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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 14
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Cohen, Walter: Rheinischer Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0283

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
NR. 14 17. JANUAR 1919

RHEINISCHER KUNSTBRIEF
VON WALTER COHEN
»Durch Gewalt kann kein Stamm innerhalb des anderen fich ein
bleibendes Recht erwerben,- im FriedensfchlulTe gibt der Unterliegende
hin, was er nicht halten kann, aber mit dem Vorbehalte, fidi wieder in
den Befitz des Verlorenen zu fetzen, wenn die unterdrückte Kraft in ihm
wieder erwachfen ift. Das Ganze kann nicht lallen von feinen Teilen
auf ewige Zeiten, und die Teile können fich nicht zwingen laffen, alfo
ihrem Volke abzufagen und einem fremden fich einzufügen.«
Jof. v. Görres, Rheinifcher Merkur I, 1814, Nr. 4:
Die Verhältnilfe der Rheinländer zu Frankreich,
AUF der Kölner Hohenzollernbrücke, die von den Standbildern Wilhelms II.
und feiner Vorgänger bewacht wird, regeln englifche, fchottifche und auftra-
lilche Soldaten, diefe in phantaftifchen Cowboyhüten, den Paflantenverkehr.
In der Teeftube bei Damm in der Hoheitraße, wo einft das Hauptquartier
Hagelftanges und der Veranftalter der fo unfelig zerronnenen Kölner Werk-
bundausftellung von 1914 war, geht es ähnlich zu wie bei »Lyons«. Vor
den eleganten Läden der Hoheitraße, die mit denen von Regent Street ohne
weiteres den Vergleich aushalten können, häufig im Gefchmack der Auslagen
fie übertreffen, flanieren britifdie Offiziere mit dem charakteriftifchen Spazier-
ftöckchen unter dem Arm. In Bonn find die Kanadier. Rheinaufwärts beginnt
die Zone der Amerikaner, die auch das Mofeltal befetzt haben, und dann
folgt in Mainz, Wiesbaden und der linksrheinifchen Pfalz die Zone der Fran-
zofen. Am Niederrhein weht die belgifche Flagge bis zur holländilchen Grenze.
Viele Gerüchte aus dem befetzten Gebiete werden in der »neutralen Zone«
verbreitet/ meiftens find fie ebenfo irreführend wie die wilden Nachrichten aus
dem Auguft 1914. Gottlob braucht hier von Kunftfrevel nicht berichtet zu
werden, es fei denn von Verwüftungen, die nach gutverbürgter Quelle im
Landkreife Aachen in abgelegenen Schlößern und Landfitzen vorgekommen
find. Die rheinifchen Mufeen, foweit fie nicht, wie hier berichtet wurde, ihre
Schätze an norddeutfche Schwefteranftalten ausgeliehen hatten, haben in ihrer
Mehrzahl die Ausftellungsobjekte, die wegen der Fliegergefahr in bomben^
fieberen Räumen untergebracht waren, wieder aufgeftellt. Das ift befonders
beim Kölner Schnütgen^Mufeum, das jetzt Direktor Dr. Witte leitet, der Fall.
 
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