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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 15
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Literatur
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Térey, Gábor: [Rezension zu: Direktion des ungarischen Landesmuseums für bildende Künste (Hrsg.), Jahrbuch des ungarischen Landesmuseums für bildende Künste, Bd. I]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0314

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304

LITERATUR

Jahrbuch des ungarifchen Landes-
mufeums für bildende Künfte.
Herausgegeben von derDirektion, Band I.
1918. Budapeft, Ausgabe des ungarifchen
Landesmufeums für bildende Künfte.
(Az orszägos magyar Szepmüveszeti
Muzeum evkönyvei. Közre bocsätja
az igazgatösäg. I. kötet 1918. Budapeft.
Az orsz. magy. Szepmüveszeti Muzeum
kiadäsa).
Die Herausgabe eines Jahrbuches des
ungarifchen Landesmufeums für bildende
Künfte entfpricht einem lange gehegten
Bedürfnis und wird gewiß fowohl in kunft-
hiftorifchen Kreifen, als auch bei Kunft-
freunden — befonders bei denen, die dem
Mufeum nahe ftehen — mit aufrichtiger
Genugtuung begrüßt werden. Dem Her-
ausgeber desfelben, Alexius von Petrovics,
gebührt dafür befonderer Dank. In erfter
Reihe foll diefes Organ dafür dienen, das
vielfeitige und reichhaltige Material des
Mufeums (mit Ausnahme der heutigen,
aktuellen Kunftbeftrebungen) von der An-
tike bis zum 19. Jahrhundert zu ver-
öffentlichen und zwar nicht nur durch die
wiffenfchaftlichen Beamten des Infiituts,
fondern auch durch andere engere Kollegen
und Privatgelehrten, die lieh ernfthaft mit
Kunftgefchichte befassen. Der foeben er-
fchienene erfte Band mit feiner mannigfachen
und anregenden Vielfeitigkeit läßt auf
weiter erfprießliche Fortfetzungen hoffen.
Band I. umfaßt in Großquartformat auf
216 Seiten acht Auffätze, begleitet von
fechs Tafeln und 111 Textilluftrationen.
Das Jahrbuch ift in ungarifcher Sprache
erfchienen, deswegen fei geftattet auf die
Refultate eines jeden Artikels hier in aller
Kürze zu verweifen. Mit der Ausnahme
der Arbeit von Ladislaus Eber über das
fteinerne Altarwerk von Pozsonyszent-
györgy, handeln die übrigen über Bilder,
Miniaturen, und Plaftiken des Budapefter
Mufeums der bildenden Künfte in Ver-
bindung mit verwandten Werken.
Die Reihe der Abhandlungen eröffnet
Anton Hekler mit der Publikation eines
lebensgroßen, bekleideten männlichenTorfos
zwifchen 330—340, welcher nach glaub-
würdigen Nachrichten aus dem Friedhof

von Velanidezza herrührt, affo aus jener
Nekropolis, in welcher die bekannten Stelen
des Lyscas und Ariftion (Athen, National
Mufeum) herrühren.
Alexander Lederer befpricht drei floren-
tinifche Trecento-Bilder. Zuerft den Kopf
der fog. Paupertas aus S. Francesco in
Affifi, welches Freskofragment bis jetzt
Giotto zugewiefen war. Lederer will in
demfelben die Arbeit eines anderen Künft-
lers erkennen. In der aus der Sammlung
Somzee in Brüffel flammenden großen
thronenden Madonna mit Kind und fechs
Engeln, welche Suida und Siren für An-
drea Orcagna in Anfpruch nehmen, fieht
Verfaffer ein Werk des Bernardo Daddi,
Der dritte Teil des Auffatzes ift jenem
Pojyptychon gewidmet, welches gemäß
Valari von Luca Spinelli für die Capella
Maggiore von Monte Oliveto in Chiufuri
(1385) malte. Von den zwei Seitenfiücken
mit ihren Predellen, welche einft der Samm-
lung Ramboux in Köln angehörten, ge-
langte das eine in das Budapefter Mufeum;
die Predella (Tod Mariä) des Mittelftückes
und das bekrönende Stück, des Altars
(Krönung Mariä) werden in der akade-
mifchen Galerie zu Siena aufbewahrt.
Als vor etwa fünfzehn Jahren ein großes
Bild mit der thronenden Madonna mit
Kind und fechs Engeln (f. G. Breck,
Raffegna d'Arte. 1909, S. 169 f.) in das
Fogg-Mufeum in Cambridge (Amerika)
gelangte, wähnte man in demfelben das
verloren geglaubte Hauptbild des Altar-
werkes wiedergefunden zu haben. Als
folches ift es feither irrig in der einfchlä-
gigen Literatur, auch im Aurfatze von
Lederer angeführt, welcher die Rekonftruk-
tion in diefem Sinne verfucht. Nun wollte
es der Zufall, daß das genannte Mufeum
(während des Krieges?) auf dem Londoner
Kunftmarkt nicht nur das Gegenftück zu
dem Budapefter Bilde famt der Predella,
fondern auch das tatfächliche Mittelftück
des Altarwerkes erwarb. F. Mafon Perkins
hat in einem Artikel der Raffegna d'Arte
antica e moderna (1918, S. 1 f.) den Altar
richtig rekonftruiert und zum Beweife auf
einer Tafel die drei Hauptftücke mit den
dazugehörigen Predellen — alle in Origi-
 
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