Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

DOI Heft:
Nr. 17
DOI Artikel:
Carl Larsson
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0357

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CARL LARSSON f

347
WENN man von Stockholm nordwärts fährt, über Upfala nach Dalekarlien,
in der Kupferftadt Falun, wo Selma Lagerlöf wohnt, ausfteigt und
dort ein Wägelchen nimmt, fo wird man in einer guten Wegftunde durch
ein fanftes offenes Hügelland nach Sundborn geführt, vor ein luftig rotleuch-
tendes Haus, das in ganz Schweden lang bekannt ift.
Als ich — fechzehn Jahre find es her und der Ruf diefes merkwürdigen
Haufes war damals noch nicht zu uns gedrungen — vor dem Tore mit
meiner Reifetafthe hielt, bewillkommnete mich in holprigem Franzöhfch ein
prächtiger Ur-Schwede mit der luftigften Nafe von der Welt, erklärte mich
gleich für feinen Wohngaft und führte mich in den Kreis einer wimmelnden
Kinderfchar, der eine zarte, feine Frau präfidierte. Zuerft war ich über alles
fo erftaunt und erheitert, wie es in fpäteren Zeiten viele Taufende bei uns
gewefen find, die in Wort und Bild dies »Haus in der Sonne« kennen lernten.
Aber was in jenen luftigen Larffon=Büchern bizarr und bunt erfcheint, war
in Wirklichkeit das herrlichfte, gefündefte Stück Leben, das man fich wünfchen
kann. »Zufrieden jauchzet groß und klein: hier bin ich Menfch, hier darf
ich's fein.«
Abends faßen wir wirklidr an jenem mit allen Schmackhaftigkeiten des
Nordlands befetzten Tifthe unter der Lampe, nachts fchlief ich wirklich in der
altertümlich gefchnitzten Bettlade, und am Morgen vereinigte uns im Garten
unter Birken und hellem Himmel wirklich jene »Frukoft« — alles, wie es im
Buch fteht und heute jedermann bei uns bekannt ift, als hätte er's miterlebt.
Aber feinen Schweden war Larflbn mehr als eine fröhliche Sehenswür-
digkeit. Carl Laurin, dem ich die Empfehlung des Befuches danke, fagt1), »er
hat uns felbft aufgeklärt über das, was wir befitzen, Schwedifches Wefen und
fchwedifche Natur hat Larlfon in einer perfönlichen Form mit allgemeiner
Gültigkeit ausgedrückt«.
Wir, aus der Ferne, werden eher geneigt fein, den Werken anderer,
problemftärkerer Künftler Schwedens folches Lob zuzuwenden. Aber für immer
wird Larlfon der Ruhm bleiben, die fchönften Tugenden feines Volkes künft-
lerilch verkörpert und ihnen in der Fremde wie in der Heimat Liebe ge-
wonnen zu haben.
Larlfon <1853 in Stockholm geboren> fing als Illuftrator an, ging dann,
wie alle fchwedifchen Maler feiner Generation, nach Paris, wo fich in den
Spuren der Barbizon-Schule im Fontainebleauer Walde eine fchwedifche Ko-
lonie zufammenfand, und kehrte nach einigen Jahren wieder nach Stockholm
1) In feinem Auffatze über Larlfon in der Zeitfchrift für bildende Kunft N. F, XV.
Oktober 1903.
 
Annotationen