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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 6
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Almer, Franz: Kunstleben in der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0115

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
NR. 6 22. NOVEMBER 1918

KUNSTLEBEN IN DER SCHWEIZ
VON FRANZ ALMER
DAS große Werben um die Gunh der Neutralen, das von allen krieg-
führenden Parteien mit großer Emfigkeit auf den verfchiedenhen Ge-
bieten und mit den verfchiedenften Mitteln betrieben worden ih, hat für das
Kunhleben der Schweiz ganz befondere Folgen gezeitigt. Den Schweizer
Kunftfreunden und Künhlern zeigten Frankreich und Deutlchland, England
und Italien in verfchiedenen großen Ausheilungen ihre neuelte Malerei. Die
Wirkung diefer Werke war fehr ungleich. Sehr begreiflich aus dem höchlt
fortfchrittlich gefinnten Geilt der gegenwärtigen großen Schweizer Sammler
wie auch der zum weitaus größten Teil höchlt radikal modern geltimmten
Künftler. Für den traurigen modernen italienifchen Kitfch hatte man nur ein
Gefühl des Bedauerns, ebenfo wie die neuelte englifche Richtung mit ihrer
höchlt unfruchtbaren und unkünltlerifdhen Mifchung von Präraffaelismus und
Kubismus kopffchüttelnd abgelehnt wurde. Kein Zweifel auch, daß die fran-
zöfifchen Ausheilungen einen tiefen Eindruck machten, jedoch weder bei den
großen Sammlern eine geheigerte Kauftätigkeit bewirkten, noch die Entwick-
lung der Schweizer Künhler entfcheidend beeinflußten und ihr neue Wege
wiefen. Ziemlich viel gekauft wurde franzöfifcher Kitfch, den die franzöfifche
Regierung gern auf den Weg über neu enthandene Schweizer Kunlthand-
lungen in die Häufer von Schweizer Kriegsgewinnlern verfchwinden fieht, nicht
gerade zur großen Befriedigung der Schweizer Künltlerfchaft. Die deutfchen
Ausheilungen haben wohl das härkhe InterelTe von allen bei den Schweizer
Künltlern ausgelöh, fie in ihren künftlerifchen Abfichten beltärkt und zu neuen
Zielen angeregt. Ob die vielen Ausheilungen, die die Schweizer Künhler
fehen konnten, für ihr eigenes Schaffen in jeder Hinficht förderlich war, muß
dahingehellt bleiben. Man merkt es den neuelten Arbeiten der bedeuten-
deren unter den jünghen Schweizer Malern deutlich an, daß die vielen emp-
fangenen Eindrücke fie lebhaft befchäftigen, nur daß vieles nicht recht ver-
arbeitet ih, daß ihr leicht empfänglicher künltlerifcher Charakter durch die
fremden Einflüße mitunter etwas fchwankend geworden ih und daß die leichte
Hand, die Gefchicklichkeit mehr als einen diefer jüngeren Maler zu äußer-
lichen Nachahmungen geführt hat. Auf jeden Fall regen fich in der Schweiz
 
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