DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:Zur Frage der Vereinigung der Berliner Künstlergruppen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0037
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ZUR FRAGE DER VEREINIGUNG DER BERLINER
KÜNSTLERGRUPPEN
ES wird jetzt in der Voffifchen Zeitung, einer Anregung Karl Schefflers
folgend, die Frage erörtert, ob es nützlich und wünfchenswert fei, die
beiden Sezeffionen in der Großen Berliner Kunltausltellung aufgehen zu lallen.
Die Führer der verfchiedenen Künltlervereinigungen und andere bekannte
Künftler haben zu der Frage Stellung genommen, ohne daß aber dadurch
eine rechte Klarheit erzielt worden wäre. Wie es zu erwarten war, fo ant-
wortet jeder nach perfönlichem Gefchmack und nach feiner Stellung innerhalb
der Gruppe, der er zugehört, und eine eigentliche, d. h. eine fachliche Er-
örterung des Problems lieht noch aus.
Unter der Überfchrift »Die feindlichen Sezeffionen« wurde an diefer Stelle
vor nicht langer Zeit einer Wiedervereinigung der beiden Berliner Sezeffionen
das Wort geredet. Es wurde darauf hingewiefen, daß die weitere Öffent-
lichkeit kein genügendes Intereffe an einem verjährten Künltlerltreite haben
könne, um die Notwendigkeit zweier getrennter Ausheilungen auf die Dauer
anzuerkennen, deren Scheidung keine innere Urfache rechtfertigt. Und unter
diefem Gefichtspunkte allein follte auch die andere Frage beurteilt werden, ob
es wünfchenswert fei, daß nun beide Sezeffionen fich mit der Großen Aus-
heilung zufammentäten. Denn es ih lediglich Gefchmackfache, ob der eine
kleineren Ausheilungen den Vorzug gibt, der andere die Vorteile der großen
Jahresfchau hervorhebt. Daß eine Scheidung möglich ih, beweih der gegen-
wärtige Zuhand,- daß fie nicht mehr den Charakter einer inneren Notwendig-
keit trägt, zeigt die Diskuffion, die nicht jetzt zum erhen Male geführt wird.
Darum fcheint uns, daß die Frage für den, der Geh von allen perfön-
lichen Rüdcfichten frei hält, nur danach gehellt werden kann, welcher Grund-
fatz bei einer Scheidung der Gruppen maßgebend fein mühe. Die Antwort
kann nur eine zweifache fein: entweder die Qualität oder die Richtung muß
zum Prinzip der Sonderung gemacht werden.
SV Als die Berliner Sezeffion begründet wurde, gab wohl eine neue Richtung
den Anhoß, die in den offiziellen Ausheilungen nicht frei genug Einlaß fand,
aber die Führer der Vereinigung hellten den Grundfatz der Qualität voran,
und wenn man die Kataloge der erhen Ausheilungen durchblättert, fo findet
man durchaus noch nicht das einheitliche Bild, das in den folgenden Jahren
entband, als die Sezeffion fich immer bewußter auf die Richtung des Impreffio-
nismus fehlegte. In dieser Zeit erft erwies fich am eindeutighen die Berech-
tigung diefer Sonderausheilung, die heut wieder, und nicht ohne Grund, in
Frage gehellt wird. Denn in der Folge fand die impreffioniftifche Kunh einer-
feits auch in die Große Kunltausltellung Eingang, und andererfeits erhob fich
ZUR FRAGE DER VEREINIGUNG DER BERLINER
KÜNSTLERGRUPPEN
ES wird jetzt in der Voffifchen Zeitung, einer Anregung Karl Schefflers
folgend, die Frage erörtert, ob es nützlich und wünfchenswert fei, die
beiden Sezeffionen in der Großen Berliner Kunltausltellung aufgehen zu lallen.
Die Führer der verfchiedenen Künltlervereinigungen und andere bekannte
Künftler haben zu der Frage Stellung genommen, ohne daß aber dadurch
eine rechte Klarheit erzielt worden wäre. Wie es zu erwarten war, fo ant-
wortet jeder nach perfönlichem Gefchmack und nach feiner Stellung innerhalb
der Gruppe, der er zugehört, und eine eigentliche, d. h. eine fachliche Er-
örterung des Problems lieht noch aus.
Unter der Überfchrift »Die feindlichen Sezeffionen« wurde an diefer Stelle
vor nicht langer Zeit einer Wiedervereinigung der beiden Berliner Sezeffionen
das Wort geredet. Es wurde darauf hingewiefen, daß die weitere Öffent-
lichkeit kein genügendes Intereffe an einem verjährten Künltlerltreite haben
könne, um die Notwendigkeit zweier getrennter Ausheilungen auf die Dauer
anzuerkennen, deren Scheidung keine innere Urfache rechtfertigt. Und unter
diefem Gefichtspunkte allein follte auch die andere Frage beurteilt werden, ob
es wünfchenswert fei, daß nun beide Sezeffionen fich mit der Großen Aus-
heilung zufammentäten. Denn es ih lediglich Gefchmackfache, ob der eine
kleineren Ausheilungen den Vorzug gibt, der andere die Vorteile der großen
Jahresfchau hervorhebt. Daß eine Scheidung möglich ih, beweih der gegen-
wärtige Zuhand,- daß fie nicht mehr den Charakter einer inneren Notwendig-
keit trägt, zeigt die Diskuffion, die nicht jetzt zum erhen Male geführt wird.
Darum fcheint uns, daß die Frage für den, der Geh von allen perfön-
lichen Rüdcfichten frei hält, nur danach gehellt werden kann, welcher Grund-
fatz bei einer Scheidung der Gruppen maßgebend fein mühe. Die Antwort
kann nur eine zweifache fein: entweder die Qualität oder die Richtung muß
zum Prinzip der Sonderung gemacht werden.
SV Als die Berliner Sezeffion begründet wurde, gab wohl eine neue Richtung
den Anhoß, die in den offiziellen Ausheilungen nicht frei genug Einlaß fand,
aber die Führer der Vereinigung hellten den Grundfatz der Qualität voran,
und wenn man die Kataloge der erhen Ausheilungen durchblättert, fo findet
man durchaus noch nicht das einheitliche Bild, das in den folgenden Jahren
entband, als die Sezeffion fich immer bewußter auf die Richtung des Impreffio-
nismus fehlegte. In dieser Zeit erft erwies fich am eindeutighen die Berech-
tigung diefer Sonderausheilung, die heut wieder, und nicht ohne Grund, in
Frage gehellt wird. Denn in der Folge fand die impreffioniftifche Kunh einer-
feits auch in die Große Kunltausltellung Eingang, und andererfeits erhob fich