anwersi.
tät.j Der Präsident der Harvard.stniversität, Lonant,

hat an die ehemaligsn Angehorrgen diessr amerikamschen
Hochschule ein Ründschreiben gerichtst, in dem
er unter Hinweis auf die bevorstehends Feier des 300-
jähriqen Äestehens zur Ausbringung von Geldspen -
densür neue Lehrstühle und Snpendien an be-
gabte Studenten aufruft. Auch der Auslandspreffechef
der NSDAP., Dr. Hanfstaengl, erhielt als ehema-
liger Angehöriger der Anivsrsität dissen Vnef. In sei-
ner Antwort wies er darauf hin, daß er auf win Dchrei-
hen vom Oktober 1934 zur Ablehnung des von ihm an-
qehotenen Stipcndiums keine Antwokt , ^ryalten
habe. Dr. Hanfstaengl hatte sich seinerzeit bereit erklart,
einem Studenten der Universität Harvard hen Be-
such der Münchener Aniversität für ein Iayr
zu ermöglichen. Dieses großzügige, dem Gedanken der
Völkerverständigunq dienende Angebot war von Präst-
dent Conant schrosf abgelehnt wörden. Dr. Hanfstaengl
erklärt sich in seinem jehigen Schreiben unter der Vor-
aussetzunq, daß die Äniversität mit ihrem Vrief die Aen-
derung ihres Standpunktcs ausdrücken wolle, bereit, den
Vetrciq seines ursprünglichen Angebotes zu verzehn-
fachen und ein Stipendium für den Vesuch der Universi-
tät München für die Dauer von zehn aufeinanderfolgen-
den Iahren mit der Möglichkeit einer weiteren Verlän-
qeruna zu errichten. .

lDas Beethovcnfest 1936 in Bonn.f Vom 18. bis
24. Mai wird inBonn das Veethoven-Fest

1936 stattfinden, deffen Proqramm wie folgt festqelsqt
wurde: Den Auftakt bildst eine Aufführung der Miffa
Solemnis" unter Leitung von Proseffor Dr. Raabe.
Cs folgen dann vom 16. bis 21. Mai dis vier in fast
fünfzigjähriger Tradition bekannten Veranstaltungen des
Veethoven-Hauses, bei denen Adelheid Armhold, Käthe
Heidersbach, Wilhelm Backhaus, das Clly-Ney-Trio, das
Dresdner Streichquartett, das Wendling-Streichquartett,
sowie weitere erste Künstler mitwirken werden. Am
Abend des 21. Mai wird Gosthes „Cgmont" mit der
Mustk von Beethoven im Stadttheater ausgeführt. Die
beiden folgenden Tage bringen dann zwei Sinfoniekon-
zerte, u. a. Violinkonzert Max Strub und Klavierkonzert
Clly Ney. Das Fest wird beschloffen am 24. Mai mit
der Aufführung der Crsten und Nsunten Sinfonis unter
Leitung von Max Fiedler. Der Verein Beehoven-
Haus ünd die Stadt Vonn haben beschloflen, die Äonner
Äeethoven-Feste künstig gemeinsam zu veranstaltsn.

Kleine Notizen.

Dieser Tage kamen in Berlin berühmte Hand-
schriften zur Versteigerung. Dcn höchsten Preis mit
1900 Mark erzielte das Vlatt Goethes mit dsm Land-
schaftsblick in die „Gerbermühle" bei Frankfurt am Main
und einem darunter stehenden Gedicht. Gute Preise er-
zielten auch die Schillerbriefe an Göschen und
den Schauspieler Schröder, in denen Schiller über
seine Werke schreibt. Vesonders gut bezahlt wurden auch
drei der sehr seltenen Bruckner - Äutographen
und einiqe Schreiben Wagners, u. a. die Dank-
sagung an die Stadt Vayreuth nach der 1872 erfolgten
Grundsteinlegung zum Vayreuther Festspielhaus.

Das Derliner Frauenorchester unter Lei-
tunq von Gertrud Ilse von Tilsen qab in der über-
füllten Sala Sqambati in Rom ein Konzert mit Wer-
ken von Mozart, Händel und Friedrich dem Großen. Das
Konzert wird von der italienischen Preffe sehr sreundlich
bcurteilt.

In Paris soll dem Marschall Ioffre auf der neuen
Place de la Porte Maillot ein Denkmal errichtet wer-
den, das von dem Bildhauer Maxime Real del Sarte
herrührt.

Der elfte internationals Verlegerkongreß
soll vom 7. his 12. Iuni in London tagen. Die inter-
nationale Autorenvereinigung will ihre nächste Tagung
im September in Brüssel abhalten.

Reichsminister Dr. Frank auf dem Weg nach
Krakau.

Warschau, 13. Februar. Am zweiten Tag seinss
Aufenthaltes in Warschau wohnte Reichsminister Dr.
Frank nach einer Besichtigung der SLadt auf Cin-
ladung des Präsidenten des polnifchen Oberqerichts einer
Verhandluna dieses Gerichts bei. Mittags sand ein
Cmpfang mit Frühstück beim polnischen Iustizminister
Michalowski statt, bsi dem herzliche Ansprachen aus-
getauscht wurdsn. Nachmittags weilts der Reichsminister
als Gast zum Tee in kleinem Kreis beim Außenminister
Oberst Beck. Am Abend ist Reichsminister Dr. Frank
von Warschau nach Krakau abgereist.

IeilWs Reich.

Cröfsnung der Wirtschaftskammer Nieder-
ch am Dr

Vei der

sachsen sprach am Donnerstaq Reichsminister Dr.
Schacht in Hannover über dis Ausgaben der Wirt-
schaftskammern. Die Kammern müßten, so sagte Dr.
Dchacht, auf dem durch die Leipziger Vereinbarung zwi-
schen Dr. Schacht und Reichsorganisationsleiter Dr. Ley
aegebenen Weg an der Bsseitigung aller Kri-
senerscheinungen mitarbeiten. Die Notwendigkeit
einer Steigerung der deutschen Ausfuhr wurde vom
Reichsminister Dr. Schacht besonders hervorgehoben.

Zwei Feldbrunnen für jedes Pionierbataillon. Der
Oberbefehlshaber des tzeeres hat angeordnet, datz jedes
Pionierhataillon zwei Feldbrunnen zu er-
halten hat, um der Truppe Gelegenheit zu geben, den
Cinbau von Feldbrunnen zu üben.

Elvsteftvvs Freiivlllilitt dei der Lvstmsse.

Die Einstellungstermine.

Verlin, 13. Fsbr. Verschiedene Anfragen bei Dienst-
stellen der Luftwasfe und beim Reichsluftfahrtmini-
sterium haben gezeigt, daß vielfach Unklarheit über die
Cinstellungstermine von Freiwilligen der Luftwaffe, ins-
bescndere von Freiwilligen der Flakartillerie besteht.

Frühjahrs- und Herbsteinstellungen finden statt für
die Fliegsrtruppe, die Lustnachrichtentruppe und das Re-
giment General Göring. Die Flakartillerie stellt nur im
Herbst ein.

Meldeschluß für dis Frühjahrseinstellungen ist
der 15. März, Meldeschluß für die Herbsteinstellungen ist
der 30. April.

Wer sich also für die Flakartillerie melden will, muh
dies bis zum 30. Äpril gstan haben. Die Dienstzeit be-
trägt bei der Flakartillerie ein Iahr; es ist aber er-
wünscht, daß der Freiwillige eine Verpflichtung auf zwei
Iahre eingeht. Die Dienstzeit beim Regiment General
Göring beträgt 2>- Iahre beim Cintritt im Frühjahr
und zwei Iahre beim Eintritt im Herbst.

Wegen weiterer Auskünste wsnde man flch an die
nächstgelegenc- Disnststelle der Lustwafse oder das für den
Wohnsitz zuständige Wehrbezirkskommando bzw. in dsr
entmilitaristerten Zone an die untsre Crsatzbehörde.

Sleine Meldungen.

— Der griechische Kronrat unter Vorsitz Königs
Georg H. tagts während des ganzen Donnerstaq. Dem
ernstcn Appell des Königs an die Vaterlandsliebe dcr
Parteiführer gelang es, die Voraussehungen zur Bil-
dung einer dauerhaften Regisrung zu schaf-
sen, dis von einer außerhalb des Parlaments stehenoen
Persönlichksit geführt werden soll.

— Der Vericht der Sachverständigen für die Frage
der Oelsperre wurde am Donnerstag an die Mitglieder
und an die Nichtmitglieder des Völkerbundes abgesandt.

r

di«

ia-

sind,

Am mrmev Svviütvg im RvndsvvV.

Die Eröffnung der Automobilausstellung.

Verlin, 14. Febr. Der deutsche Rundfuü
überträgt am morgigen Samstag von 10.45 Uhr bis ^wa
12 Uhr über alls deutschen Sendsr die Crösfnung der 3"'
ternationalen Automobil- und Motorrad'
Ausstellung aus den Berliner Ausstellungshallen a«
Kaiserdamm.

Aeues vom Tag.

Das Crgebnis des Olympia-Sternfluges.

Garmisch-Partenkirchen, 12. Februar. Nachdem
Vordbücher der etwa 70 Teilnehmer am OlymP
Sternflug ordnungsgemäß geprüft wordsn siUH
konnte jetzt vas endgiiltige offizielle Crgebnis diese
Fluqes nach München bckanntgegeben werden. Siegc
ist Öberleutnant Seidemann, der die weiteste Strecke vo
3761 Kilometer zurücklegte und in der Wertung 86ü.o
Punkte errang. Die Plazierung zeigt folgendes Biw-

1. Seidemann (Berlin) 3761 Kilometer, 869-?
Punkte. 2. Wldarkiewicz (Warschau) 361.9 Km., 7784»
P. 3. Major Klein (Königsberg) 3191 Km., 770.93 P
3. Kindervater (Königsberg) 3191, 770.93 P. 3. Sull
(Köniqsberq 3191 Km., 770.93 P. 6. Peterek (Warschaul
3350 Km., 762.5 P. 7. Mohn (Verlin) 2032 Km., 680-»
P. 8. Vanhidi (Budapest) 2690 Km., 584 P. 9. Fürff
Kinsky (Wicn) 2658 Km.^539.5 P. 10. v. Fuksa (PraÄ
1440 Km., 522 P. 11. Major Laumann (Krefeld) 229"
Km., 479.4 P. 12. Lang (Krefeld) 228 Km., 476 P.

Vier tschechoslowakischs Militärflieger abgestürzt.

Prag, 13. Februar. Bei einer Nachtübung in hsr
Nähe von Malacky (Slowakei) stießcn zwei zweisitzG^
Militärflugzeugs zusammen, wobei alle vi^
Insassen ums Leben kamen. Cincr dcr Flieger ve>>
suchte, den Fallschirm zu benutzen, doch össnete sich dieftr
nicht mehr rechtzeitig. Die übrigen drei Flieger stürzte»
mit den Apparaten ab.

Prozeß gegen Marchisten in Warschau.

Warschau, 12. Februar. Vor dem Warschauer
zirksgericht begann am Mittwoch ein auf mehrere Tag°
berechneter Prozeß gegen die Mitglieder einer aN'

archistischen Vande, die sich als „Delegiertenrai
der Anarchistischen Föderation Polens" bezeichnet und i"
den Iahren 1931 bis 1934 anarchistische Schulungskurst
veranstaltet hat und durch die Verbreitung von Schrftft»
in Arbsiterkreisen Anhängsr zu werben siichte. Von dsn
siebzehn im Iahre 1934 verhafteten Angeklagten sind
meisten Iuden.

lisvpser elnesSchneestllrins ans deU Balkan.

Furchtbare Verhcerungen in Vulgarien und Thrazien-

Sosia, 13. Febr. Der Schneesturm, der —
gemeldet — am Dienstag über dem Balkan einsehte urm
erst am Donnerstag nachließ, hat furchtbare Opfer gefov'
dert. Visher sind aus Vulgarien 84 und aus Thrazi^
35 Todesopser gemeldet worden, jedoch wird angv'
nommen, daß diese Zahl sich noch weiter erhöht, da
Orte völlig von der Autzenwelt abgeschnitten sind u»
auch die telefonischen Verbindungen vom Unwetter z^'
stört sind. Vesonders in Vulgarien sind als Folge be
Sturms Aeberschwemmungen aufgetreten, dft
weite Strecken verheerten und Hilfsmaßnahmen der
gierung notwendig machten. Der in Dcutschland we'
lends bulgarischs König Boris hat einen namhaft^
Vetrag zur Verfügung gestellt. Der Simplon-Orieni'
Cxpretz wurds auf einer türkischen Station von eine>"
Personenzug gsrammt. Der Personenzug suhr vvN
hinten auf den Cxpreßzug und zerstörte den Speisewagen,
ohne daß jedoch Personen zu Schaden kamcn.

Die Fernsprechverbindungen Westeuropu-
mit Griechenland, Vulgarien und der Türkei sind ininiev
noch unterbrochen. Ferngespräche können nur urftft
großen Zeitverlusten über Rumänien weitergegeben wev'
den.

AWrslugzeug ius Meer gestörzt.

Mit 38 Fluggästen an Vord.

Madrid, 14. Febr. Aus Tenerissa wird mfts^
teilt, daß ein Wasserflugzeug mit 30 FluS'
gSsten bei Punta Delgada ins Meer gestürzt
Das englische Kriegsschiss „Furious" wurde sofort w»
der Suche nach dcm verunglückten Flugzeug beauftragt-

Wis das Deutsche Nachrichtenbüro hierzu von zustä^
diger Stelle ersährt, handelt es sich nicht um ein deutsch^
Flugzeug, sondern vielleicht um das vermißte FlugZvUS
des sranzüstschen Süd-Atlantik-Dienstes.

*

Die englische Mmiralität hatte bis heute Freftao
srüh noch keins Meldung über das Flugzeugunglück-

Vek'

kchrsuna

statt. In auen isirayen weyren vie xxaynen aui
mast. Um 16 llhr trat eine Verkehrsruhe von einer PP
nuts ein. Vei der Trauerfeier sprachen Dr. Ley w
der Generalinspektor für das deutsche Straßcnwessn ^
Todt, die den Toten herzliche Worte widmeten. Dan
erfolgte dis Ueberführung der Särge zum Friedhos. .

Das englische Fischereischutzboot „Cherwcll"
am Donnerstag aus der Weser zu einem Besuch v -
Llnterweserstüdte ein. Das Schisf bleibt bis 17. Febru-
aus der Weser. ^

Dtt Mrtvmeß Srestlb.

Der Aall Nraetorius. - Ein Lokattermln.

Rostock, 13. Februar. Die Z e u g e n vsr n e h -
mung im Seefeld-Prozeß wurd« vom Schweri-
ner Schwurgericht am Donnerstag im Schwurgerichts-
saal des Röstocker Landgerichts, dsr stch im Standehaqz
defindet, fortgesetzt. Cs würden die Zeugen öum Mord-
fall Praetorius gehört.

Der Mord an dem etwa elfjährigen Schsiler Prae»
torius ist der neunte Fall in dsr unheimlichen Serie
der schauerlichen Verbrechen Seefelds. Der Iunge ver-
schwand am 22. November 1933 und wurde erst am 4.
Oktober 1934 auf dem Aufschüttungsgelände an der
Warnow in dichtem Schilf tot äufgeftmden- Der
klsine Praetorius hatte stch am 22. 'Noveniber
war Bußtag — in der Wohnung der Cltern einer Spftl.
kameradin bis 13 Uhr aufgehalten und wollts von dort
aus zum Mittagsffen nach Hauss gehsn. Seitdem war
der Iunge verschwunden. Auch seine Leichs lag fti typj.
scher Schlafstellung. Dsr einzige Ünterschwd war
der datz der tote Iunge nicht in einer Waldschonunq,
sondsrn im dichten Schils gefundcn wurde.

Aus dem Notizblock dcs Angcklaqten «ftgibt sich,
daß sich Seeseld zu der Zeit, als der kleine Prae-
torius verschwand, in der Rostocker Gegend auf-
hielt.

Di« Mutter dss ermordeten Praetorius schilderts de„
Iungen als gesundes und artiges Kind. Ihr Alfred sei
ein leidsnschaftlicher 'Zigarettenbilder-
Sammler gewesen. Aufsällig 'st, daß bei der Leiche
solche Bilder gefunden wurden. Cinige Tage vor seinem
Verschwinden, so bekundste Frau Praetorius weiter,
habs ihr Sobn ihr erzähli, daß er von einew alten
Mann Zigarettenbilder geschenkt bekommen
habe. ,

Auf die Frage des Vorsitzenden an den Angeklagten,
was er dazu sag«, antwortete Seefeld mit seiner üblichen

Redensart, daß seine Person nicht in Frage kowwtz
Cin Chepaar und deffen kleine Tochtsr schftdeiM
dann als Zeugen eine ausfälligs Veqegnung am Tag v
Verschwmdens dcs klcinen Praetorius. Auf e"w>'
einsamen Promenadenweg in der Nühe der Fundstclleftft.
Leichs sei ein alter Mann ganz dicht an ihnen vorüve -
gegangen, der wie abwesend'vor stch hingeblickt habe. '-P,
vas Bcrschwindsn des kleinen Iungen bskannt w»r
hatten stch die Zsugen sofort bei der Polizei gemelder-

ilnter acht anderen Gesangenen haben alle
Zeugcn Seeseld als den Mann vo« o»
mals wiedererkannt.

Sie blicben auch in der heutigcn Verhandlunq bei
ser Vekuiwung. ' ' ^

Auf Vorhaltungen des Vorsitzenden wich S-eft
wiederum aus und crklärte, daß er dainals nicht i>'
stock gewesen sei. Als die Befragung durch dcn VxftsM
ven immer ensrgrscher und bestimmter wurde, bei'chev
stch Secfeld wieder auf seine üblichen Redensarten.^ , A

Der Vorsjhende stellts schließlich fest. daß ^ftl-
hier gvvau so ausweiche, wis an allen kriti'cheü ^ .x,
len des prozeffes. Die weitere Zeugsnvernchinuna
qab ungcsähr das gleiche Bild wie bei den anderen -
handlungen.

Am Dormerstag spät nachmittags begab sich
.tigung des Tatortes qls

richt zur Vesich

wurde.

- Anschließend suchte nian den Fundort ,
Knabenleiche auf. Auf die Fraqs, ob der ^
klagte diesq Stelle als den Tatort wiedererksnne,
wortete Seefeld, daß seine Person nicht in Frage k >
Am Freitag wird die Verhandlung in Schwerui i
gesetzt.
 
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