Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler
— 54.1918/1919
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Nr. 2
DOI Artikel:Seidlitz, Woldemar von: Edgar von Ubisch: ein Gruss zu seinem 70. Geburtstag
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EDGAR VON UBISCH
EIN GRUSS ZU SEINEM 70. GEBURTSTAG
VON W. v. SEIDLITZ
EDGAR von Ubifch hat am 24. September 1918 feinen fiebzighen Ge-
burtstag gefeiert. Dies fei für mich der Anlaß, die Freunde der Kunlt
und des Mufeumswefens an die in vieler Hinficht anregende Perfönlichkeit
LIbifchs zu erinnern.
Als junger Offizier hatte er gegen Frankreich mitgekämpft und dann
feinen Abfchied genommen. Bald darauf machte er in Leipzig unter Springer
den Doktor der Kunhgefchichte und wandte fich namentlich dem Kunhgewerbe,
befonders der Erforfchung des Spitzenwefens, zu. Jetzt hebt er trotz feiner
fiebzig Jahr frifch wie der jünglte Leutnant einem Etappen-Kommando in
Frankreich vor.
Einer polnifchen Familie Weltpreußens angehörend, durch und durch
Preuße, Militär mit Leib und Seele, fand er als Direktor der Sammlungen des
Berliner Zeughaufes die Stellung, die ihn ganz erfüllte und in der er über
ein Jahrzehnt tätig fein konnte. Vom Kaifer Itets mit großer Freundlichkeit
ausgezeichnet, hat er diefer Sammlung jene Gehalt gegeben, die ihre Volks-
tümlichkeit begründet. Nicht müde wurde er, die Arbeiter mit ihren An-
gehörigen darin herumzuführen, und dadurch Liebe und Begeiferung für das
Vaterland zu fördern.
Seine umfaßende Bildung, verbunden mit feinem Gefchmack, hat ihn
Itets regen Anteil nehmen laßen an den Fragen der Kunh/ doch gehörte fein
Herz durchaus dem Soldatenberufe. Davon zeugen feine »Kriegserinnerungen
eines preußifchen Offiziers 1870/71«, die 1896 im Verlage von Mittler Sohn
erfchienen und die er während des gegenwärtigen Krieges neu bearbeitet hat,
um fie unter den Truppen zu verteilen. Die Gefchichte feiner Verwundung,
feiner Gefangennehmung und feiner Pflege im franzöfifchen Lazarett gehört
zu den frifcheften und anregendften Erzählungen jener großen Zeit. Zur Jahr-
hundertfeier der Völkerfchlacht bei Leipzig hat er dann zwei durchaus volks-
tümlich gehaltene Bändchen über die Gefchichte der Freiheitskriege erfcheinen
lallen, die weite Verbreitung fanden.
Zu Beginn des jetzigen Krieges meldete er lieh als Major fofort wieder
zum Dienft, wirkte während der entfeheidenden Monate als Abfchnittskom-
mandeur — er war Artillerih — bei der Verteidigung von Lötzen mit und
konnte nach glücklicher Verdrängung und Vernichtung der Ruffen feinen Kaifer
auf dem erfolgreich behaupteten Kampfgelände umherführen. Dann folgte
ein glückliches Jahr in dem eben befreiten Kurland und endlich die jetzige
Verwendung im Wehen, wo er in väterlicher Weife für die hart betroffene
Bevölkerung forgt.
EDGAR VON UBISCH
EIN GRUSS ZU SEINEM 70. GEBURTSTAG
VON W. v. SEIDLITZ
EDGAR von Ubifch hat am 24. September 1918 feinen fiebzighen Ge-
burtstag gefeiert. Dies fei für mich der Anlaß, die Freunde der Kunlt
und des Mufeumswefens an die in vieler Hinficht anregende Perfönlichkeit
LIbifchs zu erinnern.
Als junger Offizier hatte er gegen Frankreich mitgekämpft und dann
feinen Abfchied genommen. Bald darauf machte er in Leipzig unter Springer
den Doktor der Kunhgefchichte und wandte fich namentlich dem Kunhgewerbe,
befonders der Erforfchung des Spitzenwefens, zu. Jetzt hebt er trotz feiner
fiebzig Jahr frifch wie der jünglte Leutnant einem Etappen-Kommando in
Frankreich vor.
Einer polnifchen Familie Weltpreußens angehörend, durch und durch
Preuße, Militär mit Leib und Seele, fand er als Direktor der Sammlungen des
Berliner Zeughaufes die Stellung, die ihn ganz erfüllte und in der er über
ein Jahrzehnt tätig fein konnte. Vom Kaifer Itets mit großer Freundlichkeit
ausgezeichnet, hat er diefer Sammlung jene Gehalt gegeben, die ihre Volks-
tümlichkeit begründet. Nicht müde wurde er, die Arbeiter mit ihren An-
gehörigen darin herumzuführen, und dadurch Liebe und Begeiferung für das
Vaterland zu fördern.
Seine umfaßende Bildung, verbunden mit feinem Gefchmack, hat ihn
Itets regen Anteil nehmen laßen an den Fragen der Kunh/ doch gehörte fein
Herz durchaus dem Soldatenberufe. Davon zeugen feine »Kriegserinnerungen
eines preußifchen Offiziers 1870/71«, die 1896 im Verlage von Mittler Sohn
erfchienen und die er während des gegenwärtigen Krieges neu bearbeitet hat,
um fie unter den Truppen zu verteilen. Die Gefchichte feiner Verwundung,
feiner Gefangennehmung und feiner Pflege im franzöfifchen Lazarett gehört
zu den frifcheften und anregendften Erzählungen jener großen Zeit. Zur Jahr-
hundertfeier der Völkerfchlacht bei Leipzig hat er dann zwei durchaus volks-
tümlich gehaltene Bändchen über die Gefchichte der Freiheitskriege erfcheinen
lallen, die weite Verbreitung fanden.
Zu Beginn des jetzigen Krieges meldete er lieh als Major fofort wieder
zum Dienft, wirkte während der entfeheidenden Monate als Abfchnittskom-
mandeur — er war Artillerih — bei der Verteidigung von Lötzen mit und
konnte nach glücklicher Verdrängung und Vernichtung der Ruffen feinen Kaifer
auf dem erfolgreich behaupteten Kampfgelände umherführen. Dann folgte
ein glückliches Jahr in dem eben befreiten Kurland und endlich die jetzige
Verwendung im Wehen, wo er in väterlicher Weife für die hart betroffene
Bevölkerung forgt.