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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 19
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Literatur
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Ring, Grete: [Rezension zu: Geborgene Kunstwerke aus dem besetzten Nordfrankreich]
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Schottmüller, Frida: [Rezension zu: Karl Schottenloher, Das Alte Buch. Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler, Bd. 14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0403

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Grete Ring: Notizen zu einigen niederländifdien Primitiven

393

von Szenen aus dem Leben des hl. Jako-
Bus Maior darftellt: van Mander (Äusg.
Flörke I, S. 143) befchreibt von Bofdi
»einen heiligen Mönch, der mit einer An-
zahl Ketzer disputiert und alle ihre Bücher
nebft feinen eigenen in das Feuer legen
läßt. Derjenige follte Recht haben, deffen
Buch nicht verbrennen würde, und das
Buch des Heiligen fliegt aus dem Feuer
heraus«. Diefe literarifche Feuerprobe be-
zeichnet deutlich eine weitere Szene der
Jakobuslegende.
Aus der Nachfolge des Bofch ift eine
Darftellung der »Prüfungen des Hiob«
(Val., neue Nr. 218,- aus Douai> richtig
unter dem Namen des Mandyn verzeich-
net. Die Beftimmung gründet fleh auf des
Mandyn einziges fi'gniertes Bild, die »Ver-
fuchung des hl. Antonius« in der Galerie
Corfini zu Florenz (Abb. Jahrb, d. Samml.
d. Allerh. Kaiferhaufes XIX,- S. 292/93,
Taf. XXXIX). Stark veränderte Wieder-
holungen des Valencienner Hiobs-Bildes
werden in Madrider Privatbefitz und in
Dieghem bei Brüflel (Abb. Lafond, H. Bofch,
S. 32/33) bewahrt. Die Perfönlichkeit des
Mandyn intereffiert als verbindendes Glied
zwifchen zwei Epochen des niederländifchen
Manierismus; er war Schüler des Hiero-
nymus Bofch, Lehrer des Gillis Moftaert
und Bartholomäus Spränget. Wenn das
fignierte Florentiner Bild und die nahver-
wandte Tafel von Valenciennes mit ihren
Varianten als alleiniger Ausgangspunkt
zur Erkenntnis Mandyns genommen
werden follen, ift der Meifter kaum —
wie Glück es vorgefchlagen hat —- mit
dem problematifchen »Hendrik van Cleve«
zu identifizieren, dellen Werk fich um
den »Verlorenen Sohn« des Wiener Hof-
mufeums (Nr. 773) gruppiert. Die Hypo-
thefe Glücks findet fich allerdings durch
den Umftand begünftigt, daß der »Meilter
des verlorenen Sohnes« in enger Beziehung
zu der Kunft Pieter Aertfens fleht und
daß — nach Angabe des van Mander —
Aertfen in Antwerpen »bei einem Wal-
lonen namens Mandyn« gewohnt hat
<Ausg. Flörke I, S. 331).
Entfernt an die Typen des Bofch ge-
mahnend erfcheint mir auch die »Mannah-
lefe« (Val., neue Nr. 420),- der Hinweis
auf Aelbert Ouwater ift jedenfalls nicht

überzeugend. Die Kompofition des fehr
bedeutenden Stückes gibt fich jedoch alter-
tümlicher als Bofch und weift eher in die
Eyckepoche zurück. Das Bild ift im »Bul-
letin des commissions royales d'art et
d'archeologie« (t. XII, p. 206) publiziert.
In der, wie es fcheint, zu ftändiger Miß-
verftändlichkeit verdammten Malle der
»Bles«-Bilder fchafft der Valencienner Ka-
talog weitere Verwirrung: er bringt die
Beifpiele des »Bles«-Stils zuerft nach dem
Vorgang Friedländers als »Antwerpener
Manieriften« (Val., neue Nr. 5—8), be-
zeichnet dann eines von ihnen (Nr. 8) als
Arbeit des »Meifters der Utrechter Ado-
ration« und fällt damit wieder aus dem
Friedländerfchen Einteilungsprinzip heraus
und in eine frühere Gruppierung zurück.
Der »Meifter der Utrechter Adoration«
ift im übrigen kein typifcher »Bles-Meifter«,
fondern gehört einer fpäteren Generation
an und fügt fich im wefentlichen der
Gruppe des Pieter Coeke van Aelst ’ein.
Die Nr. 6 des Katalogs, die von einem
Nachfolger des Pieter Coeke herftammt,
gehört daher auch nicht eigentlich unter
den Sammelbegriff der »Antwerpener
Manieriften«.
Zum Befchluß: Die »Heilung des Lah-
men« (Val., neue Nr. 333) hat nichts mit
Spranger zu tun, fondern ift, wie fchon
die Anmerkung des Katalogs richtigftellt,
dem Uytewaele zu geben. Die Tafel zeigt
eine erftaunliche Verwandtfchaft mit Abra-
ham Bloemaert,- ich denke vor allem an
die »Sintflut« des Bloemaert in Berliner
Privatbefitz. Grete Ring.
Karl Schottenloher, Das Alte Buch.
Bibliothek für Kunft- und Antiquitäten-
fammler, Bd. 14. Berlin 1919. 280 S.,
67 Abb.
Eine Malle von wertvollem Material
ift in dem kleinen Band in gedrängter Form
zufammengebracht. Doch ward die Klippe,
wo die knappe Schilderung zur katalog-
mäßigen Aufzählung wird, faß durchweg
glücklich umfchifft, und klare, präzife Tei-
lungen und kürzere oder längere Hinweife
auf die kunft- und kulturgefchichtlichen Zu-
fammenhänge machen die Schrift durchaus
lesbar. Die handfchriftlichen Bücher und
Miniaturen find unberückfichtigt geblieben,-
 
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