Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

DOI issue:
Nr. 3
DOI article:
Die Berliner städtische Kunstsammlung
DOI article:
Tietze, Hans: Georg Sobotka
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0061

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Berliner Städtifche Kunftfammlung

51

befchweren. Es ift jetzt fo viel die Rede von Parlamentarismus, von Ver*
antwortlichkeit der Regierung und Abfchaffung der »dunklen Gewalten«. Es
wäre eine fchöne Gelegenheit für die Berliner Stadtverortnetenverfammlung,
einmal in diefes Dunkel hineinzuleudhten und die Verantwortlichen zu ver-
anlalfen, über ihr bisheriges Wirken das wünfchenswerte Licht zu verbreiten.
Das allein würde genügen, jedermann davon zu überzeugen, daß eine durch-
greifende Reform dringend nottut.

GEORG SOBOTKA f
VON HANS HETZE
EINE der letzten Kugeln, deren unbarmherzig finnlos gewordenes Wüten
befonders graufam dünkt, hat nun auch Georg Sobotka gefällt; während
die Diplomaten ihr fchweres Friedenswerk fchon begonnen hatten, am 11. Oktober,
ift er als Kommandant einer fchweren Batterie am Piave gefallen. Eine Fülle
wohlberechtigter Hoffnungen ift mit feinem jungen Leben vernichtet; was er
der Kunftgefchichte gegeben hat — ein großer, aus feiner Differtation ge-
wonnener Auffatz über Pietro Bernini in »Arte«, Auffätze über Torrigiani
und über einen Entwurf Marattas zum Grabmal Innocenz' XI. im Jahrbuch
der preußifchen Kunftfammlungen und feine gediegenen Beiträge zu Thiemes
Künftlerlexikon —- find nur Fragmente einer gründlichen und fyftematifchen
Durchforfchung eines ausgedehnten Kunftgebietes. Sobotka ift aus der Schule
Wickhoffs erwachfen; diefe ftrenge Schulung hat feiner ftarken geiftigen Leb-
haftigkeit ein glückliches Gegengewicht geboten,- er hatte eine natürliche Be-
gierde, in alle Weiten zu fchweifen und erlernte die Mäßigung, eine Einzelheit
in ihren Tiefen zu erforfchen. Eine mehrjährige Arbeit an den Berliner Mufeen
hat ihm die Arbeitsmittel noch geftählt; nun fühlte er fich reif, an der Er-
fchließung des italienifchen Barocks gedeihlich mitzuwirken. Er fah ein, daß
die bisherige Art der Bearbeitung nur Zufallsergebniffe bot; fo erwuchs der
Plan, zufammen mit dem gleichgefinnten Oskar Pollak die hiftorifchen und
archivalifchen Quellen für die Kunft diefer Periode bereitzuftellen. Innerhalb
diefes gewaltigen Unternehmens hatte Sobotka zunächft die Herausgabe der
Schriften Giulio Mancinis, ein altes Erbftück der Wiener Schule, übernommen
und weit gefördert; ein Regeftenwerk über einen der Barockpäpfte wuchs
gleichzeitig feiner Vollendung entgegen, das Kapitel über die italienifche Kunft
des 17. und 18. Jahrhunderts für die Ullfteinifche Kunftgefchichte war fthon
 
Annotationen