Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler
— 54.1918/1919
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Nr. 9
DOI article:Winkler, Friedrich: Cui bono?: ein Angriff auf Bode
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CHI BONO?
EIN ANGRIFF AUF BODE
175
IN der Nr, 596 der Münchener Neuelten Nachrichten vom 25, November
fleht ein heftiger Angriff auf Bode. Ich habe auf den Angriff feit dem
9. November gewartet. Er mußte kommen. Bode hat lieh zwar in Deutfeh-
land in den letzten Jahren foweit durchgefetzt, daß jeder Streit um feine
Perfönlichkeit mit dem eifrigen Zugeftändnis beginnt, man wiße genau, welche
Verdienfte um die Kunfl Bode fleh erworben habe,- aber es ift noch nicht
lange her, daß einflußreiche Blätter mit allen zu Gebote flehenden Mitteln
feine Entfernung von der Leitung der preußifchen Sammlungen gefordert
haben. Auch die fchärfften fachlichen Gegner, wenn es deren gibt, werden
durch den Inhalt von Bodes Dankfagung zu feinem 70. Geburtstage, daß es
früher fein Wunfch gewefen fei, an diefem Tage jüngeren Kräften das Feld
zu räumen, überzeugt worden fein, daß es ihnen belfer anflehe, die erhobene
Waffe vor feiner Perfönlichkeit flill zu fenken/ und im Laufe der letzten Jahre
wird wohl manchem das Bewußtfein wachgeworden fein, daß jeder im wefent-
lichen — ich betone »im wefentlichen« das, was er felbfl als Leiter einer
öffentlichen Sammlung gilt und ifl, den Leiftungen der Perfönlichkeit Bodes
zu einem beträchtlichen Teile dankt.
Die Zufchrift von »gut unterrichteter Seite« ifl »für das deutfdie Kunfl-
leben von beträchtlichem fachlichen Interelfe«, »der als durchaus zuverläffig
bekannte Gewährsmann übernimmt für den Inhalt volle Verantwortung«.
Es ifl nicht etwa nur die Schriftleitung, die fleh mit folchen Ausdrücken in
einer fachlichen Angelegenheit einführt, die »Bode und die deutfehe Kunft-
politik« heißt, fondern man bekommt da in der Zufchrift jenes Gewährs-
mannes noch allerlei von dem »Kampf, den der Berliner Galeriedirektor
gegen die neuere Kunfl führt«, »von dem von jeher Machtpolitik treibenden«,
vom »alten Kunflregime« <wohlgemerkt gegenüber dem »neuen« Kunftregime
der Revolution!>, von »einem an den Abfolutismus des 18. Jahrhunderts
gemahnenden Autokratentum« zu hören. Was weiß der Gewährsmann der
Redaktion, der Geh mit diefer Orientierung über Bode einführt, von Bodes
Stellung zur modernen Kunfl? Ich kenne das meifte, was Bode gefchrieben
hat, vor allem feine noch heute lefenswerten Berichte aus Amerika, und er-
kenne darin wie in allen feinen Äußerungen zur modernen Kunfl einen un-
gewöhnlich unbefangenen Blick und einen einzigartigen Weitblick. Ich bin
fogar der feften Überzeugung, daß ein Mann wie Hugo von Tfchudi wenn
ich fein Wirken richtig begreife, in diefen Zeiten auf Befragen erklärt hätte,
daß er Bode vieles, wenn nicht das meifte, verdankt und daß die Bodcfche
»Machtpolitik«, Politik im Sinne des pofitiven Erfolges, feine volle Aner«
EIN ANGRIFF AUF BODE
175
IN der Nr, 596 der Münchener Neuelten Nachrichten vom 25, November
fleht ein heftiger Angriff auf Bode. Ich habe auf den Angriff feit dem
9. November gewartet. Er mußte kommen. Bode hat lieh zwar in Deutfeh-
land in den letzten Jahren foweit durchgefetzt, daß jeder Streit um feine
Perfönlichkeit mit dem eifrigen Zugeftändnis beginnt, man wiße genau, welche
Verdienfte um die Kunfl Bode fleh erworben habe,- aber es ift noch nicht
lange her, daß einflußreiche Blätter mit allen zu Gebote flehenden Mitteln
feine Entfernung von der Leitung der preußifchen Sammlungen gefordert
haben. Auch die fchärfften fachlichen Gegner, wenn es deren gibt, werden
durch den Inhalt von Bodes Dankfagung zu feinem 70. Geburtstage, daß es
früher fein Wunfch gewefen fei, an diefem Tage jüngeren Kräften das Feld
zu räumen, überzeugt worden fein, daß es ihnen belfer anflehe, die erhobene
Waffe vor feiner Perfönlichkeit flill zu fenken/ und im Laufe der letzten Jahre
wird wohl manchem das Bewußtfein wachgeworden fein, daß jeder im wefent-
lichen — ich betone »im wefentlichen« das, was er felbfl als Leiter einer
öffentlichen Sammlung gilt und ifl, den Leiftungen der Perfönlichkeit Bodes
zu einem beträchtlichen Teile dankt.
Die Zufchrift von »gut unterrichteter Seite« ifl »für das deutfdie Kunfl-
leben von beträchtlichem fachlichen Interelfe«, »der als durchaus zuverläffig
bekannte Gewährsmann übernimmt für den Inhalt volle Verantwortung«.
Es ifl nicht etwa nur die Schriftleitung, die fleh mit folchen Ausdrücken in
einer fachlichen Angelegenheit einführt, die »Bode und die deutfehe Kunft-
politik« heißt, fondern man bekommt da in der Zufchrift jenes Gewährs-
mannes noch allerlei von dem »Kampf, den der Berliner Galeriedirektor
gegen die neuere Kunfl führt«, »von dem von jeher Machtpolitik treibenden«,
vom »alten Kunflregime« <wohlgemerkt gegenüber dem »neuen« Kunftregime
der Revolution!>, von »einem an den Abfolutismus des 18. Jahrhunderts
gemahnenden Autokratentum« zu hören. Was weiß der Gewährsmann der
Redaktion, der Geh mit diefer Orientierung über Bode einführt, von Bodes
Stellung zur modernen Kunfl? Ich kenne das meifte, was Bode gefchrieben
hat, vor allem feine noch heute lefenswerten Berichte aus Amerika, und er-
kenne darin wie in allen feinen Äußerungen zur modernen Kunfl einen un-
gewöhnlich unbefangenen Blick und einen einzigartigen Weitblick. Ich bin
fogar der feften Überzeugung, daß ein Mann wie Hugo von Tfchudi wenn
ich fein Wirken richtig begreife, in diefen Zeiten auf Befragen erklärt hätte,
daß er Bode vieles, wenn nicht das meifte, verdankt und daß die Bodcfche
»Machtpolitik«, Politik im Sinne des pofitiven Erfolges, feine volle Aner«