DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:Almer, Franz: Kunstleben in der Schweiz
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0116
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Kunftleben in der Schweiz
feit den letzten Jahren weit mehr Talente als früher, und es glückt den
meiften, fich ziemlich rafch Geltung zu verfchaffen. Oft in ftärkerem Maß als
es für die Entwicklung des betreffenden Künftlers gut und Für das gefamte
Kunftleben nötig ift. Dies rührt nicht zuletzt daher, daß die großen Schweizer
Sammler nach wie vor der feltfamen Gepflogenheit huldigen, fleh gleich ein
ganzes Lager von Werken eines oder mehrerer Künftler anzulegen, wobei
der Sammler weder die Werke im einzelnen, noch den Künftler lange genug
auf Herz und Nieren prüft. Daß hier nicht nur reine Sammlerfreude und
Mäzenatentum waltet, fondern häufig genug kaufmännifch fpekulative Abficht,
ift vielfach auf den erften Blick zu erkennen. Louis Moilliet und Oscar
Lüthy find jetzt unter den jüngeren die Helden des Tages, befonders feit-
dem fich Sammler wie Reinhardt in Winterthur und Meyer-Fierz in Zürich
für fie intereffieren. Bei diefer Gelegenheit möchte ich doch auf ein ergötz-
liches Vorkommnis hinweifen, daß das tiefe verftändnisvolle Eindringen unferer
radikalen Propagatoren in die Kunft der von ihnen gepriefenen neuen Meilter
trefflich erkennen läßt. Das »Kunftblatt« brachte vergangenen Auguft ein
Heft, das vor allem der jungen Schweizer Kunft gewidmet war, und dabei
auch eine Abbildung der kubiftifchen »Pieta« Lüthys, jedoch nicht wie es
richtig gewefen wäre als Breitbild fondern im Hochformat, worauf fich jeder
feinen Vers felber machen kann.
Das vor kurzem in Bern neu eingeweihte Kunfthaus kommt wirklich
einem dringenden Bedürfnis entgegen. Der äußerlich unfeheinbare Bau über-
rafcht durch feine Weiträumigkeit, die gefchickte Anordnung der gut belichteten
und wohlproportionierten Säle. Die Eröffnungsausftellung war in erfter Reihe
Berner Künftlern gewidmet. Surbeck erwies fich dabei wiederum, wenn auch
nicht als das fortfchrittlichlte, fo doch als das folidefte Talent.
Kunftleben in der Schweiz
feit den letzten Jahren weit mehr Talente als früher, und es glückt den
meiften, fich ziemlich rafch Geltung zu verfchaffen. Oft in ftärkerem Maß als
es für die Entwicklung des betreffenden Künftlers gut und Für das gefamte
Kunftleben nötig ift. Dies rührt nicht zuletzt daher, daß die großen Schweizer
Sammler nach wie vor der feltfamen Gepflogenheit huldigen, fleh gleich ein
ganzes Lager von Werken eines oder mehrerer Künftler anzulegen, wobei
der Sammler weder die Werke im einzelnen, noch den Künftler lange genug
auf Herz und Nieren prüft. Daß hier nicht nur reine Sammlerfreude und
Mäzenatentum waltet, fondern häufig genug kaufmännifch fpekulative Abficht,
ift vielfach auf den erften Blick zu erkennen. Louis Moilliet und Oscar
Lüthy find jetzt unter den jüngeren die Helden des Tages, befonders feit-
dem fich Sammler wie Reinhardt in Winterthur und Meyer-Fierz in Zürich
für fie intereffieren. Bei diefer Gelegenheit möchte ich doch auf ein ergötz-
liches Vorkommnis hinweifen, daß das tiefe verftändnisvolle Eindringen unferer
radikalen Propagatoren in die Kunft der von ihnen gepriefenen neuen Meilter
trefflich erkennen läßt. Das »Kunftblatt« brachte vergangenen Auguft ein
Heft, das vor allem der jungen Schweizer Kunft gewidmet war, und dabei
auch eine Abbildung der kubiftifchen »Pieta« Lüthys, jedoch nicht wie es
richtig gewefen wäre als Breitbild fondern im Hochformat, worauf fich jeder
feinen Vers felber machen kann.
Das vor kurzem in Bern neu eingeweihte Kunfthaus kommt wirklich
einem dringenden Bedürfnis entgegen. Der äußerlich unfeheinbare Bau über-
rafcht durch feine Weiträumigkeit, die gefchickte Anordnung der gut belichteten
und wohlproportionierten Säle. Die Eröffnungsausftellung war in erfter Reihe
Berner Künftlern gewidmet. Surbeck erwies fich dabei wiederum, wenn auch
nicht als das fortfchrittlichlte, fo doch als das folidefte Talent.