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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0277

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267

NOTIZEN

NEKROLOGE
Der nordifche Landfchaftsmaler Prof.
Adelfteen Norman, der jahrzehntelang
in Berlin wohnte und durch Gemälde nor«
wegifcher Landfchaften, insbtfondere von
Fjordbildern, bekannt wurde, ift im 70.
Lebensjahre in Chriftiania geftorben.
PERSONALIEN
Dr. Max Sauerlandt, der als Di«
rektor des ftädtifchen Mufeums für Kunft
und Kunftgewerbe in Halle a. S. durch die
mufeale Neueinrichtung der Moritzburg
und frühzeitige Ankäufe Noldefcher Ge«
mälde bekannt wurde, ilt als Nachfolger
Juftus Brinkmanns zum Direktor des
Hamburger Mufeums für Kunlt und
Kunftgewerbe berufen.
Privatdozent Dr. W ilhelm W orringer
in Bonn wurde der Profeflbrtitel verliehen.
Dem Privatdozenten an der Technifchen
Hochfchule in Hannover, Dr. V, C. Ha =
bicht, wurde der Titel Profeflbr verliehen.
Prof. Oskar Moll ifi an die Akademie
für Kunft und Kunftgewerbe in Breslau
berufen worden.
SAMMLUNGEN
Das Provinzialmufeum für Vor«
gefchichte zu Halle. Der Bau des Pro«
vinzialmufeums zu Halle wurde im Jahre
1910 von der Verwaltung der Provinz
Sachfen dem Düffeldorfer Architekten Prof.
Wilh. Kreis wohl vornehmlich deshalb
übertragen, weil man in ihm am eheften
den Interpreten für die völkifche Idee eines
Gebäudes zu finden hoffte, das an feiner
Stirn dieWidmung »UnfererVorzeit« trägt.
Kreis fuchte diefen nationalen Teil feiner
Aufgabe mit Takt zu löfen. Erfchuf einen
Bau, der Weltbewußtfein atmet und fich
von vornherein eine gewiffe heidnifche Frei«
heit nimmt, und doch gelang es ihm, dem
erwünfcht Völkifchen bewußt und feierlich
zum Ausdruck, zu verhelfen. Dazu dien«
ten ihm weniger die beiden mächtigen Eck«
türme des Außenbaus als das Gefühl der

Maffe, das er vermittelt, die Stellung zur
Materie, ihre Bejahung, ohne fie tragifch
dominieren zu lauen, die deutfcher Gefin«
nung entfpringt. Er knüpft dabei, wie die
größte Epoche deutfcher Baukunlt, an rö«
mifche Bauformen an, durchfetzt fie, dem
allgemeinen Bildungsfundament folgend,
reichlich mit griechifchem Gefühl und ver«
meidet doch nicht das zeitlich Begrenzte
unferer Kultur, ja er entgeht fogar einem
deutlich fpürbaren Zug ins Frauenhafte
nicht, der feiner Zeit eignet. Der perfön«
liehen Reife des Schöpfers entfpringt die
Neigung zum klaffifch Geklärten, und fehlt
es auch im einzelnen nicht an Kleinlichem,
fo gewinnt das Ganze dennoch im Aus«
gleich felbft widerftrebender Tendenzen,
wenn nicht Größe, fo doch einen Wider«
Rhein davon. Bei gänzlichem Mangel an
kämpferifcher Gefinnung fpiegelt das Werk
mit feinem wahrhaft abgeklärten Raum«
gefühl das Selbftbewußtfein, mit der Sach-
lichkeit und geringen Rhythmifierung der
fchlicht um den einfach geformten Lichthof
gruppierten Räume die Intellektualifierung
feiner Zeit. Wo der Technik des Eifen«
betons fchlechthin gefolgt wird, führt fie
zu einem ihrer Art entfprechenden, klar be«
wältigten, nüchtern«charakteriftifchen Aus«
druck ,• wo fie aber auf die fremden Schmuck«
formen des obendrein wenig zweckmäßigen
Säulenbaus übertragen wird, läßt fich der
Mangel einer höheren, formfehöpferifchen
Kultur nicht leugnen. Und fo kommt
es, daß auch das nationale Element, das
darin doch erft feine Beftätigung und Be«
rechtigung finden muß, im ganzen nicht
als eine Erfüllung unferes Wefens, wie
es der lebensfunktionelle Sinn des Na«
tionalen ift, fondern als Sehnfucht, hoch«
ftens aber als Verheißung wirkt und fich
in dem Augenblick, wo das deutlich
wird, eine gewiffe Trauer erzeugt in diefer
kühlen und nun erft recht fremden und
erftaunlichen Atmofphäre: welcher Vor«
zeit? Und in diefem Augenblick wird das
befondere Schickfal des Baues wirkfam, daß
er 1912 vollendet war, jetzt aber erft der
Öffentlichkeit übergeben wurde. Denn in«
zwrfchen hat uns die Bewegung des Geiftes
fo ergriffen, fo im Innerften verlebendigt,
 
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