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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 6
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Rieffel, Franz: Zwei mittelrheinische Altarflügel in der Mainzer Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0120

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HO

ZWEI MITTELRHEINISCHE ALTARFLÜGEL
IN DER MAINZER GALERIE
VON FRANZ RIEFFEL

VOR kurzem ift der Städtifchen Sammlung in Mainz eine bemerkenswerte
Erwerbung gelungen. Sie hat dank einer Stiftung zwei Flügelbilder, die
aus der Kirdhe in Partenheim <RheinhelTen> vor Jahrzehnten in Privatbefitz
gelangt waren, ankaufen können. Die Flügel mellen je 1,26 m in der Höhe,
1,02 m in der Breite *> und find beiderfeitig bemalt. Die Innenfeiten (teilen
den Fifchzug Petri und die Kreuzigung des Apoltels dar, die Außenfeiten die
wunderbare Bergung des Allerheiliglten bei dem Brand der Partenheimer
Kirche 1435 <auf der Rückfeite der Kreuzigung Petri>, fowie die feierliche
Übertragung des Allerheiliglten in das wiederaufgebaute Gotteshaus <auf der
Rückfeite des Fifchzugs>.
Die Innenfeiten. Auf Goldgrund und reich gefärbt. 1. Der Fi 1 ch =
zug des Petrus geht in einer gut gefehenen und durch Landzungen ge-
fdhickt gegliederten und vertieften Wafferlandfchaft vor fich, deren fernes LIfer
von Bergen begrenzt wird. Petrus fchreitet breitbeinig unbeholfen von links
durch den feichten Strand auf den rechts flehenden Chriltus zu, dellen rechte
Hand er mit feiner linken ergreift. Im Mittelgrund links der Nachen mit
vier Fifchern,- einer von ihnen beugt fich über das Walfer und nimmt einen
Fifch aus dem Netz. 2. Die Kreuzigung des Petrus. In der Mitte des
Bildes richtet fich zu unteroberlt das Kreuz auf, an das Petrus angeheftet ift.
Zwei Henker felfeln je eine feiner Hände mit Stricken an den Querbalken.
Ein anderer Henker hält von hinten den Längsbalken mit dem Gekreuzigten.
Links Kaifer und Richter mit drei Gefolgsleuten, rechts ein Gewaffneter im
Gefpräch mit zwei Begleitern. Hintergrund: wenige, hügelige Landfchafi mit
einem größeren burgartigen Gebäude.
Die Außenfeiten. 1. Die Errettung des Sakraments aus dem
Kirchenbrand. In einem anfehnlichen Ort vor einem feiten burgartigen Bau
mit Bergfried1 2) Iteht links eine romanifche Kirche in Flammen. Aus dieler
eilt zum Mittelgrund mit weiten Schritten ein bürgerlich gekleideter Mann,
der eine gefchlolfene Hoftienkapfel in den Händen trägt. Er reicht fie einem
die Monftranz mit der Hoftie tragenden Priefter entgegen. Neben dem
Priefter ein Mann mittleren Alters, der mit ausgebreiteten Armen den Vor-
1) Vgl. den Auffatz des Prof. Neeb, »Eine Neuerwerbung der Stadt. Galerie Mainz«
in Nr. 229 vom 2. Oktober 1918 des Mainzer Journals.
2) Wie der kundige Helfer der Heffifdien Denkmalpflege, Prof. Bronner in Mainz, mir
gütigft mitteilt, ift der Bergfried großenteils in einen fpäteren Barodebau eingemauert in
Partenheim noch vorhanden, ebenlo ein auf dem Bild angegebener Rundbogenfries.
 
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