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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 19
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Literatur
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[Rezension zu: Strong, Frühchristliche und Renaissancefunde und -arbeiten in Italien im Jahre 1918]
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0406

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396

Literatur — Notizen

rechten Seite, in das Jahr 1200 ungefähr
zu fetzen, find lange Reihen mit namens»
bezeichneten Heiligen dargeftellt. Auf einer
anderen ift die Ermordung des hl. Thomas
von Canterbury zu fehen in einem Stil,
welcher kaum viel fpäter zu datieren ilt,
als das Ereignis felbft. Der Erzbifchof ilt
gemäß der Legenda aurea im Moment
dargeltellt, wie er die Meße feiert. Hinter
ihm Iteht aber ein Subdiakon mit Tonfur
und ohne Bart in roter Tunika, dem der
Schlag, welcher dem Märtyrer das Haupt
nimmt, die Hand wegreißt. Diefe Epifode
fehlt in der Legenda aurea, kommt aber
in fpäteren Darfieilungen vor. Man hat
verfucht, den Maler der Fresken in’Spoleto
mit einem gewißen Alberto Sotio zu
identifizieren, der für die gleiche Kirche
auf Pergament ein Kruzifix gemalt hat.
Auch ein hl. Franz ift auf den Wänden
der kleinen Spoletaner Kirche abgebildet.
— Zu Velletri wurden hinter den Sitzen
der Kathedrale wertvolle Fresken aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Dar»
ftellungen der Jungfrau, des Jefuskindes
und dreier Heiligen, aufgedeckt, die man
der Schule des Gentile Fabriano zuweifen
will. — Ein Erdbeben hat in der Kirche
San Agoftino zu Rimini Fresken aus der
heften Zeit der Frührenaißance in der
Emilia zum Vorfchein kommen laßen. Man
könnte fie der Schule des Giotto zuweifen.
Sie bedecken drei Wände der rechteckigen
Apfis und den Triumphbogen, wo der
Erlöfer als Richter, umgeben von Engeln
und den Doktoren der Kirche, fitzt. Auch
ein Erdbeben, wie fie fo oft Rimini heim»
fuchen, mit fliehenden, erfchrockenen Bür»
gern, die die Hilfe der hl. Befchützer der
Stadt anflehen, kam zutage. Gegenüber

ift ein Heiliger dargeltellt, der ein junges
Mädchen zum Leben wieder erweckt.
Unter den Zufthauern find drei gekrönte
Dichter, unter denen die lokale Eigenliebe
von Rimini Dante erkennen will. Auf
der Mittelmauer thront als hervorragendftes
Stück eine Jungfrau mit dem Jefuskind.
Bei der Freilegung des Prachtgrabes
Roberts (nicht Karls, wie wir das letzte
Jahr Ichrieben) von Anjou in Santa Chiara
in Neapel, fowie bei der Wiederher-
fiellung des Originalaltars aus dem 13. Jahr»
hundert, wurden fchlecht erhaltene, aber
teilweife hochintereflante Fresken ans Licht
gebracht: eine Geburt Chrifti aus dem
Quattrocento, Heilige aus dem Trecento
und in der zweiten Kapelle auf der linken
Seite eine Madonna mit Kind aus der
Schule des Giotto, eine fo fchöne und kräf»
tige Malerei, daß man fie verfuchsweife
dem großen Meifter felbft zufchreiben könnte.
Die beiden berühmten Reiterftatuen des
Gattamelata und Colleone befinden fich
in den Gewölben des Palazzo Venezia
in Rom und find dort in der mannigfach»
ften Weife ftudiert und betrachtet worden.
Dagegen läßt man die Rolfe von San
Marco unfichtbar im Caftell San Angelo.
— Die Mufeen des Vatikans find durch
ein Waffenmufeum bereichert worden, das
zur Hundertjahrfeier der Einrichtung der
päpftlichen Gendarmerie durch Pius VII.
im Jahre 1817 errichtet, aber erft Ende
1917 eingeweiht wurde. Die Sammlung
umfaßt Waffen jeder Art, die bislang in
den Privatgemächern des Vatikans zerftreut
aufbewahrt worden waren. Nebenbei
bleiben die berühmten hiftorifchen Waffen»
ftücke des Vatikans in dem Appartemento
Borgia ausgeftellt. M.

NOTIZEN

NEKROLOGE
Theodor Hagen f. Mit Theodor
Hagen, der fiebenundfiebzigjährig am
12. Februar 1919 von feiner Arbeit fchied,
hat Weimar den letzten klaffifchen Meifter
feiner Landfchaftsmalerei, die deutfche Kunft
einen ihrer ausgeprägteften Charakterköpfe
verloren. Ein Meifter der Freilichtmalerei,

der zurückweift noch auf die Zeit der
Achenbachs, unter deren Anregung er in
feiner Vaterftadt Düfleldorf begann, der
aber in der Eigenart feiner Kunft und in
der menfchlich großen Auffaflung des Lehr»
berufes den Abfichten der jüngften Zeit
vertraut war. Das alte und das neue
Weimar trauern am Grabe diefes Malers,
 
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