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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 23
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Zimmermann, Hildegard: Rheinische Tonmodel und frühe Kupferstiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0481

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471

RHEINISCHE TONMODEL UND FRÜHE KUPFERSTICHE
VON HILDEGARD ZIMMERMANN
IM 3. Heft des Jahrbuchs der kgl. preuß. Kunftfammlungen lenken Bode
und Volbach in einer größeren Abhandlung die Aufmerkfamkeit auf bisher
nur flüchtig beachtete Erzeugniffe mittelrheinifcher Kunftfertigkeit, die Ton-
und Steinmodel, bringen reiches Material, ergebnisreiche Unterfuchungen und
eine dankenswerte Fülle ausgezeichneter Abbildungen.
Abgefehen von der Eigenbedeutung diefer feinen kleinen Arbeiten find
fie aber vor allem auch durch ihre Zufammenhänge mit den früheften Kupfer-
fliehen wichtig: verfchiedene Übereinftimmungen zwifchen Modeln und Stichen
führen zu Schlüffen über fefte Abhängigkeitsverhältnilfe. Diefe Frage ift es,
die hier zur Befprechung herausgegriffen werden foll. Die Stellungnahme
der Verfafler fcheint, trotz der fehr vorfichtigen Faffung diefer Meinungs-
äußerung, dahin zu gehen, in jedem Falle möglichft die Priorität oder geiftige
Selbftändigkeit der Model anzuerkennen,- von diefen ausgehend, muß ihnen
daran liegen, die Originalität der von ihnen fo glücklich zufammengeftellten
Arbeiten zu Fichern. Wie verhält fich aber die Frage, wenn man fie von
den Stichen ausgehend zu löfen unternimmt und die in der betreffenden Ab-
handlung einzeln herangezogenen Blätter in ihren natürlichen Zufammenhang
einftellt, aus dem fie dort herausgeriffen erfcheinen?
Wenden wir uns zunächft als den wichtigften den Arbeiten des Meifters
ES zu. Es handelt fich hier um feinen heiligen Georg L. 144 und um
die Himmelfahrt der Maria Magdalena L. 169, die als Kopien hinter den
mit ihnen übereinftimmenden Modeln zurücktreten feilen. In der fchon an
fich nicht fehr überzeugenden Beweisführung zugunften der Überlegenheit
der Model wird hauptfächlich deren glückliche Kompofition im Rund ins
Treffen geführt,- die Gefchicklichkeit der Modelarbeiter foll auch hier keines-
wegs geleugnet werden, doch befteht fie in diefen Fällen wohl hauptfächlich
in der gewandten Benutzung und Umarbeitung der gegebenen Vorlagen.
Denn Arbeiten wie die beiden genannten Stiche des Meifters ES können
nicht einfach als Kopien angefprochen werden, fügen fie fich doch ganz dem
Werk des Meifters und feiner klar vor uns liegenden Entwicklung untrenn-
bar ein. So zeigt der Ritter Georg, wie er für den Stich entworfen und auf
dem Model wörtlich übernommen ift, in Typus, Rüftung und Bewegung2>
alle Merkmale des charakteriftifchen ES-Stiles der mittleren Zeit: man ver-
1> Nicht L. 131 wie in dem Auffatz in Verwechslung mit der Nummer des Ab-
bildungswerks fälfchlich angegeben ift.
2> Das Motiv nach Lehrs vielleicht vom Meifter des Kalvarienbergs L. 6 entlehnt,-
doch erfcheint es dort fehr viel fchwächlicher.
 
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