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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 16
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Kunstwerke in estländischem Privatbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0339

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Notizen

329

in fubjektivfter Gedankt ichkeit erfchaffen
werden kann, in ihren abfirakten Werken
herausftellen wollen,- denn dann wäre
folche Abftraktionstätigkeit doch der Bohrer
in tieffte Allgemeinheit hinein. Es fehlt
wohl Braun die innerfte, leidenfchaftliche

Fühlung mit dem eigentlichen Erlebnis-
kern der neuen, expreffioniftifchen Kultur,-
doch ift es lehrreich, unter verfchiedenen
Kategorien die beunruhigend vielfältig
klingenden Programmthefen zur kritifchen
Reflexion zufammengeftellt zu finden.

NOTIZEN

NEKROLOGE
Jofef Wenglein f. Am 18. Januar
fiarb in Bad Tölz der bedeutendfte Ver-
tretet der älteren Münchner Landfchafts-
malerei Jofef Wenglein. Der 1845 zu
München geborene Künfiler war Schüler
der Münchner Akademie, zunächft unter
dem Schweizer Gottfried Steffan <bis 1870>
und dann auf deflen Veranlaflung unter
Adolf Lier bis 1873. Die Malerei Weng-
leins bekam bald einen perfönlichen Cha-
rakter. Der Landfehafter hielt fich nicht
nur an feinen Lehrer Lier und die Dinge,
von denen diefer ftark beeindruckt worden
war, fondern griff auch unbewußt auf Eie-
mente der älteren Münchner Landfchafts-
kunft zurück. Wenglein hatte bald die
Lierfche Weichlichkeit verloren, Roufleau
Icheint in der zweiten Hälfte der fiebziger
Jahre befonderen Eindruck auf ihn gemacht
zu haben, Seine Art der Naturwiedergabe
in jenen Jahren erinnert mitunter auch leb-
haft an Hagemeifter. In der erften Hälfte
der achtziger Jahre erreichte Wengleins zu-
weilen nicht feiten auf eine gewiße thea-
tralifche Wirkung geftellte Kunft, nament-
lieh in den bei Tölz entftandenen Bildern,
ihren Höhepunkt. Später wurde Wenglein,
der feine Motive gern aus der Gegend der
oberen Ifar nahm, flauer und mitunter kon-
ventionell. A. L. M.
Alexander von Wagner f. Am
19. Januar, kurz vor Vollendung feines
80. Lebensjahres, fiarb in München der als
Genre- und Tiermaler, nodi mehr aber
durch feine Lehrtätigkeit bekannt gewor-
dene Alexander von Wagner. In Buda-
peft 1838 geboren, wurde er einer der
erfien Meifterfchüler Pilotys in München.
Mit 30 Jahren wurde er felbfi Profeflbr

an der Münchner Akademie und durch
viele Jahre der Lehrer einer außerordent-
lich großen Schar von Malern, darunter
fich feine berühmteren Landsleute Sinyei
Merse und Munkaczy befanden. Größere
Studienreifen führten ihn nach Italien und
nach Spanien. In Amerika und in feiner
ungarifchen Heimat hatte er eine über-
rafchend große Zahl kaufkräftiger und
kauf luftiger Bewunderer. Von der älteren
Produktion des Künfilers ift mir nie ein
bemerkenswertes Bild vor Augen ge-
kommen. Die Arbeiten feiner fpäteren
Zeit find untadelhaft in der Zeichnung,
aber hart im Kolorit und reichlich nüch-
tern. Pferde und Stiere malte er mit
gleichem Können wie genremäßig erfaßte
Hiftorienfiguren. A. L. M.
Am 21. Januar verfdhied an den Folgen
der Grippe in den beften Mannesjahren,
im Alter von 52 Jahren, der Kölner Bei-
geordnete und Stadtbaurat Carl Re ho rft.
Ihn hat vor allem die glänzend gelungene
Organifation der Kölner Werkbundaus-
ftellung von 1914 bekannt gemacht. Ihr
Zuftandekommen war fein ureigenftes Ver-
dienft. In Köln hat Rehorft, der bis zum
Jahre 1907 in den Dienften der Provin-
zialberatung der Provinz Sachfen geftanden
hatte, für die er auch als Provinzialkon-
fervator wirkte, einen wohltuenden Einfluß
auf die künftlerifche Ausgeftaltung öffent-
lieber und auch mancher privater Arbeiten
ausgeübt. Seine Aufteilung des erweitere
ten Kölner Stadtgebietes leitete den Aus-
bau der Stadt Köln in eine moderne
Großftadt in die Wege. Welche An-
erkennung Rehorfts Verdienfte fanden, be-
weift der Umftand, daß fich f. Zt. auch Ber-
lin um ihn als Städtebauer für den Zweck-
verband Groß-Berlin bewarb. Der Krieg
 
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