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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 12
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240

Notizen

Wächter ausnehmend fchlecht bezahlt wur-
den, daß fie ihren Dienft fehr unregeL
mäßig verfaßen, daß mehr als einer aus
Furcht vor Einbrechern feine Gänge fo
fehr als möglich abkürzte! Dies alles war
nur bei einer folch, fagen wir: forglofen
Leitung der Mufeumsverwaltung möglich.
Man darf wohl hoffen, daß die idyl-
lilchen Zeiten, da Maler die Stelle von
Pradodirektoren als Sinekure anfehen und
bekleiden durften, endgültig vorüber ift
und tüchtige Fachleute, an denen es jetzt
in Spanien keineswegs fehlt, an ihre Stelle
treten.
Bemerkt fei noch, daß alle Koftbarkeiten
wieder herbeigebracht worden find. Der
Dieb hatte fie an kleinere und größere
Juweliere in Madrid verkauft, die erft fehr
allmählich die Polizei von dem Befitz diefer
Stücke verftändigten- a. f.
Neuerwerbungen der Berliner
Mufeen. Das Kaifer=Friedrich=Mufeum
erhielt für feine Gemälde=Galerie als
Stiftung von J. Mandelbaum eine Be-
weinung Chrifti des Meifters von Meß-
kirch. Durch Kauf erwarb die Galerie
ein Werk Adam Elsheimers mit dem
Dankopfer Noahs. Für feine Plaftiken-
fammlungen erhielt das Mufeum eine Über-
weifung aus den Grabungen und Auf-
nahmen des deutfchen Expeditionsheeres
in Mazedonien, darunter einen altbyzan-
tinifchen Architekturfries des 5. Jahrhun-
derts, der aus Stobi ftammt, dann aus
tlesküb ein fpätbyzantinifches Werk, ein
Panther als ornamentale Tiergroteske und
aus Nerezi bei tlesküb farbige Kopien
neuentdeckter mitteL und fpätbyzantini-
fcher kirchlicher Wandmalereien. Das An-
tiquarium erhielt als Gefchenk aus dem
griechilchen KunfthandeldiegriechifcheTon-
figur einer nackten beleibten Frau, die fich
im Spiegel betrachtet.
AUSSTELLUNGEN
Die Porträtausftellung der Wiener
Sezeffion. Die52. Ausftellung derWiener
Sezeffion fteht im Zeichen eines einheit-
liehen Programms,- die glückliche Wirkung,
die eine folche Einfchränkung gegenüber
den üblichen ermüdenden Bilderlchauen
haben muß, wird dadurch noch gefördert,

daß fie ihren Mitgliedern und Gälten als
Thema gerade das Bildnis ftellte, das eine
Reihe hörender künftlerifcher Streitfragen
— die teils mit dem Gehalt fonftiger
Bilder, teils mit deren dekorativen Auf-
gaben zufammenhängen — im voraus aus-
fchaltet. Von dem gemeinfamen Grunde,
den der einzige Vorwurf der Auseinander-
fetzung mit dem zeitgenöffifchen Indivi«
duum bietet, heben fich die verfchiedenen
künftlerifdhen Richtungen und Abfichten
um fo deutlicher ab,- die im Fluß befind^
liehe Umwertung des imprelfioniftifchen
Grundprinzips könnte hier eine eindring-
liehe Illuftration finden.
Leider haben die widrigen Zeitverhält-
niffe den fchönen Plan der Ausftellungs-
leitung einigermaßen vereiteltfremde
Gäfte, namentlich die Vertreter der in die
Zukunft deutenden jungen Richtungen find
wohl durch die herrfchenden Transporte
fchwierigkeiten falt ganz fortgeblieben oder
find nur in Zufallsbeifpielen vertreten. In-
folgedeffen mußte zur Ausfüllung des
Rahmens übermäßig viel heimatliches
Mittelgut herangezogen werden und diefes
viele »Hausgemachte« macht das darge-
botene Menü etwas eintönig und für ver-
wöhntere Gaumen wenig fchmackhaft. Die
Stellung Wiens innerhalb der künftlerifchen
Beftrebungen ganz Deutfchlands und das
Kräfteverhältnis der vom optifchen Ein-
druck ausgehenden und der im Gefamt-
erlebnis einer Erfcheinung wurzelnden
künftlerifchen Interpretation find infolge
diefer Verfchiebung nicht fo deutlich her-
vorgetreten, wie das urfprüngliche Pro-
gramm geplant haben mag.
Die Gattung Menfch des zwanzigften
Jahrhunderts, die hier in Bildern und Büften
vorgeführt wird, zerbröckelt in lauter In-
dividuen,- der foziale, geiftige, körperliche
Typus wird von diefen Künftlern weniger
erfaßt, wohl auch weniger gefucht. Oder
vielleicht gelangen fie auf dem Umwege,
daß fie der fahrigen, haltlofen, zerklüfteten
Zeitgenoffenfchaft ihren ans Ergreifen der
Nuancen gewohnten Individualismus zur
Verfügung (teilen, doch zu einer Art Typus.
Der Gefamteindruck diefer Zerfahrenheit
hat unzweifelhaft etwas fpezififch Mo-
dernes,- aber dem Einzelwerk fcheint —
vielleicht wegen diefer Einftellung auf d.e
 
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