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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 15
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312

Notizen

Ich wert und das Sogenannte Mauritius«
fchwert.
Über Jacopo Amigoni und die
Anfänge der Malerei des Rokoko
in Venedig handelt Herrn. Voß im
IV. Hefte des »Jahrbuchs der Kgl. Preuß.
Kunftfamml ungen« <1918). Er bezeichnet
jenen Vefiezianer als die am klarlten und
eindeutiglten umgrenzte Natur unter allen
Erfcheinunger, des venezianifchen Sette-
cento, die nicht bloße Spezialilfen waren:
ohne Starke, elementare Impulfe, nur auf
wenige beftimmte, aber mit größtem Ge«
fchick abgewandelte Typen eingeftellt, doch
voll bezwingender natürlicher Grazie. —
Nach einer Einleitung, die auf die Eigen«
tümlichkeit des venezianifchen Rokoko in
der Ausprägung durch Seb. Ricci und
G. B. Piacetta hinweilt, werden die Ver«
dienfte J. Amigonis betont, dem es gelang,
zwifchen der heimifchen Tradition und den
neueren venezianifchen Beftrebungen einen
Ausgleich herzuftellen. Es wird dann fein
Lebenslauf, delfen Hauptltationen Schleiß-
heim, London, Venedig, Madrid waren,
fkizziert. Nach einem Abfchnitt, der die
technifche Seite der Werke Amigonis um-
fchreibt, werden Gemälde von ihm zu«
fammengeftellt und besprochen.
Zwei neue Grünewald = Zeich«
nungen publiziert M. J. Friedländer im
IV. Heft des »Jahrbuchs der Kgl. Preu«
ßifchen Kunftfammlungen«, Es handelt fich
zunächft um die Zeichnung einer trauernden
Frau in fchwarzer Kreide, die <ehemals der
Sammlung F. C, v, Savignys, des be«
rühmten Rechtslehrers, zugehörig) jetzt in
die Sammlung Jul. Licht« Berlin gekommen
ift. — Die zweite Zeichnung, welche in
fchwarzer Kreide einen aufwärts blickenden
Manneskopf enthält, wurde von R. Olden«
bourg im Stockholmer Nationalmufeum
aufgefunden.
ÖFFENTLICHE KUNSTPFLEGE
In Karlsruhe hat fich, wie fchon ge«
meldet, ein Kunft« und Kulturrat für
Baden gebildet, der auf dem Boden des
neuen fozialen Volksftaates ftehend der
Überzeugung ift, daß alle Bemühungen
eine deutfche Volkskultur zu Schaffen, nur

dann Erfolg haben können, wenn es ge«
lingt, die hierfür unerläßlichen höheren
Arbeits« und Lebensbedingungen auch für
diejenigen Bevölkerungsfchichten durchzu«
fetzen, die unter denbisherigen VerhältnilTen
von der Teilnahme am kulturellen Leben
ausgefchloffen blieben. Er betrachtet es als
feine Aufgabe, die erhöhten Lebensform
mit geiftigem Inhalt zu füllen, und tritt
jetzt mit dem folgenden Aufruf, der von
führenden Männern der Kunft und Wif«
fenfchaft unterzeichnet ift, vor die Öffent«
lichkeit.
Der Kunft« und Kulturrat bezweckt
die Wahrung der Rechte des Geiftes und
der Kunft in allen öffentlichen Angelegen«
heiten geiftiger und künftlerifcher Art.
Er fudht dies zu erreichen:
durch Aufklärung der Öffentlichkeit,
insbefondere der politifchen Parteien und
amtlichen Stellen, über die geiftigen und
künftlerifchen Grundbegriffe und Grund«
tatfachen;
durch Vorfchlag von Reformen der be«
flehenden und Begründung neuer Kunft«
und Bildungsanftalten,-
durch Beratung der amtlichen Stellen in
allen öffentlichen Kunft« und Gefchmacks«
fragen, insbefondere in Fragen der Re«
präfentation des Staates durch Bauten,
Denkmäler, Münzen, Banknoten, Wert«
Zeichen, Urkunden,-
durch Überwachung der Ausführung
des Belchloffenen, wenn nötig durch Kritik
und Proteft.
Die Grundfätze für feine Tätigkeit find
hierbei folgende: er fordert eine Kunft,
die weder derUnterhaltungunddemLuxus,
noch einfeitiger Pflege der Sinne und des
Intellekts dient, fondern als Ausdruck der
höchften feelifchen Werte der Nation fich
an die Gefamtheit des Volkes wendet.
Er fordert eine Wiffenfchaft, die nicht
Erforfchung und Registrierung des Wiß«
baren für Fachgelehrte ift, londern die
durch Wahl und Wertung den toten
Wiffensftoff belebt und damit der Volks«
gefamtheit ein anfchauliches geiStiges Welt«
bild fchafft.
Sein Ziel ift der einheitliche Aufbau
einer wahren Volkskultur, die das geiftige
Erbe der Nation und der Menlchheit. allen
 
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