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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 19
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Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0413

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Denkmalspflege — Kunftmarkt

403

lifche Charakter der Reichskleinodien mit
dem Ausfall der Kaiferwürde nur noch
in fehr bedingtem Maße weiterbefteht, und
es lieh heut lediglich um künftlerifch und
kulturgefchichtlich wichtige Objekte han-
delt, für die vor allem eine würdige Auf»
Heilung in einem öffentlichen Mufeum ge»
fordert werden muß. Ob das in Wien,
Berlin oder Nürnberg gelchieht, ift letzten
Endes gleichgültig. Dagegen follte jede
Verfchiebung des alten Kunftbefitzes aus
Anlaß der politifchen Umwälzungen tun»
lichft vermieden werden. Eine Nachprüfung
längft verjährter Rechte ift weder möglich
noch wünfehenswert und follte darum auch
in diefem Falle unter allen Umftänden
abgelehnt werden.
Der Park von Sanssouci fchien nach
Mitteilungen, die kürzlich in der Berliner
Preße erfchienen, in feinem Beftande ernftlich
bedroht zu fein. Es war zu erwarten, daß
allerlei Behörden und öffentliche Anhalten
begehrliche Blicke auf die herrenlos ge»
wordenen Fürßenfchlöffer richten würden,-
und als eine der erften meldete die land»
wirtfchaftliche Hochfchule, die fchon feit
langer Zeit ihren Umzug nach Potsdam
plante, ihren Anfpruch auf die Orangerie
an. Die Sache gab fich möglichff harmlos,
da es fich ja um neuere Bauteile und teil»
weife um reine Nutzbauten handelt, deren
anderweitiger Verwendung angeblich nichts
im Wege ftehe. Aber einmal ift die Oran-
gerie in der Tat eines der beiten und be»
zeichnendften Werke der Epoche Friedrich
Wilhelms IV. und zum anderen würde

jeder Eingriff in den Bereich der Schloß»
bauten von Sanssouci bis zum Neuen
Palais ein unvergleichliches Ganzes in feinem
Beffande aufs Ichwerfte bedrohen. Man
Icheint fich dellen an maßgebender Stelle
noch zur rechten Zeit bewußt geworden
zu fein, da auf die erffen Nachrichten und
einige wohlbegründete Äußerungen des
Proteftes fehr bald ein Dementi folgte.
Man muß hoffen, daß es nun dabei fein
Bewenden habe, und daß man ebenfo in
Zukunft alle ähnlichen Wünfche aufs ge»
nauefte prüfe. Es kann fich felbftver-
ftändlich nicht darum handeln, fämtliche
ehemaligen Schlößer in mufealer Form zu
erhalten und jeder anderweitigen Verwen»
düng zu entziehen. So läßt fich nichts
dagegen fagen, daß die Potsdamer Stadt»
Verwaltung, die feit langer Zeit an einen
Erweiterungsbau ihres alten Rathaufes
dachte, nun eine gewiße Zahl von Räu»
men in dem günftig gelegenen Stadtfchloß
für ihre Zwecke zugewiefen erhält. Aber
auch in diefem Falle follte unter allen
Umftänden dafür Sorge getragen werden,
daß die künftlerifch wertvollen Teile der
Innenausftattung unberührt erhalten blei-
ben. Der ftändige Ausfchuß des Tages
für Denkmalpflege hat Richtlinien für die
Konfervierung der ehemals landesherrlichen
Bauten in Deutfchland aufgeftellt, die aller
Beherzigung wert find. Denn es handelt
fich in der Tat um die gefchichtlich und
kunftgefchichtlich wichtigften Denkmäler der
Profanarchitektur unferes Landes, und jeder
Eingriff in ihren Beftand bedeutete einen
unerfetzlichen Verluft.

KUNSTMARKT

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Schwarz, Wien L, findet am 24. Febr.
und an den folgenden Tagen die Verftei»
gerung der Sammlung des verdorbenen
Stadtbaumeifters AdolfHofbauer ftatt.
Sie enthält Bücher, Kupferftiche und Aqua»
relle zur Gefchichte der früheren Länder
Gefamtöfterreichs und Ungarns.
Die Bibliothek GeorgHirth kommt
am 3.und4.März im Antiquariat E. H i r f ch,

München, zur Verfteigerung. Der von
Dr. H. Buchheit eingeleitete Katalog ent»
hält Werke aus allen Gebieten der Kultur»
und Kunftgefchichte, Bavaria, alte Holz»
fchnittwerke, Inkunabeln und Drucke des
18. Jahrhunderts ufw.
InR.LepkesKunft»Auktionshaus,
Berlin W35, findet am 5, März und an
den folgenden Tagen die Verfteigerung von
 
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