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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 5
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Sydow, Eckart von: Leipziger Expressionisten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0099

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER; GUSTAV KIRSTEIN
NR. 5 15. NOVEMBER 1918

LEIPZIGER EXPRESSIONISTEN
VON ECKART v. SyDOW
ERST feit kurzer Zeit weiß man von Leipzig, daß in diefer Stadt einige
modernlte Maler mit umfänglicher Produktion leben. Früher waren fie
wenig hervorgetreten: feiten hatten fie da und dort einmal ein Bild gezeigt,
das dann <von abfälligen Bemerkungen einheimifcher Kritiker begleitet) wieder
wirkungslos verfchwand, — ebenfo wirkungslos, wie dort die fparfam zur
Schau gehellten Werke führender Expreffionilten der Reichshauptltadt im
öffentlichen Kunltleben geblieben waren. Allmählich freilich hatten doch einige
wenige Sammler und Kunltfreunde Gefchmack und Freude an Werken der
neuen Kunh gefunden. Und die »Ausheilung neuer Kunh aus Leipziger
Privatbefitz« im Sommer 1918 [bot die Möglichkeit, ein wachfendes Interelfe
zu erkennen und die Unterfchiede der Begabungen im Vergleiche fehzu-
hellen1). Die vor kurzer Zeit gegründete »Vereinigung für neue Kunh« fetzte
es fich zur Aufgabe, das damals geweckte Interelfe für die expreffionihifche
Kunh wach zu erhalten.
Der allgemeine Charakter des Leipziger Expreffionismus wird teilweife
durch die eigentümliche Situation Leipzigs innerhalb des europäifchen Kunh-
lebens behimmt, vielmehr durch Leipzigs Beziehungslofigkeit zu der Kunhentwick-
lung Frankreichs befiegelt. Es fehlt hier ja fo gut wie ganz die impreffioni-
hifche Epoche und Generation. Die wenigen Künhler Leipzigs, deren Schickfal
fie auf das impreffionihifche Werk verwies, waren doch nicht kräftig genug,
um eine Revolution zu erwecken: Einfchlag, der Maler, und Hoelloff, der
Graphiker. Und fie find auch zu fpät erhanden, als daß ihre Anfchauungsart
noch einflußreich hätte wirken können. Grade ihre intereffantehen Werke
wurden ausgeführt, als der neue Geilt ihrer Wider facher die Welt der Kunh
im weitehen Umkreife um Leipzig herum erfüllte und fchon in delfen eigenen
Mauern Wohnung fand. So blieb als Kennzeichen der Kunh, in deren
Bann die Expreffionilten, von denen hier die Rede fein foll, aufwuchfen, der
naturalifihifche Idealismus Max Klingers beheben, der doch felblt hark fub-
1> Die Sehnfucht nach anfchaulicher Kenntnis kann fich nur in Privatfammlungen und Ate-
Hers Leipzigs befriedigen. Das dortige Mufeum der bildenden Künfte befitzt nur eine größere
Anzahl von Handzeichnungen und graphifchen Werken Berlits, ferner zwei graphifche Blätter
von Nitzfdie-Nietzfche!

Nr. 5. 15. XI. 18.
 
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