Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

DOI Heft:
Nr. 21
DOI Artikel:
Notizen
DOI Artikel:
Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0457

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verfchiedenes — Kunftmarkt

447

Farbe herzuftellen, die den Vergleich mit
den beiten franzöfilchen und belgifchen
Ölfarben nicht zu fcheuen braucht. Sie
kommt jetzt unter dem Namen Ba-Farbe
in den Verkehr. Bei der Bedeutung diefer
Entwicklung einer deutfchen Ölfarbher-

Heilung auf dem Wege der Handarbeit
haben die Behörden die nötigen Rohftoffe
zur Verfügung geltellt. So befteht Aus-
ficht, daß auch in diefer Materialfrage die
deutfche Kunft fich immer mehr auf ihre
eigenen Füße wird (teilen können.

KUNSTMARKT

MÜNCHNER AUKTIONSBERICHT
Vom 19.— 21.Februar fand im Kunft-
haus Dr. F. X. Weizinger ® Co.,
München, eine Verlagerung von fchönen
Serien alter Gläfer, Fayencen, Waf-
fen und Stoffen ftatt. Am erften Tag
<Gläfer und Fayencen) gingen die zwei
großen Glashumpen, fog.Kurfürftenhumpen
mit künftlerifchem Wappendekor in Email-
malerei (Nr. 40> auf 3000 M. und <Nr.41>
3200 M„ während ein Deckelpokal in
Stangenform mit dem Wappen des Notars
und Stadt- und Gerichtvogtes Hans Mer-
linger und der Jahreszahl 1656 1250 M.
erreichte. Der auf dem Katalogumfchlag
in photographifcher Abbildung wiederge-
gebene farbenprächtige Glasbecher (Nr. 62>
erzielte 440 M. Eine Glaskaraffe (Nr. 97)
mit zwei Gläfern, mit Wappen, Schrift und
üppigem Rankenwerk aufs gefchmackvollfte
in Tieffchnitt dekoriert (Arbeit aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts), von einer
Glashütte des Riefengebirges flammend, er-
reichte nach hartem Kampf die beachtens-
werte Notierung von 1150 M. Aber
auch unter den Arbeiten aus Steinzeug
und Fayencen kamen überrafchende Preis-
fteigerungen vor, fo ein farbiger Kreußener
Apoftelkrug (Nr. 151) von 1666 900 M.,-
zwei Wappenteller (Nr. 170) aus dem 17.
Jahrhundert, italienifche Fayence 350 M.;
eine holländifcheVafengarnitur, Delft aus der
Manufaktur Brouwer ftammend, 1450M.,-
ein Frankfurter Birnkrug <Nr. 191> von
feltener Größe mit blauen Streublumen
dekoriert 760 M.,- ein Künersberger Leuch-
ter <Nr. 210> in Form eines farbigen Putto,
der trotz des fehlenden Gegenftückes nach
hartem Kampf von einem Münchener
Sammler mit 1060 M. erobert wurde,- ein
zwei Maß fallender Walzenkrug aus der
gefuchten Fayencefabrik Dresden ftam-

mend, auf 400 M. Aber auch die fonft
mindergewertete öfterreichifche Keramik,
Birn- und Walzenkrüge, Vafen und mäch-
tige Schöffeln, erzielten Preife, wie fie
wenigftens an reichsdeutfchen Auktions-
tifchen bisher noch nicht erreicht wurden.
Diefer Teil der keramifchen Abteilung mit
den Porzellanen bildete den Hauptinhalt
des zweiten Auktionstages. Von den
Produkten der frühen Manufakturen
kamen zwei Nummern (Nr. 330 und
331) aus der gefchätzten Dammer Fay-
encen-Fabrik zum Aufwurf, von denen
erftere,ein unbemalter Hirtenknabe, 175M.,
letztere, der prächtige »Bilderkrämer« in
befter, alter Bemalung mit Blaumarke auf
1100 M. zu ftehen kam. Von den Por-
zellanen erzielte fachgemäß das fächfifche
Edelporzellan aus der kgl. Fabrik Meißen
die höchften Angebote. So wurden die
vier Erdteile, kleine farbige Figürchen in
fpäter Ausformung, aber fchönfter Erhal-
tung, mit 2900 M. und ein reizendes
Rokoko-Kaffeekännchen mit Potengruber-
Dekor um 300 M. einem Privatfammler
zugefchlagen. Ein Papiermeffer mit Lud-
wigsburger Porzellangriff, feinft bemalt,
kam für 130 M. in Händlerbefitz, während
eine kleine, bunte Höchfter Duftvafe auf
180 M. zu ftehen kam.
Zinn war in wenigen, aber guten, alten
Stücken vertreten. Eine Tauffchüffel vom
Jahre 1772 brachte 160 M., eine nord-
deutlche flache, figural gravierte Schüße!
(Nr. 376) 200 M. und eine fchlanke, gra-
vierte Kanne (Nr. 381), Siebenbürgen um
1650, brachte es auf 245 M.
Das Ende des zweiten und den dritten
Tag beherrfchten Waffen und Eifenzeug.
Man darf behaupten, feit Jahren ift viel-
leicht keine Waffenfammlung auf den
Auktionstifch gekommen, die in Arbeit
 
Annotationen