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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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§eite 6

Fernsprecher-L,-2l. 7351—53.

„Hechelberger Reueste NachrichtenE — „Heidelberger Anzekger"

Mmrtag, 8. Zmn 1936

Saöen, tzessen, Saarpfalz.

Der Slobett in Kinderhäliden.

Das Brüderchen «rsch»sseri.

Kaiserslautsrn, 7. Juni. Am Sonntag nachmittag
gegen '/,3 Llhr ereignete sich in Albersbach bei Leichen»
bach ein tragischer Llnsall, der wieder ein junges Men»
schenleben forderte. Zwei 16jährige Durschen
hatten mit einem Flobert Spatzen geschossen. Das
Gewehr stellten sie dann geladen in die Ecke eines
Zimmers der elterlichen Wohnung, wo es der acht»
jährige Sohn der Familie Matthews entdeckte
und damit zu spielen begann. Plötzlich löste fich der
Schuh und traf das dabei stehend« N/xjährige
Drüderchen Günther Matthews in die Drust. Das
Kind wurde sofort ins Krankenhaus verbracht, erlag
aber bald nach der Einlieferung der tödlichen Derlet»
zung. Der achtjährige 2>ung«, der den unglücklichen
Schuh ausgelöst hatte, floh aus 2kngft und Echrecken
in den nahen Wald. Er muhte mit Hilfe der Polizei
und der Dachbarsleute gesucht werden.

Eberbachs oeues öchVimmbad.

Eberbach, 7. 2uni. Don rechts wegen mühte die
Sonne scheinen und eine rechtschaffene Hitze herrschen,
weun ein Schwimmbod eingeweiht wird. Dies war nun
allerdings nicht der Fall, als am Sonntag das präch-
tige Eberbacher Schwimmbad seiner Destim«
mung übergeben wurde. Aber die Freude der Eberba»
cher, nun ein fo schönes Dad z« besitzen, fiegte über
alle Witterungsunbilden. Rachdem Dürgermeister Dr.
Schmeiher die zur Einweihung erschienenen Gäste
im Dathaus begrüht hatte, begab man sich im Kraft»
wagen oder im Bovt zu der neuen Dadeanlage, über
üeren fchöne und trefsliche Ausgestaltung wir ja bereits
berichtet haben. Hier ergriff Dürgermeister Dr. Schmei»
her nochmals das Wort, wies auf die Dotwendigkeit
cines solchen Dades für eine Fremdenstadt wie Eber»
bach hin, betonte seinen Wert im Dienst der Dolksge-
sundheit und sprach allen am Dau Deteiligten, nicht zu-
lctzt aber auch dem Führer Dank aus, der die Doraus»
setzungen für die Schaffung einer solchen Anlage ge»
geben habe. Ein Sieg-Heil und der Gesang der natio»
nalen Lieder schlossen die Ansprache. Di« Grühe und
Wünsche des Landeskommissärs wurden durch Landrat
Aaumann überbracht, die des Fachamts für
Schwimmen im Deutschen Reichsbund sür Leibes-
übungen durch den Gau» und Kreisvorfitzenden. Dann
zeigten Mannheimer und Heidelberger Kunstsprin»
ger noch einige sportliche und heitere Kunstfprünge.
Die grohen schwimmfportlichen Dorführungen, die vor-
gesehen waren, sollen bei günstigerem Wetker nachgeholt
werden. Eberbach ist nun im Desitz eines nicht nur schön
gelegenen, sondern auch vorzüglich angekegten Schwimm»
bades und wenn erst die von allen erhosfte Sommer»
wärme kommt, wird bald hier frohes Leben unü Trei»
ben herrfchen.

DeotsAes Zugendfest 1836.

Welchr Schülrr urhmtil i» Dadea teil?

Karlsruh«, 7. Juni. Aach einer Dekanntmachung
des badischen Ministers des Kultus und Anterrichts
an die Landräte, Oberbürgermeister der Stadtkreise,
Dürgermeister. die Kreis» und Stadtschulämter und an
die unterstellten Schuken, finden die Bestimmungen der
Erlasse des Deichsministers für Wiffenschaft und Erzie»
hung und die Richtlinien zum DeutschenJugend-
f e st 1S36 auch in Baden Anwendung, soweit nicht aus-
drücklich für Daden eine befondere Regelung getrofsen
wird.

2n Daden nehmen fämtliche Höheren Schulen ein»
schliehlich der Höheren Privatschulen an den Einzellei»
skungsprüfungen teil. Die Höheren Schulen haben di«
Wettkampslisten, Vvm Leiter des Kampfgerichtes gegen»
gczeichnet, dem Llnterrichtsminister bis spätestens
I. August einzusenden. An den Einzelwettkämp«
fen nchmen die Dolksschüler und Fortbil»
dungsschüler der Städte Karlsruhe, Mannheim,
Freiburg, Heidelberg, Pforzheim, Konstanz, Da«
den-Daden, Lahr und Offenburg teil, ferner die Ge-
werbeschulen in Donndorf, Dretten, Dühl, Donauefchin»
gen, Eberbach, Engen, Ettenheim, Ettlingen, Gernsbach,
Konftanz, Mehkirch, Aeustadt, Radvlsszell, Schopfheim,
Schwehingen, Stockach. äleberlingen. Dillingen, Döhren-
bach. Wojsach sowie nach Möglichkeit sämtliche Höhere
Handelsfchulen und Oberhandelsschulen. Alle übri«
gen Dolks». Fortbildungs» und Fachschulen nehmen in
Baden an den Einzelwettkämpsen nicht teil. Mischlinge
crsten und zweiten Grades, alfo solche mit nur einem
jüdifchen Elternteil bzw. zwei jüdifchen Grohelterntei»
len oder nur einem jüdischen Grvhelternteil, haben an
den Deranstaltungen teilzunehmen.

!! Mesloch, 6. Iuni. (Hohes Alter.) 2n gei»
stiger und körperlicher Rüstigkeit kvnnte Wilhelm Do »
gclmann seinen 90. Gcburtstag begehen.

Mraller über..MttonalsozlalWche KulturvolM.

Erjte Lanbesgruvvenlagung ver zettWiftenBerleger.

Karlsruhe, 5. Juni. Im arohen Schungssaale des
srüheren Lanötagsgebäudes waren am Freitag die Mit-
gtiedcr des Reichsverbandes der deutjchen Aeitschrif-
ten-Berleger e. B-, Landesgruppen Pgden-Pfalz-
Saar, zur ersten Landesverbandstagung versammelt. Den
Vorsitz führte Pg. Karl K r i tz lKarlsrube). der die Be-
rufskameraden und Gäste herzlich begrühte. Auf keinem
Gebiete sei die innere Handlung mehr notwendig gewesen,
als auf dem Gebiet des Aeitungs- und Zeitschriftenwesens.
Mit dem marxistischen Ruf: „Wiffen ist Macht!" habe man
aebrochen in der Erkentnis, dak nicht Wiffen allein, son-
dern Wille Macht ift. Unsere Aufgabe sei, die deut-
schen Zeitschriften zu einem kulturpolitiscken Willensfaktor
zu machen, gerichtet auf die Gröhe und Freiheit der deut-
schen Nation.

Dann ergriff Reichskulturwalter Pg. MoraIfer das
Wort. Er führte unter Hinweis auf die Heiten, die dieser
Saal erlebt hat, aus: Wo einst der Ungeist und die Ver-
wirrung herrschten, herrscht heute die Arbeit und der
Glaube. Alles, was geschieht, ist ausschliehlich auf das
Hiel aerichtet, dem Volk zu dienen. Daraus Lat
fich ein« neue Art der Verantwortung des Einzelnen er-
asben. Unter diesem Gefichtspunkt müffen wir an die
Probleme der Kultur herantreten.

Kultur im nationalsozialistischen Sinn ist der ge-
formte Ausdruck der deutschen Bolksseele. daS ae-
vrägte Wesen der Eigeuart unseres Bolkes.

Deshalb sind die Begriffe Volkstum. Deutschland und
deutfche Kultur gleichzuseben. Das kulturelle Schaffen
kann nur gebunden sem an das Blut des Volkes. an eine
geschloffen« gesunde Nation. Ie stärker die Kräfte sein
weroen, die aus dem Erleben der Nation strömen, desto
stärker werden auch die Kräfte fein, die das Volk einzn-
feben hat im Kampf um seine Lebensexistenz. Die s e e -
lischen Faktoren sind die tiefsten Grundlagen wdes Le-
'bens überhaupt. Der Nation.alsozialismus ist deshalb zur
Macht gekommen, weil er seine Kraft aus den ieelischen
Bezirken holt«. Aus diesen seelischen Bezirken kommt
auch alle Kraft der Gestaltung des künstlerischen Aus-
drucks.

Damit kam der Redner auf die n a t i o n a I s o z ia -
liftische Kulturvolitik zu sprechen.. Er bezeich-
nete als höchite und lebte Aufgcwe die s eelische Aus-
richtung der Nation zu einem gemeinsamen Kiel. So
weroe die Kultur zu einer volitischen Anigäbe im aller-
höchsten Sinn. Eine We ndein der Kunst könne ckber
nur eintreten, wenn vorher eine Wende des Lebens
eingetreten ist. Kunst und Kultur können immer nur
Ausdruck des Lebens sein, Entscheidungen fallen immer
nur aus dem Jnneren herauS.

Heute ist eine epochale Wende angebrochen dadurch,
dah die Seele des deutschen Volkes eine neue Aus-

richtung zur nationalsozialistischen Weltanschauung
erhalte, und dah sich alle schöpferischen Kraft« des Volkes
in den Dienst dieser Weltanschaung itellen. Dieses Arel
hat seinen organischen Ausbau m der Reichsiultur-
Iammer gefunden. Kultur und Kunst konnen nicht mit
polizeilichen Mahnahmen gemacht werden.

Wir bekennen uns zum organischea Wachstum a»s
den breite» Schichte» des BolkeS heraus, zur Frei-
hcit des Schaffens, allerbings immcr nur aut das
eine grotze Ziel. auf dre Natio« gerichtet.

Die Freiheit von einft war eine. Schernfreiheit, fie
kennzeichnete sich auf allen Gebieten in der Äbhangigkeit
von Kapital, von Parteien und Ideologien. Heute aber
soll jeder verantwortlich sein einzig und allem semem
VoIk. Diese Verpflichtung Miegt auch den Zsitschriften-
Verlegern. Die aröhte kulturelle Leistung bedeutet zu-
gleich auch den grohten wirtschaftlichen Erfola. Die Äeit-
schrift soll den lebendigen Spiegel unserer
eit, oen geistigen Niederschlaa auf allen Geoieten, fie
soll das Sprachrohr des Le'bens bilden. So fallt den Zeit-
schriften die gemeinsame Aufgabe der Volkserziehung und
der Ausrichtung der Nation auf die nationalsozialistnch«
Weltanschaung zu. Die der Unterhaltung dienenden Zeit-
schriften können dabei ebenfalls nicht beiseite steben, zu-
mal die darin liegenden gefühlsmähigen Werte oft.am
stärksten sind. Die Gesinnung fit die selbstverstand-
liche Voraussebung. Auf unserer Generation liegt die
Verantwortung für die deutsche Zukunft.

Den richtungweisenden Ausführungen des Reichskultur-
walters Moraller folgte lebbafter Beifall.

Dann svrach der Stellvertreter des Leiters des
R.D.Z.V., Verlagsdirektor Alfred Koffmann tBerlin).
über die Fragen des engeren Berufslebens. Der Redner
schilderte den arundlegenden Wandel, den im Iahr 1983
oas Reichskulturkammergeseb im kulturellen Lbben
Deutschlands gebracht hat. Dadurch wurde der »eichsver-
band der deutschen Keitschriftenverleger zu einer umfas-
senden beruflichen Organisation. Nachdem der Redner
oarauf hingewiesen hatte, dah man Aeitung und Zeitschrift
auch technisch nickt aleichseben könne, ging er auf den
organischen Aufbau tLandes- und -rachgruppen)
und auf die Pflege des berufspolitischen Lebens im ein-
zelnen ein. Der Reder erklärte zum Schluh, die Keit-
schriften-Berlegerscbaft wolle als Kulturträger ^und Kul-
turvermittler eine Ganzheit bilden, auf die fick Staat und
Volk verlassen können.

Nachdem der Vorfitzende Pg. F r ib an die besondere
kulturelle Aufgabe der Zeitschriften.Verleger im Grenz-
land hingewicsen hatte, verbreitete sich der Fachreferent
im R.D.Z.V., Kurt Stibbe tBerlinj über technische Ein-
zelheiten.

?! MLHlbach 6. 3uni. (Dilliges Holz.) Dei
der Dersteigerung des Windfallholzes zeigte fich
nur geringe Rachfrage: es wurden 2 Ster Forlenholz
für 8 bis 10 Mark abgesetzt. Das Los Dau» und Hop»
fenstangen stellte sich auf 4 bis 6 Mark, während das
Los Schlagraum für 3 Mark abging.

!! EPPmgen, 6. Juni. (Der Fohlenmarkt.)
Der durch ministeriellen Erlaß genehmigte Fohlen»
markt. der im Vorjahr zum ersten Mal abgehalten
wurde, findet am 10. Juli statt.

!! Sinsheim, 6. Juni. (M e i st e r p r ü f u n g be-
standen.) Der Ausseher Albert Wiehler vom 2u»
gendstift Sunnisheim hat in Karlsruhe die Meisterprü-
sung als Buchbinder mit Erfolg bestanden. — 2n 2 ar-
gen legten Gustav Hetz und Artur Heß die Meister»
prüfung als Metzger und Konrad Dornes als Gla»
ser ab.

8« Altenbach, 5. 2uni. (Dei der Heugras»
B e r st e i g e r u n g,) die das Domänenamt Heidelberg
auf den Wiesen unterhalb von Lampenhain vornahm,
wurden für den Morgen 40 bis 45 Mark geboten, sür
den halben Morgen 25 bis 28 Mark. Die Taxe wurde
größtenteils überschritten.

— Beerfelden, 6. Jum. (Ein Autounfall.)
Dieser Tage wurde bei einem Autounsall auf der Strahe
Gammelsbach—Deerfelden, kurz vor dem Ortseingang,
ein Kind verletzt. Das Auto, das einen Kehrwagen on»
fuhr, wurde beschädigt.

() Finkenbach, 6. 2uni. (Die Rachtf^öste) ha-
ben auch hier ollenthalben größere Schäden verursacht.
Dor allem sind es Dohnen und Kartoffelkrcrut, die
außervrdentlich gelitten haben. Der Aegen wird hof-
fentlich manches wieder gut gemacht haben. Allenthal»
ben beginnt nun das Setzen der Rüben.

chend niedrigeren Gewichten, sondern zeigten sich auch
im Geruch erhebtich milder, rein und nicht selten schön
blumig. Die Glimmfähigkeit wor meist vorzüglich. Es
zeigt sich somit, dasj richtige Dehandlung die Güte des
Tabaks weitgehend beeinfluht und es ist erfreulich, dah
die badischen Tabakbauern diese Leistungssteigerung er»
reicht haben.

Syargellliarkt in Echwetzingev.

6. 2uni: 1. Svrte 50 Pfg., 2. Sorte 35 bis 40 Pfg.,
Suppenspargeln 20 bis 25. Marktverlauf lebhaft.

7. 2uni: l. Sorte 45 Pfg., 2. Sorte 30 Pfg., Sup-
penspargeln 25 Pfg. Marktverlauf langsam.

Kritische Lage i, PÄM.

Wgemeine Ratlvsigkeit. — Der Kampf geyt "

Zerusalem, 8. Juni. Die Krise in P^"ligte°'
hat nunmehr infolge der Ratlosigkeit aller ^
wie am besten eine Lösung zu finden ist, ihrc» ^
punkt erreicht. Auf jüdischer Scite versuck

durch einen Hirtenbrief des Großrabbiners. ^

die gemeinsame Abstammung und religiösen ^

punkte rnit den Arabern und den Islam eriniw
Brücke zu den Arabern zu schlagen, jedoch o Y

Im arabrschen Lager gibt es jctzt zwei « ptt
den Grohgrundbefih, die reiche Kaufmannschaf
Orangenpflanzer, die kampfmüde sind, aus
deren Seite die breite Maffs. Die extreme ^ --„Ze"
Iugend verlangt die Fortsehung des Aie

Kampfes gegen die Mandatsmacht und die Iude
erhofst ein baldiges Crstarken des cigenen Lage^
Ausbreitung ber Unruhen auf die Nachbarlän^ ^
Damaskus wird bereits eine Versteifung der "
meldet. Die arabifchen Führer beabfichtigten ' pet
Nachgeben, sondern eine verschärfte FortsehU»S
Streiks.

Die Aussichten sür eine Beilegui^»^.
Krise haben sich dadurch vermindert, datz drc -
lungen des Emirs Abdullah von Transjor ^
fehlgeschlagen find. Es ist nicht gelunge"'
DerstSndigung zwischen der britischen Regieeu"-
dcn arabischen Streikführern herbeizusühren. T'E . ^
erklärt, daß der Strcik nicht beendet werden kön"^„.
lange die britifche Rcgierung die jüdische Ei"
derung in Palästina beibehalte.

Wie weitcr gemeldct wird, nahmen i ch a ^ ho!!
Truppen in dem arabifchen Dorf Tirs
tungen vor. In der Nähe von Iafsa wurdenL^le"
Iuden, die sich im Besitz von automatischen .^ll'
besanden, von ciner britischcn und palästincnfiscye
zeitruppc niedergeschossen und schwer
Cine dort vorgenommcne Durchsuchung eines I^„„„a'
Hauses brachtc cinen weitercn Rcvolver und zwcl
ten zutagc.

Er-M«s dv Mkerblind».

Eine Rede Edens.


Gerichtssaal.

Lod des Sadifche« Tabakdaues.

Anlählich der Reichsnährstandsausstel»
lung in Frankfurt a. M. bespricht der Altmeister des
deutschen Tabakbaues, Oekonomierat Hoffmann, die
ausgezeichnete Erfolge die der badische
Tabakbau durch eine zielbewuhte Amstellung erreicht
hat und die bewirkten, dah hie frühere Minderwertig»
keit gegenüber dem Pfälzer Tabak aufgehoben wurde.
Die überwiegend grohe Anzahl der aus Daden zur
Schau gebrachten Zigarrengutproben, so berichtet Oeko-
nomierat Hoffmann, hatt« nicht nur feineres und den-
noch gut zugkräftiges Gewebe als einst, mit «ntspre-

Angetreuer Ratschreiber.

8 Mosbach, 6- Juni. Die Grohe Straskammer ver»
handelte gegen den 53 2ahre alten Ratschreiber
von Sulzbach, der beschuldigt war, 183 falsche
Eintragungen in das Geschäftsbuch vorgenommen
und in 63 Fällen Dareinnahmen unterschla»
gen zu haben. Die Gelder in Höhe von 1900 Mark hat
er für sich verwandt. Der Angeklagte gab die Llnter»
schlagungen zu. will aber die sestgestellten Fehlbeträge
nicht sür sich verbraucht haben. Es sei häufig vorgekom»
men, dah Kostenschuldner ihm sofortige Zahlung ver»
sprochen hätten. 2m guten Glauben an dis Zahlung
habe er dann die Eintragungen im Geschäftstagebuch
vorgenommen, ohne dah nachher auch die Zahlungen er-
folgten. Dadurch, dah er demTrunk ergeben
war, wurde er leichtsinnig und haltlos. Durch die Lln-
terschlagungen zum Rachteil der 2ustizkasse Mosbach
ist diese Kasse nicht geschädigt worden, da der Ange»
klagte eine Grundschuld auf sein Anwesen eintragen
lieh. Der Angeklagte hatte keineswegs aus Rot ge-
handelt, sodah das Gericht über den Antrag des
Staatsanwalt hinausging und auf ein 2ahr scchs
Monate Gefängnis erkannte.

Gcdenke nicht Heiligkcit zu sctzen auf ein Tun, Heilig.
keit soll man schen auf ein Sein; den» nicht die Werke
heiligen uns, sondern wir wollcn die Werke heiligcn.

M e i st e r E ck a r t.

London, 7. Iuni. Auhenniinistcr Cden
Samstag eine Redc, in der er der Lntfchloffenheik
britannicns Ausdruck gab, den Völkcrbund 4"^ ^
halten und ctwaige Aerrderungen sciner Satzw'^^
zu gestaltcn, daß diefer möglichst ein wirksamcs
sür dte Crhaltung des Fricdcns werde.

Me dtlgische» Pro»i»zial»>ahler-

Gewinne der Rex.Bewegnng, der Flamen

Kommunistcn.

Brüffel, 8. Iuni. Am Sonntag sandcn 7, stan'
die ÄLahtcn zu den Proviüziallandtage ^ „r/
Cs ging dabci um die Zusammensetzung des S e n a si»
dcr Provinzialvertretunqcn. iNachö^^eN-
24. Mai 101 Senatoren unmittclbar gewählt
warcn noch 44 durch die Provinzialräte zu wähie'-
rcnd 22 vvn dcn Mitglicdcrn „kooptrert" wcrdcn- ,^,hl->>
Das cndgültigc Crgcbnis dcr Provinzia .s„a>i
ist noch in dcr Nacht bckänntgcgeben wordcn. rft'

sind 996 Provinzialräte gcwählt wordcn. Die
teilen sich auf die einzelnen Partcicn in folgender
Sozialistcn: 221 Sihe, Vcrluste 20;

Katholiken: 224 Sih«, Vcrluste 94;

Liberale: 89 Sihe, Vcrlustc 6;

Ncr-Dewcgung: 78 Sitze, Gewin» 78: , <a:

National.slämischcr Block: 50 Sitzc, Gcwinn
Koiiimiinisten: 27 Sitze, Gcwinn 20; A'w

.Heimattreue Front in Ciipcii.Maliiicdy/^'

3 Sitze, Gewinn I: »vie^

Probelgische Partci im Arrondiffement
2 Srtze, Gcwinn 2;

Landwirtschaftlichs Dcrufsvereiniqunq in Luxen
0 Sitze, Verlust 2; St-

Katholische Sonderliste in Limburg: 2 S>v '
winn 2 gDp

An Stimmen erhieltcn dic Libcralen 822 841
292 977), Katholiken: 688 278 (675 941),

(271 491), National-flämischcr Block: 176861
Sozialisten: 750 289 (767 522), Kommunisten
(t4Z 228).

-- -,j <

Die Niiterwerfttngsottion in «bessinien

— ^..rtschritte. Wcitere Ttämme haben sick
gcrn unterworren. Den beidcn deutschen Pressever>A xi

" «>r »n-ern>«rningsattion m «bessinien Itw '

tere Fort,chritte. Weitere Ztämme haben sick
ncrn unterwonen Den beiden deutschen PresseEA cN
dre den Feldzug begleiteten, wnrde von MarsM^!^^li.
zlanr daS Krregskreuz mit Kelddekoration verue^^



!7omsn vc»n XUK7 kklLtzl^dtdt

/ Vsrlsg: vsksr bssistsr, IVsrcksu 1.8s.

N)

Da ist die Rundbahn! Gott sei Dank!

Ticf und beglückt atmet sie aus, als sei ste einer ent-
setzlichen Gesahr entronnen.

Was abcr nun?

Ihre Crsparniffe werden sür ein Iahr reichen, viel-
leicht auch länger, wcnn sie mit HUdegard dic gemeinsame
Wohnung bchält.

Nach Hause?

Auf keinen Fall. Die alte Dame in Düffeldorf ver-
stand nicht, wohin ihr Dermögen entschwunden ist, ste be-
griss nicht, warum ihr Mann, der Hauptmann, 1918 den
Äbschicd bckam, stc hat nie verstandcn, warum ihre älteste
Tochtcr studiertc, sic hat in ihrem Leben nur eins verstan-
dcn: ihrc Iüngste, das Nesthäkchen, gut zu verheiraten.
Ottiliens hcrbe Art, das Vlut der Bernhardts, nicht das
ihrc, hat ihr nie zugesagt. Ottilie war stets Vaters
Tochter. Nun deckt ihn der grüne Rasen schon lange.

So lange es ihr gut ging, besuchte fie die Mutter und
dis Schwestcr in jedcm Iahr aus einen Tag. In der Not
hat sie bei ihnen nichts verloren.

Inzwischen läust Straße auf Strahe, Haltestelle auf
Haltcstelle an ihr vorbei. Sie aber fieht es nicht, träumt
und sinnt. Endlich ermannt sich der Schassner, der ste bei
jcdcr Haltcstelle angesehen hat.

„Cntschuldigen Fräulcin, habcn Sie's Aussteigen
nicht vcrgeffen?"

Ottine erschrickt, sährt zusammen. Natürlich, er
hat rccht. Sic hättc es beinahe vergeffen.

An der nächstcn fi-Dahn-Haltestelle steigt fie aus.

„Ich werde zu Hildcgard sahren, überlegt ste, und
alles mit ihr besprechen. Hille wird im Theater scin . .

Als fle in der ratternden llntergrundbahn sitzt, kommt
ein kleines, zaghaftes Gesühl der Erleichterung über
sie. Hildegard, die Freundin, das ist noch eist Stück
Geborgensein, «in Teil ihrer vertrauten Welt, ein
gan; klein wenig daheim.

Der Psörtner am Bühneneingang bedauert achsel-
zuckcnd.

„Tja, Frollein... da müssen Se nock 'ne jui«
Stunde warten. Jetzt kann ich Fräulein Wenzel höch-
stens wejen eijenen Todesfall rausrusen! Der Herr
Direktor und der Regisseur sind nämlich beide drinnen-
Was denken Sie!? Ich sliege achtkantig raus, wsnn
ick da jetzt aujetanzt käme!"

Gegenüber liegt d!c kleine Konditorei, in der di«
Schauspieler die Probepausen verbringen. Hier wird
sie auf Hiliwgard warten. Man kann vom Fcnster aus
dic ^traße gut übersehcn.

Der aufmerksame Kellner legt ihr einelu ganzeu

Stoß bunter Hefte vor, sie ist zu dieser Stunde der ein-
zige Gast. Gedankenlos beginnt sie zu blättern.

„Ein Tag auf dem Gute des Herrn LA." Hm.
das Gutshaus, die Ställe, wogend« Weizenfelder, da
schreitet ein Jnspektor über Land... ein Obstgarten...
sogar ein Wald gehört zum Gute des Herrn XA.

Sie bläitert um.

Natürlich, da ist auch di« Frau des Herrn XA. ab-
gebildet. Mitten zwischen jungem Geflügel steht sie
und... es ist zum Lachen, dic Dame hat hohe Absätze
unter ihren Schuhchen... du lieber Gott! Die hat sie
vergesson auszuziehen, als der Photograph dies« Szene
aufbaute. Sie würde das überhaupt ganz anders ma-
chen! Nie nur eine einzige Sorte Geflügel, wie's hier
abgebildet ist, nein, Onkel, Vaters Bruder, hat auch
stets drei, vier Sorten nebeneinander gezüchiet...

Ach, Ottilie, wohin verirrst du dich!

Lächelnd legt sie das Heft beiseite. Ein Stück
Land... ja, das ist ihr stiller Traum, es wird wohl
ewig ein Traum bleiben.

Der Kellner hat den Radioapparat angestellt, er
will ihr wahrscheinlich eme besondere Ausmerksamkeit
erweisen. Sie kriegt es nicht übers Herz, ihn zu ent-
täuschen. So tönen Reklamesprüche durch den leeren
Naum, einsältig und doch klug auf ihre Weise, ab-
wechselnd mit törichten Schlagern von Lenz und Liebe.

Jhr ists gleich. Es geht sie nichts an.

Draußen sährt ein Wagon vor. Ein Schauspieler
kommt wahrscheinlich zur Probe. Ein langgestreckter
roter Wagen...

Nanu-.. den kennt ste doch?!

Das ift doch...? Natürlich! Das ist Babetis
Wagen! Der Hurrv!

Babett ist zurück?

Mit einem Satz ist sie auf.

-Babett! Hallo, Babett!"

Da klettert ein Mann aus dem niedriqen Einstieg.

Nicht Babett.

Einen Augenblick steht Ottilie fassungslos. Ein
Dieb?

Der Fremde hat stch auf ibren Ruf hin herum-
gedreht. Den Mann hat sie schon einmal geseben.
Ictzt geht ein Strahlen über das Gesicht des Fremden,
als er sie steht, dann stürzt er auf sie zu.

„Sind Sie Fräulein Ottilie oder Fräulein Hilde-
gard?"

,Ja... wie kommen Sie denn zu der Fraqe? Jch
b« Ottilie-.Z"

„Hallo! Hab' ich mir gedacht! Großartig. Jch
bm Ottokar Krawn. Habe Jhnen einen Haufen Grüße
von Fräulein Babett zu ttberbringen. Fein, was»"

Mit ansteckendem Lachen hält e'r ihr die Hand hin,
und nach wenigen Minuten sitzen sie beide vor ihren
Kaffeetassen, und Ottokar crzählt... erzählt. Von
semer Reisc. Von Babett. Von Peter Vogel. Von
seinen Obstbäumen. Von semem großartigen Plan.
... „Herrliche Jdee! Müssen Sie selbst sagen, Fräu-
lem Ottilie, nicht wahr?!"... Ottilie kann die Fülle
gar mcht auf einmal verdauen. Sie denkt immer noch
darüber nach, wo si« ihn schon einmal gesehen hat.

Jnzwischen hat Ottokar seine Darlegungen be-
endet >md macht ein Gesicht wie ein Junge, der auf
eine gute Zensur wartet.

Sie schon „Ja". Fräulein Ottilie!
Schlagen Sie ein! Die andre junge Dame werden wir
dann einfach überstimmen, entsühren oder sonst irgcno
wie bewußtlos machen!"

Ottokar streckt ihr auffordernd, werbend die Hand
über den Tisch hin.

Sie weiß gar nicht, was er gesagt hat.

„Sie müssen mich entschuldigen, Herr... Herr..."

„Krann. Ottokar Krann...!"

„Herr Krann... ich habe eben gar nicht recht hin-
gehört... ich bin ein wenig durcheinander heut mor-
gen...!'

„O wie schade!" bedauert Ottokar. „Also hören
Sie zu, ich will Jhnen meinen Plan..

Jn diesem Augenblick geht drübeu am Bühnenaus-
gang die Tür und Hildegard tritt heraus.

„Da kommt meine Freundin, auf die ich bier
warte!" ruft Ottilie und springt auf. Aber Hildegard
hat den „Hurrv" vor der Tür schon gesehen und kommt
geradenwegs herüber in die Konditorei.

„Babett...? Ja. wo steckt sie denn?"

„Wahrscheinlich ist sie gerade im Bcgriff. im
Rheinland zu landen, quädiges Fränlein. Gestatten:
Ottokar Krann!"

Und ohne, daß es einem der beiden Mädchen mög-
lich ist, ins Gespräch einzugreisen. verkündet Ottokar
zum zweiten Male, was er weitz.

Hildegard ist begierig, recht viel von Babett zu
hören, im stillen hofft sie sogar, daß schon irgendeine
Entscheidung gefallen sei... dennoch weiß sie, daß das
Unsinn ist, daß das ja noch gar nicht sein kan«. Abcr
während sie hier sitzen, entscheidet sich nun dort, s>
hundert Kilometer weiter westwärts, vielleicht ihr
bensschicksal.

Jnzwischen ist Ottokar schon bei seinen Plänen an-
gelangt. „Kommen Sie mit nach Wernigerode! Es
ist ein Paradies mit wentg Kofien!' schließt er
schwilnavoll,

Hildegard überlegt nicht lange. Es muß herrlich
sein, jetzt nicht in Berlin sttzen zu müssen. Sie vermag
sich nichts Erlösenderes zu denken, als mit all ihrer
Unruhe in di« Berge flüchten zu können.

»Ich bm emverstanden!" gibt sic bald Fs 0^
wort. „Mich hält das Theater nicht. Alles >st,,^ l-"
nung, heute abend ist Erstaufsührung. das H

dann sa,t vier Wochcn... ich bin srei. Äber.^'
kannst ja nicht! Du mußt ja in die Schule!
doch noch keine Ferien!" fügt sie erschrocke» »st
ts doch nicht! Aber Otti, was /

„Schade, da gehts doch nicht!
denn? Was ist denn los mit dir? Ist
wohl?"

»O doch."

Ottilie zieht die Brauen schmerzhaft zusarn" j»

, kvunen fahren. Jch brauche nicht

die Schule.

„Nicht mehr j» die Schule? Ja, wie den» '
^izch bin entlassen. Abgebaut,"

Es ist eine Weile still. E

Sttokar senkt den Blick. Es tut ihm in
weh, wie si« pgg sag,: abgebaut. Sie klagt n>^
in diesem einen Wort liegt der Schmerz
wundeten Menschenherzens.

»^lch so.. .1» sagt Hildegard leise. „ E

reicht der Freundin die Hand >>b«r.^,„1 A
wie zwei halten zusan"" „ n' ,
^,^s,,üald etwas Neues gefunden haben- >>»,

(assen! Für uns zwei langt s » s, rA
Und weiß du was? Nun sahrcn wE
Gerade weil es uns das Schicksal so schw" ^

i.nä Krann, Sic sind wie der rettenbe
uns gekommen! Wir nehmen Jhren Vorfch Ket>
Kornm, Otti! Jn drei Stunden haben w
Yrnter uns und damit auch allen Aerger, a
alles Trübe! Einverstanden?" ^

Ottilie nickt der Freundin tapser zu- -
lar steht doch, daß es in ihren Augenwlnkein „re>v„,
bltnkt. Gott, wie sich das Mädel .zusaw"
kann! Man könnte si« so einfach in die 2lrw ,
bis ste wieder lacht! Wie damals in Breui pe"

Er hilft ihr sehr zart und fürsorglich >"
gen. Und trotz aller Sorge muß Hildegar
als ste es sieht.

Schau, schau...! denkt sie. , .

Drei Stunden später rollen sie westwär

* itzN'

„Da kommt der Harz heran?" ^ ... „jFt
Peter brüllt es uach vorn, und Babett n ^ »pe
zu. Berstanden hat sie seine Worte nicht. aoe „

was er meint. ^ Ests

Dunkel und masstg steigen die .HarA „ls.Av
ihnen auf, unvermittelt und ohne Uebergang. ,ie>^<
ein Riese seine Bausteine hier vor Urzelten j„
drutz des Spieles liegen gelassen. Mltt«
 
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