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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 11
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Hagen, Oskar: Das Vorurteil des "Räumlichen" in der Malerei: Bemerkungen, angeregt durch die Neuausgabe einer mittelalterlichen Bilderhandschrift
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Lilienfeld, Karl: [Rezension von: F. Lugt, Het redderen van den nationalen Kunstboedel]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0232

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222

LITERATUR

H e t redderen van den nationalen
Kunftboedel von F,Lugt, Amfterdam,
P. N. van Kämpen u. Zorn, 1918.
DasOrdnen des nationalen Kunlt-
befitzes ift der ziemlich anfpruchsvolfe
Titel einer ausgedehnten Brofchüre, deren
VeranlalTung nur die holländilchen Zu»
ftände oder fogar nur die Frage einer Re»
organifation des Rijksmufeums gewefen fein
kann, DaLugt felbft die modernen Löfungen
der Mufeumsprobleme —' fowohl die prak»
tifchen als die theoretilchen — anerkennt
und als Vorbild zitiert, fo find feine langen
Ausführungen und Beweife heute nicht
mehr nötig. Auch nicht bei feinen hollän»
difchen Landsleuten, insbefondere derKom»
miflion des Nederland. Oudheidk. Bond,
zu deren Publikation fich Lugt in Gegen»
fatz fetzen möchte. Er kommt daher zu
allgemeinen Forderungen für den Mu»
feumsbetrieb, wie fie fchon feit langem
anerkannt und auch in Holland Ichon — ich
erinnere an Schmidt-Degeners gefchmadk»
volle Ordnung des Rotterdamer Mufeums
— erfüllt find. Wenn wir es auch begrüßen,
daß überhaupt einmal wieder ein kräf»
tiges Wort zur Verbefferung der Zu»
ftände im Rijksmufeum, das doch geiftiges
Eigentum der gefamten Welt ilt, ertönt
und wir im allgemeinen die Refultate der
Überlegungen Lugts, wenn auch nicht gerade
neu, fo doch wenigftens durchaus dem mo»
dernen Standpunkt entfprechend nennen
können, fordert allerdings eine Reihe feiner
Ausführungen zum Widerfpruch heraus.
Auch dem Ausländer wird es geftattet fein,
durch Stellungnahme zu den Fragen feine
aufrichtige Anteilnahme und Liebe zu dem
unermeßlichen Schatz des Rijksmufeums zu
bekunden. Zunächft unterftreicht Lugt den
Gegenfatz zwifchen Mufeum als Lehrmittel
<— alter Typ> und Mufeum als Genuß-
mittel <= moderner Typ>. Durch die Dar»
ftellung diefer beiden Typen als Gegenfatz
wird von vornherein eine oft fehr nötige und
mögliche Vereinigung beider zu Unrecht
negiert. Das Hauptübel, fpeziell des Rijks-
mufeums, die Überfüllung, die das Gute
vom Schlechten erdrücken läßt, weiß Lugt
auch nur durch Errichtung von Depots zu
befeitigen, Während die Kommiffion des

Oudheidk. Bond als folche ein »Hiftori»
fches Mufeum« möchte, in das die Stücke
von mehr hiftorifchem als künftlerilchem
Wert verbracht werden follen, fchlägt Lugt
folgendes vor: es follen innerhalb des
Rijksmufeums, ohne größere Umbauten
vorzunehmen, gewilfe Säle mit den minder
guten Sachen angefüllt und — nur zu be»
fonderen Stunden fpeziell für den ernften
Befucher geöffnet fein. Ferner follen diefe
Säle dicht neben die Räume mit den bef»
feren Stücken verlegt werden. Zu den
Hauptbefuchsltunden follen fie gelchlolfen
fein, um das große Publikum nicht vom
Genuß der bedeutendften Werke abzu»
lenken. Abgefehen von den bautechnifchen
Schwierigkeiten einer folchen Saalanord-
nung fcheint mir diefe Löfung nicht nur
infofern unglücklich, als auch die Stücke
zweiter Qualität eine belfere Aufftellung
oder Aufhängung verdienen, fondern über»
haupt unmöglich,- da man für die große
Zahl Stücke, die man zur Erleichterung
aus dem einen Saal fortnehmen müßte,
in dem anderen — der zum Depotfaal
werden follte — gar keinen Platz finden
würde. Da würde wohl ein gutes über»
fichtliches Depot im alten Sinne belfere
Dienfte feilten.
Wenn ferner Lugt eine gemifchte Auf»
Heilung von Malerei, Plaftik und Kunft»
gewerbe vorfchlägt, fo geben wir ihm recht,
foweit diefe der Geichmack verlangt, aber
nicht, foweit es der Gefchmack verträgt.
Lind gar durch das Unterftreichen des kuL
turhiftorifchen Zufammenhangs zwifchen
Werken verfchiedener Kunftgattungen und
rein hiftorifchen Objekten wäre m. E. die
Einftellung auf das rein Künftlerifche der
einzelnen Kunftwerke leicht gefährdet, —
Ein ganzes Kapitel behandelt die Aus»
bildung des Perfonais. Lugt verdammt die
von dem Oudheidk. Bond aufgeltellten
Forderungen für Aufteilung an einem Mu-
feum, die u. a. fowohl akademifthe Aus»
bildung als auch eine zweijährige Probe»
zeit in der Mufeumspraktik vorfehen. Lugt
hofft auf Autodidakten, die fich im Kunft»
handel und im niederen Mufeumsdienft
Wiffen und Können angeeignet haben!!!
Wenn Lugt unter der älteren Generation
 
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