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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 14
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Friedländer, Max J.: [Rezension von: Kunsthalle zu Hamburg - Katalog der alten Meister - 1918]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0300

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290

Literatur

Sammlung und wurden zusammen im Pa-
rifer Handel angeboten.
Der Geilt, der in dem Katalog herricht,
läßt das Befte für die Aufhellung und für
•die Pflege der Galerie erwarten.
Äf. J. Triedfänder.
NACHLESE
AUS FRANZÖSISCHEN KUNST.
ZEITSCHRIFTEN
Wir haben uns im vergangenen Jahre
bemüht, die Lefer der »Kunftchronik« über
die kunfthiftorifche Literatur des Auslandes
fortlaufend zu unterrichten. Doch möchten
wir noch auf einige nennenswerte Abhand.
Jungen zurückgreifen, deren Inhalt auch
Jetzt noch intereflant ift.
Der marokkanifchen Kunft wurde,
außer einer Lieferung von »Les Arts«,
von »L'Art et les Artistes« im Septem,
ber 1917 eine Sondernummer gewidmet.
Raymond Koechlin befpricht die marok.
kanifchen »Medersas«, — das find Woh.
nungen für auswärtige Studenten an den
Univerfitäten. Sie find die einzigen Reite
aus der Blütezeit — dem 14. Jahrhundert —,
deren Kunftprodukte an Fayencen, Elfen,
beinfchnitzereien und Teppichen fonfi durch
Revolutionen, Kriege ufw. zerftört find.
Jene Bauwerke imponieren auch Jetzt noch,
wiewohl auch fie fchwer gelitten haben.
Man kann ihre Bauart am beiten mit der
Alhambra vergleichen, aber bei aller Ein.
fachheit haben die Medersas doch diefen
Vorteil vor dem fpanifchen Palalt, daß fie
nicht reftauriert find. Es ift noch nicht
klar, wo Marokko diefe Zivilifiation her
hat, die unzweifelhaft fyrifchen Einfluß
verrät. Hat fich diefer fyrifche Einfluß auf
feinem Wege nach Spanien zuerft in Ma.
rokko gezeigt oder ilt er über Spanien
nach Marokko gekommen? Es ift fehr
zu bedauern, daß von der merinidifchen
Kunft, fo genannt nach der im 14. Jahr,
hundert herrfchenden Dynaftie, keine Pa.
läfte zurückgeblieben find. Die einzige
Refidenz, die fich noch teilweife erhalten
hat, findet man in Meknes,- fie ift Jedoch
erft im 17. Jahrhundert vom großen Für.
ften der noch heutzutage regierenden Dy.
naftie, Moulay Ismail, gebaut, und lieht fie
bei aller Pracht künftlerifch nicht fo hoch

wie die Medersas von Fez,- man muß
fie als ein Werk aus einer Verfallsperiode
betrachten. All die Paläfte, die Loti und
Chevrillon bewundert haben, find modern
und Zeugniffe einer Kunft, die fich zwar
immer wiederholt und nichts Neues mehr
fchafft, dabei Jedoch lebendig bleibt. —
Diefelbe Auffaflung verkündigt Alfred de
Tarde in feinem Auffatz über die Zu.
kunft der marokkanifchen Kunft.
Wenn man den Marokkanern nur ihre
alten Denkmäler erhält, fo wird ihre Kunft
durch diefe Beifpiele zu neuem Leben er.
wachen, —- Im folgenden Auffatz, von
A. R. de Lens, über marokkanifches
Kunftgewerbe: Schmuckfachen, Sticke,
reien, Fayencen, Metallarbeiten, Buchein.
bände, Teppiche, Dechen, Wandlchmuck
ufw. — finden wir die gleiche Abhängigkeit
von der Tradition wie in der Architektur.
Das Verfahren der Wanddekorateure geht
auf die Technik der andalufifchen Meifter
zurück, die nach dem Fall von Granada
nach Tetuan flüchteten,- von dort ließen
die reichen Marokkaner lange Zeit die
Maler zum Schmücken ihrer Wohnungen
kommen. Um die Mitte des 18. Jahr,
hunderts ging ein Junger Mann aus Mek-
nes, Hammadi, zu diefen Meiftern, um
ihre Geheimniffe zu ftudieren. Er hat dann
viele Schüler in Fez und Meknes ausge.
bildet, und feiner Schule, die fich bis heute
fortgefetzt hat, verdankt man faft allen
Wandfchmuck in den Städten des Binnen,
landes. Die Nachfolger von Hammadi
malten noch mit Eierfarben und Pinfein
aus Efelshaaren und benützten dabei einen
Firnis aus einheimifchem in Leinöl auf.
gelöften Harz. Die marokkanifchen Maler
mifchen die Farben nicht,- auf einem ein.
farbigen Hintergrund, meiftens rot, bis.
weilen blau, gelb oder grün, machen fie
mit der Hand eine unendliche Zahl fym.
metrifcher Linien. Die marokkanifche Fay.
ence, die auf hoher Stufe ftand, malte
auf fehr weißem Email in einem wunder,
fchönen Afchblau, Grün, Goldgelb oder
Violett geometrilche Ornamente, Blumen
ufw. Hie und da fpürt man den Einfluß
von Delfter Fayencen, die von marok.
kanifchen Seeräubern von Zeit zu Zeit
heimgebracht wurden. Einige Stücke be-
finden fich noch verftreut im Lande. Die
 
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