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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 15
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307

NOTIZEN

NEKROLOGE
HugoBlürnnerf. Diedeutfcheklaffifche
Altertumswilfenfchaft hat in Hugo Blümner,
der in den erften Januartagen 1919 hoch-
betagt in Zürich geftorben ift, einen ihrer
ausgezeichneten Vertreter verloren, Der
im Jahre 1844 in Berlin geborene Gelehrte
hat nach dem üblichen Studiengang an
verfchiedenen Univerfitäten in Deutfchland
kurz gelehrt. Seit dem Jahre 1877, alfo
über vier Dezennien, hielt er an der Zü-
richer Hochfchule den Lehrftuhl für Archäo-
logie und klaffifche Philologie inne, an die
vor ihm andere deutfche Größen der Alter-
tumswilfenfchaft ich nenne nur Theodor
Mommfen, Conrad Burhan und Otto Benn-
dorf — ebenfalls den Ruhm deutfcher wif»
fenfchaftlicher Methoden und Gründlichkeit
getragen hatten, welche fich Blümner unter
keinem geringeren als Otto Jahn erworben
hat. Blümner hat in der klaffifchen Philo-
logie und Archäologie wie in der antiken
Kulturgefchichte gleich Bedeutendes ge-
leitet, und falt alle feine Arbeiten neigen
direkt oder indirekt dem Zentrum zu,
welches in diefer Zeitfchrift befondere Be-
achtung zu finden hat: der Kunft und dem
Kunfthandwerk des klaffifchen Altertums.
Denn wenn feine erfte Arbeit Lucian ge-
widmet war, fo waren es die zahlreichen
in dem Dekadenzgriechen verftreuten No-
tizen über Kunftwerke und Künfiler, die
fein InterelTe erregt hatten. Aus Lucian
ftammt auch das meifte Material zu feiner
noch immer lefenswerten hübfchen Ab-
handlung »Dilettanten, Kunftkritiker und
Kenner im Altertum«,- und wenn er in
gemeinfchaftlicher Arbeit mit feinem, ihm
ein Jahrzehnt im Tode vorausgegangenen
Züricher Kollegen Hitzig in mufterhafter
Weife Text, Kommentar und Karten zu
Paufanias, dem unentbehrlichen griechifchen
»Cicerone«, hergeftellt hat, fo hat er
damit der Kunftgefchichte des Altertums
ein Werk zur Verfügung gelteilt, mit dem
nur Frazers Kommentar in fechs Bänden
den Vergleich aushält. — Im Jahre 1869
hatte die Leipziger Fürftlich Jablonowskifche
Gefellfchaft einen Preis für die Behandlung
der »gewerblichen Tätigkeit der Völker des
klaffifchen Altertums« ausgefchrieben. Diefe

Arbeit hat Blümner geleiftet und den Preis
erhalten,- und diefes Preisausfehreiben hat
ihn auf ein Gebiet geworfen, in welchem
er nachher ein unübertroffenes, einzigartiges
Standardwerk fchaffen konnte: feine »Tech-
nologie und Terminologie der Gewerbe
und Künfte bei Griechen und Römern«
<4 Bände,- der erfte Band in 2. Auflage
1912>, wozu noch folgende Publikationen
aus dem gleichen Gebiete gehören: »Ge-
fchichte des antiken Kunltgewerbes« <in
den Einzeldarltellungen), »Lebens- und
Bildungsgang eines griechifchen Künftlers«,
»Technifdie Probleme aus Kunft und Hand-
werk der Alten« ufw. Blümner hat ferner
eine Neuausgabe von Hermanns »Lehr-
buch der griechifchen Privataltertümer« be-
forgt und die »römifchen Privataltertümer«
in Iwan von Müllers Handbuch behan-
delt. — Mit Mommfen zufammen hat er
das Edictum Diocletiani (den Maximal-
tarif des Diocletian> herausgegeben bzw.
den Kommentar dazu beforgt. »Leben
und Sitten der Griechen« hat er in popu-
lärer Weife in der Sammlung »Wißen der
Gegenwart« gefchildert. Aus allen diefen
Gebieten wären noch zahlreiche kleinere
Abhandlungen zu erwähnen, — Als eigent-
licher Archäologe kommt fein Wirken am
hervorragendften in der Züricher archäo-
logifchen Univerfitätsfammlung zutage, die
ganz fein Werk ift. Mehrfache Publika-
tionen darüber find erfchienen, vielfache
Anregung ift von diefer Sammlung und
der Lehrtätigkeit Blümners in ihr ausge-
gangen, Zuletzt hat er noch 1914, nach-
dem die archäologifche Sammlung Zürichs
in die weiten, hohen und lichten Hallen
des neuen Univerfitätsgebäudes überge-
fiedelt und damit eine zahllofe Befucher
heranziehende Sehenswürdigkeit der See-
ftadt geworden ift, eine ganz reizende Pu-
blikation »Die archäologifche Sammlung der
Univerfität Zürich« herausgegeben, welche
im vorigen Jahr auch an diefer Stelle aus-
führliche Befprechung gefunden hat. — Die
Kunfttheorien zu behandeln gaben die
Leffingfchen Schriften Blümner mannigfache
Anregung,- den »Laokoon« hat er heraus-
gegeben und erläutert, und in der Spe- '
mannfchen Leffingausgabe Teil IX, 1 u. 2
 
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