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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 3
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Kurth, Willy: Wenig bekannte Bilder auf der Deutschen Kunstausstellung in Sofia 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0063

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WENIG BEKANNTE BILDER AUF DER
DEUTSCHEN KUNSTAUSSTELLUNG IN SOFIA 1918
VON W. KURTH

53

DIE Gefellfchaft für Deutfche Kunft im Auslande konnte ihrer vierten
Veranftaltung, der Kunftausftellung in Sofia, durch Umfang und Qualität
eine Bedeutung geben, die dem kulturpolitifchen Zweck. beites Gelingen ver®
fprach. Ein fehr reges allgemeines Interelfe und eine ftarke Kaufluft, die den
lebenden Künftlern zugute kamen und während des ganzen September der
Ausheilung fich zuwandten, berechtigen zu der Hoffnung, daß Mühe und
Arbeit, an der Prof. Kern, Berlin, befonderen Anteil hat, nicht vergebens
waren und daß die Eindrücke von deutfcher Kun ft in ruhigeren Zeiten in
Bulgarien wieder aufleben werden.
Einen befonderen Charakter erhielt die Ausheilung durch die große Zahl
von Meifterwerken retrofpektiven Charakters, die deutfcher Privatbefitz her®
geliehen hatte. Einige weniger bekannte Werke verdienen nähere Bekannt®
fchaft. Von Friedrich Deiker, dem Haupt einer noch heute fchaffenden Maler®
familie, wurde ein Bildnis bekannt, das feinen älteften Sohn darftellt und um
1835 entftanden fein muß. Die Jahrhundertausftellung von 1906 hatte noch
keine Werke diefes Künftlers aufzuweifen und das »Heffifche Milchmädchen«
(Rathaus zu Wetzlar>, ebenfalls aus der Zeit des Knabenkopfes und 1835
signiert, und die Porträts des Homburger Schloßes, die Friedrich Deiker als
Hofmaler des Landgrafen Friedrich V. von Helfen feit 1818 malte, berech®
tigten auch zu keiner befonderen Wiedererweckung. Lim fo mehr überrafcht
die fchlichte Auffalfung diefes Profilbildniffes, die niederdeutfchem Wefen, etwa
der Hamburger Schule, nahe fteht,- in der außerordentlichen Qualität der Farbe
und der malerifchen Freiheit des Strichs aber zur damaligen Stunde nur
wenige Begleiterfcheinungen aufgewiefen haben dürfte. Wir wißen jedoch,
daß Deiker, der 1792 in Hanau geboren wurde, aus der beengenden Tätig®
keit als Zeichenlehrer in Wetzlar 1827 nach Paris und 1833 nach England
ftrebte und in Manchefter zahlreiche Porträts malte. Nur von dort kann er
die formenmodellierende Ökonomie feines Pinfelftrichs mitgebracht haben, die
faft fchon an Münchener Ambitionen der fiebziger Jahre denken läßt und in
der Charakteriftik von Oberflächenwerten eine hingebende Eindringlichkeit
befitzt.
Unter den drei Werken Menzels, dem Gouachebild des »Hofballs in
Rheinsberg«, dem fchönen Bildnis der Frau Juftizminifter von Maerker, deflen
Anmut und feelilche Diskretion den Weiberfeind Menzel einmal vergehen
machen, ift das dritte, »Die Störung«, in Deutfchland felbft weniger bekannt
geworden, wohl aber auf der Deutfchen Ausheilung in Zürich im vorigen
 
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