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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 4
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Schneider, H.: Rembrandt in Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0079

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
NR, 4 8. NOVEMBER 1918

REMBRANDT IN ITALIEN
VON H. SCHNEIDER <HAAG>
IM Jahrgang 1916 des »Bollettino d'Arte« ilt eine Reihe von Artikeln
erfchienen, worin der Verfafier, Marchefe Vincenzo Ruffo, an Hand neu-
erfchloflenen Materials an Briefen, Rechnungen ufw. aus dem Archiv feiner
Familie die Gefchichte der ehemals im Befitz feiner Vorfahren in Meffina
befindlichen Kunltfammlung dargelegt hat?> Die Auffätze enthalten u. a. eine
ganze Anzahl bisher unbekannter Urkunden über drei Bilder Rembrandts und
werfen ein überrafchendes Licht auf des Meifters letzte Lebensjahre.
Es handelt fich dabei in kurzen Worten um folgendes. Der fechsund-
dreißigjährige fizilianifche Edelmann Antonio Ruffo, der 1646 ein neues von
feiner Mutter in Meffina gebautes Palais bezog, befaß fchon eine anfehnliche
Kunitfammlung. Er wußte diefelbe dann in großzügigfter Weife zu ver-
mehren, fo daß fie 1678 bei feinem Tode allein an Bildern nicht weniger als
364 Stück zählte, worunter viele Meilterwerke fowohl von früheren als auch
von damals modernen Malern. Diefe Schätze füllten aber nicht lange bei-
fammen bleiben. Zwar hatte Antonio Ruffo teftamentarifch verfügt, daß die
hundert beiten Bilder, worunter auch drei Rembrandts, fich Itets auf den
ältelten Sohn vererben füllten. Seitdem jedoch, nach der Peftepidemie von 1743
der ganze Familienbefitz an die Seitenlinie Ruffo e la Rocca gekommen war,
wiffen wir keine befonderen Einzelheiten mehr über das weitere Schickfal der
Bilderfammlung. Dazu kommt, daß 1818 alle Fideikommifie in Sizilien ab-
gefchafft worden find. Wir hören nur noch, daß das Gros der Sammlung in
die Villa de Gazzi überführt worden war, die 1848 abgebrannt ilt. Bei diefem
Anlaß feien viele Bilder zugrunde gegangen oder fchwer befchädigt worden.
Antonio Ruffo hat fich in äußerft gefdiickter Weife um die Vermehrung
feiner Sammlung bemüht und fich dazu auch der Mithilfe von Künftlern und
Agenten bedient. 1652 fcheint er bei Rembrandt einen »Philofophen« beftellt
zu haben, der 1653 fertig war und 1654 nach Meffina gefchickt wurde. Die
1> Audi als Sonderdruck erhältlich: »Vincenzo Ruffo, La Galleria Ruffo in Messina
nel secolo XVII«. Roma, E. Calzone, 1917. (Estrato dal »Bollettino d'Arte« del Ministero
della P. Istruzione, anno X. Nurn. 1 — 12, Gen-Dic. 1916.>

Nr. 4. 8. XI. 18.
 
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