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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 16
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Kunstwerke in estländischem Privatbesitz
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Literatur
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Tietze-Conrat, Erica: [Rezension zu: Oscar Hagen, Correggio-Apokryphen. Eine kritische Studie über das sogenannte Jugendwerk des Correggio]
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Zoege von Manteuffel, Kurt: [Rezension zu: R. Oldenbourg, Die flämische Malerei des 17. Jahrhunderts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0334

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324 Literatur

gehen. Natürlich iß es fchwierig, gerade
in diefen äußerlichen Dingen den Meißer
vom Schüler zu fondern. Wenn wir
dann einzelne kompofitionelle Löfungen
der Spätbilder im Keim in den Jugend»
bildern nachweifen können, dann wird die
Wahrfcheinlichkeit groß fein, daß wir es
mit dem Meißer felbß und nicht mit einem
fpäteren Nachfolger zu tun haben. — Bei
Correggio hilft noch eines: er wirkte in
kurzem blendendem Aufßieg, dem die
Keimkraft zur weiteßen Kunftentwicklung
innewohnte. Die Freskomalerei der ganzen
Zukunft hat auf feinem Scorzo — als
formalem und inhaltlichem Faktor! — auf»
gebaut. Und fein reifer Stil hätte nicht
die Kraft gehabt, den Künßler, der ihm
am ßumpfefien nachging, mit fich fortzu-
reißen? Rondanis Oeuvre müßte weitaus
correggiesker fein, als jenes, das ihm Hagen
zufchreiben will. So »uncorregiesk«, wie
es iß, wollen wir es vorläufig noch für
den Meißer felbß beibehalten.
E. Eietze=Conrat.
R. Oldenbourg, Die flämifche Ma»
lerei des 17. Jahrhunderts. Hand»
bücher der Kgl. Mufeen zu Berlin. Ver»
lag von Georg Reimer, 1918,
Es iß nicht leicht für das Thema »Flä-
mifche Barockmaleri« eine in jeder Hin»
ficht befriedigende Abgrenzung zu finden.
Will man die Entwickelung, die in Ru-
bens ihre Krönung fand, vollfiändig dar»
fiellen, fo muß man tief ins 16. Jahrhundert
zurückgehen. Dann ergibt fich, daß eine
Trennung zwilchen füdniederländifcher und
nordniederländifcher Malerei ohne ßarken
Zwang in diefer Epoche nicht möglich iß,-
das Thema erweitert fich zu einer Ge»
fchichte des gefamten niederländifchen Ro»
manismus. Denn die Trennung wird erß
prägnant mit dem Beginn des 17. Jahr»
hunderts, d. h. dem Auftreten des Frans
Hals einerfeits, des Rubens andererfeits ,-
die Wurzeln für beide Zweige der nieder-
ländifchen Malerei find ihnen gemeinfam.
So wird der Hifioriker des 17. Jahrhunderts
ßets gezwungen fein, einen Kompromiß zu
fchließen und vorfichtig zu wählen, was er
von den Erfcheinungen des 16. Jahrhun»
derts in die Darßellung einbeziehen will.

Eine andere Schwierigkeit ergibt fich bei
der Einordnung der fogen. Übergangs»
meißer auf dem Gebiet der Landfchaß,
des Architekturbildes und des Genrebildes,
die z. T. mit Rubens gleichaltrig, ja fogar
jünger als er, einer älteren Entwickelungs»
fiufe angehören oder fie mit Übernahme
einzelner neuerErrungenfchaften fortfetzen.
Trennt man hier die jüngeren von den
älteren Meißern, fo reißt man eng Zu»
fammengehöriges auseinander,- läßt man
fie mit ihnen zufammen, fo iß man ge-
nötigt, die zeitliche Ordnung zu durch-
brechen. Hier kann nur eine Entfcheidung
von Fall zu Fall und ein feines Ab»
wägen helfen.
Oldenbourg hat fich darauf befchränkt,
das 17. Jahrhundert zum Thema feines
Buches zu machen und nur in einem kurzen
einleitenden Kapitel die Künßler behandelt,
die noch auf dem Boden des 16. Jahr»
hundert ßehen oder deffen Tradition fort-
fetzen, Hier finden die Landfehafter von
Jan Brueghel bis Joos de Momper und die
Architekturmaler vom älteren Steenwyck
bis Schubert von Ehrenberg ihren Platz.
Sie find in diefem Umfang in diefem Ein-
leitungskapitel fehr glücklich untergebracht,
die Architekturmaler, weil ihre Kunß in
Holland und nicht in den füdlichen Nieder-
landen ihre Weiterbildung und Blüte erf-
lehte, die Landfchaßer, weil tatfädhlich bei
den in einem befonderen Kapitel behan»
delten Künßlern der nachrubenfifchen Zeit
für die flämifche Landfchafismalerei eine
neue und felbßändige Entwickelung feß»
zußellen iß. Weniger glücklich fcheint uns
die Trennung der Schlachtenmaler, von
denen Vrancx und Snellinck hier eine-
geordnet find, während weit getrennt von
ihnen Peter Snayers und feine Nachfolger
an einer anderen Stelle erfcheinen. Die
Verbindung iß bei ihnen zu eng, die Be-
deutung der beiden getrennten Teile zu
gering, als daß fich diefe Trennung recht»
fertigen ließe. Eine Behandlung, wie lie
den Sittenmalern zuteil wurde, wäre viel»
leicht angebrachter gewefen,- bei ihnen iß
die ganze Entwickelung von den Francken
über Brouwer bis ins 18. Jahrhundert
fehr entfehieden und folgerichtig in einem
gefchloflenen Kapitel durchverfolgt. Und
noch in einem zweiten Punkt regt fich ein
 
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