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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 11
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Hagen, Oskar: Das Vorurteil des "Räumlichen" in der Malerei: Bemerkungen, angeregt durch die Neuausgabe einer mittelalterlichen Bilderhandschrift
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Lilienfeld, Karl: [Rezension von: F. Lugt, Het redderen van den nationalen Kunstboedel]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0233

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Literatur

223

der Mufeumsdirektoren wirklich bedeu»
tende Autodidakten zitieren kann, fo kommt
das daher, daß zur Zeit ihrer Ausbildung
Fakultäten für Kunftwiflenfchaften ent»
weder noch nicht existierten oder über»
haupt die moderne Difziplin der Kunft»
wiflenfchaft erft zu begründen war. Mit
Recht natürlich verlangt Lugt nach einer
bedeutenden Perfönlichkeit zur Ausführung
der Reorganifation. Daß dafür der bis»
herige »Hauptdirektor« nicht genügt, der
nach den jetzigen Beltimmungen für Ameu»
blement, Feuerlöfchmittel, Öffnungszeiten,
Reinhalten des Gebäudes, das Perfonal,
allgemeine Finanzen und — die Gipsab-
güße zu forgen hat, ift klar, und Lugts
Verlangen, daß der Hauptdirektor auch
über den einzelnen Abteilungsdirektoren

in jeder Beziehung zu liehen hat — was
jetzt keineswegs der Fall ilt —•, ilt nur
zu gut begründet. Die Behinderung durch
»Kommiffionen« müßte auf einMindeftmaß
befchränkt werden, um eine einheitliche
Leitung zu ermöglichen. — Andere Aus»
führungen, in denen wir ebenfalls Lugt bei»
Itimmen, behandeln die Beleuchtung, die
Rahmen, die Wandbefpannung, Heran»
Ziehung von Privatleuten zur finanziellen
Unterltützung, wobei Lugt <in allen vier
Punkten) das deutfche Vorbild zitiert. An»
erkennenswert ilt die Liebe zur Sache, mit
der die Brofchüre verfaßt ilt,- durch fie war
es dem VerfalTer möglich, taktvoll alles
Perfönliche auszufchalten. Auf einen prak»
tifchen Erfolg feiner Arbeit hoffen wir mit
dem VerfalTer. Karl' Lih'enfefd.

NOTIZEN

NEKROLOGE
Der Berliner Landfchaftsmaler Julius
Wentfcher ftarb am 6. November im
76. Lebensjahre.
PERSONALIEN
Prof. Karl Heffner, ein Berliner Land»
fchafter, wird am 1. Jan. 1919 70 Jahre alt.
AUSSTELLUNGEN
Nürnberg. Die Spätherbftausftellung
des Albrecht» Dürer »Vereins intereffierte
durch zwei Künftler; der eine ilt der aus
Sachfen flammende, vom Kunftgewerbe
herkommende, heute 37jährige Guftav
Schaffer, der andere der bekannte Tiroler
Albin Egger»Lienz.
Formen und Farben in den Bildern
Schaffers künden nachdrücklich einen Ma-
ler eigenen, ja eigenwilligen Gepräges an.
Seine Figuren find häufig merkwürdig
verbogen und verzogen, wie ein durch
Witterungseinflüfle verfchrumpftes Holz
etwa. Die Glieder gehen in dem feltfam
harten, gleich zerrißener Baumrinde ftar»
renden Faltenwurf unter, die Augen
ruhen glanzlos und erftorben in tiefen
Höhlen, die kalten leuchtenden Farben,
unter denen ein grelles Gelb und ein

müdes Grau auffallen, machen feine Ge»
mälde fchon auf weite Entfernung hin
als Arbeiten feiner Hand kenntlich. Sieht
man fich nun feine Naturftudien an —
die Ausftellung bringt deren eine ganze
Anzahl —, fo gewahrt man, daß diefer
Mann, der die Gehalten feiner Bilder
zuweilen fo launenhaft» willkürlich und
»falfch« arbeitet, höchft korrekt zu zeichnen
vermag. Die Rötelftudie eines Schächers
<1909) z. B. hätte ein Otto Greiner nicht
fachlicher und genauer zeichnen können.
Aus diefer Tatfache aber geht zweifellos
hervor, daß er in feinen Gemälden, von
denen wir hier eine Gefangennahme
Chrifti <1905), ein Gethfemane, einen
Asketen und eine Kreuzabnahme <fämt»
lieh von 1916) fehen, abfichtlich auf eine
akademifche »Richtigkeit« verzichtete, —
und zwar zugunften eines auch im inner»
liehen Sinne wirkfamen Ausdruckes. Daß
er dabei dann und wann manieriert wurde,
muß freilich zugegeben werden : allein
ein Bild wie die Gefangennahme ift eben
doch fehr gut, — Schaffer hat in Italien
<1914) Giotto, Mafaccio und Angelico
ftudiert, altdeutfche Meifter müßen ihm
zu Gefleht gekommen fein, denn fchon
das Täfelchen mit feinem Namensmono»
gramm läßt das vermuten, und Greco
ift ebenfalls von Bedeutung für ihn ge»
 
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