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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 25. Januar)
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EkscheiNi täglich mit Ausnahme der Sonn-u. Feiertage.


1890

Et Ausnahme rer sonn-u.Mertage. ,
OMI» fm Mllljckeü, Fmkttl L MM.

Berantwortl. Redakteur: F. Z. Knappe
in Heidelberg.

Inserate die 1-spaltige Peützeile oder deren Raum 10 H
Reklame 25 H. Für kiesige Geschäfts- und Pnvat-
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.

! Drucku.BerlagoonGebr.HuberinHeidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.

Trägerlohn, durch die Post bezogen viertelj. X 1.80 franco.
8r.U

Deutsches Reich.
4-> Berlin, 15. Jan. Der Streit der seindlichen
'iartellbrüder in Bielefeld dauert fort. „Die konser-
vativen Männer des Wahlkreises Bielefeld-Wieden-
bruck lassen sich, so schreibt die „N. Wests. Vlksztq."
Ulcht irre machen; sie wissen, daß bei der Wahl die
unbeeinflußte, wahre und ehrliche Meinung der Wähler
Um Ausdruck gelangen soll, der Kaiser aber über
den Parteien steht und mit dem Partei- und Wahl-
üetriebe nichts zu schaffen hat." Das ist auch unsere
Meinung. Mögen die Konservativen nur auch daran
sesthalten — Die Centrumspartei in Bielefeld-Wieden-
driick, so schreibt die „Köln. Volksztg." hat unter den
obwaltenden Verhältnissen keinerlei Veranlassung, für
oder gegen die Kandidatur v. Hammerstein sich zu
erhitzen. Die Halbheit der Rechts-Konservativen rächt
sich jetzt. Sie haben nochmals dem Kartell sich an-
geschlossen, obwohl dasselbe auch gegen sie gerichtet
ist. Schlimmer, als nunmehr geschehen, hätte ihnen,
bezw. ihrem Blatt, auch nicht mitgespielt werden können,
wenn sie sich von Anfang an und unausgesetzt ent-
schieden ablehnend gegen das Kartell verhalten hätten'?
Die in dem genannten Wahlkreise sehr starke Centrums-
Partei wird wohl zunächst einen eigenen Kandidaten
ausstellen und zu der unausbleiblichen Stichwahl
nach bewährten taktischen und praktischen Grundsätzen
Stellung nehmen. Daß Freiherr v. Hammerstein
kinem Nationalliberalen vorzuziehen wäre, versteht
sich ganz von selbst. In der „Kreuzztg." konstatirt
Herr von Hammersteiu, von dem die königl. sächsische
(amtliche) „Leipziger Zeitung" sagt, er sei bedeutender
als die ganze Rotte kleiner Kläffer, die jetzt so laut
bellen," die „Rhein. Wests. Ztg." leugne lüg-
nerisch ab, die Berichtigung Hinzpeter-s erhalten
U haben. Herr Viktor Schweinburg, welcher auch
in der „Kreuzztg." in der Polemik über den officiösen
Artikel der Berliner Politischen Nachrichten, als öster-
reichischer Jude bezeichnet worden war, veranlaßt die
Kreuzzeitung zur Aufnahme der Berichtigung, daß er
Weder Oesterreicher noch Jude sei. Die Kreuzzeitung
fragt dazu in einer Anmerkung: Seit wann? (Wir
haben diesem charaktervollen Herrn selbst als Juden
w Wien kennen gelernt. D. R.) — Die „National-
Zeitung" folgert aus dem Verbot des Haltens der
»Kreuzztg." in den königlichen Schlossern, daß jetzt
»eine Periode angebrochen sei, in welcher die Krone
bereitwillig sei zu einer Politik, bei welcher die liber-
alen Anschauungen zu ihrem Rechte kommen könnten."
Man hätte ebensogut aus der Bekämpfung der Kreuz-
peilung durch den Fürsten Bismarck im Jahre 1876

folgern können, daß derselbe habe liberalen Ansichten
Rechnung tragen «vollen. So aber hat er gerade in den
folgenden Jahren das Programm der proskribineu
Kreuzztg. ansgeführt.
* Berlin, 15. Jan. Man scheint das Sozia-
listengesetz denn doch nicht so ganz geräuschlos
unter den Tisch fallen lassen zu wollen, denn wie
gestern bereits gemeldet wurde, will in den nächsten
Tagen i Montag) der Reichskanzler hierher kommen und
persönlich in die Berathungen eingreifen, um den Na-
tionalliberalen, welche behaupten, sie hätten in der
Sozialisteugesetzfrage ein Rückgrat von Stahl, den
Stocksprung zu erleichtern. — Die Budgetkom-
mission des Reichstags beschäftigte sich gestern mit
dem Etat der Reichsschuld. Der Abg. Delbrück,
dessen Mandat eine Stunde später vom Reichstage
für erloschen erklärt wurde, wünschte, daß die weitern
Anleihen zu 3 pCt. begeben würden. Schatzsekretär
v. Maltzahn erklärte, daß er zur'Zeit persönlich gegen
dreiprocentige Anleihen, auch gegen die Konversion
der vierproeentigcu sei. Ein Beschluß wurde nicht
gefaßt. Die Gesammtabstriche am Etat betragen 18
Millionen; davon kommen 7'/-Mill, ans die Matri-
kularbeiträge. Ein Antrag, diese 7Vr Mill, nicht von
den Matriknlarbeiträgen, sondern von der Anleihe
abznziehen, fand nicht die genügende Unterstützung.
Nnn 2'/« Mill, werden von der Anleihe abgestrichen.
— Bei den Matriknlarbeiträgen wird bemerkt,
daß die Gesammtsummen allerAbstriche etwa 18,400,000
Mark betragen, davon 7,616,505 Mark ans Matri-
kularbeiträge, der Rest auf Anleihen. Abg. Keller
empfahl die gestrichenen M. 7.6 Mill, nicht an den
Matriknlarbeiträgen abzustreichen, sondern an den
Anleihen für die Marine. Abg. v. Huene (Centr.)
will nur den Preis der beiden Ersatzkreuzer für „Adler"
und „Eber" 2.8 Mill., von der Anleihe ans die
laufenden Ausgaben übertragen. Hierüber fand eine
sehr eingehende Debatte statt, wonach unter Ablehnung
der weitergehenden Anträge der Antrag Hnene ange-
nommen wurden. — Gestern Mittag empfing die
Kaiserin das Reichstag sPräsidium, das
die Theilnahme des Reichstags anläßlich des Todes
der Kaiserin Augusta aussprach. Die Kaiserin ant-
wortete tiefbewegt und gedachte rühmend der segens-
reichen Thätigkeit der Verstorbenen ans allen Gebieten.
* Berlin, 14. Jan. Ueber den Unglücksfall Emin
Paschas nach dem Festmahl bei seinem Eintreffen in
Bagamoyo liegt jetzt die erste ausführlichere Meldung
in einem Briefe aus Zanzibar an die „Köln. Volksztg."
vor. In demselben heißt es: „Emin Pascha nahm

«8)

Serbien und Bosnien, ja bis ans Schwarze Meer gelangt
waren: bisweilen hatte er Glück gehabt und eine kleine
Truppe dirigiert, bisweilen — natürlich immer durch die
Schuld anderer, und besonders Margaritbas, die so oft
krank war — hatten sie mit dem größten Elende gerungen,
unter dem auch der arme Pompeo sich nie erholen konnte.
„Den armen Bruder, den kleinen lahmen Pompeo,
habt Ihr den vergessen, Fioretta?" unterbrach Posserini
seine Erzählung.
Raimonda schauderte, als sie sich wieder Fioretta nennen
hörte. — Sie schüttelte traurig den Kops.
„Lebt Pompeo bei der Mutter?" fragte sie tonlos.
„Das ist eben mein Schmerz. Pompeo ist todt," sagte
Posserini, und seine Stimme klang bewegt. „Margaretha
hat ihn immer treulich gepflegt, und um seinetwillen ver-
gab ich's ihr, daß sie für mich nichts thun wollte und feit
Jahren statt einer Stütze, mir eine Last war. Konnte sie
sich ja meist kaum sortschleppen! Ich bin immer grotz-
müthig gewesen, Fioretta, und so verließ ich die kranke
Frau nicht, die auch der Pompeo nicht entbehren konnte.
Doch endlich wurde dieser todtkrank. Ich dachte die Lust
in dem unwirthlichen Bosnien sei schuld. W'r waren von
Banjaluka nach Salonichi gerathen. Ein Schiff brachte uns
nach Italien. Pompeo erholte sich etwas und für ihn ent-
schloß ich mich, in die hohen Schweizerthäler zu ziehen.
Da starb er in Tiefenkasten. Die Margaretha kam aber
nicht mehr weiter als nach Parpan, wo ich sie ließ. —
Die letzten Ersparnisse habe ich geopfert, Euch zu suchen,
nachdem ich durch Zufall erfuhr, daß Ihr noch lebt, denn
außer Euch habe ich alter Mann niemand mehr, und wie
ich, mit oder ohne Euch, nach Parpan zu-
ruckkehre? Dazu fehlen die Mittel."
Jedes Wort in Posserinis Erzählung brannte in Rai-
mondas Seele. Welch ein entsetzliches Leben war das
ihrer Mutter in all diesen Jahren gewesen! Sie ahnte,
daß um ihretwillen die Mutter gesucht hatte, Posserini in
weiter Ferne zu halten. Wie nichtig erschien ihr dagegen
alles, was sie selbst. geduldet. Siebegriff kaum mehr,
daß Ihr Herz noch für anderes Raum gehabt, als für
die Mutter.

Köhenlufl.
Bon Gary Groß
(k-chdr. Verb.)
(Fortsetzung.)
. Angesichts des nahen Todes erschienen diese der Mutter
«kring. Was lag an vorübergehenden Unannehmlichkeiten,
Zklm es sich darum handelte, die Tochter von einem Wege
«vzubringen, der ihr zeitlich und ewig verderblich werden
und dazu sah Margaretha kein besseres Mittel,
„k,? selbst mit ihr zu reden, ihr alles zu enthüllen, was sie
"schrecken konnte.
Jo war es gekommen, daß Posserini in Wahrheit mit
Botschaft an Raimonda betraut, nach Paris gekommen
'k und nichts versäumt hatte, sie zu überbringen, freilich
ru glauben, daß sie zu anderem dienen werde, als
wieder mit der Verlorengeglaubten in Verbindung zu
"ringen.
dnk Aaimonda wurde endlich ihrer Bewegung soweit Herr,
° ne wieder sprechen konnte.
»Meine Mutter verlangt nach mir," sagte Raimonda
Nriin/lHwiikmener Ruhe. „Ich werde sopleich abreisen,
vllt Ihr Euch nicht ausruhen, Diretlore?"
n. «ab ihm unwillkürlich denselben Titel, mit dem
ün- als Kind genannt. Der Vatcrname wollte nicht
-"er ihre Lippen.
. . ..Aber das wäre Unsinn! Thorhnt!" sprudelte Posse-
'm hervor. „Wer kann abreisen, wenn ein Engagement
dem Spiele steht? Mann tritt nickt ein Glück mit
bas so schwer zu erringen ist. Ihr könnt nicht so
töricht handeln!"
N?„,»Es giebt keine Rücksichten, mich abzuhalten, die
-"Utter wiedcrzusehen, nach der ick mich sehnte, seit —"
Ri^"Seit man Euch uns gestohlen hat! O, über die
"kderträchtigen, die Abscheulichen, dieemKmd den Seinen
klü^bn, während diese in Armuth schmachteten, aus der
hättet helfen können. War das recht.'
L^.An diesen Ausrus knüpfte Possenm eine bewegliche
Milderung dessen, was er mit den Semen gelitten auf
nie endenden Wanderleben, als ste durch Italien,
'^ul und Istrien bis nach Kroatien und endlich nach >

bei der Festtafel Gelegenheit, den dort anwesenden
fünf Missionaren, darunter den Patres Girault, Schynse
und Etienne, seine vollste Bewunderung f ü r
die katholischen Mifsionen in Ostafrika
a u s zndrü cken, deren stille, entsagungs-
volle, dabei so fruchtbare Thätigkeit in
der Welt ja nicht von jenem Glanze um-
geben ist, wie die Unternehmungen eines
Stanley. Alle die Trinksprüche brachten es mit
sich, daß häufiger getrunken werden mußte; nach Auf-
hebung der Tafel sagte nun Emin Pascha zu ?. Girault:
„Mau hat mich heute Abend ganz aus meiner Ge-
wohnheit gebracht; seit fünfzehn Jahren habe ich keinen
Weil: mehr getrunken, ich bin gar nicht mehr an
dieses Getränk gewöhnt und fühle mich darum jetzt
gar nicht behaglich." Hierauf empfahl er sich, nicht
ohne noch dem k. Girault zu versprechen, daß er den
größten Theil des folgenden Tages in der katholischen
Mission zu Bagamoyo zubriugeu werde. Emin Pascha
trat dann in ein Nebenzimmer, und da er sehr kurz-
sichtig ist, hielt er eine bis zum Fußboden reichende
Oeffuung in der Wand für eine Thüre; es war aber
ein Fenster, aus welchem er mit voller Wucht auf
ein Zinkdach stürzte; von dort rollte sein Körper ans
den Boden. Die ganze Höhe des Sturzes betrug au
fünf Meter.
* Elberfeld, 15. Jan. Die Stadt Elberfeld be-
schloß die Errichtung einer Stiftung im Betrage von
einhundertausend Mark zur Verbesserung der Wohnungs-
verhältnisse der arbeitenden Klaffen als Zeichen bleiben-
der Erinnerung an die verewigte Kaiserin-Königin
Augusta. Fürwahr ein schönes Denkmal!

Deutscher Reichstag.
(Sitzung vom 15. Jan.)
Rickert begründet seinen Antrag auf Abänderung
desReichswahlgeseyes, den Barth. Munkel und
Singer veitheidigen, Struckmann, Müller und Hegel be-
kämpfen, während Windthorst.die Entscheidung dem nächsten
Reichstage Vorbehalten will.
Die zweite Berathung wird im Plenum statlfinden.
Hierauf wird der Antrag ans Abänderung des
Mi l itärgerich ts b arke its g ese tz es in dritter
Lesung erörterungslos angenommen.
Nächste Sitzung morgen 1 Uhr; Tagesordnung: Rest
der zweiten Etatsberathung.

Ausland.
* Rom. Die große italienische Reise findet be-
stimmt statt. 15000 Pilger treffen in Rom am 6.
Februar ein uud werden vom Papst am 7. Februar
Ihr Entschluß, augenblicklich zu dieser zu eilen, stand
fest, und während Posserini sprach, hatte sie ihren Plan
klar gefaßt. Sie mußte suchen, Posserini in Paris zu
halten und allein fortzukommen. Ihre Verpflichtungen
gegen Frau Wolosf hatten mit der gestrigen Vorstellung
ihr Ende erreicht. Negroni, der den Abschluß des Kon-
traktes mit der Oper sich Vorbehalten, war noch abwesend-
Die wenigen Stunden bis zum Abgänge des Baseler Schnell-
zuges reichten zu den uöthigen Reisevorbereitungeu.
Posserinis Versicherungen, daß für Margaritha, die
er vor vier Tagen schon fast mit dem Tode ringend ver-
lassen habe, jedes Opfer nutzlos sei, konnten sie nicht zu-
rückhalten, ebensowenig seine Betheueruna, daß er weder
die Mittel habe, sie zu begleiten, noch ohne sie in Paris
zu leben.
Die Hälfte ihr Barschaft reichte zu ihrer Reise, und
die Verwerthung einiger werthvollen Geschenke der Ma
dame Wolofs mochte für ihren und den Unterhalt ihrer
Mutter auf einige Zeit genügen, die andere Hälfte ihrer
Barschaft erhielt Posserinis, der klug sich ihrem Willen
fügte, schlau berechnend, wie er die offenbare Gutherzig-
keit der Unerfahrenen auch künftig ausnützen werde.
„Sie muß ja gewiß wieder hierher kommen," dachte
er- „Ich bleibe also hier. Trifft sie Margaritha .nicht
mehr am Leben, so erfährt sie wohl gar nicht, das ste
nicht meine Tochter ist, und auf alle Fälle kann ne doch
den einstigen Pflegevater nicht abschütteln, >zch werde in-
zwischen hier rekognoscieren, Freund und Feind kennen
lernen, besonders erstere, denn ich vermuthe, daß die schöne
Diva daran keinen Mangel hat."
Nachdem Posserini auf diese Weise beruhigt, Na>-
monda verlassen hatte, eilte ste selbst aus dem Hause. Lae
hatte kaum noch Zeit, zu Madame Wolosf zu fahren, traf
die Dame aber nicht an. Die zuverlässige Gesellschafterin
versprach Entrichtung ihrer Grüße an die Gönnerin und
deren Vermittlung für Rückgabe der Diamanten an Uche-
nieff. Raimonda wollte um jeden Preis sicher sein, daß
dieser sein Geschenk bald zurückerhielt und nicht lange
wähnen konnte, es sei angenommen worden.
(Fortsetzung folgt.)
 
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