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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 12
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Literatur
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[Rezension von: Max Dvořák, Idealismus und Naturalismus in der gotischen Skulptur und Malerei]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0249

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Literatur

239

führt die gotilche Lebenshaltung von der
reinen Tranfzendenz der früheren Lebens»
gefmnung zum Realismus der Renaiffance.
— Die Selbftkritik, die in Dvoraks eigenen
Worten über den mittelalterlichen Spiri»
tualismus, »deffen Bedeutung für die Kunft
wir vorläufig mehr ahnen, als wirklich
kennen« <S. 66>, liegt, ift vielleicht nicht ganz
unberechtigt. Es bleibt doch bei »großen

Gefichtspunkten«, deren Diskuffion die
mittelalterliche Spiritualiftik nur fozufagen
als goldenen Hintergrund für die gleich»
zeitige Kunft zeigt. Immerhin ist die Auf»
rollung diefer ganzen Problematik und die
Umreißung ihrer möglichen Löfung von
höchltem Intereffe, deffen Befriedigung aller»
dings in Dvoraks Schreibweife oft ein
Hindernis findet.

NOTIZEN

PERSONALIEN
Breslau. Der durch die Berufung von
Prof. Pinder an die Straßburger Univer»
fität freigewordene Lehrfiuhl für Kunft»
gelchichte an der Univerfität, für deffen
Neubefetzung von der Fakultät Prof. Vitz»
thum»Kiel und Prof. Brinckmann=Karls-
ruhe in Vorfchlag gebracht waren, ilt jetzt
feinem früheren Inhaber Prof. Pinder wieder
angeboten worden, nachdem derfelbe feine
Profeffur in Straßburg hat aufgeben müffen.
So fehr zu bedauern ilt, daß damit ein
Verzieht auf die Straßburger Reichsuniver»
fität zum Ausdruck kommt, dürfte doch
die Rückberufung Prof. Pinders der gegen»
wärtigen Zeitlage entfprechend die beite
Auf löfung diefer lange fchwebenden Frage
fein.
SAMMLUNGEN
DerDiebftahl im Prado. Die Miß»
fiände in der Verwaltung des Prado find feit
langem Gegenfiand beweglicher Klage in
Spanien wieauch im Ausland. DieKommif»
fion von Kunftfreunden, Sammlern und
Kunfihifiorikern, die vor etwa fechs Jahren
eingefetzt wurde, um der Mufeumsleitung
zur Seite zu ftehen, hat bisher wenig Po»
fitives erreicht. Dagegen wurde vor vier
Jahren nach des Malers Viniegra Tod
wiederum ein Maler als zweiter Direktor
ernannt, fo daß nach wie vor zwei Maler
an der Spitze diefes Mufeums ftehen, das
mindeftens einen Fachmann verlangt. Es
kommt dazu, daß die Maler »Direktoren
fich fo wenig wie möglich um den Ver»
waltungsbetrieb kümmern und ihre Dienft»
Hunden mit Maltätigkeit in den Ateliers
ausfüllen, die fie fich im Prado eingerichtet
haben. Der feit langem unhaltbare Zu»

ftand hat fich nun bitter gerächt. Ende
September ereignete fich im Prado ein
Riefendiebftahl, delfen nähere Umftände
grellftes Licht auf die Verhältniffe im Be»
trieb diefes berühmten Mufeums warfen.
In der langen Hauptgalerie des erften
Stockwerks find den Werken von Rubens
und van Dyck benachbart in zwei großen
Vitrinen außerordentlich koftbare Kameen,
montierte gefchliffene Gläfer und andere
Meifterwerke des Kunftgewerbes aus der
Renailfancezeit ausgeftellt, Stücke, die
unter dem Namen »Tesoro del Delfin«
bekannt find, da fie mit dem Bourbonen
Philipp V. nach Spanien kamen. Eines
fchönen Septembermorgens fand man die
eine Vitrine in der Hauptfache ausge»
räumt. Die Tatfache, daß diefe Vitrine
»eigentlich« nur geöffnet werden konnte,
wenn fich die beiden Direktoren gemein»
fam mit dem erfien Sekretär, jeder mit
einem befonderen Schlüffel, einftellten, hatte
den Dieb offenbar nicht im geringften ge-
Hört. Die Verltörung der Mufeumsleiter
aber wurde bedeutend größer, als fie von
guten Kennern diefer Schätze des Prado
aufmerkfam gemacht wurden, daß auch in
der anderen Vitrine einige wertvolle Stücke
fehlten und daß der Diebftahl aus diefer
zweiten Vitrine offenbar fchon einige Zeit
zurückliege und in Etappen ausgeführt
worden fein müffe. Der Wert der ge-
ftohlenen Stücke betrug reichlich eine
Million Pefeten!
Nach zweimonatlichem fieberhaftem
Suchen fand man den Dieb in der Perfon
des jugendlichen Andalufiers Coba, der
eine zeitlang — Sicherheitswächter im
Prado gewefen war. Bei der Vernehmung
ftellte es fich heraus, daß die Sicherheits»
 
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