Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9512#1040

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2

Ferrrsprecher^s.'A. 7351—53.

„HeidelLerger Neueste Nachrichten' -- „Heidelberger Anzeiger'

Freitag, 3. Aprrl 1936

Nr. 80

Willen Deutschlands aufbauen soll. Cin solches Anerbis-

ten kann verlangen, dah es mit gleicher Gesinnunq anf-
genommen wird!

Freie Vahn für den Aufbau Europas.

Die „Berliner Börsen-Zeitung" führt aus: Auch der
»oreingenommendste Politiker der Gegenseite wird «s
nicht fertigbringen können, diesen großartigen Vorschlaa
ohne ernstos Nachdenken beiseite zu schieben. Der deut -
scheFriedensplan stellt sich als ein durchsichtiges,
klar gegliedertes Gebäude dar, an deffen
Front die Parole steht: Gleiches Recht und gleiche
Sicherheit für allel Man hat, teils beschwörend,
teils drohend, von uns einen Veitrag zum Frie-
den gesordert. Wir sind gespannt, ob es eine verant-
wortliche Person oder Stelle gibt, die es wagt zu be-
hauptcn, daß der deutsche Friedensplan nicht geeignet
sei, den Frieden zu fördern. Der Vorschlag des Führers
gründst sich auf das ethische Fundament, datz
zwischen Freien und Ansreien nicht das Verhältnis eines
wirklichen Friedens, sondern nur eines künstlichen, un-
sriedlichen Zwanges bestehen kann. Auf dem Funda-
ment der Gleichberechtigung baut er ein Projekt
auf, das bei gutem Willen der Gegenseite rasch der Ver-
wirklichung entgegengeführt- werden kann. Cs setzt keinen
der Partner einer Demütigung aus und garantiert je-
dem der Teilhaber gleichzeitia seine Sicherheit und die
saubere Durchsührung des Wkommens. Der deutschs
Vorschlag ist in jedem Punkt durchführbar, er macht die
Vah« frei für den Aufbau und die Voll-
«ndung der Äefriedung Curopas.

Wer das Friedenswerk sabotieren follte, so liest
man in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", zu dem
die deutsche Regierung in ihrem neuesten Dokument
einen wahrhaft großzügigen Beitrag beigesteuert hat, der
würds stch eine schlimme Verantwortung aufhalsen. Ie-
der deutscher Leser wird fich fragen: Kann das überhaupt
einer ablehnen? Kann jemand die große Chance Curopas
verderben, die mit dem deutschen Friedensplan gegeben
ist? Cs spricht wohl nichts stärker für die Ausrichtigkeit
unseres Friedenswillens als die Tatsache, daß wir uns
das eigentlich nicht vorstellen können.

Eme ErdlSrmig Edms.

Heute Freitag vormittag im llnterhauS.

Londo», Z. April. Wie Ministerpräfident Vald»
wi» im llnterhaus mitteilte, hofft Außenminister Lde »,
a» heutige» Freitag um 11 llhr eine ErklLrung
über de» deutsche» Friedensplan abgebe« zu können.

London für diplomatische» Meinungsaustausch.

London, 3. April. (Cigene Funkmeldung.) Der di-
plomatische Mitarbeiter dss „Daily Teleqraph" meldet,
datz die britische Regierung bisher keinerlei For-
derung der französischen oder belgischen Regierung
nach Cinberufung einer weiteren Konferenz der Lo-
carno-Mächte erhalten habe. Cs sei wohl bekannt,
datz Paris besondere Gründe habs, eine solche Konferenz
zu wünschen. London sei jedoch der Ansicht. dah das
ruhigere und intimere Verfahren eines Meinungsaus-
tausches durch die Votschafter den Crsorderniflen des
Augenblicks befler entspreche.

Auch der diplomatische Mitarbeiter der „Morning-
poft" berichtet, daß die britische Regierung dem Gedan-
ken einer weiteren Konserenz nicht sehr geneigt sei und
eine Vesprechung durch die gewöhnlichen diplomatischen
sranäle vorziehen würde.

SeWer Reich.

D« teullibk zrietkiißvlan lm Srlegel »tr AiiSlantstrelle.

Der PrLfidsnt der Akademie sür Deutsches Recht,
Reichsminister Dr. Frank, startete am Donnerstag früh
vom Flughafen Tempelhos mit einem Sonderflugzeug
nach Rom, wo er heute Freitag vor dem faschistischen
Kultursenat einen Vortrag über „Gesetzgebung und
Rechtspslege des Nationalsozialismus" halten wird. In
der Degleitung des Ministers befindet sich u. a. der Di-
rektor der Akademie für Deutsches Recht, Dr. Lasch.
Nach einer Meldung aus Rom ist das Flugzeug am
Donnerstag mittag gelandet. Dr. Frank wurde vom
deutschen Votschafter, sowie den Herren der Votschast
und den Vertretern der italienischsn Regierung herzlich
begrüßt. Heute Freitag vormittag wird Dr. Frank vom
König und am Nachmittag von Muffolini empfangen
werden.

ZVW deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen traten am
Donnerstag vormittag mit den Schiffen „St. Louis",
„Der Deutsche" und „Sierra Cordoba" von Hamburg
di« Ausreise nach Madeira an. Den KdF-Fahrern
wurde ein herzlicher Wschied zuteil.

Der Reichskulturfenat einberufen.

Derlin, 3. April. Der Präfident der Reichskultur-
kammer Reichsminifter Dr. Goebbels hatdie Mit-
glieder des Reichskultursenats für morgen Samstag
vormittag 11 llhr eingeladen.

Auf der Tagesordnung dieser zweiten Arbeitstagung
dss Reichskultursenats steht neben dem Referat des
Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt am Main,
Staatsrat Nr. Krebs, eine Rede des Reichsministers
Dr. Gosbbels. Cine Aussprachs über schwebende
Frage» der deutscheu Kulturpolitik fchlietzt
sich an.

— Do« den verhasteten Z5 Deutschen in Riga wur-
de» wieder 30 auf freien Fuß gesetzt. Wegen Teilnahme
a« unerlaubten Versammlungen während des Kriegszu-
standes wurden fie zu Polizeistrafen verurteilt.

— Der sowjetruffifche Außenkommiffar Litwinow
ist, wie die „Taß" meldet, am Donnerstag aus London
nach Moskau zurückgekehrt.

kunst und lvissenschast.

fDie Schauspielerin tzelene Leydenius j-.f Im StLdti-
schen Krankenhaus in Mannheim starb nach jahre-

langem schweren Leiden, dem tüchtige Chirurgen vergeb
I lt zu gebisten suchten, die S'

Leydenius, die besonders während der Intendanz

vchauspielerin Helene

von Dr. Karl Haaemann und Francesco Sioli zu den
meistbeschästigten Künstlerinnen des Mannheimer Natio-
naltheaters gehörte. Cine im Grunde ernste, dem Grüb-
lerischen zuneigende Natur, erreichte Helene Leydenius
ihre stärksten därstellerischen Wirkungen in Gestalten von
der Art Solveygs in Ibsens „Peer Gynt", oder des
sehnsüchtigen „Hännele" in Gerhart Hauptmanns ergrei-
jender Traumdichtung.

fVom Rationaltheater in Mannheim.s Intendant
Brandenburg hat Clairs Waldoff mit dem Cn-
femble der Hamburger Volksoper zu einem
Gastspiel ins Neue Theater verpflichtet. Claire Waldosf
spiest zunächst ab Oster-Sonntag (12. April) die „Gustel"
in Kollos Operette „DreialteSchachteln".

fDas Intereffe an den Vayreuther Festspielenj ist
auch für dieses Iahr sehr groß. Die beiden Erstauffüh-
rungen am 19. und 20. Iuli (Lohengrin und Parsifal)
sind bereits ausverkauft.

fDie Oper „Der verlorene Sohn" von Robert He-
gerj gelangte am Dienstag in der Dresdener
Staatsoper vor ausverkauftem Haus zur llrauf-
führung. Der Dichter-Komponist hat das Gleichnis
vom verlorenen Sohn in dis moderne Zeit übertragen.
Cin junger Künstler will aus der Cnge der Heimat in
die Welt hinaus, um Ruhm und Chre zu sammeln. Be-
vor er seinen Plan ausführt, träumt er jedoch von den
ihm drohenden Gefahren und wird bekehrt. In sechs
Bildern wird dieser Traum vor den Augen des Zu-
schauers lebendig. Die Aufführung war glänzend. Vöhm
dirigierte. Rttiria Cebotari, Maria Fuchs,
Nilsson, Rals und Schöffler sangen die Haupt-
rollen. Vrandt und Fante hatten ein wirksames
äußeres Bühnenbild geschasfen. Der Veifall nach dem
ersten Akt steigerte sich am Schluß der Oper, so daß der
Autor und die Mitwirkenden mehrfach vor der Rampe
«rscheinen konnten.

fOrgelkonzert Günther Ramins in Wien.f Der Or-
ganist der Thomaskirche in Leipzia, Gunther Ramin,
gab am Dienstag im Wiener „Großen Musikvereinssaal"
ein Orgelkonzert, bei dem er in vollendeter Meisterschast
Tondichtungen von Iohann Sebastian Vach und Max
Reger zum Vortrag brachte. Seine Darbielungeu fan-
tze« außergrdeutlicheg Beifall,

Süeilte Auffaffmig i» Parir.

Die alten bekannten CinwLnde.

Paris, 2. April. Die Pariser Dlätter geben bei
Desprechung des deutschen Friedensplanes zwar
vereinzelt zu, daß der eine oder andere dieser Vorschläge
interessieren könnte, lehnen aber denPlan
in seiner Gesamtheit dennoch ab, weil er nicht der
französischen Auffassung vom Frieden ent-
spreche. (!)

Der erste Teil der deutschen Nots wird heftig kriti-
siert und die darin angeführten Veweisgründe werden
zurückgewiesen. Man ist außerdem sehr enttäuscht dar-
über, daß die Reichsregierung dis Forderungen
der Locarno-MLchte ablehnt. Cinige linksgerichtete
Blätter fordern die Regierung auf, Gegenvor-
schläge zu unterbreiten und bie Vrücken nicht a-bzu-
brechen.

Der „Iour" schreM, man müffe zugeben, datz der
deutsche Plan sehr gefchickt abgefaßt sei und sicher-
lich in der englischen Oeffentlichkeit eine günstige Auf-
nahme finden werde. Gewiffe Vorschlägs könnten sogar
eine Verhandlungsgrundlage abgeben.

Das „Iournal" begründet seinen ablehnenden Stand-
punkt mit der Vehauptung, Hitler schlage weiter nichts
vor, als den Versailler Vertrag in den Pa-
pierkorb zu werfen. Die Wiederherstellung des inter-
nationalen Rechts beschränke sich nach den deutschen Vor-
schlägen auf die Schaffung eines englisch-italienischen
lleberwachungsausschuffes, in dem auch ein neutrales
Mitglied sihen solle. Diese lleberwachung werde fich je-
doch nicht nur auf Deutschland erstrecken, sondern auch
auf Frankreich und Velgien.

Das „Petit Iournal" erklärt, die deutschen Vor-
schläge seien vielleicht für Deutschland und auch für
aewiffe Cngländer vollkommen. Für Frankreich seien
sts jedoch ungenügend. Cs sei notwendig, daß man
nunmehr sofort verhandle, aber im Schoß des Völ-
kerbundes.

Der sozialistischs „Populairs" kündigt eins endgill-
tige Stellungnahme ebenfalls erst für morgen an. Soweit
sich jedoch schon feststellen laffe, könnten die deutschen
Vorschläge weder in ihrer Gesamtheit angenommen wer-
den, noch eine Verhandlungsgrundlage darstellen. Cin-
zelne Punkte könnten jedoch in dem im Londoner
Wkommen vorgeschenen Rahmen besprochen werden.
Auf alls FLlle fordere das deutsche Schriftstück eine Ant-
wort. Man dürfe aber nicht wieder in dieselbsn
Fehler verfallen. Die französischen und auch die eng-
lischen Staatsmänner hätten in ihren Reden und
Schriftstücken den unverzeihlichen Fehler begangen, nicht
genügend Nachdruck auf die Zukunft und die Or-
ganisierung desFriedenszu legen. Man ver-
geffe immer wieder, daß zum Ausbau des Friedens die
aktiveHilfe desVolkes notwendig sei. Diesem
Volk sei aber nicht mit juristifchen Auseinandersetzungen
aedient, sondern es wünsche großzügige und weit -
herzige Gedanken und Pläne. Die französischen
Staatsmänner hätten stets Hitler die Initiative
überlaffen. Gerade von diesem Gesichtspunkt aus sei die
deutsche Note äußerst geschickt.

Die „Republique", das Organ Daladiers und
des linken Flügels der Radikalsozialistischen Partei, er-
klärt, sowvhl vom innerpolitischen als auch vom inter-

nationalen Standpunkt aus könne Frankreich
nicht „Nein" sagen. Cs sei schwer, dem deut-
schen Plan jeht noch die Londoner Denk-
schrift gegenüberzustellen. Das Stadium der Vor-
besprechungen sei bereits vorüber, und man müffe wei-
terschauen. Deutschland habe endgültig die
Führung der Friedensbewegung in die Hand ge-
nommen.

Pifitioe Emftellmz in Englmd.

„Hitlers Angebot empfiehlt sich felbst."

London, 2. April. Auch die große englische
Provinzpresse nimmt eingehend zu der deutschen
Äntwort Stellung. Im allgemeinen sind die Kommentare
durchaus pofitiv, wenn auch die Vorschläge für die
sogenannte Zwischenperiode in einem oder zwei Vlättern
als unzureichend hingestellt werden.

Die „Liverpool Daily Post" nennt die deutschs Ant-
wort ein außerordentlich geschickt abgefaßtes
Dokument. In der Tat scheine es sich hier um eine
Gelegenheit zu handeln, die zu versäumen gefährlich und
tragisch sein würde. Deutschlands Gegenvorschläge
Ar die Zwischenperiode seien unter den besondsren llm-
tänden keineswegs unvernünftig. Die Note
chlage viele Dinae vor, die die Mehrhsit dsr englischsn
Oesfentlichkeit in die Tat umgeseht zu sehen wünsche.

Die „Porkshire Post" schreibt, daß das erweiterte
Friedensangebot hitlers sichallen vernünftigen
Menschen in Cngland und anderen LLndern sekbst
empfehle.

Die „Birmingham Post" bezeichnet den historifchen
Teil der Antwort ebenfalls als sehr vernünftig.
Im übrigen äußert sich das Blatt außerordentlich lo-
bend über dis eigentlichen Friedensvorschläge,
die an sich bewundernswert seien. Die Schwierig-
keit bestehe darin, datz diese „langfristigen Vorschläge"
gegenüber den „kurzsristigen", die sich mit dem „Äer-
tragsbruch" befaffen müßten, im Hintergrund ständen.

»

„Das geschickteste diplomatische Dokument
seit Vismarcks Tagen."

London, 3. April. Das Wendblatt „Star" über-
schreibt seinen Leitartikel mit den bezeichnenden Worten:
„DerWsg ist offen!" Hitlers Äntwort, so wird
darin ausgeführt, sei vielleicht das geschickteste di-
plomatrsche Dokument, das seit Vismarcks Ta-
gen aus Berlin gekommen sei. Man könne sich nicht ge-
gen das Gefühl wehrsn, datz in Deutschland die Diplo-
matie an Geschicklichkeit beträchtlich zugelernt habe.

„Wir sind dafür," so erklärte das Vlatt u. a. weiter,
„die deutsche Antwort für das zu nehmen, was ste sein
will. Wir sind dafür, keine Anstrengung zu
scheuen, um Deutschland an dsn Äerhand-
lungstrsch zu bringen, gleichzeitig aber machen wir
auch der britischen Regierung keinen Vorwurf, weil sie
den Cntschluß gefaßt hat, die vorgeschlagenen Stabsver-
handlungen weiter gehen zu laflen."

Nach einer Kritik an Cinzelheiten des deutschen
Friedensplanes, die sich das Vlatt offcnbar nicht erspa-
ren zu können glaubt, heitzt es zum Schluß: „S 'llen wir
nun demnach die ganze Sache aus dem Handqelenk ver-
werfen und uns in militärische Vündniffe stürzen? Cnt-
schieden neinl Die Besprechungen müffen weiter gehen."

Dle Bkrluile ln ter Mihmii-EchlM.

Auf itiilieuWer Seite 120» Mau».

Hohe abeffinische Würdenträger gesallea.

Asmara, 3. Slpril. (Funkspruch des Kriegsbericht-
erstatters des DNB.) Die italienischen Verluste in der
grotzen Schlacht im Gebiet des Aschangi-Sees wurden am
Donnerstag abend im italienischen Hauptquartier mit
etwa 12ÜÜ Tote» undVerwundete» be-
-iffert.

Auf abessinischer Seite sollen zahlreiche
hohe WürdentrSger gefallen sein. Anter den
Gefallenen sollen sich der Postminister Wolde Mar-
kos, der Oberhoszeremonienmeister Ligaba Tasse,
der die Kaiserliche Garde befehligte, und der Führer
des Stammes der Asdo Galla, AweraTela, be-
sinden.

Der Stamm dsr AsdoGalla ist teilweiss auf
stalienische Seits übergetreten. Cr betsiligte fich sei-
nerzeit u. a. an der Versolgung der flüchtenden Truppen
des Ras Mulugeta.

Re»c KSmpse im Medan-Pafi.

Bericht von der italienischen Nordsront.

Im Hauptquartier der Nordfront, 2. Llpril. (Funk-
spruch des Kriegsberichterstatters des DNB.) Aeber den
i Derlauf des Mittwoch hört man hier im Hauptquartier
der italienischen Nordfront, datz am Nachmittag südlich
des Mekan-Pafles abessinische Truppen beob-
achtet und ost unter Feuer genommen wurden. Die
Abessinier wurden aus ihren Stellungen vertrieben
und erlitten schwere Verluste.

Den ganzen Mittwoch ist die Artillerie auf dem
linken italienischen Flügel ununterbrochen tätig gewesen.

Bei den Kämpfen am Mittwoch fielen vier Askaris,
40 Askaris und Weiße wurden verwundet.

Cinige abeffinische Aeberläufer, darunter Mitglieder
der Garde des Negus, sollen erklärt haben, daß bei der
lehten Schlacht ein Gardekommandant namens Dfchedschak
Mangascha Ilma gefallen ist und datz fernsr
insgesamt 20 llnterführer ums Lebsn gekom-
msn sind.

Der Negus soll sich mit seinen Truppen noch im-
mer in der Gegend des Afchangi-Sees befinden.

L-?erskr»r»»s rrr «Ilsr

Lelbflmrd ei»« Llirriimdkderr,

Der Wschlutz eines Kriminalromans.

Dieser Tage hat flch der 24jährige Ferdinand Art
mann in einem Wiener Hotel mit Veronal vergif
tet. Damit hat ein Kriminalroman seinen Ab-
schlutz gesunden, der im Iahr 1928 ziemliches

erregt hat. Damals stand der 16jährige Ferdtnand Ärt-
mann im Mittelpunkt einer Mordaffare, deren Opfer
seine bsiden Cltern waren. Im tzerbst 1928 fand
man den Regierungsrat a. D. und vormaligen Verwal-
tungsrat der Zentralbank Deutscher Sparkaffen Dr. Fer-
dinaiw Artmann und seine Chefrau Marie in
ihrer Wohnung in Hiehing tot auf. Artmann hatte
vielfache Stichwunden und eine Schußwunde
in der Mundhöhle, Frau Artmann einen Schutz in die
Schläfe erhalten. Der von seinen Cltern autzerordentlich
verwöhnte einzige Sohn Ferdinand, damals ein Gym-
nasiast von 16 Iahren, der leichte Schnittwunden an der
rechten Hand aufwies, behauptete seinerzeit, die Mutter
habe den kranken Vater, mit dem sie wegen seiner Ver-
dienstlosigkeit Streit hatte, überfallen und verletzt. Der
Vater habe sich gewehrt. Cr selbst habs dann in den
Streit auf Seiten der Mutter eingegriffen, schlietzlich
habe sich dann die Mutter vor dem toten Äater er-
schoffen. Der junge Artmann, deffen Rolle bei der Tra-
gödie sehr zweifelhast erschien, wurde später verhastet
und im Mai 1929 vor einem Schöffensenat des Iugend-
gerichts des Meuchelmordes an seinen Cltern für schul-
dig befunden und zur Mindeststrafe von sieben
Iahren strengen Arrestes verurteilt. Der junge Art-
mann hatts jetzt seine Strafe in Karlau verbüßt und
war Anfang d. Js. aus der Strafanstalt entlaffen wor-
den. Cr hatte in der Haft das Tischler-, Vuchbinder-
und Schuhmacherbandwerk, sowie Sprachen gelernt. Nach
seinem ursprünglichen Plan wollts er nach seiner Haft-
entlaflung nach Südamerika auswandern. Nun hat er
seinem Leben selbst ein Cnde gemacht.

— Vollstreckung eines Todesurteils. In Landshut
wurde am Donnerstaa der vom dortigen Schwurqericht
am 27. November v. Is. wegen Mordes und versuchter
Notzucht zum Tod verurteilte Georg Kraus hinge-
richtet. Kraus, ein mehrfach vorbestrafter und ge-
meingesährlicher Straßenräuber und Sitttichkeitsverbre-
cher, hat am 14. September 1934 im Kröninger Forst die
30jährsge Maurersfrau Rosa Hornstsiner zu vergewalti-
gen versucht und «rmordet.

— Vom Grabstein erschlagen. Der vierzehnjährige
Willi Spieker hatte seine Mutter nach dem Fried-
hof in Kröffelbach (Heffen-Naffau) begleitet, wo die
Frau das Grab ihres Vaters in Ordnung brachte. Dabei
hatte stch der Iunqe an einen Grabstein angelehnt. Plötz-
lich stürzte der Stein um, und begrub den Iungen unter
sich. Mit schweren Verletzungen blieb der Getroffene
liegen und verstarb bald oaräuf an den inneren Quet-
schungen, die er erlitten hatte. Da die Mutter seit vie-
leu Iahrev Wstwe ist, und auswärts wohutz. besand sich

der Iunge seit zehn Iahrsn in Kröffelbach 1n Pflsqe. Ge-
rade an dem Tag nach ssinem llnfall sollte er konsirmiert
werden.

— Ein Veteran von Düppel. In Wendelsdorf im
Kreis Weißenfels konnte dieser Tage einer der wenigen
Teilnehmer an der Erstürmung der Düppeler Schanzen
im Iahr 1864 die noch am Lebsn find, Friedrich Lang -
rock, bei bester Gesundheit seinen 95. Geburtstag feiern.

— Die Hermannshöhle im Harz. Cins Gruppe von
Höhlenforschern unternahm einen Vorstotz in die unterste
bachdurchfloflene Sohle der Hermannshöhle bei
Rübeland im Harz. In fiebenstündiger Crkundungsarbeit
wurden vom Wafler ausgewaschene Grotten, kleine
Tropssteinkammern und eine über 15 Meter hohe schmale
Klamm festgestellt. Die Gesamtlänge dieser neuen
Strecke beträgt 50 bis 60 Meter.

— Ein Ei mit drei Dottern. Cin Cierhändler in
Schillingssürst (Oberschlesien) kaufte bei einem Bauern
in Crzberg ein Ci, das 125 Gramm wog. Cr verwendete
das Ci für sich selbst, wobei sich zeigte, datz es drei
Dotter enthielt.

— Ein Polizeibeamter vo« Cinbrecher erschoffen.
In Grotz-Flottbeck bei Harnburg wurde in der Nacht
zum Donnerstag ein verdächtiger Mann, der offenbar
einen Cinbruch beabsichtigte, von einem Polizei-
beamten gestellt. Als er zur Wache geführt werden
sollte, riß er sich plöhlich los und schoß auf den Beam-
ten, der so schwer verleht wurde, datz er bald darauf
starb. Der TLter ist in der Dunkelheit entkommen. Die
Kriminalpolizei ist mit der Aufklärung des Mordes be-
schäftigt.

— „Reise-Lire" nicht für Deutschland. Die ita-
lienischen Touristenschecks, die ausländischen
Reisenden zu einem besonders vorteilhaften Wechselkurs
zur Verfügunq gestellt werden sollen, werden an deut -
sche Reisende nicht abgegeben werden. Dies
geht aus einer Mitteilung des Staatlichen Italienischen
Reise-Verkehrsamtes (Verliner Vertretung) hervor. In
der darin enthaltenen Länderlists fehlen außer Deutsch-
land von europäischen Staatsn u. a. auch Cngand, Lett-
land, Rumänien, Spanien und die Tschechoflowakei. Der
Gesichtspunkt, der für die Auswahl matzgebend gewesen
ist, kann aus der Wendung entnommen werden, es wür-
den „diese Schicks jedoch nur gegen Zahlung in
frei überweisbarer Valuta ausqegeben" wer-
den. Daß die Reichsmark nicht in diese Kategorie fällt,
ist unbsstreitbar. Trohdem hätte es Italien erwünscht
sein können, den Fremdenverkehr aus Deutschland durch
die „Reise-Lire" ebenfalls anzuregen und seins Zahlungs-
bilanz gegenüber Deutschland auf diese Weise zu akti-
vieren.

— Cin Kraftwagen in die Marn« gestürzt. Cin

Privatwagen, der auf der Landstraße zwischen
Reims und Cpernay einer Gruppe von Kindern aus-
weichen wollte, stürzte in die Marne, die an dieser
Stelle über vier Meter tief ist. Von den fünf Insaffen
konnten nur zwei gerettet werden. Der Führer des
Kraftwagens, seine Frau und seine vierjährige Tochter
prtranksu.

ötirke Be»cht»«o i« Briffel.

Für unvoreingenommene Prüsung.

Vrüffel. 2. April. Der großzügige Friedens'
plan des Führers hat in Velgien starke D§'
achtunq gesunden. Sämlliche bisher erschienen Blättcc
veröffentlichen denvollenWortlaut des deutschc"
Plans, so daß dem Leser eine unvoreinqenommene eigem
Prüfung der neuen Friedensoffensive Hitlers ermöglich'
wird.

In den lleberschristen wird besonders hervorgshobc»,
datz die deutsche Regierunq auf unbedingter und fofortt
aer Gleichberechtigünq bestehen bleibe und da«
sie aus diesem Grund die Londoner AbmachuN'
gen der Locarno-Restmächte verwirft. Cine cnd
gülttge Stellungnahme zu den neuen konstruttivsn Fric
dsnsvorschlägen Hitlers liegt noch nicht vor. Von det
Vlättern, die in letzter Zert im allgemeinen verhältnif
mäßig unvoreingenommen gegenüber der Autzenpolib
des Führers «ewefen sind, bringen nur „Vingtieiw
Siscle" qanz kurze Kommentare.

In der Ausrechtsrhaltung der am 7. März
Rheinland geschaffenen vollendsten Tatsache und in dA
endgültigen Äblehnung der Londoner Äbmachungsn sicb'
„Libre Belaique" etwas Negattves, dem aber positi'
ve Vorschläge gegenüberstünden.

„Dingtäme Siöcle" hebt hervor, datz Hitler va"
seiner am 7. März einaeschlagsnen Politik nicht i"
einem einzigen Puntt abgewichen sei. Den Vorschla-'
einer Volksbefragung in Frantteich und Velgici
bezeichnet das Blatt als „illusorisch", weil jedennav"
wiffe, datz das politische System der westeuropäischc"
Demokratien Volksbefragungen in der Att, wie ste i«
Deutschland veranstaltet würden, nicht zulaffe. D«'
deutsche Friedensplan stelle ein neues und vollstä»'
diges Sicherheitssystem für Westeuropa dar-

Was Velgien angehe, so werde «s die neuen V a r
schläge unvoreingenommen prüfen. Belgstl
habe den Wunsch, daß Deutschland mit der srfordet
lichen Loyalität behandell werde. Man dürfe abe>
auch nicht vergeffen, daß Belgien ganz befondere Dand
zu bestimmten Ländern habe.

Ei« zemWr Plm.

Schwedische Stimmen.

Stockholm, 2. Apttl. Der deutsche Friedens'
plan wird in den schwedischen Vlättern sehr ausführlie
veröffentlicht.

„Stockholms Tidningen" sagt, daß die deuffche Aiü'
wort als Ganzes eine passende Grundlage fü'
Verhandlungen bilde. Von französischer Sew
seien allerdings Schwierigkttten zu erwarten. Nichtt
destoweniger könne kein Zweifel darüber bfftehen, dgi
die deuffchen Vorschläge als Richtschnur für d>'
weiteren Äerhandlungen die Möglichkeit eröffneten, ve'
Frieden im Rahmen der kollektiven Sichsrheit zu fsstz'
gen, sofern alle Partner ehrlich bestreko
stten, bei Hintansehung von Mitztrauen und Vitterktt
die fich bietende Gelegenheit auszunühen. Di« V o t'
schläge Hitlers erhielten, wie das Blatt erklär°
ein besonderes Gewicht dadurch, daß der Führer nu°>
mehr im Namen des ganzendeutschenVol
kes spreche.

„Dagens Nyheter" bezeichnet die deuffchen Vo°'
schläge als einen gewaltigen Plan und stellt dcl'
fen beruhigends Cinwirkung namentlich in London fest.

Ser Weg z»« BerÖ»»dl«»grüsch.

Dänifche Stimmen.

Kopenhagen, 2. April. Die deutsche Antwost
auf die Vorschläge der restlichen Locarno-MLchte wst
von der Kopenhagener Presse sehr aussthrM
zum Teil soqar im Wortlaut veröffentlicht. In eincf
Kommentar fühtt die konservative „Dagens Nyhedef
u. a. aus, daß es Hitler gelungen sei, die Rücksich',
nahme auf seine Prestige mir den englischen Wünfch-'
nach Versöhnlichkeit zu vereinen. Das Vlatt c°
klärt, daß nach der deutschsn Antwort größere AuS
sichten auf das Zustandttommen von Verhandluna-''
seien als noch vor zwei Tagen. Zwar spreche in der 2li>>
wott nicht der „reuige Sünder" und Paris würde dahf
etwas vermiffen; trotz allem sollte man aber wohl am
in Paris eine Möglichkeit ausfindig machen können, ^
den Weg zum Verhandlungstisch zu stnden- ^

Die demokratische „Polittken" stcllt u. a. fest, vc
der Inhalt der deutschsn Antwort nicht nur aus f ck °
nen, sondern auch aus guten Worten bestehe. M
deuffchen Geqenvorschläge seien politisch geschio
und mit grotzem pfychologischem Verständnis abgefafi
Ganz gleich, wie sie in Frankreich aufgenommen würdc'
stellten sie einen unwiderstehlichen Appell an fast af
englifchen Herzen dar. llebsr die durch die M
wort geschaffene Lage erklärt das Vlatt, daß Cngla''
sicherlich die deutschen Vorschläge als Grundlac
weiterer Verhandlungen zwifchen den Locarno-Mächll
annehmen dürfte. Gelinge es nicht, Frankreich
Teilnahme an diesen Verhandlungen zu übsrreden, oA
blieben fle ergebnislos, so lauf« Frankreich GeE
auf die Zusammenarbttt mit Cngland verzichten '
müffe».

Ei« «e«cr Zeit»tsch»itt.

Günsffge Veurteilung i« Griechenland.

Athen, 2. April. Der große deutsche Friede»!
plan sindet in der griechischen Preffe vielfach cif
fehr günstigeAufnahme. Das der Volkspak'!
nahestehende Morgenblatt „Kathemettni" stellt fest,
deutsche Antwort laffe keinerlei Zwcifel mehr zu, ^
die Verliner Regierung es vorziehe, den Weg
Versöhnung ttnzuschlagen. Die Vorschläge E
sicherlich einen A u sg a n g s p u n k t sür die endgüst'f
Herstellung von Ruhe und Frieden in Curof^

^oreen unv Handlunaen der führenden ^canner L
heutigen Deuffchland fo eindeutig hervorgehcn. Dic ^
seitigung der noch bestchenden MttnunasvcrschiedenhcU',
werde ftir die Diplomatie ohne Schwierigkeiten zu °
reichen sein, nachdem überall der Wunsch nach ci°
wirklichen, die Intereffen der Völker dienenden Nc..
ordnung geäußert werde. Zwei Voraussehungen ft',
hierfür nötig: Dcutschlands Rückkehr in den Völkerb'f
und eine Cinschränkung der Rüstungen. Glücklicherivtz
gebe das Deutfche Reich in diefer Hinsicht befriediqc'f
Äersicherungen, so datz mit einem erfolgreichen Wsg>>
der kommenden Äerhandlungen zu rechnen sei.

Auch die „Proia", ebenfalls xin Blatt der Da^
partci, nimmt an, datz dcr deutsche Friedensplan cv,
neuen Zeitabschnitt von Verhandlungen einlc',
werde, die bemerkenswert günstigs Aussichtcn für "
endgültigs Verständigung böten.

Der R«s »»ch Bersiiiadizun».

Die Feuerkreuzler sür endgültige Vereinigung

aller Meinungsverschiedenheiten. ,

Paris, 3. April. (Cig. Funkmeldung.) In P".,
fand am Donncrstag eine Versammlung' her Fc°°j,
kreuzler statt, aus der die Haltuna der franzvü
schen Regierung schaff kritisiert und A
endgültige Vereinigung aller deutsch-frans,.


schen Meinungsverschisdenheiten gefordert wurde.
der maßqebenden Führer der Vewegung erklürte
großem Beifall der Änwesenden, datz das Schi
Frankreichs immer noch in den HLnden derft'tt
alten Mannschaft liege, die sich gegen das A
land auflehnen wolle, obgleich sie bisher allcsc,
duldet habe. Das französische Äolk wünsche den
den und die Chre. Cs werde keinen dauerhaifss
Frieden in Curopa geben, solange die ewig dc°sts
französischen Meinungsverschiedenheiten keine
fung gefunden hätten.

In Sartrouville bei Paris und in T a ^
in Südwest-Frankreich, wo ebenfalls Versammlungc'';
Feuerkreuzler stattfanden, kam es zu hefttgen Zusa"' p,
stößen mit linksgerichteten Elemeuteu, wodtt es a°°!
deu Seite« Derketzts gab-
 
Annotationen