Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]: Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler (54.1918/1919)

Perfonalien — Sammlungen

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PERSONALIEN
Karl Scheffler vollendet am 27, Fe»
bruar fein fünfzigftes Lebensjahr. Er hat
als Schriftleiter von »Kunft und Künftler«
der führenden Berliner Kunftzeitfchrift den
Stempel feiner Perfönlichkeit aufzudrücken
verbanden, indem er in all dem wilden
Drängen und nervöfen Halten des ver-
gangenen Jahrzehnts eine ruhige Sachlich-
keit bewahrte, und nicht, aus Furcht zu
fpät zu kommen oder von anderen über-
holt zu werden, fich blindlings jeder neu
auftauchenden Richtung verfchrieb. Wäh»
rend andere nicht genug Superlative zu
häufen wußten, hat er es immer ver»
ftanden, fein Urteil zu temperieren und
die höchften Worte für die Stellen zu
fparen, an denen wirkliche innere Be-
wegung und Wärme fie rechtfertigt. Es
ift charakteriftifch, daß er einem Buche,
in dem er Auffätze über die heften
Künftler unferer Zeit vereinte, den be»
fcheidenen Titel »Talente« gab, und auch
wenn er Menzel oder Liebermann ein»
gehende Monographien widmete, gab er
niemals die kritifche Stellungnahme preis,
weigert fich, feftftehende Urteile als feine
eigenen anzunehmen. Vor Jahren fchrieb
Scheffler einmal unter dem Titel »Kon»
ventionen der Kunft« Gedanken nieder,
die damals von revolutionärer Kühnheit
fchienen. Und er blieb Zeit feines Lebens
der Feind aller hergebrachten Konvention.
So wagte er es, nach einer kurzen Italien-
reife ein Buch zu fchreiben, das die Abrech-
nung eines unvoreingenommenen Kunft»
freundes mit dem Lande der klaffifchen
Schönheit bedeutet. Kein Wunder, daß
die Perücken bedenklich ins Wackeln ge»
rieten. Denn da ffand viel Angreifbares
neben vielem gut Gefehenen und wohl
zu Beherzigendem. Es fprach ein ganz
und gar unhiftorifcher Menfch, der die Ge»
fchichte der Kunft abfichtlich ignorierte, um
fich rein dem Eindruck der Werke hin»
zugeben. Es find nach Scheffler andere
gekommen, und die italienifchen Futu»
riften wollten alle Mufeen und Biblio»
theken in Grund und Boden verwüften.
Man darf ihn mit diefen nicht verwech»
fein. Denn alle feine Schriften find ge»
tragen von einem tiefen fittlichen Ver»
antwortlichkeitsgefühl. Scheffler ift es feiner

eigenen Rechtfchaffenheit fchuldig, in allen
Fällen fein unvoreingenommenes Urteil
über die Dinge zu fagen. Diefer Grundzug
feines Wefens leuchtet durch alle feine
Schriften, die im Laufe der Jahre zu einer
ftattlichen Reihe von Bänden angewachfen
find. Vom Kunftkritifch = Spezialiftilchen
reichen fie bis hinauf in das Gebiet des
Allgemein»Kulturellen, wo der Äfthetiker
fich in den Ethiker verwandelt, dellen
Stimme letzten Endes auch im Kunft»
urteil die entfcheidende ift. In einem kleinen
Büchlein, das »Die Melodie« betitelt ift,
hat Scheffler kürzlich gleichfam fein künft»
lerifches Glaubensbekenntnis niedergelegt.
Es ift nicht das Werk eines philofophi»
fchen Äfthetikers, fondern das Ergebnis
jahrelangen Nachdenkens und intenfiver
Befchäftigung mit den Dingen der Kunft.
Hoffen wir, daß dem nun Fünfzigjährigen
noch lange die Frifche des Geiftes er»
halten bleibe, die aus allen feinen Schriften
wie aus diefer jüngften fpricht. Gfafer.
Der Berliner Maler Franz Eichhorft
ift von der Genoffenfchaft der ordentlichen
Mitglieder der Berliner Akademie der
Künfte, Abteilung für die bildenden Künfte,
zum ordentlichen Mitglied der Akademie
gewählt worden,
Max Beckmann lehnte die Berufung
nach Weimar ab.
Prof. Walter Tiemann von der Aka»
demie für graphifche Künfte und Buch»
gewerbe in Leipzig und der Buchdruckerei»
befitzer Karl Ernft Poefchel wurden für
die nächften drei Jahre zu Mitgliedern des
künftlerifchen Sachverftändigenausfchuffes
der Reichsdruckerei ernannt.
SAMMLUNGEN
Der Dresdner Galerie »Neubau,
d. h. der Anbau eines neuen Gebäudes
an die alte Galerie für die moderne Ab»
teilung, war bereits als Notftandsbau von
der neuen Regierung genehmigt und die
Leitung den Urhebern des preisgekrönten
Entwurfs Kramer und Pufch übertragen
worden. Neuerdings haben fich aber doch
fdhwere Bedenken gegen den Bau geltend