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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Scit? 2

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„Zeidelbsrger Neueste NachrichtenE — „§>eidelberger AnzeigerE

Samstag, 15. Februar 1936

für die Kautschuksyethese, des Vutadiens — ein Gas, das
sich leicht zu einer Flüssigkeit verdichten läßt — fand.

Der synthetische Kautschuk ist heute aus einem ande-
ren Baustcin als der Methylalkautschuk des Krieges aus-
gebaut. Scit dem Iahr 1926 ist unter Cinsah von ganz
erheblichen Mittsln an der technischen Lösung der Kaut-
schuksyethese (Ausgangsmaterial Kalk und 'Kohle) aus
Butadien gearbeitet worden. Ie nach der Zusammen-
lagerungsmethode entstehen Kautschukarten von unter-
schiedlichen technischen Cigenschaften, dis allgemein den
Namcn „Buna" tragen.

Mit dem Absinken des Naturkautschukpreises war
man bcmüht, Vuna-Sorten zu entwickeln, die bessere
Eigenschaften als Naturkautschuk besitzen.

So besiht z. B. Weichgummi aus Vuna eine höhere
Altsrungsbcständiakeit als Naturgummi. Diese Cigen-
schaft ist bei LaUtkraftwaaenreifen von erhsblichsr De-
deutung, da bei der heutigen Cntwicklung des Kraftfahr-
^eugs und Straßenbaucs die Fahrgeschwindigkeiten sich
immer mehr steigern und damit die Neifen sich stärker er-
hihen.

Die Gummiindustrie, früher ausschließlich an die
Verarbsitung von Naturkautschuk gcwohnt, hat im Lauf
des lehten Iahres, wie die Ausstellung zeigt, auch das
neue Buna-Material zu verarbeiten gelernt.

In gemeinsamer Versuchsarbeit mit der I.G. Far-
benindustrie sind hier sehr wertvolle Fortschritte
gemacht worden.

Neichspost, Reichsbahn und Webrmacht habsn durch Ver-
gebung von Aufträgen die Llrbeiten vorwärtsqetrieben.

lleber 1 Million Fahrkilometsr wurden mit Vuna-
reifen zurückgelegt, weit über 1000 Reifen befinden sich
zurzeit in Prüfung.

Wja löft die Sftmeichische Sr«ge.

Eine kühne Prophezeiung.

Paris, 14. Febr. Der tschechoslowakische Minister-
präsident Hodza entwickelte einem Vertreter des
„Tsmps" seine Absichten über die Organisierung
Mitteleuropas. Cr sei fest entschlosien, so erklärte
er, zum Ziel zu gelangen und Oesterreich in den
Kreis der Kleinen Cntente einzubeziehen. Lr
habe den Wunsch, in Paris und in London sobald wie
möglich sagen zu können: „Hier ist die österreichische
Frage, sie ist beinahe gelöstl" Auf die Frage des
Verichterstatters, wann dies etwa der Fall ssin könne,
erwiderte Hodza: „In einem Monat!"

Di« verurteilten Königsmörder verzichten auf Verufung.

Paris, 14. Febr. Aus.Aix-en-Provence wird ge-
meldet, daß die drei wegen Mittäterschaft an der Cr-
mordung König Alexanders und des Außen-
ministers Varthou zu lebenslänglichem Zuchthaus ver-
urteilten Kroatsn nach Veratung mit ihren Verteidigern
beschlosien haben, keine Verusung gegen das Urteil
des Schwurgerichts einzulegen.

Hodza aus Paris abgereist.

Daris, 15. Februar. (Ciaene Funkmeldung.) Der
tschechoslowakische Ministerpräsident und Außenminister
Hodza hat am Freitag abend kurz vor Mitternacht
Paris verlasien.

— Die französische Kammer hat am Freitag vormit-
tag mit 400:90 Stimmen den Gesetzentwurf verabschie-
det, durch den der Regierunq die Crmächtiqung erteilt
wird, aus dem Verordnunqswege den Zolltarif ab -
ändern und die Crhebung der Cinfuhrabgabe zu
streichen.

— Das Weißbuch über den englischen Ausrüstungs-
plan wird in der ersten Woche des Monats März ver-
öffentlicht werden.

— Gegen die ehemakige deutsche kommunistische
Reichstagsabgeordnete Iohanna Sander, die in Oester-
reich wsgen kommunistischer llmtriebe verhaftet wurde,
ist die Hochperratsanklage erhoben worden. Die
Verhandluna wird im März stattfinden

— Der Führer der mexikanischen Goldhemden, Ri-
colas Rodriguez. wurde wieder freigelasien, nachdem er
aufgefordert 'worden war, seine anqebliche „arbeiterfeind-
liche Tätigkeit" einzustellen. Die seit vierzehn Monaten
gesperrten Kirchen in Gomezpalacia im Staat Durango
wurden wieder geöffnet.

Wcftrdkballc im mrllwm Mlerlmuß.

llm das Vetteidilnnilismillifteriiim.

Gespräch über Krieg und Frieden.

London, 14. Febr. Das llnterhaus begann am
Freitag mit der Vesprechung des Geschäftsantrages des
Conter-Admirals Sueter, der dieCinrichtung
eines Verteidigungsministeriums vorsieht.
Zur Begründung seines Antrages führte Admiral Sueter
u.a. aus, daß seiner Ansicht nach die drei Wehrministerien
nicht so vollkommen seien wie dies unter der Verwaltung
dcs Ausschusies für Reichsverteidigung der Fall sein
könne.

In der Vergangenheit habe es eine beträchtliche
Spannung zwischen Flotte und Armee gegeben.

Seitdem sei die Luftflotte hinzugekommen. Die
Flotte würde nicht in der Lage sein, ein Lustbom-
bardement von London zu verhindern, und die
Armee könne auch keinen Bombenabwurs auf eng-
lische Städte und Fabriken hintanzuhalten.

Cs sei somit ein neuesProblem geschaffsn wor-
den, das nicht dadurch yelöst werden könne, daß man die
Luftstreitmacht m kleinere und schwächere Luft-
streitkräfte für die Armee und die Marine aufteile. Cs
müsie vielmehr ein Verteidigungsminister über die drei
Dienste gesetzt werden und sie leiten. Sueter schilderte
dis Schwierigkeiten der Kriegsführung für die britische
Marine und die Notwendigkeit derZusam-
menarbeit aller Waffengattungen.

Ner VvHrsrsk»«»«!.

In der Aussprache sprach zunächst der Regierungs-
liberals Lambert, ein früherer Zivillord der Admira-
lität. Cr kritisierte die Ausgabenpolitik der Regierung
für die Wehrmacht und fragte, was die Regierung getan
habe, um die Versorqung mit Lebensmitteln
rm Kriegsfall sicherzusteÜen. Man müffe in London zum
Beispiel sieben Millionen Menschen ernähren: sei aber
der Hafen von London sicher? Man müsie daran erin-
nern, daß London das Herz des Weltreichs sei.
Cs sei ein Fehler, Millionen von Pfund für die Befe-
stigung von Sinqapore auszugeben und die Lebens-
mittelversorgung Londons aus der qleichcn Stufe wie im
letzten Krieg zu lasien. Cr sei überzeugt, daß bei der
Marine eine ungeheure Verschwendung ge-
trieben würde. Curopa sei ein riesrges Arsenal.

Man müsie, so sehr man sich auch auf den Völ -
kerbund vcrlassen wolle, erkennen, daß dieser sich
nicht als sähig erwiesen habe, Rüstungen
zu verhindern oder den Krieg aufzuhal-

te n. Vritische Sicherheit könne nicht auf kollektiver
Sicherheit beruhen.

Sie könne sich nur auf dte Stärke ihres eigenen rechten
Armes stützen. Lambert wies dann auf Streitig k e i-
tsn zwischen den verschiedsnen Wehrministerien
über die Verteilung der Mittel hin. Ein solches System
müsse geändert werden.

Der oppositionelle Arbeiterparteiler Tinker er-
klärte, er unterstütze das Gesetz. Cs müsie etwas
getan werdcn, um die Wehrministerien zusammcnzufasien.

Der Führer der Opposition Major Attlee, er-
klärte, es sei unbedingt notwendig, die Mittel der Ver-
teidigung wirtschaftlich zu verwenden; er unterstütze den
Gedanken, der dem Sueterschen Vorschlag zugrunde liege.
Cr schlags vor, daß sür die Verteidigungsfrage ein Mini-
sterium ohne Portefeuille geschaffen werde, das die Auf-
qaben der Verteidigunq zü betrauen habe, und die Ver-
teidiaung zusammeiifasie.

Der Konservative Amery sprach sich für die An-
ficht Attlees aus.

Der oppositionelle Arbeiterabgeordnete, Oberst
Wedgewood, erklärte, es bestehe die Gefahr, daß
die britischs Politik von den Leitern der Resiorts be-
stimmt würde, die völlig verichisdenartiqe Ansichten über
die Ziele und Mittel der Verteidigung hätten.

Iede künstige Aktion einer feindlichen Macht werde
unangekündigt erfolgen, es werde keine Kriegs-
erklärung geben, sondern man werde vom Krieg da-
durch Kenntnis erhalten, daß Bomben abgeworsen
würden.

Die Veherrschung der Luft sei viel wichtiger als die
Veherrschung der See. Wenn der Feind Ueberlegenbeit
zur Luft bcsitze, würden die britischcn Schisfe am Tag
nicht ausfahren können, und sie würden schwer zu verber-
gen sein.

«/i?erkk N«!«rvvii» «r».

Hierauf sprach Sir Austen Chamberlain. Cr
bat den Admiral Sueter, keine Abstimmung über seinen
Gesetzentwurf zu erzwingen. Chamberlain ging dann
dazu über, außerordentlich heftige Angrifse ge-
gen Valdwin zu richten.

Im November 1934 habe Churchill Baldwin gefragt,
was er zu dem beispiellosen Anwachsen der deutschen
Luftflotte zu saqen habe. Darauf habe Baldwin
geantwortet, es sei nicht wahr, daß Deutschland sich
stärkenmäßiq Cngland nähers. Am 22. Mai 1935 habe
Baldwin aber erklärt, daß seinen Zahlen über die deut-
sche Wisderaufrüstung nichts neues hinzuzufüqen
sei, und daß er nicht glaubs, daß seine Zahlen falsch qe-

wesen seien. Cr qlaube, seinerzeit habe er recht t.
er habe sich jedoch über die Zukunft gcta,
Weder er noch irqend einer seiner Berater hade

Vorstellunq gcmacht, wie die Crzeuqunq von

von Deutschland in den letzten Monaten besch
worden sei. .., ent'

Chamberlain stellte dazu fest, daß er sich
sinnen könne, eine äbnlichc Crklärunq über eins a ^jqcl
sähliche Frage der Verteidiqung von dem Le»er ^
Negierunq in den vicrziq Iahren seiner parlamenra
Erfahrung erhalten zu haben. Sei es da zu . sch
dern, dätz sich einige Leute außcrordentlich vei
fühlten?

Im Verlauf der Aussprache im Dezeinber ^
habe der Premierminister das Erstaunen ^
Hauses und des Landes dadurch erregt, v v

einiqe Sähe gebraucht habe, die noch niemach^,,
mals von einem Minister der Krone gehörr ^

o habs Valdwin im Zusammenhang mit dem H A a
-aval-Vorschlag erklärt, daß er eine Feum
machen könns, die, wie er garantiere, dafür Sorge^s

j-'

So

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wisderum zuqeqeben, daß er sich qeirrt habe. «k'

Äber^

den>

habe nichts getan, um zu erklären, was ihn zu vc>s>
wähnten Sah veranlaßt habe. Iedermann

habe sich gesragt, was hinter dcn Worten
stecke. Cr, Chamberlain, habe, da er keinerlei ann

Informationen besitze, kcine befriedigende Crklärunä
den können. Dasselbe sei in jeder Hauvsf'reg
Curopas der Fall gewesen, und eine qanze RrM-M'
Leuten, die sehr viel bcsier über die britische. DS'' ^
qunq unterrichtet seien, als die meisten Mitqlieder
llnterhauses, hätten sich die gleiche Fraqe gestcllt.

In seinen weiteren Ausführungen erklärte
lain, er sei qegen die Crnennunq eines VerteidMÄ^it
ministers, weil er die unbeicbränkte Verantwortn^^
der zivilen Hänpter der Militärämter mindern n>^^
Der Premierminister aber habe zu viel in seincr - ^.,i
und sei nicht in der Laqe, die vcrwickelten techu'^j
Anforderunqen des moderncn Krieqes zu priifen.
sei vielmehr die Aufgabe eines besonderen --
nisters.

Die von ihm stizzierten Reden Valdwins N^<
ihm das Rccht, qröüere Aenderunqen »u vc j,
gen, damit solche Fehler wie die, die Da>'^i
am Tisch des Hauses innerhalb der lctzten
Iahre habe eingestehen müffen, sich nicht wicd
eigneten. ^

Sir Cdward Grigg wandte sich hierauf aeaeu.pj<
Vorschlag, daß man Churchill mit dem Dcr'^tz
gunqsministerium betraue. Cr sei der Auffasiuna, .z,i
selbst Winston Churchill der Ausgabe qegenwärtig " ^-k
qewachsen sei. Man stünde vor einem Notstano,
fast ebenso groß sei wie der von 1931.

Lldmiral Sueter zoq hierauf seinen Gci^c-
antrag zurück. Die Ausfprache war damit
schlosien.

Kwierabeiid Riwlll »d» KoeMi.

Heidelberg, 15. Februar 1936.

Anläßlich des 125. Eeburtstages von Fredsric Cho-
Pin, der in die nächste Zeit fällt, gab sein Landsmann
Raoul von Koczalski gestern im Ballfaal einen
Klavierabend, der ausschließlich Werken von Chopin ge-
widmet war.

Chopin ist eine der charakteristischsten Crscheinunqen
der außerdeutschen Romantik. Wenn auch in verschie-
denen seiner Werke (z. V. Marzurken und Polonaisen)
das nationale Clement überwiegt, so qing er doch in sei-
nem Gesamtwerk über das nur slawisch-national Gebun-
dene der. Bedeutung nach hinaus und hat auch bei uns
Deutschen eine Heimat gefundsn. Als Lyriker fand er
den stärksten Ausdruck in oen kleinen Formen wie die
Romantiker ja fast alle. Sein Instrument war das Kla-
vier, deffen klanglichs Möglichkeiten er wie in dem Maß
kaum einer sonst seinen müsikalischen Absichten dienstbar
zu machen wußte. Ihrer klanglichen Schönheit haben
wohl auch die Kompositionen Chopins neben ihrem
poetischen Gehalt und der üppiqen Melodik ganz beson-
ders ihre ungewöhnliche Veliebtheit im Konzertsaal zu
verdanken.

Raoul von Koczalsti spielte gestern die Sonate
in ck-moll, die eigentlich nur dem Namen nach eine
Sonate ist mit ihrem phantastischen ersten und dem spuk-
artig-kapriziösen Schlußfatz. Cine Reihe der ebenfalls
zu den bekanntesten zählenden Kompositionen schloh sich
an, u. a. die qroßs Fantasie k-moll, die Im-
Promptu-Fantasie und die As-Dur-Polo-
naise. Koczalski tritt als Virtuose an die Werks
heran. Mit qlänzender, scheinbar unfehlbarer Technik
qestaltst er die einzelnen Stücke plastisch und klar. Dv-
namisch« Werte kommcn durch ihn vollendet zur Geltung.
Aber wenn schon in Chopins Werken das virtuose Cle-
msnt ost stark hcrvortritt, so würden manche lyrisch
subtilen Wendungen, an denen sie reich sind, doch eine
psychisch weniger spielerischs Ärt der Vehandlung ver-
tragen, als si« sis hier erfuhren.

Die außerordentlich zahlrsichen Verehrer Chopin-
scher Muse dankten dem Künstler mit großem Beifall und
erzwangen einige Zugaben. eg.

kunst und Wissenschafk.

sProscsior Dr. Stock Präsident der Deutschen Che-
mischcn Gesellschaft.f Prosesior Dr. Dr. Inq. e. h. Al-
fred Stock, Dircktor des Chemischen Iüstituts der
Technischen Hochschule in Karlsruhe wurde am 8. Fe-
bruar unter dem einstimmigen Cinverständnis der nach
Verlin einberufenen auherordcntlichs,, Generalversamm-
lung der Deutschen Chemischen Gesellschast zum Präsi-
dsnten disser anqesehensten wisienschaftlichen Vereini-
gung der deutschen Chemie ernannt.

sDas 67. Tonkiiristlerfest des Allaemeinen Deutschen
Musikverciiisf findet vom 13. bis zum 19. Iuni d. Is. in
Weimar statt. Cs wird mit einer Gedsnkfeier für
Franz Liszt, den vor 125 Iahren geborenen, vor 5y
Iahren gestorbenen Gründer des Vereins verbunden scin.
An den Aufführunqen neuer deutscher Werke werden
außer Weimar auch die Städte Iena und Eisenach be-
teiligt sein.

Slmirin sür f«f«rtise Ratifizlmmg.

„Ser Rusfenvatt bleibi anch sür Senfschland vsien."

Paris, 14. Febr. Vor dem Senatsausschuß für
Auswärtige Angelegnheiten erfchien am Freitag nach-
mittag Außenminister Flandin und erstattete einen
umfangreichen Bericht über die gegenwärtigen Fragen
der sranzösischen Außenpolitik.

Flandin legte eingehend die Gründe dar, die sei-
ner Ansicht nach zu Gunsten einer sofortigen Rati-
sizierung des französisch-sowjetrussischen Paktcs
drängten.

Cr wies darauf hin, daß dieser Pakt ein reines poli-
tisches Instrument sei, abgefaßt streng im Nah-
men dss Völkerbundes und im vollen Cinvernchmen mit
dem Locarnovertrag (I), sowie mit den schon bestshenden
tschechoslowakisch-russischen und rumänisch-russischen Pak-
ten. „Dieser Pakt eines gegenseitigen Veistandes", so
erklärt Flandin wörtlich, „bleibt auch für Deutsch-
land offen und wird somit keine Spitze gegen
Deutschland haben."

Die Pariser und Londoner Besprechungen hätten die
Vande zwischm Frankreich und den Regierungen der An-
hängerstaaten der Kleinen Cntente und der Bal-
kan-Cntente, sowie mit allen Mächten des Donau-
beckens enger geknüpft.

Die Anabhängigkeit Oesterreichs in enger Verbin-
dung mit der Kleinen Entente sei befestigt und ge-
sichert worden.

Die Wirtschastsbeziehungen Frankreichs mit den Dalkan-
ländern hätten im Verlauf der Verhandlungen erneuert
und verbeffert werden können.

Zum Schlutz sprach der Außenminister über die
neueste Lage und wiederholte die Versicherung, daß
die französische Regierung in keinem Augenblick den po -
litischen Charakter des Problems übersehen
würde.

Der Senatausschuß beschloß, am nächsten Freitag den
franzöfisch.sowjetrusstschen Pakt durchzuprüfen.

Scr Fall 8«»a Nlam.

Mrrlrlkbem Aufregung.

Paris, 14. Februar. Die Sozialistische Par-
tei versucht, den Aeberfall auf den jüdischen
Marxistenführer LLon Blum nach Möglichkeit auszu-
schlachten und politisch zu verwerten. Die Oef-
fentlichkeit ist von diesem Verfahren sehr peinlich berührt.
Man legt sich die Frage vor, weshalb man diese Ange-
legenheit zu einer so großen politischen Affaire
iaufzubauen sucht. Cs sind in Frankreich schon andere
Dinge vorgekommen, als daß ein jüdischer Sozialisten-
führer ein paar Schläg« erhielt, ohne datz die Oeffent-
lichkeit davon Notiz genommen hat.

Die Pariser Presse mißbilliqt zwar das Vor-
kommnis, jedoch ist fie in der Beurteilung sehr verschie-
dener Meinung.

In Zeitungen der Rechten kommt die Meinung zum
Ausdruck, daß ein Politiker, der sich in Gefahr beqebe,
auch mit Zwischenfällen rechnen müsie, und zwar erst
rccht, wenn er, wie Leon Vlum vor weniqen Taqen
erst den Studenten des lateinischen Viertels einen „Be-
such" von 15 000 Arbeitern angedroht habe, (!) salls sie
die Vorlesungen von Profeffor Itzze weiter störten.

Die Vlätter der Linken hingegen drohen ofsen mit
Selbsthilfe, falls die Regierimq di« von ihr be-
schlosienen Maßnahmen nicht tatkrästig und wirkungsvoll
durchführe. (!)

Im „Ami du Peuple" erklärt der rechtsgerichtete
Tlbqeordnete Taittinger, man müsie die Zwischen-
sälle vom Donnerstag aüf ihr richtiqes Maß zurück-
sühren. Leon Vlums Auftauchen bei der Trauerfeier in
. Vainvills sei eine qewollte oder ungewollte Heraus-
forderung gewesen.

Viel Geschrei wegen einer Kleinigkeit.

In der Kammerberichtete der sozialistischs Abgeord-
nete Vincent Auriel über den Gesundheitszustand Leon
Vlums, desien Verletzunqen nicht zu Vesorqnis-
sen Anlaß gäben. (Ünd deshalb so viel Geschrei?)
Vincent Auriel kündigt an, daß die Partei am Sonntag
am Tatort selbst oder vor dem Haus Leon Blums eine
Kundgebung veranstalten werden. (!)

Die Haussuchungen am Hauptsitz der Action Fran aise
wurden am Freitag vormittag fortqesetzt und erst in den
frühen Nachmittaqsstundcn beendet. Cs scheint jedoch
n^icht, daß der Antersuchungsrichter wichtiqs
Schriststücke beschlagnahmt hat. In Kreisen der
Noyalisten wird erklärt, daß man insbesondere die Mit-
qliederliste in Sicherheit habe bringen können. Die
Royalisten hätten qeqen den Auslösunqsbeschluß der Re-
gierunq Cinspruch beim Staatsrat einqelegt.

Die sieben Verhafteten sind inzwifchen wieder ftei-
gelasien worden.

Marxistische Stimmungsmache in Paris.

Die Sozialistische Partei ließ am Freitag
morgen in Paris Maueranschlägs anbringen, in denen
mitgeteilt wird, daß die Sozialisten allen anderen Ar-
beiter-, republikanischen und demokratischen Parteien
grotze Massenkundgebungen in ganz Frank-
reich vorgeschlagen haben. Diese Masienkundgebungen
sollen stattfinden, um, wie es in dem Aufrus heißt, „die
Republik von den Kampfbünden, den faschistischen
verbrecherischen Anstiftern und ihren Helfsrshelfern zu
besreien, die sich augenscheinlich bei gewisien Leitern
der Polizei, der hohen Gerichtsbarkeit und des Heeres
finden".

Di« Filmaufnahme vom Angriff gegen Dlwn
der Polizei vorgeführe.

Der polizeilich beschlagnahmte Film, der den An-
griff gegen Lson Blum darstellt, ist am Freitaq
vormittag entwickelt und in den Räumen der Kriminal-
polizei vorgeführt worden. Cr soll die Cinzelheiten des
ZwischenfaÜes sehr deutlich zeigen und wahrscheinlich
sogar die Crkennung mehrerer Angreifer ermöglichen.

IeMes Reich.

Ein Kameradschastsabend der Militärläufer fand
am Freitag auf Cinladung des Reichskriegsministers
von Vlomberg in Garmisch-Partenkirchen statt. An
der Veranstaltung, die im neuen Festsaalbau stattsand,
nahmen u. a. die Militärattachös der beteiligten Natio-
nen, General der Artillerie von Fritsch, mehrere Gene-
räle und zahlreiche führende Persönlichkeiten aus der Ve-
wegung und dem Staat teil. Neben dem Reichskriegs-
minister saßen die Ofsiziere, Anterofsiziere und Mann-
schaften, die an dem PatrouiÜenlauf teilgenommen hat-
ten. Der Neichskriegsminister begrüßte in einer Nede
die Gäste in herzlicher Weise und wies auf die Bedeu-
tunq des Militärpatrouillenlaufes hin. Cr widmete sein
Gläs uaf das Wohl der beteiligten Kämpfer. Graf Vail-
let-Latour und der sranzösische Militärattachchö General
Renondeau dankten und feierten den ritterlichen Kampf
und die deutsche Gastfreundschaft.

Die Liste der Inhaber des Ehrenkreuzes. Zur Auf-
stellung des Verzeichnisses der Namen der Chrenkreuz-
inhaber hat der Oberbesehlshaber des Heeres eine An-
ordnunq erlasien. Danach haben mit der Cinreichunq her
Nachträge am 1. April 1936 die Verleihunqsstellen die
Zahl der von ihnen bis zu diesem Zeitpunkt verliehenen
Chrenkreuze, getrennt nach Frontkämpfern, Kriegsteilneh-
mern, Witwen und Cltern zu melden und außerdem di«
Zahl der noch nicht erledigten Anträge anzuqeben.

flus aller Welt.

— Zwei Hinrichtungen. Die Iustizprc^^st'
in Dresden teilt mit: Am Freitag ist im Landgcs
qebäude zu Dresden der durch llrteil des Schwurgc' ^
in Dresden vom 17. Oktober 1935 weqen Mordc-.^'
Tod verurteilte Willibald Caspar hinqerrL-zh'
worden. Caspar hatte am 19. März 1935 seinen ' ^hi»
rigen Vater erschlagen, weil dieser sich wciqerrc-^st
zür Vegleichunq von Spiel- und Wettsckuldcn >v' ste'
Mittcl zur Verfüqunq zu stellen. — Die Iustrst.-j i»
stelle in Bonn teilt mit: Am heutigen Samstaw. „e's
Bonn der am 14. Iuli 1916 geborene Hermann
aus Witterschlick hingerichtet worden. Eupcu
am 24. Oktober 1935 vom Schwurqericht in Vonn "^§l-
Mordes und schweren Raubes zum Tod vsrurtein.
den, da er am 30. August 1935 einen I7jähriqen A r
ter in den Wald gelockt, ihn seines Lohncs
raubt und dann ermordet hatte. ^ glafi'

— Gelungencr Versuchsflug des deutschen
bootes „Samüm". Im Rahmcn der vorqesehcncn -
suchsflüge der Lufthansä im nördlichen Atlantik stva^
13. d. Mts. das Walfluqboot ,,Samuni^.§>'
Las Palmas nach Ponta Delqada auf den Azorcw
rund 1500 Kilometer lange Strecke wurde orvn
gemäß zurückgelegt.

Großer Erfolg des Schausensterlvettbelve^'

42 000 Teilnehmer, aber nur 15 Prozent erhicl^'
Ehrenurkunden.

Verlin, 15. Februar. (Ciqene Funkmcldunq )
als 40000 Schaufenster standcn in der » »ä
Woche des Reichsberufswettkampfes im ZeiA^z

Wettbewerbes des B e r u f s n a ch w u ch >

deutschen Cinzelhandel. Mit 42000 TeilN'l
in 1286 deutschen Städten wurde eine Veteilio"

reicht, dis um ein Drittel über der des voria^ffi
Schaufensterwettbcwerbs liegt. Vesonders star'. „x ^
sich auch die Lehrlinqe im ersten und zwciten Lclstbst
teiligt. Wie der Orqanisationsleiter Otto Zciqc'
teilt, haben gerade die Iünqsten saubere, cr> vs,
versprechende Arbei'ten qszeiqt, die
eiqenschöpferischem Gestaltunqswillen Zeuqnis " M-,
Nur 15 Prozent der Teilnehmer haben in diescw
die Chrenurkunde für h erv o rra qen d° „ N
stung im Schaufensterwettbewerb erhaltcn.

Vesten sollten in dieser Form ausqezeichnet ,
um den Wert dsr Chrenurkunde zu erhöhen.
schiedenen Fachzweigen sind in dicsem Iahr ,!<!>
fenster dekoriert worden, die der Wirtschast
Reich zurückqekehrten deutfchen Saar bei ihrer
lung auf den neuen Absatzmarkt helsen sollen.
rer Wert wurde auf die Betciliqunq der kleinen w ^
in den Nebenstraßen, den Vorortcn und KleinstaV'
leqt. Damit soll zuqleich auch das Ziel errcicht '
daß dis kleinen Geschäfte den Wert eincr saubst>-'> ,
Schaufenstsrgestaltunq erkenncn. Der Schaufcw,„
bewerb soll qleichzeitiq ein Slppell an alle deuE-^fi'
zelhandelsunternehmen sein, künftiq der Scha' ^
gestaltunq^rö^^^^chtur^z^^

pssüks Äeön ^iLsssnl

krsgsn. „z

1. Wer war der Kommandant dcs berühinten ^
„Eindcn"?

2- Wer war Lord Byron?

3 Wer schrieb den Roman „Ekkchard"?

4. Wo liegt die Stadt Jever?

5- Wer komponierte die Oper „Fra Diavolo"?

6- Wo liegt Dar-es-Salaam? ,

7 Zu welchem Staat gehört die Jnsel Borich"»"

8. Was ist eine Krypta? ^

Die Antworten auf die Fragen vom vorigen

.. Jn Deutschland gibt es zwei Miü'v, h-i ^

namlich Berlin und Hamburg. Groß-BerliN
und Hamburg 1,1 Millionen Einwohner. 2. ^ i^>>
war Spaniens größter dramatischer Dichtcr- „„yt ^
von 1600 bls 1681 in Madrid. 3. Die Haup
Hawai ist Honolulu. 4. Ein Kataster ist.e'N.E F
buch. 5. Die Stadt Benares liegt in Drittt , ,ft
und zwar am Ganges. 6. Die Katzbach in"U° „o>'D
Oder. ?. Die Oper „Die weiße Dame". ^?zstct^->>
Boildieu. 8. Das Marchfeld liegt in Niede'cv^n , ,
Es ist ein berühmtes Schlachtfeld. Die Schla°'gg
den stgtt unter Ottokar II. in den Jahren
1278, sowie unter Nupoleon im Jahr 1809.
 
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