DOI issue:
Nr. 18
DOI article:Kunstmarkt
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0390
380
KUNSTMARKT
Die Sammlung James Simon in
Berlin ifi foeben der Auflöfung verfallen.
Die deutfchen Holzfkulpturen, die als Legat
teftamentarifch dem Kaifer®Friedrich®Mu-
feum zugedacht waren, gelangten fchon jetzt
in den Befitz desMufeums, dagegen wurden
die Gemälde von einer Händlergruppe über®
nommen. A. S. Drey in München erwarb
außer einem Teile der Bronzen das große
Porträt des Van Dyck, den van der Heyden
und einige andere holländifche Gemälde.
Der größte Teil der übrigen Bilder ging
zufammen mit denTapilferien nach Boucher
in den Befitz der Kunfthandlung Haberftock
über. Es befinden fich darunter das vor®
zügliche kleine Mädchenbildnis von Rem®
brandt aus dem Jahre 1631, die zwei Ter®
borch und die zwei Metfu, die Wirtshaus®
fzene von Jan Steen, die Goyen, die
Stilleben von de Heern und Jan Fyt und
endlich der Tiepolo. Über das Schickfal der
beiden Hauptftücke der Sammlung, des
prachtvollen Vermeer und des Frauenbild®
nifles von Frans Hals, ilt noch nicht end®
gültig entfchieden. Ihr Verkauf ilt wohl
aber nur noch eine Frage kurzer Zeit, und
leider befiehl unter den heutigen Verhält®
niflen wenig Ausficht, daß diefe wie die
anderen Meifierwerke aus dem Befitz James
Simons fich für Deutfchland werden er®
halten laden.
Es ifi kein gutes Vorzeichen für das
Schickfal des deutfchen Privatbefitzes, wenn
eine der folidefien Sammlungen Berlins
mit folchem Beifpiel vorangeht, nach®
dem vor nicht langer Zeit zuerfi Herr
v. Holitfcher es für richtig hielt, fich feiner
Kunfifchätze zu entäußern. Welches die
befonderen Gründe im einen oder im an®
Bei F. X. Weizinger W) Co,, Mün®
eben, findet am 19. Februar und den fol®
genden Tagen eine Verfieigerung von
Gläfern, Fayencen, Waffen und Stoffen
des 15. und 16. Jahrhunderts fiatt.
Am 25. bis 28. Februar findet in Ru®
dolphLepkes Kunftauktions®Haus,
Berlin W35, eine Verfieigerung von
alten Gemälden und Antiquitäten
fiatt. Der mit zahlreichen Tafeln ausge®
fiattete Katalog enthält eine Kollektion alter
deren Fall gewefen fein mögen, muß dahin®
geftellt bleiben. Jedenfalls aber darf man
überzeugt fein, daß die drohenden Steuer®
gefetze nicht ohne Einfluß auf die Ent®
fchließungen der Sammler bleiben können.
Die Inventarifation allein, die heute gern
als mildefte Form der ftaatlichen Sicherung
der koftbarften in Privathand befindlichen
Kunftwerke empfohlen wird, bedeutet einen
Eingriff in die wohlerworbenen Rechte des
einzelnen, der geeignet ifi, jede Neubildung
wirklich bedeutender Sammlungen zu ver®
hindern und den vorhandenen Befitz zu
befchleunigterAuflöfung anzutreiben. Noch
katafirophaler würde die Ausdehnung der
allgemeinen Befitzfieuer auf Kunftwerke
wirken müffen, mit der ebenfalls gelegent®
lieh gedroht wird. Diefe Steuer würde
wohl nicht nur das Ende der deutfchen
Privatfammlungen überhaupt bedeuten, fon®
dern fie würde einen Preisfiurz im Inlande
und die Unmöglichkeit anderen Verkaufs
als nach dem Auslande zur Folge haben.
Angefichts folcher Ausfichten wird man es
keinem Sammler verargen dürfen, wenn er
fich feines Befitzes, für den er bisher fchon
genügend Opfer zu bringen hatte, bei®
Zeiten zu entäußern fucht. Will man aber
von feiten der Regierung diefer Landflucht
in jahrzehntelanger geduldiger Arbeit für
Deutfchland erworbener Kunftwerke ent®
gegenarbeiten, fo gibt es nur ein Mittel:
nicht Drohung mit neuen gefetzlichen Ein®
fchränkungen und Bevormundungsmaß®
nahmen, fondern Beruhigung der Öffent®
lichkeit durch rechtzeitige Bekanntgabe der
geplanten Steuergefetze und Freilaflung des
Kunfibefitzes von Laßen, die zu tragen
er einfach nicht in der Lage fein würde.
Gemälde der niederländifchen, deutfchen,
franzöfifchen und italienilchen Schule,- ferner
Gobelins, antike Orientteppiche und vor
allem Möbel aller Stilarten von derRenaif®
fance bis zur Biedermeierzeit. Das alte
Kunftgewerbe ifi mit großen Abteilungen
Porzellan, Glas, Silber ufw. vertreten. Den
Schluß bildet die gefdhloflene Sammlung des
Major v. Weller zur altpreußifchen Ge®
fchichte: Büften, Porträts, gerahmte und
ungerahmte Stiche ufw.
Schluß des Redaktionellen Teiles. — Verlag von E. A. Seemann, Leipzig.
Druck von Ernft Hedridi Nadif., G. m. b. H., Leipzig.
KUNSTMARKT
Die Sammlung James Simon in
Berlin ifi foeben der Auflöfung verfallen.
Die deutfchen Holzfkulpturen, die als Legat
teftamentarifch dem Kaifer®Friedrich®Mu-
feum zugedacht waren, gelangten fchon jetzt
in den Befitz desMufeums, dagegen wurden
die Gemälde von einer Händlergruppe über®
nommen. A. S. Drey in München erwarb
außer einem Teile der Bronzen das große
Porträt des Van Dyck, den van der Heyden
und einige andere holländifche Gemälde.
Der größte Teil der übrigen Bilder ging
zufammen mit denTapilferien nach Boucher
in den Befitz der Kunfthandlung Haberftock
über. Es befinden fich darunter das vor®
zügliche kleine Mädchenbildnis von Rem®
brandt aus dem Jahre 1631, die zwei Ter®
borch und die zwei Metfu, die Wirtshaus®
fzene von Jan Steen, die Goyen, die
Stilleben von de Heern und Jan Fyt und
endlich der Tiepolo. Über das Schickfal der
beiden Hauptftücke der Sammlung, des
prachtvollen Vermeer und des Frauenbild®
nifles von Frans Hals, ilt noch nicht end®
gültig entfchieden. Ihr Verkauf ilt wohl
aber nur noch eine Frage kurzer Zeit, und
leider befiehl unter den heutigen Verhält®
niflen wenig Ausficht, daß diefe wie die
anderen Meifierwerke aus dem Befitz James
Simons fich für Deutfchland werden er®
halten laden.
Es ifi kein gutes Vorzeichen für das
Schickfal des deutfchen Privatbefitzes, wenn
eine der folidefien Sammlungen Berlins
mit folchem Beifpiel vorangeht, nach®
dem vor nicht langer Zeit zuerfi Herr
v. Holitfcher es für richtig hielt, fich feiner
Kunfifchätze zu entäußern. Welches die
befonderen Gründe im einen oder im an®
Bei F. X. Weizinger W) Co,, Mün®
eben, findet am 19. Februar und den fol®
genden Tagen eine Verfieigerung von
Gläfern, Fayencen, Waffen und Stoffen
des 15. und 16. Jahrhunderts fiatt.
Am 25. bis 28. Februar findet in Ru®
dolphLepkes Kunftauktions®Haus,
Berlin W35, eine Verfieigerung von
alten Gemälden und Antiquitäten
fiatt. Der mit zahlreichen Tafeln ausge®
fiattete Katalog enthält eine Kollektion alter
deren Fall gewefen fein mögen, muß dahin®
geftellt bleiben. Jedenfalls aber darf man
überzeugt fein, daß die drohenden Steuer®
gefetze nicht ohne Einfluß auf die Ent®
fchließungen der Sammler bleiben können.
Die Inventarifation allein, die heute gern
als mildefte Form der ftaatlichen Sicherung
der koftbarften in Privathand befindlichen
Kunftwerke empfohlen wird, bedeutet einen
Eingriff in die wohlerworbenen Rechte des
einzelnen, der geeignet ifi, jede Neubildung
wirklich bedeutender Sammlungen zu ver®
hindern und den vorhandenen Befitz zu
befchleunigterAuflöfung anzutreiben. Noch
katafirophaler würde die Ausdehnung der
allgemeinen Befitzfieuer auf Kunftwerke
wirken müffen, mit der ebenfalls gelegent®
lieh gedroht wird. Diefe Steuer würde
wohl nicht nur das Ende der deutfchen
Privatfammlungen überhaupt bedeuten, fon®
dern fie würde einen Preisfiurz im Inlande
und die Unmöglichkeit anderen Verkaufs
als nach dem Auslande zur Folge haben.
Angefichts folcher Ausfichten wird man es
keinem Sammler verargen dürfen, wenn er
fich feines Befitzes, für den er bisher fchon
genügend Opfer zu bringen hatte, bei®
Zeiten zu entäußern fucht. Will man aber
von feiten der Regierung diefer Landflucht
in jahrzehntelanger geduldiger Arbeit für
Deutfchland erworbener Kunftwerke ent®
gegenarbeiten, fo gibt es nur ein Mittel:
nicht Drohung mit neuen gefetzlichen Ein®
fchränkungen und Bevormundungsmaß®
nahmen, fondern Beruhigung der Öffent®
lichkeit durch rechtzeitige Bekanntgabe der
geplanten Steuergefetze und Freilaflung des
Kunfibefitzes von Laßen, die zu tragen
er einfach nicht in der Lage fein würde.
Gemälde der niederländifchen, deutfchen,
franzöfifchen und italienilchen Schule,- ferner
Gobelins, antike Orientteppiche und vor
allem Möbel aller Stilarten von derRenaif®
fance bis zur Biedermeierzeit. Das alte
Kunftgewerbe ifi mit großen Abteilungen
Porzellan, Glas, Silber ufw. vertreten. Den
Schluß bildet die gefdhloflene Sammlung des
Major v. Weller zur altpreußifchen Ge®
fchichte: Büften, Porträts, gerahmte und
ungerahmte Stiche ufw.
Schluß des Redaktionellen Teiles. — Verlag von E. A. Seemann, Leipzig.
Druck von Ernft Hedridi Nadif., G. m. b. H., Leipzig.