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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Kunstmarkt
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20

KUNSTMARKT

Die Sammlung des Herrn Vincent
May er-Freiburg, die in Fachkreifen
berühmt ift durch die nahezu vollWändige
Reihe der Dürerfchen KupferWiche und
Holzfchrntte in ganz ungewöhnlich fchönen
Drucken, wird am 5. November und den
folgenden Tagen im Haufe Paul Caffirer,
Berlin W, V iktoriaWraße 35, verweigert.
Eine umfangreiche Graphikfammlung all-
gemeinen Charakters Ichließt fich an. Als
Auktionsleiter zeichnen die Firmen Paul
Caffirer=Berlin, Hugo Helbing und Jacques
RofenthaLMünchen. Das Vorwort, wel-
ches Max J. Friedländer fchrieb, ilt fo
ausgezeichnet formuliert, daß wir feinen
Text hier abdrudcen:
»Sammlervon der Art des Herrn Vincent
Mayer find feiten geworden. Sie gedeihen
nicht in der Großftadtunruhe,- unfere Zeit
fcheint ihnen ungünftig zu fein. DasKupfer«
WichFmmeln blüht freilich, aber anders als
früher. Franzöfifche und englifche Stiche
des 18. Jahi hunderts werden ihres Deko-
rationswertes wegen gebucht. Das Ver«
ftändnis für die gedruckten Äußerungen
der großen Maler, namentl ch Rembrandts,
Dürers und Goyas, hat fich vertieft und
ift weitergedrungen. Aber diefes wähle«
rifche Herausgreifen einiger Dinge hat
wenig gemein mit der gleichmäßigen, Willen
und befcheidenen Tätigkeit der Kupfer«
Wichfammler alten Stils, zu denen Vincent
Mayer gehört.
1 er Bildetfammler iW bald am Ende.
S< bald er die Wände feiner Behaufung
nach f inem Gclchmadce bedeckt hat, hört
er auf, Sammler zu fein, Wellt den Samm«
ler nur noch dar, indem er mit Stolz feine
Schäize vorweiW.
Manche Sammler werden nicht durch
den anlprechenden Reiz diefes oder Jenes
Gebietes zur Befitzergreifung gelocht, fon«
dern die Luft des geiltigen und materiellen
Erwerbens reizt fie, lieh ein Gebiet zu
fudn n. auf dem fie für ein Menfchenleben
Arbct finden. Sie wenden fich Vorzugs«
we le Büchern zu, Zeichnungen, Münzen,
Meda 1 en und Kupf< rWichen. Hier gibt
es kein Ende. Der Sammler wird von
einem Stück zum andern geführt. Die
Lief haberei nimmt mehr und mehr Be«

fitz von dem ganzen Menfchen. Die Viel«
heit der GegenWände, die feffelnde Klein«
arbeit des Nachlchlagens, Beftimmens, Ver«
gleichens, Ordnens und AufWellens füllt
leine Muße aus. Namentlich in frühem
Zeiten gab es Privatfammlungen von ge«
wattigem Umfang, und ein beträchtliches
Maß von geiWiger LeiWung wurde auf
folche organifierten Anhäufungen ge«
wendet.
Der wiffenlchaftliche Sinn für lücfcen«
lofen Zufammenhang findet nichts gleich«
gültig oder wertlos und hat vieles ge«
rettet, was vom fubjektiven Gefchmack
Jener Periode verworfen, vom fubjektiven
Gefchmack. diefer Periode wieder liebevoll
aufgenommen wird.
Dem Temperament nach gibt es unter
den Sammlern Jäger und Angler. Herr
Vincent Mayer gehörte zu den Anglern.
Er ging nicht ftürmifch vor, ließ fich nicht
hinreißen. Er wartete, bis daß feine Ge«
legenheit kam. Und da ihm befchieden
war, lange warten zu köi nen, kamen ihm
faW alle Gelegenheiten. Mit Vorficht, un«
auffällig und gelaßen verfolgte er Num«
mer für Nummer am Auktionstifche. Was
er im Laufe vieler Jahre dank feiner über«
legenen Kenntnis und feiner klugen Ge«
duld zufammengetragen hat, ift erftaun«
lieh.
Aus der umfangreichen Sammlung iW
das Dürer«Werk herausgelöW und zum
Verkauf geWellt. Es iW faW lückenlos und
enthält ausgezeichnete Drucke. Es um«
faßt nicht nur die anerkannten Schöp«
fungen des MeiWers, fondern auch, was
Bartfeh, PafTavant, Heller u. a. mehr oder
weniger finnreich an zweifelhaften Holz«
fchnitten angereiht haben, dabei kunWhiWo«
rifch merkwürd ge Dinge von Nachfolgern,
Nachahmern
Der Katalog iW von Fräulein Dr. Grete
Ring mit höchWer Sorgfalt redigiert.«
Die am 22. Oktober 1918 in Lepke's
KunW = Auktions = Haus, Berlin W35,
Potsdamer Straßei 22 a/b Watt findende Ver«
Weigerung von Gemälden älterer und einiger
neuerer MeiWer beWeht aus einer Ham«
burger Privatfammlung, 91 Bildern aus
 
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