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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 2
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Literatur
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Dülberg, Franz: [Rezension von: A. E. Brinckmann, Michelangelo Buonarroti als Bildhauer]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0050

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40 Literatur

anlage bis zu den Wandplaftiken, die uns
jetzt in San Lorenzo ihre nothelferifche
Zufammenfetzung vergeßen laßen, durch-
laufen haben. Eine tabellarisch auf Grund
der bienenfleißigen Leiftung Carl Freys
gegliederte Zufammenftellung von Nach-
richten führt uns zu den Werkftattüber-
bleibfein. Die nur in der Kopie der
Albertina erhaltene Zeichnung wird als
Doppelgrab der beiden Herzöge, in deren
Mitte die Madonna thront, und als Fort-
entwicklung des echten Londoner Blattes
gedeutet, wo allerdings das rechte Zu-
fammenftreben der einzelnen Teile noch
fehlt. Bei aller Spannung, in der man
Möglichkeiten des einzigen Werdeganges
hier wieder aufleuchten fleht, vermag man
den Seufzer nicht ganz zu unterdrücken:
Wieviel leichter hat es in folchen und ähn-
liehen Fällen doch die Goethe-Philologie!
In der eingehenden Würdigung der
Einzelfkulpturen der Grabkapelle fcheint
die großartige befeelte Typifierung der
Geftalten Brinchmann das Wichtigfte,- hier-
mit ift allerdings auch der Weg gegeben,
auf dem die Skulptur des 17. und 18. Jahr-
hunderts den perfönlichen Ausdrucksreich-
tum der Primitiven verlieren follte. Der
unvollendete Kopf des »Abend« fällt
übrigens durch die fehr individuell gefehenen

Züge aus der pathetifchen Vereinfachung
der anderen Geftalten heraus.
Eigenartig berührt die auf Gedichte des
Meifters geftützte Deutung des in der
jubelnden Kraft der Körperlinie fort-
reißenden »Siegenden Eros« aufMichelan-
gelos Schwärmerei für Tommafo Cavalieri;
wenn Michelangelo mit dem unterworfenen
Greife fich felbft gemeint hat, fo muß er
der Schwäche erlegen fein, feinen Kopf
ftark zu idealifieren.
Eine Schlußüberrafchung bietet der wie
ein Rodin wirkende Turiner Michelangelo-
kopf, den der Verfaßet auf Grund der
Bargello-Büfte dem Daniele da Volterra
zufchreibt. In den Abbozzo der Pieta Ron-
danini fleht Brinckmann für mein Gefühl
zu viel hinein,- wenn er auch nicht, wie
Worringer, aus den Unfertigkeiten des
Altarwerks die Bestätigung einer auf ganz
eigenen Seelenvorausfetzungen fußenden
neuen Kunftlehre herzuleiten fucht!
Als Ganzes eine Schrift, die nirgends
den Problemen aus dem Wege geht: Da
der Verfaßet es fich nicht leicht macht, aber
felbft keine fchwerblütige oder fchwerfällige
Natur ift, lieft man feine tiefgreifenden
Unterfuchungen ftets mit angeregter und
dankbarer Aufmerkfamkeit.
Franz Düfäerg.

NOTIZEN

PERSONALIEN
Die Freie Sezeffion in Berlin hatProfeflbr
MaxSlevogt zu feinem 50. Geburtstag
zum Ehrenmitglied ernannt.
Nachdem der bisherige Direktor der
Großherzoglichen Hochfchule für bildende
Künfte in Weimar, Prof. Fritz Macken -
fen, fein Amt niedergelegt hat, wurde Prof.
Max Thedy mit der einftweiligen Füh-
rung der Gefchäfte betraut
Der Maler Eugen Ritter v. Stielet,
der lange Jahre hindurch Leiter der
Münchener Kunftgenoflenfchaft und Vor-
fitzender vieler internationaler Münchener
Ausftellungen gewefen ift, legte fein Amt
als Syndikus der Münchener Kunftakademie
nieder,

Zum Direktor des Weimarer
Goethe-National-Museums ift als
Nachfolger des Geheimrats Prof. Dr. Wolf-
gang v. Oettingen Dr. Hans Wahl be-
rufen worden. Wahl ift 1885 geboren,
war Schüler von Erich Schmidt, bei dem
er mit einer Arbeit über die Gefchichte des
»Teutlchen Merkur« promovierte, um dann
als Mitarbeiter an das Goethe = Schiller -
Archiv zu gehen.
Budapeft. Der König hat dem diri-
gierenden Kuftos des Mufeums der bil-
denden Künfte Dr. Simon Meller Titel
und Charakter eines Abteilungsdirektors,
den Kuftoden Dr. Zoltän v. Takacs und
Dr. Anton Hekler Titel und Charakter
von dirigierenden Kuftoden, ferner dem
Abteilungsdirektor des Antiquitätenkabi-
 
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