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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger

Donnerstag, 26. März 1936

Vir. 73

Fernsprecher-L.-A. 7351—53.

sich von Mittag an annähsrnd 200 000 Msnschen
versammelt. Um eine reibungslose Durchsührung einer
Kundgebung im Freien von einem derart riesigen Aus-
maß ermöglichen zu können, war das freie Feld vor und
hinter der Halle in Dlocts eingeteilt wordcn, die je etwa
12—15 000 Menschen aufnchmcn konnter».

Die große Halle des Hindenburgparks war zu
einer würdiqcn Stätte der Kundgebung gestaltet worden.
Riesige Hakenkreuzfahnen spannten sich an der Dccke zu
einem Valdachin. Das Podium zeigte inmitten herr-
lichen Grünschmucks groß und eindrucksvoll die Hoheits-
zeichen.

Die Halle, die 7000 Sihplätze, 18 000 StehplLhe auf-

weist, begann schon um 12 Uhr sich zu füllen. Lanqe vor
16 Ilhr waren alle Plätze beseht. Crwartungsvoll
lauschte die Mengs dsn Märschsn der SA.- und SS.-
Kapellen. Auf dem Podium hatten die Führer der For-
mationen, viele alte Kämpfer und die Leiter der höheren
Parteidienststellen Platz genommen. An der Stirnwand
der Halle waren sür die Schwerkriegsbeschädigten beson-
dere Plähe vorgesehen.

Llngeheuerer Iubel, ein gewaltiger Sturm der Vegei-
sterung brauste über das weite Freigelände und durch die
Halle, als der Führer dann in den Hindenburgpark
einfuhr.


Als der Führer die große Halle betrat, brauste ein
neuer Iubelsturm auf. llnter den Heilrufen der Tausende
schritt der Führer durch ein Spalier zur Vühne. Gau-
leiter Vürckel entbot dem Führer und Reichskanzler
den Treuegruß des Gaues Saar-Psalz, der mit stürmi-
schem Veifall bestätigt wurde.

Dann trat der Führer an das Rednerpult, von
neuem umjubelt von dcn Tausenden, die di« Halle süllten.
In der lautlosen Stille, die dann eintrat, begann der
Führer seine Rede. Cs ist begreiflich, daß gerade in die-
sen westlichen Grenzgauen die überezeugenden Darlegun-
gen des Führers zu den aktuellen Fragsn der Außen-
politik, sein glühendes Vekenntnis zur Chre und Gleich-
berechtigung der deutschen Nation und zum Frieden der
Völker einen besonders starken Widerhall fanden.

Als der Führer von der Notwendigkeit und dem
Willen spricht, die Vernunft nicht nur im Innern,
sondern auch außenpolitisch zum Siege zu bringen,

als er packende Worte findet für die Vereitschast
des deutschen Volkes zur Mitarbeit am Versöh-
nungswerk der Völker und ausruft: Für den
Frieden jederzeit, für eine llnter-
wersung niemals!" erheben sich die Mafsen
in grenzenloser Vegeisterung von ihren PlLtzen
und jubeln dem Führer minutenlang zu.

llnd die gleiche Begeisterung erfaßt fie bei der eindrucks-
vollen Feststellung des Führers: „Man sage nicht: der
Deutsche braucht Kriegsruhm — den haben wir in
der Geschichte genug gesammelt! Wir sind fähig noch viel
mehr Friedensruhm aufzuspeichern. Wir möchten
uns gern an der friedlichen Olympiade des
Wettstreits der Völker auf allen Gebieten des
Lebens, der Kultur und der Wiffenschaft beteiligen. llnd
wir würden bestehen mit unseren Leistungenl Was
hat uns das Schicksal für wirklich herrliche große Auf-
gaben gestelltl Was können wir alles tun, um der s ozi a-
len Not zu steuern? Was können wir tun, um dem

deutschen Volk einen höheren LeLensstandard
zu geben? Was können wir tun, um unser ganzes Leben
zu entrümpeln von allen möglichen Dingen, die wir
in der Vergangenheit träge und gleichgültig übernommen
haben. Cs ist doch wunderbar, was den Menschen sür
Aufgaben gestellt sind, wenn sie diese Aufgaben nur
sehen wollen und nicht fortgesetzt von Siegern und
Besiegten, von Recht und llnrecht träumen!"

Anter immer neuer Steigerung der Beifallskundge-
bungen bekannte fich der Führer leidenschastlich zu den
unerschütterlichen Grundsähen seines politischen Handelns
in der Vergangenheit und für die Zukunft:

„Die Welt soll am 29. MSrz sehen, daß nicht ein
Mann, der da aufgestanden ist, sondern daß diese
GrundsLtze Glaubenssätze des ganze» deut-
schen Volkes sind,

daß diese Grundsähe gelten in Ostpreußen genau so wie
an der Saar, in Hamburg so wie in Dayern, daß sie ge-
nau so gelten in Mitteldeutschland wie in Verlin, daß sie
gelten überall, wo Deutsche leben, daß sie für jeden
deutschen Städter, für jeden deutschen Vauern, für jeden
deutschen Arbeiter, daß sie für jeden Deutschen
gültig sind!

Vielleicht wird man dann auf Seiten unserer Geg-
ner einsehen, daß hier das deutsche Volk zu den
anderen Völkern spricht, daß nicht ein Mann
irgend einem französischen Politiker die Hand reicht, son-
dern daß das deutsche Volk dem französischen
Volk die Hand reicht und daß es nicht gewillt ist,
diese wirklich große Sehnsucht nach einer Aussöhnung und
Versöhnung durch einzelne Politiker von vornherein wie-
der zerstören zu laffen!

Wer auch Frankreich uns gegenüber vertritt, ent-
scheidend ist für uns nur eines: Will dieser Vertre-
ter das französische Volk uns gegenüber in dem
Sinn repräsentieren, daß es bereit ist, mit uns
diesen lang dauernden Vund einer Verstän-
digung zu schließen, oder wU er es nicht.

Der Führer sprach dann in sarkastischer Weise von
der „Geheimdiplomatie", die ja nach den 14
Punkten Wilsons seinerzeit ein Cnde finden sollte und
stellte ihr gegenüber die Art des politischen Vorgehens,
die in Deutschland heute geübt wird.

„Ich will keine Geheimdokumente verfaffen
und keine Geheimbündnisse schließen!" (Brau-
sender Beisall durchtost die weite Halle.) Ich versichere
Sie, meins Volksgenoffen, ich werde niemals Deutsch-
land zu etwas verpflichten, was nicht das ganze
deutsche Volk weiß! (Crneute Iubelstürme.) Ich
werde nicht erlauben, daß der deutsche Generalstab mit
irgendjemand militärische Abmachungen trifft, von denen
die Oeffentlichkeit nichts weiß. Nein, das werde ich
nich t tun! Ich glaube nicht an den Vorteil und an die
Vorzüge eines solchen Verfahrens. Wenn ich heute der
Welt ein Angebot mache, dann mache nicht ich dieses
Angebot, sondern das ganze deutsche Volk macht
ss durch mich! llnd wenn ich umgekehrt etwas a b -
lehne, dann kann man genau so überzeugt sein, dann
lehnt es das deutsche Volk ab!" (Bei diesen Worten be-
reiten die jubelnden Maffen dem Führer langanhaltende
Treuekundgebungen.)

Mit einem tief zu Herzen gehenden Appellandie
Saarpfälzer schlotz der Führer:

Wenn das deutsche Volk mir am 29. März fagt:
„Iawohl, wir sind einverstanden mit Dir!
Wir sehen das Grotze. Wir fehen das
Strebenl Wir sehen den Fleiß und wir
erkennen dasan. Wir glauben, daß Du das
Beste gewollt hast!" Wenn mir das deutsche Volk
das bestätigt, dann bin ich glücklich, dann werde
ich wieder starkl

Diese Worte gehen fast unter in dem minutenlangen
Iubel.) Dann will ich wieder gernjede Verant-
wortung auf mich nehmen und Deutschland
so vertreten, daß es sich dieser Zeit seiner Geschichte
vor der Nachwelt nicht zu schäme» braucht! (Erneu-
ter tosender Veifall.)

„Dieser Appell findet nicht statt, um eine Re-
gime im Innern zu legitimieren, sondern um dem
Rechtsanspruch, den dieses Regime für dieses
Volk erhoben hat, der Welt gegenüber die höchste Legiti-
mation zu geben, die es überhaupt gibt! Mich rich-
tet nicht die Welt und keine Konferenz, rich-
ten kann mich nur das deutsche Volk allein!"

Cs sind die Cmpfindungen tiefer Crgriffenheit, des
Dankes und der innigen Verehrung, die sich vereinigten
in einen Beifallssturm, der erst endet, als der Führer
nach dem Gesang der nationalen Lisder die Halls ver-
läßt.

..Emopa stkkt »eute am SchMtvrg!"

Etne Mmeduna drS NotschafterS vvn Ribbentrvp mit bem Engtünber Warb Wee.

London, 25. März. Votschafter von Ribben-
trop gewährte am Dienstag abend dem bekannten eng-
lischen Iournalisten Ward Price eine llnterredung.

Ward Price hat diese llnterredung in der „Daily
MaU" folgendermaßen wiedergegeben:

Ich besuchte Herrn vo» Ribbentrop gestern
abend bei seiner Rückkehr aus dem Auswärtigen Amt und
fragts ihn, ob er mir irgendwelche Andeutungen über die
Art und den Amfang der neuen Vorschläge geben
könnts, die die deutsche Regierung für den nächsten Diens-
tag in Ausstcht gestellt hat. „Darüber wird in Derlin
noch beraten," war seine Antwort. „Ich kann daher im
Augenblick nicht sagen, welche Vorschläge noch zu denen
in dem Memorandum des deutschen Reichskanzlers vom
7. MLrz hinzukommen werden. Auf jeden Fall werden
auch diese von demselben Geist erfüllt sein!"

„Die Antwort der deutschen Regierung wird
wahrscheinlich auch vage kritisiert werden. Man
erwartet ein etwas genaueres Crgebnis der Bespre-
chunqen, die der deutsche Reichskanzler während des
Wochenendes in Berlin gehabt hat."

„Sie müffen bedenkcn," antwortete mir der deutsche
Delegierte, ,chaß wir uns in Deutschland mitten in
einem Wahlkampf befinden. Fast alle Mini-
ster sind dauernd von Verlin abwesend. Sie müflen genau
wie der Reichskanzler überall im Land Wahlreden halten.


gu» un6 ^^jjjjo
ausAiekiA ^ >

kunN und Dissenschask.

sDie Goethe-Medaille sür Profeffor Dr. llhle.s Der
Führer und Reichskanzler hat mit llrkunde vom 21.
MLrz 1936 dem Professor Dr. Maxllhle in Verlin-
Grunewald anläßlich seines 80. Geburtstages am 28.
März in Ancrkennung seiner hohen Verdienste um die
archäologische und geschichtliche Crforschung Amerikas,
mit der er glcichzeitig auch für die deutsche Wiffenschast
Wertvolles geleistet hat, dis Goethe-Medaille
sür Wiffenschaft und Kunst verliehen.

sllroufsührung der neuen Oper Prof. Hegers in
Dresden.j Die Staatsoper Dresden hat die llraufsüh-
rung der neuen Oper des preußischen Staatskapellmei-
sters Prof. Robert Heger „Der verlorene
Sohn" endgültig auf den 31. März angesetzt. Am

1. April sindet die weftdeutsche Crstausführung des Wer-
kes am Stadttheater in Dortmund statt.

jProfessor Ludwig Döderlein ch.j Der Münchener
Zoologe Ludwig Döderlein, erner der hervorragend-
sten und vielssitigsten zoologischen Systematiker der äl-
teren Gensration, ist im Alter von 81 Iahren gestor -
ben. Der Verstorbene war zwei Iahre in Tolio Pro-
feffor der dortigen Medizinschule. Seiner sorgfältigen
Arbeit verdankt die Forschung wertvolls Crkenntnifle.

sDer bckannte russische Komvonist Alexander Glasu-
nowj ist 71 Iahre alt in einem Pariser Vorort gestor-
ben. Glasunow wurde 1899 Profeffor der Instrumen-
tierung am Petersburger Konservatorium, nachdem er
von 1896 bis 1897 die Svmphoniekonzerte in Petersburg
dirigiert hatte. Später wurde er Direktor des Konser-
vatöriums.

Kleine Notizen.

Der Verlag von Westermanns Monatsheften setzt
einsn 300 0-Mark-Preis für eine noch nicht ver-
öffentlichte schriftstellerische Arbeit aus, in der ein deut-
sches Schicksal, ein deutsches Crlebnis oder Lebensbild m
llsbersee gestaltet wurde. Die Arbeit kann die Form
eines Romans, einer Crzählung oder eines Tatsachen-
berichtes ausweisen.

Für die Sommersaison 1936 der Londoner Con-
vent Garden Opera wurden u. a. verpflichtet:
Frieda Leider, Clisabeth Nethberg, Tiana Lemnitz, Lau-
ritz Melchior, Cmmanuel List, Ludwig Weber.

Troh der Sanktionen gegen Italien rechnet man mit
einer ftarken internationalen Teilnahme an dem diesjäh-
rigen Triennale sür Werkkunst in Mailand,
das in diesem Frühjahr stattfindet. Visher sind 10 Na-
tionen vertreten. Dis Ausstellung wird den Hauptakzent
auf die Ausgestaltung von Inneirräumen legen.

Die Probleme, denen wir gegenüberstehen, sind
zu umfassend und zu wichtig, um in der kurzen
Zeit seit meiner Abreiss aus London erschöpsend behan-
delt zu werden.

Der Wahlfeldzug wird am Samstag abend zu Cnde
sein und die Mitglieder der deutschm Regierung werden
sich am Sonntag und Montag der Ausarbeitung
einer vollständigeren und mehr ins Einzelne gehenden
Antwort widmen können.

Ich werde voraussichtlich ein paar Tage in London
bleiben und auch wieder mit Mister Cden zusammen-
kommen. Ich werde jedoch sicherlich zu den Wahlen am
Sonntag nach Berlin zurückkehren."

Ich frage den deutschen Delegierten, ob er mir
etwas über die Cindrücke sagen könnte, die die
Vorschläge der Lacarno-Mächte auf den deut-
schen Reichskanzler und seine Ratgeber in Berlin ge-
macht HLtten.

„Schon bei der ersten Prüsung des mir von Mister
Eden am lehten Donnerstag Abend überreichten Doku-
ments," sagte Herr von Ribbentrop, „gewann ich die feste
lleberzeugung, daß es eine sehr starke Reaktion
nicht nur bei der deutschen Regierung, sondern
beim gesamtea deutschen Volk hervorrusen
würde. Dean diese VorschlLge stellen etnea be-
daaernswertea Rückfall in die MentalitSt
dar, die Deutschland während der Nachkriegszeit so viel
Leid gebracht hat. Diese Mentalität macht es fich zum
Grundsatz, die europSischen Nationen in Sieger und
Besiegte zu teilen. Ich kann Ihnen versichern, datz
daS deutsche Volk diesea Versailler
Geist aicht mehr duldet.

Daraus ergibt fich, datz dl« deutsche Regierung nie-
mals eine «inseitig« BeeintrSchtigung ihrer
Hoheitsrechte annehmen wird. Wenn Herr Flandin
sagt, datz er die Anwesenheit fremder Truppen auf franzö-
sischem Doden als eine ungeheuerliche llnbillig-
keit empsinden würde, so kann ich nur erwidern, daß das
deutsche Volk hundertprozentig genau so
denkt.

Die deutsche Regierung war, als ich ihr die Vor-
schläge der Locarno-Mächte vorlegte, um so ungehaltener
über den aus ihnen sprechenden Geist der Vergan-
genheit, als gerade ste ja seit der Machtübernahme
durch den Nationalsozialismus immsr bestrebt war, einen
neuen Geist des Friedens, allerdings aus der
Grundlage der Gleichberechtigungin Curopa zum
Leben zu erwecken.

Cs ist oft die Frage gestellt worden, besonders von
französischen Staatsmännern, warum Deutschland seinen
Friedensworten keine Taten folgen laffe.

Ich glaube, ich kann wohl sagen, daß der Führer
vor andere» europäischen Staatsmännern die Tat sür
sich in Anspruch nehmen kann, daß er zahlreiche kon-
kreteDorschläge der Welt vorgelegt hat. Diese
Vorschläge sind ein wesentlicher Veweis dasür, daß
Deutschland wirklich die Festigung des Friedens
und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern wünscht.
Ich glaube, der Tag wird übrigens kommen, wo allge-
mein anerkannt werden wird, daß der von der deutschen
Regierung durch die Wiederbesehung des Rhein-
landes unternommene Schritt die Konsolidierung
Europas entscheidend gesördert hat und zwar aus
folgenden Gründen:

1. Ganz abgesehen davon, daß es grundsätzlich für
jedes Volk unerträglich ist, und unerträglich sein
muß, nicht Herr im eigenen Haus zu sein, war es nach
dem Mschlutz des antideutschen Militärbündniffes zwi-
schen Frankreich und Rußland unmöglich, die dicht-
bevölkerten westlichen Provinzen Deutschlands weiterhin
ohne militärischen Schutz zu laffen.

2. Frühere Crfahrungen haben uns gelehrt, daß gar
keine Aussicht bestand, eine Eiuigung über die

Wiederherstellung der deutschen Souveränität im Rhein-
land aus dem Verhandlungsweg zu erreichen.

3. Hieraus folgt, daß die Lösung der deutschen Sou-
veränitätsfrage erst die Voraussetzung für
eine endgültigeLösung der europäischen Probleme
geschaffen hat.

Die deutsche Regierung ist daher der Ansicht, daß
sie durch die Wiederbesehung des Rheinlandes am
7. März den Weg zu Verhqndlungen für einen dauernden
Frieden freigemacht hat, weil derartige Verhandlungen
nur Crfolg haben können, wen sie zwischen gleichbe-
rechtigten und freien Völker» durchgeführt wer-
den."

„Sind Sie mit der Aufnahme, die Ihnen bei
Ihrer Rückkehr nach London zuteil geworden ist, zu-
frieden?" ftagte ich.

„Meine llnterredung mit Außenminister Cden,"
entgegnete der Botschafter, „war sreundschaftlich.
Ich habe Herrn Cden genau so wie Fhnen jeht die grund-
sätzliche Auffaffung Deutschlands erklärt.

Ich bin bei meinem Ausenthalt in London in der
vorigen Woche stark becindruckt worden durch den tie-
fen und aufrichtigen Wunsch des britischen Vol-
kes nach Frieden und Befriedung in Curopa. Ich
kann Ihnen versiechsrn, daß dieser Wunsch von dem
gesamten deutschen Volk geteilt wird.

Auch das französische Volk, das ich während
eines Merteljahrhunderts aus der Nähe kennengelernt
habe, hat den gleichen Wunsch nach Frieden und nach
gutnachbarlichen Beziehungen zu Deutschland. Vei den
anderen europäischen Völkern wird dies ebenso zutreffen.

Ich bin fest überzeugt, daß im Hinblick auf diesen
allgemeinen Friedenswunsch der europä-
ischen Völker es den europäischen Staatsmän-
nern ein Leichtes sein müßte, den fünfundzwanzigjäh-
rigen Friedensplan des Führers in die Tat umzusetzen.

Meiner Ansicht nach steht Europa heute am
Scheideweg: Wollen die Völker den Frieden oder
wollen sie ihn nicht?

Was Deutschlands Friedenswunsch angeht, so wird
auf jeden Fall das Ergebnis der Wahlen am nächsten
Sonntag der ganzen Welt beweisen, daß das deutsche
Volk auf diese Frage nur eine Antwort zu geben hat."

*

Neue Besprechung Ribbentrop-Cden.

London, 25. März. Votschafter von Ribben-
trop hatte am Mitwoch um 15 llhr eine llnterredung
mit Außenminister Cden im llnterhaus.

Neues vom Tag.

Erste Südamerikareise des neuen Luftschiffs.

Berlin, 25. März. Die Deutsche Zeppelin-Reederei
teilt mit: Die erste Ausreise des neuen Luftschiffs
„LZ. 129" nach Südamerika am 30. bis 31. März fin-
det noch von Frisdrichshafen aus statt. Fahrqäste, die
an dieser ersten lleberseereise des neuen Lustschisfs teil-
nehmen, werden sich in dissen Tagen in Friedrichshafen
versammeln. Die zweite Ausreise nach Südamerika
findst nach Fertigstellung des neuen „Flug- und Zepvelin-
hafens Frankfurt am Main" von Frankfurt am Main
aus statt.

Die Hakenkreuzflagge auf dem Aconcagua.

Buenos AireS, 26. März. (Eigene Funkmeldung.)
DeM deutschen Bergsteiger Ling ist die Besteigung
des höchsten Berges Amerikas. des 7010 Meter hohen
Aconcggua, gelungen. Ling hißte nach seiner
bergsteigerischen Großtat auf ^em eisbedeckten Gipfel
die Hakeukreuzfahne, die argentinische Nationalfahne
und die Olympiaflagge.

Die Besteigung erfolgte im Rahmen einer dent-
schen Kordilleren-Erpedition, die von dem in Argen-
tinien ansässigen Deutschen Ling und dem Holländer
Kolzey als Beitrag zur Olympiawerbung unternom-
men und Ende Februar in aller -ftille aufgebrochen
war.

Ieim Sttmme dem Aütirer!

Der Mensch lebt nicht sür Verträge, sondern die Der»
träge sind dazu da, das Leben des Menschen zu ermöK'
lichen. Adolf Hitler.

I« Zeiche» der W»hl.

Die Wahlkundgebungen am Mittwoch.

Verlin, 26. März. In der Reihe der großen Wahl-
versammlungen des deutschen Landvolks, bei denen
Reichsbauernführer Darre sprach, bildete die Kund-
gebung von 24 000 heffischcn Vauern in Friedberg
nn Täunus einen Höhepunkt. In Hagen sprach in der
überfüllten großen Straßenbahnhalls Rerchsminister Dr-
Frank vor 10 000 Volksgenossen. Anschließend an diese
Kundgebung sprach Neichsminister Dr. Frank in Ham«
in den überfüllten städtischen Äusstellungshallen.

Reichsminister Dr. Frick, der am Nachmittag ein«
Besichtigungsfahrt durch das oberschlesische Industrie-
revier unternommsn hatte, sprach am Abend in eine«
großen Zeltbau auf dem Kleinen Feld in Veuthen zu
15 000 Volksgenoffen.

Rach einem Vesuch der Daimler Benz AG. hielt
Prsußens Ministerpräsident General Göring in der
Stadthalle in Stuttgart eine Rede, die von 100000
Volksgenoffen gehört wurde. llnter ungeheuerem Iubel
der Zuhörer verwies der Ministerpräsident darauf, daß
die Außenpolitik des Führers im Zeichen zweier
Worte stehe: Friede und Völkerversöhnung.

Düffeldorf erlebte am Mittwoch wieder einen Höhe-
punkt des Wahlkampfss mit einer gewaltigen Treuekund-
gebung, in der Neichsminister Dr. Goebbels vor
mehr als 100 000 Personen sprach.

Göring spricht morgen zum nationalsozialistischen
Verlin.

Verlin, 26. März. Reichsminister Herman«
Göring spricht am morqigsn Freitag in einer Wahl-
kundgebung in der Deutschlandhalle. Die Kundgebung
beginnt um 20 llhr. Die Halle ist um 18 llhr geöffnet.
Anschliestend spricht der Minister in einer Parallelkund-
gebung im Sportpalast.

lOOprozentige Wahlbetciligung bei den Seeleuten.

Kiel, 25. März. Seit Montag ist auf der Mittsl-
moole der Holtenauer Schleuse am Cingang des Nord-
ostseekanals ein Wahlbüro sürdie deutschen
Seeleute geösfnet. Tag und Nacht haben dort d«
Seeleute Gelegenhcit, vor Verlaffen der Heimat auf der
Durchfahrt ihre Stimme dem Führer zu geben.

Gleich bei Oeffnung des Wahllokals herrschte Hoch-
betrieb. Der bisheriqe Verlaus hat ergeben, daß die
Mannschaften aller Kiel passierenden deutschen Schiffc,
die Auslandshäfen ansteuern und sonst keine Gelegenheit
mehr haben, ihrer Wahlpflicht zu genügen, hundert-
prozentig ihre Stimme abgegeben haben.

Die Reichsdeutschen Wiens wählen geschloffen
in Pasiau.

Wien, 25. März. Der Bund der Reichsdsut-
schen veranstaltet am Wahlsonntag eine Fahrt inn
mehreren Sonderzügen nach Passau, damit die starke
reichsdeutsche Kolonie ihrer Wahlpflicht genügen kann.
Die Anmcldungen zu diesen Fahrten sind so zahlreich ein-
gelaufen, daß 'mit einer llebersüllung der Züge gerechnet
werden muß. Der Fahrpreis selbst ist sehr niedrig be-
msffen, Minderbemittelte bekommen Freifahrten
oder Fahrtscheine zu ermäßigtem Preis. Die Stadt
Paffau läßt es sich nicht nehmen, für die reichsdeutschen
Volksgenoffen aus Wien freie llnterkunft und Verpfle-
gung bereit zu stellen und aus der Wahlhandlung estt
Fest der deutschen Volksgemeinschast zu machen.

Die Deutschen in Aegypten wählen aus dem
Dampfer „General von Steuben".

Kairo, 24. März. Die Deutschen in Alexan-
drien wsrden am Wahltag auf dem Dampfer „Gsne -
ral von Steuben" abstimmen können. Die Deut-
schen in Kairo und dem übrigen Aegypten werden init
einem Sonderzug nach Alexandrien gebracht werden.

!!»ttrzciih««»z des »e«e« MteniierliW.

Italien hat nicht unterzeichnet.

London, 25. März. Im St. Iames-Palast wurd«
am Mittwoch nachmittag der neue Flottenver-
trag von den Vertretern der Vereinigten Staaten,
Frankreichs und des Vritischen Reiches mit Ausnahinc
Irlands und Südafrikas unterzeichnet.

Dem feierlichen llnterzeichnungsakt gingen Anspra-
chen des Crsten Lords der Admiralität, Lord Monselh
des amerikanischen Vertreters Norman Davis und des
italienischen Votschafters Grandi voraus.

Lord Monsell sprach dann sein VedauerN
darüber aus, daß nicht sämtliche llnterzeichner dek
ablaufenden Washingtoner und Londoner Flottenvertrag^
im Augenblick bereit seien, den vorliegenden Vertrag
unterzeichnen.

Der Vertreter Italiens, Botschaster Grandi, bs-
schäftigte sich in seiner Rede mit der im Verlauf des oft
afrikanischen Konfliktes eingetretenen Spannung ii"
Mittelmeer und der Verlängerung von Sühncmaft
nahmen gegen Italien. Italien stehe heute vor der u«
bestreitbaren Notwendigkeit, das Problem der Flot'
tensicherheit der Länder in Verbindung mit dck
neuen Lage zu erwägen, in die Italien gesetzt worden ft''
Die italienische Regierung sei daher gezwungen, sich a«
dem Gebiet des Flottenbaues Handlungsfreihei/
zu bewahren und diejenigen Vorkehrungen zu treffen, d>§
sie für den Schutz der Verteidigung Italiens zur See a>"
geeignetsten halte.

Grandi gab dann der Hosfnung Ausdruck, daß d'"
Verhältniffe, auf die er Dezug genommen habe, sich i>"
Interefle aller Länder bald ändern würden.

Dcr französische Äertreter, Botschafter Corbil!
hielt eine kurze Änsprache, in der er erklärte, daß.dh
französische Abordnung das Verschwinden der Vestiw
mungen über die quantitative Vegrenzung nicht bedaur«'
Frankreich hosfe jedoch aufrichtig, daß keine Macht vo.
der Ratifizieruim des nsuen Vertrags Schifse baue, av>
die die neusn Äestimmungen Anwendung fänden.
Hoffnung, auf ein umfassendes Abkommen in nicht all)^
ferner Zukunst dürfe nicht zerstört werden. Zum Schl^
teilte er mit, daß die französische Regierung gern dv
Protokoll unterzeichnen werde, das die Vestimmung>
des Londoner Vertrags über die ll-Boot-Krieg^
führung enthält.

*

Ein Zusatz-Protokoll zum Flottenabkommen. .

Washington, 26. März. Das Staatsdcpartement h",
den Wortlaut des Londoner Flottcnabko«
mens veröffentlicht, ohne bisher einen besonderen Kv"
mentar anzufügen.

Der llnterzeichnung des Vertrages soll die Än>O
zeichnung eines bssonderen Prötokolls folg,,.
in dem sich alle Seemächte verpflichtsn, die Vestim«'^
gen des Artikels 22 des Londoner Flottenabkommens v ,
1930 zu befolgen, die in den neuen Vertrag nicht üv>^
nommen worden sind. Diese Bestimmungen betrcfsen
menschlichere Gestaltung des ll-Boot-Krieg
und schreiben vor, welche Maßnäymen zur Sicherung " ,
Fahrgästen aus Handelsschisfen, dis von ll-Vootcn a»ü -
grifsen werden, getroffcn wsrden sollen. Frankreich ".j.
Italien hatten seinerzeit diese Vestimmungen nicht va
fiziert.. .

Die amerikanische Regierung wird der brititz*».
Regierung schristlich ihren Dank für die lange
freundschaft anläßlich der Londoner Verhandlungen
sprcchen und dabei betonen, daß Amerika gctreu der > ^
1922 besolgten Tradition nicht die Absicht habe.
Seewettrüften gegen Cngland zu beginnen, d.h. mit a» ^
ren Worten, Ämerika vcrpflichtet sich auch außerhalb ^
internationale Flottenabkommcns zur Aufrechterhat'
der Flottenparität mit Cngland.
 
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