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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 19
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Kurth, Betty: [Rezension zu: C. H. de Jonge, Bijdrage tot de kennis van de Noord-Nederlandsche Costuum-Geschiedenis in de eerste Helft van de XVIe eeuw. Deel I.]
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[Rezension zu: Strong, Frühchristliche und Renaissancefunde und -arbeiten in Italien im Jahre 1918]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0405

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Bijdrage tot de kennis van de Noord-Nederlandfche Coltum=Gefdiiedenis 395

wicklungsgefchichte der Tracht aus datierten
Darftellungen ableitet, londern auch ver-
focht, die Gefetzmäßigkeiten ihres Formen-
wandels aus den Veränderungen des Zeit-
ftils zu erklären und ihre Abwandlungen
äfthetifch zu begründen. Da leider diele
Arbeit bisher nur als Diflertation gedruckt
wurde und ftatt beigegebener Abbildungen
der befprochenen Koltümtypen nur Hin-
weife auf die Originale und auf eine
große Zahl mühfelig zu befchaffender Ab-
bildungswerke enthält, ift fie praktifcher
Benützung unzugänglich.
Diefen letzten Übelffand hat nunmehr
Caroline de Jonges vorbildliche Unter-
fochung befeitigt. Schon 1916 ift ein Teil
des umfaßenden Werkes, die Gefihichte
des nordniederländifchen Männerkoftüms
in der erften Hälfte des 16. Jahrhunderts,
als Diflertation gedruckt worden. Gegen-
wärtig ilt die ganze Arbeit, die auch die
Frauen- und Kindertracht in die Unter-
fuchung einbezieht und die lokalen und
zeitlichen Grenzen wefentlich erweitert, in
der Zeitfchrift »Oud Holland« im Er-
fcheinen begriffen.
Die Tektonik des Werkes ilt multer-
gültig. Eine ftrenge Dreiteilung gliedert
die einzelnen Abfchnitte und fördert die
Überßchtlichkeit. Der erfte Teil enthält
die genaue Beitreibung der einzelnen
Kleidungsftücke, Kopfbedeckung, Rock,
Wams, Hofe, Mantel, Kragen, Schuhe ufw,
werden in ihrem jeweiligen Formenwandel
erläutert, erft die Kleidung der Männer,
dann die der Frauen und Kinder. Haar,
Barttracht und Schmuck, find einbezogen.
In der Neuausgabe veranfchaulichen dem
Text beigedruckte Zeichnungen die be-
fchriebenen Typen. Der zweite Teil bringt
eine mit großer Sorgfalt gefammelte und
redigierte Lifte der Kunftwerke, auf denen
die befprochenen Trachtenformen nachzu-
weifen find. Faft aus allen Bildkünften
wurde Material herangezogen. Skulpturen,
Bilder, Zeichnungen, Holzfdmitte, Kupfer-
ftiche, Miniaturen find gleichermaßen be-
rückfichtigt. Der weitaus größte Teil der
Denkmäler ift datiert. Die dironologifche
Überficht und die fchnelle Orientierung über
die Spielarten der Entwicklung vermitteln
beigegebene Tafeln. Der dritte Teil endlich
umfaßt die wörtliche Wiedergabe aller

Schriftquellen, aller hiftorifchen und lite-
rarifchen Nachrichten, die über die nieder-
ländifchen Moden des 16. Jahrhunderts
überliefert find. Aus diefen zeitgenöffifchen
Erwähnungen erfcheint vielfach die Ter-
minologie gefchöpft. Eine knappe Ein-
leitung und eine vortreffliche entwicklungs-
gefchichtliche Zufammenfaffong, die neben
den deutfchen, fpanifchen und franzöfifchen
Einflüßen auch den äfthetifchen Werde-
gang berückfichtigt, geben den Rahmen für
diefe wertvolle Mofaikarbeit.
Beim praktifchen Gebrauch ergibt vor-
erft der Vergleich des zu beftimmenden
Koftüms mit den der Befchreibung bei-
gegebenen Zeichnungen die Feftftellung des
Modetypus. Notwendige Fachausdrücke
können den Erläuterungen entnommen
werden. Der weitere Vergleich mit den
chronologifchenTafeln, auf denen die Zeich-
nungen mit ihren Nummern wiederkehren,
ermöglicht die zeitliche Einordnung, die
dann an der Hand der bildlichen und
fchriftlichen Quellen geprüft, belegt und
enger umgrenzt werden kann.
So ift diefe fleißige Arbeit falt ganz
als Nachfchlagewerk, als eine Art Mode-
lexikon organifiert. Die Verfafferin hat
nicht verfocht, die bloßen Tatfachen mit
einer Hecke von fchönen Worten zu um-
geben, durch die fich der Ratfochende
erft mühfelig den Weg bahnen müßte.
In felbftlofem Verzicht auf jede fo geartete
Dekoration hat fie die ftraffe Difziplin des
wiflenfchaftlichen Aufbaues nirgends ge-
lockert.
Es wäre wünlchenswert, daß diefe end-
liche Löfung des Bearbeitungsproblems der
Koftümgefchichte anderen einfchlägigen und
ergänzenden LInterfuchungen Weg und
Ziel weife. Betty Kurth (Wien}.
$
Aus dem Bericht von Mrs. Strong über
Frühchriftliche und Renaiffance-
funde und -arbeiten in Italien im
Jahre 1918 (The Times literary Supple-
ment 21. Nov. 1918> ift nur wenig zu be-
merken. Vor kurzem wurden in S pol et o in
der kleinen Kirche SS, Giovanni und Paolo
beim Abtragen neueren Wandbewurfs eine
Reihe Fresken aufgedeckt, die vom 5, bis
zum 15. Jahrhundert reichen. Auf der
 
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