Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

DOI Heft:
Nr. 13
DOI Artikel:
Thordeman, Bengt: Die Modernisten-Ausstellung in der Kunsthalle von Stockholm: ein Überblick über die moderne Malerei in Schweden$dvon Bengt Thordeman
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0262

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
252

DIE MODERNISTEN-AUSSTELLUNG
IN DER KUNSTHALLE VON STOCKHOLM
EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE MODERNE MALEREI IN SCHWEDEN
VON BENGT THORDEMAN
MAN kann lagen, daß fick die moderne Malerei in Schweden auf zwei
Linien entwickelt; die eine geht von Cezanne aus, ftrebt unter Benutzung
der Natur nach Monumentalität; die andere kommt her von Gauguin, ihr
aprioriftifches Interefle liegt in rein künftlerifchen Problemltellungen und knüpft
erft an zweiter Stelle ihre Probleme an Naturbeobachtungen an.
Unter den Künftlern der erften Gruppe findet man Intelligenz, Sachlich-
keit und künftlerifche Ehrlichkeit. Aber etwas Neues, etwas, das den Zu-
fchauer unwiderftehlich fortreißt, findet man nicht. Die Aufgaben, die diefe
Kunft fich ftellt, find nicht neu, ja genauer betrachtet hat fie keine Aufgaben
mehr. Cezanne hat das letzte Wort darüber gefagt, — weiter kann fie nicht
kommen. Ein perfönlicher Stil ift das Höchfte, wohin diefe Künftler gelangen,
mehr können fie nicht geben. Und diefer Stil wird allzuleicht zum Manie-
rismus, das zeigt uns'Noren. In einer Hinficht haben jedoch diefe Künftler
etwas zu Tagen, was bleibenden Wert hat, und zwar in der Porträtmalerei;
ich nenne Simonsson (»Fräulein Mannheimer«), Hoff ft en (Zeichnungen in
Rotkreide) und Ryd (Birger Simonsson).
Um aus der Sa Begaffe diefer Richtung weiter kommen zu können, gibt
es meiner Meinung nach nur einen Weg: durch das Kunfthandwerk. Das
Kunfthandwerk vereinfacht und erklärt, es fordert Abfichtlichkeit und große
Züge. Was die Erziehung des Kunfthandwerks bedeutet, zeigt auch ein
Künftler wie Haid (f. Abb.). Auf ihn kann man Geh immer verfallen, er
ift ruhig, gefund und hat immer etwas zu fagen.
Unter den Künftlern der anderen oben fkizzierten Gruppe findet man
Energie, Leben, Entwicklung, man findet in jugendlichem Übermut aufgeftellte
Probleme, um welche gekämpft wird — oftmals nur um des Kampfes willens.
Man findet aber auch etwas Unbalanciertes, Wurzellofes, ja Gefchmacklofes.
Oft merkt man, daß die Problemltellungen zu gar nichts nütze find; und dies
hat — ehrlich gefagt —- darin feinen Grund, daß dem Künftler eine wichtige
Vorausfetzung fehlt, um mit den Problemen zurecht kommen zu können: er ift
Dilettant, hat keine feftgegründete Schulung, worauf er weiter bauen kann.
Ich nehme als Beifpiel Jolin (f. Abb.). Seine Bilder von jungen Stodcholmer
Damen zeigen, daß er gar nicht talentlos ift. Ein bißchen Ichüchtern fitzt
Fräulein Grevillius ganz wenig nach der einen Seite von der Mittelachfe des
Gemäldes gefchoben, die Hände befangen um das Knie gefdilungen. Oder
als Gegenfatz das raffinierte Bild von der knabenhaften jungen Schriftftellerin
 
Annotationen