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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Kunstmarkt
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103
KUNSTMARKT

Bei Karl E. Henrici, Berlin W, 35,
findet am 18. und 19. November die
Auktion des radierten Werkes von Da-
nielChodowiecki ftatt,-außerdem kom-
men zur Verweigerung rund 100 Hand-
Zeichnungen, Ölbilder und Pafielle, eigen-
händige Briefe des Künfilers und Briefe
an ihn, illufirierte Bücher mit Chodowiecki-
fchen Kupfern, Blätter von feinem Sohn
Wilhelm Chodowiecki. —' Der Katalog
enthält 24 Tafeln mit Abbildungen.
Bei Helbing, München, gelangt in
der erfien Hälfte Dezember dieMiniaturen-
fammlungLeoLehmann, Frankfurta.M,
zur Verweigerung, feit der Auktion Jaffe
die künftlerifch bedeutendfte Sammlung,
die in Deutfchland auf den Markt ge-
kommen ift. Unter den deutlchen und
Wiener Arbeiten feien neben älteren Stücken
aus dem 17. Jahrhundert ein prächtiges
Emailporträt des Kurfürften Johann WiL
heim von der Pfalz von Peter Boy, dazu
Emails von Zincke und ein Emailbildnis
Kaifer Jofefs II. erwähnt, ferner Elfenbein-
miniaturen von Beer, Daffinger, G. de
Marees und Noortwyck. Am reichhaL
tigften ift die englifche Schule vertreten,
fo aus früher Zeit eine Arbeit Peter Olivers
in alter köftlich emaillierten Kapfel,- aus der
Zeit um 1700 ein prächtiges Herrenporträt
und aus der heften Zeit der englifchen
Miniaturenmalerei, der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts, eine große Anzahl aus-
gezeichneter Porträte, darunter Hauptfachs
lieh Damenbildniffe, alle in falt durchweg
alten koftbaren Rahmen. Die Namen der
Künftler Bäte, Maria Cosway, H. Edrige,
P. Engieheart und fein Neffe J. C. D. Eng-
leheart, P. Jean, W. Newton, A. Plimer, J.
Roche, S. Shelley, H. Spicer und John Smart
bezeugen den hohen Stand diefer Abteilung.
Als ganz befonders vorzügliche Arbeiten
feien ein Damenbildnis von Smart, ein
Herrnbildnis von G. Engieheart und das
Bildnis des Dichters und Politikers Sheridan
von J. C. D. Engieheart hervorgehoben.
In der franzöfifchen Schule fteht ein Da-
menporträt auf Email von Petitot zeit-
lich an der Spitze,- Arbeiten in gleicher
Technik find auch aus dem 18. Jahrhun-
dert, darunter Emails Courtois mit Weyler,

vorhanden. Neben einer großen Anzahl
Miniaturen unbekannter Meifter Haupts
fachlich der Revolutionszeit von delikater
Farbe und Ichlagender Charakterifierung
find bezeichnete Werke folgender Meifter
angeführt: Aubry, Boilly, Geault mit
einem Damenbildnis in bekannter Sceau-
malerei, Daverton, ein früher Ifabey, Hoin,
der Belgier Evrard, Le Boy, Perin, Sauvage,
der in Paris anfäffige Sachfe Kanz mit
einem der fchönften Kinderbildniffe, Soiron
undParent mit Miniaturen aus dem Napo-
leonkreis, Villon und der Modemaler Paffot.
— Diefe kurze Aufzählung bekräftigt das
Urteil des bekannten Kenners der eng-
lifchen Miniaturen C. Williamfon, der über
die Sammlung Lehmann in feinem großen
Miniaturen = Werke das Urteil fällt, daß
fie außerordentlich ausgewählte Stücke eng-
lifcher und franzöfifcher Schule enthalte.
Am Schluß bilden einige indifche Minia-
turen, Fürftenporträte und eine kleine
Sammlung der gebräuchlichften Werke über
englifche undfranzöfifcheMiniaturenmalerei.
Den Katalog verfaßte Dr. Buchheit.
In der erften Hälfte Dezember 1918 ge-
langen in der Galerie Helbing, Mün =
chen, Gemälde alter Meifter aus der
Sammlung Stallforth, Wiesbaden, und
anderem Privatbefitz, außerdem auch mitteL
alterliche Holzplaftik zur Verfteigerung.
LInter den Bildern liehen obenan aus-
nehmend gut erhaltene Schöpfungen von
Hans von Kulmbach, darunter eine auch
ikonographifch fehr feltene Darftellung des
Todes Mariä, ferner »Chrifti HimmeL
fahrt« und »Anbetung der drei Könige«.
Daneben liehen noch bemerkenswerte Ar-
beiten bayerifcher und fchwäbifcher Schulen.
Überaus reich vertreten ift die italienifche
Malerei in all ihren Schulen vom 14. bis
18. Jahrh. Befonders hervorzuheben find
einige Bilder von Tiepolo- Niederländifche,
franzöfifche Arbeiten aus verfchiedenen Schu-
len vervollftändigen das reichhaltige Bild.
Die Plaftik enthält eine Perle altdeutfcher
Skulptur, eine fränkifche Holzfiatue St. Ka-
tharina um 1500 mit gut erhaltenerFaffung.
Ein Unikum der Sammlung bildet ein gos
tifches Baldachinhäuschen, mit mufizieren-
den Engeln bemalt, aus dem Jahre 1440.
 
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