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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 3
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Die Berliner städtische Kunstsammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0059

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
NR, 3 1. NOVEMBER 1918

DIE BERLINER
STÄDTISCHE KUNSTSAMMLUNG
VON Zeit zu Zeit wird die Aufmerkfamkeit der Öffentlichkeit auf die
Exiftenz einer Kunftfammlung gelenkt, die fo tief im Verborgenen blüht, daß
fie weder den Augen der Menfchen noch dem Eingriff der Kritik Zugänge
lieh ift, Das gefchieht immer, wenn kurz nach der Eröffnung einer der Berliner
Jahresausftellungen die Notiz durch die Preße geht, daß die Ankaufskommiffion
der Berliner Städtifchen Kunftdeputation unter Führung des Bürgermeifters
Reiche ihren offiziellen Befuch abgeftattet habe. Am Tage darauf find einige
der Bilder mit Papptafeln geziert, die dem erftaunten Ausftellungsbefucher
verkünden, welche Wahl die Deputation getroffen hat.
Der Verfaßet diefer Zeilen folgt nun bereits feit Jahren aufmerkfam diefen
Spuren ftädtifcher Kunftpflege und hat es verlernt, fich zu wundern, da wohl
eine Methode darin liegen muß, fyftematifch Mittelmäßigkeiten zu fammeln.
Man kann fich nur vorftellen, daß die Abficht beliebt, den Durchfchnitt deflen,
was alljährlich in den Berliner Ausheilungen gezeigt wird, in einer öffent-
liehen Kunftfammlung zu vereinigen, und daß man diefen Eindruck nicht zu
verfälfchen fucht, indem man es etwa fich zur Aufgabe fetzte, nur das befte
zu wählen. Nun mag es gewiß fchwer fein, in einer Ausheilung wie der
diesjährigen »Großen Berliner« überhaupt ein mufeumsfähiges Bild zu ent-
decken. Aber die Berliner Städtifche Kunhfammlung hat eben anfeheinend
ein eigenartiges Statut, und diefes Gefetz ilt heilig und unverbrüchlich. Was
gekauft wird, ilt vollkommen gleichgültig, Hauptfache, daß gekauft wird.
Die Angelegenheit gehört zu denen, von denen ein lateinifches Sprüch-
wort fagt, es fei fchwer, über fie keine Satire zu fchreiben. Aber fie ilt auch
zu ernh, um mit Ironie allein abgetan zu werden. Schließlich gibt doch nicht
darum die Berliner Bürgerfchaft alljährlich eine — wenn auch gewiß lächerlich
geringe — Summe für Kunhzwecke aus, damit eine Deputation ihrer Repräfen-
tationspflicht genügt und einige belanglofe Kunhwerke in den Amtsräumen
verfchwinden. Es find doch wohl genügend deutfehe Gemeinwefen mit nach-
ahmenswertem Beifpiel vorangegangen und haben gezeigt, was ftädtifche Kunfi-
Nr. 3. 1. XI. 18.
 
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