Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

DOI Heft:
Nr. 19
DOI Artikel:
Literatur
DOI Artikel:
Schottmüller, Frida: [Rezension zu: Karl Schottenloher, Das Alte Buch. Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler, Bd. 14]
DOI Artikel:
Kurth, Betty: [Rezension zu: C. H. de Jonge, Bijdrage tot de kennis van de Noord-Nederlandsche Costuum-Geschiedenis in de eerste Helft van de XVIe eeuw. Deel I.]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0404

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
394 Literatur

denn fie verdienen eine eigene ausführliche
Darftellung, die den Rahmen diefer Hand«
bücher gefprengt hätte. Als Begrenzung
zum Ende hin iß das Jahr 1800 angefetzt.
Ausführlich iß das erße Jahrhundert des
gedruckten Buches und feine Entßehung
gefchildert, wobei die Hauptbetonung der
hißorilchen Gerechtigkeit gemäß bei Deutfch-
land liegt,- kürzer die Folgezeit, wo der
Kupferßich an die Stelle des fchmückenden
und illufirierenden Holz« und Metalllchnitts
trat, wo das Zeitalter des Barock dasPracht«
werk im großen Format ausbildete und das
achtzehnte Jahrhundert das kleine Buch zu
einem Meißerwerk feinßer Kultur — be«
fonders in Frankreich — werden ließ.
Der Gefchichte des Buches und feiner
Geßaltung folgt ein wichtiges Kapitel über
die Entwicklung des Buchhandels und der
Buchherfiellung fowie Hinweife auf Einzel«
heiten, wie Einband, Exlibris, Bücher«
preife u. ä. Die Abbildungen find in Ori«
ginalgröße gegeben und demgemäß aus«
gewählt. Vielleicht könnten in einer zweiten
Auflage auch Textfeiten, am beßen natür«
lieh jedesmal zwei gegenüberliegende aus
demfelben Buche, nachgebildet werden, um
Seitenbild und Schrift der verfchiedenen
Jahrhunderte zu zeigen. Auch wäre trotz
der überfichtlichen Teilung in viele kurze
Kapitel ein Namen«, Orts« und Sach«
regifter, befonders aber erßeres, fehr er«
wünfeht. Auf jeden Fall aber kann Schot«
tenlohers »Altes Buch« fchon jetzt als
dankenswerte Ergänzung zu den Hand«
büchern über Holzfthnitt und Kupferßich
angefprochen werden. T. Stftottmüffer.
C. H. de Jonge, Bijdrage tot de
kennis van de Noord=Nederland =
fche Coftuum«Gefchiedenis in de
eerfte Helft van de XVIe eeuw.
Deell. Het Mannencoftuum, Utrecht,
A. Ooßhoek, 1916. — Eadem, Bijdrage
tot de kennis van de Kleederdracht
in de Nederlanden in de XVIe eeuw,
naar archivalifche en litteraire gegevens
en volgens de monumenten der beeidende
kunft in chronologifche ontwikkeling der
afzonderlijke kleedingßukken gerang«
fchikt, Oud«Holland, XXXVIe Jaarg,
1918/19.

Unter den Befiimmungskriterien, welche
die genaue Entftehungszeit eines Kunft«
werks ermitteln helfen, ßeht die Betrach«
tung dargeftellter Modekoßüme mit an
erfter Stelle. Wo die Evidenz hiftorifther
Beweife mangelt, wo die ßilißifche Er«
fahrung verfagt, vermag häufig eine für
eine befiimmte Zeitfpanne charakteriftilche
Modeform die chronologifche Einordnung
zu Fichern. Denn die Künftler faß aller Epo«
chen haben, foweit fie nicht das antike Ideal«
koftüm verwendeten, die Trachten ihrer
eigenen Zeit nachgebildet. Erft die hifto«
rifierenden Tendenzen des 19. Jahrhunderts
haben ein Abweichen von diefer Ge«
pflogenheit gebracht.
Leider beßehen die Datierungsmöglich«
keiten, die eine Unterfuchung der Trachten
in Ausficht ftellt, vorläufig in rein theo«
retifchen Erkenntnilfen. Zur praktifchen
Erfüllbarkeit fehlt das wichtigße Hilfs«
mittel —■ eine auf wiffenfchaftlicher Grund«
läge aufgebaute Koftümgefchichte. Die
Verfuche, die bis vor kurzem in diefer
Richtung unternommen wurden, müffen
als fehlgefchlagen bezeichnet werden. Teils
weil fie in völliger Verkennung der Ziele
von einer ganz unmethodifchen Aufreihung
der Koßümdarftellungen auf undatierten
oder mangelhaft datierten Denkmälern aus«
gingen,- teils weil viele Bearbeiter die
Koftümkunde in den Rahmen der allge«
meinen Kulturgefchichte fpannten und als
deren partielle Erftheinungsform nur neben«
bei werteten.
Erft in den letzten Jahren haben zwei
Arbeiten mit diefen Traditionen gebrochen.
In der richtigen Erkenntnis, daß nur durch
eine ökonomifche Arbeitsteilung und ftreng
wiffenfchaftliche Organifation dem riefigen
Material beizukommen fei, wurden hier
jeweils nur kleine Teile des umfangreichen
Stoffes in den Kreis der Unterfuchung ge«
rückt. So hat Paul Poft in einer ebenfo
gründlichen wie methodilch einwandfreien
Studie die franzöfifch«niederländifcheMän«
nertracht im Zeitalter der Spätgotik be«
arbeitet1), wobei er nicht nur die Ent«

1> Paul Poft. Die franzöfifch-niederländifcfie
Männertracht einfchließlicfi der Ritterrüftung
im Zeitalter der Spätgotik 1350—1475. Dif«
fertation. Halle a. S., 1910.
 
Annotationen