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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 61 - Nr. 70 (14. März - 27. März)
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Druck». Verlag vonGcbr. Huber inHeidclberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 10 -L
Reklame 25 Für hiesige Geschäfts- und Privat»
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt¬
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.
1890."

Freilmt L KM.

scheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
A*»«»eme»tsprei» mit dem wöchentliche»Unterhaltungs-
Ar „DerSountagSbole" fürHeidelbergmonatlich
ATrSgerlohn, durch di e Post bezogen Viertels. X1.80 franco.

d-"-". y,jtzch„s. Uitluch, sti I». Mz




Abonnements-Einladung.
Der eben beendete Wahlkampf, in welchem die
Aionalliberalen Gegner unserer Partei beim wüthenden
Ansturm gegen den festen Thurm des Centrnms sich
eigenen Köpfe einrannten, hat nicht allein über-
'aschend günstige Resultate zu Tage gefördert, sondern
"fiem Anscheine nach auch eine neue Aera eingeleitet,
kille Zeit, in welcher man an den leitenden Stellen
gezwungen sein wird, mehr als bisher mit dem Volke
k>lid dem Willen desselben zu rechnen. Diese neue
sieit stellt aber auch an den Einzelnen das dringende
^rsorderniß, über alle Wandlunden und Ereignisse
"es politischen Lebens in Staat und Gesellschaft genau
Unterrichtet zu sein, damit er, im Bewußtsein seiner
hechte und Pflichten, diese zu erfüllen und jene zu
handhaben versteht.
Dieses ist nur zu erreichen durch das Lesen poli-
l'scher Blätter, doch nicht solcher, welche, wie die sogen.
Unparteiischen Zeitungen, gleich einem Rohr im Winde
'n bewegten Zeiten hin und her schwanken, sondern
derjenigen, welche maßvoll aber entschieden, zielbewußt
hnd thatkräftig die begonnene Bahn verfolgen. Als
Elches Blatt hat sich lder
„Badische Bolksbote"
^'Wiesen, welcher entschieden und sest in der Sache,
^der ruhig und würdig in der Form das bewährte
Urogramm der Centrumspartei in Baden und
'ui deutschen Reiche vertreten, sich rasch Eingang
^schafft und die Liebe seiner zahlreichen Leser er-
'orben hat. Erfüllt von dem Muthe fester lieber-
Aigung kämpft er unentwegt
Aiit Gort für Fürst unv Volk und Vaterland!
Atit Gott für Wahrheit, Freiheit und Recht!
Der „Bad. Volksbote" behandelt alle bedeutungs-
volleren Tagesfragen in selbständigen Leitartikeln,
dietettäglich eine gedrängte aber erschvpfendeZ n samm en-
^ellung aller wichtigeren Ereignisse des
politischen und gesellschaftlichen Lebens, er vorent -
Mlt seinen Lesern Nichts, so daß diese über
"lies Wissenswerthe rasch und gründlich nuterrichtet
p^rdeu und kein anderes, selbst größeres Blatt mehr zu
Volten brauchen. Ganz besonderes Augenmerk aber wird
^>f die Berichterstattung über alle Vorkommnisse
'u unserem eng e ren H e ima thlande Baden
zkrwendet; werden „Badischen Volksboten" liest, der
P'oiß auch, was Wichtigeres im lieben Baduerlaude
?oin Main bis an den Bodensee, von der Tauber
an den Rhein sich ereignet.
^Doch verbindet unser Blatt mit dem Nützlichen
Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen.
iN-chdr. Verb.)
< »Was beunruhigt Sie so sehr, und giebt Ihnen ein
L ünsteres Aussehen, gnädiger Herr?" fragte Negun, das
Zweigen brechend, in vertraulichem Ton-
- »Störe mich nicht," rief Lord Ormond ungeduldig
-vch habx nachzudenken."
in. L^ber das blauäugige spanische Mädchen im Schloß,
Ak Vorleserin Lord Trewor's, die junge Dame mit ven
^"Sen des armen Gottfried Trewor'?"
»Du sahst Sie also," forschte Lord Ormond auffah-
.und auch Du bemerktest die Aehnlichkeit ?"
», »Sie drängte sich mir auf," erklärte der Diener. „Die
A?llen find von demselben dunklen, immer wechselnden
ebenso voll Licht und Schatten, und von demselben
tz0knzsrohbn unschuldigen Ausdruck, wie die seinen. Wenn
s oufried Trewor der Vater einer Tochter gewesen wäre,
Lj Mte sie solche Augen haben muffen, wie diese Fremde,
'k hat sogar Trewor'sche Züge "
zu «Ja, ja, das fiel mir auch aus," rief Ormond erregt,
"^os fgnn das zu bedeuten Haden, Negun'?"
„ »Es bedeutet, Mylord, daß Sie auf Ihrer Hut sein,
di.» wachsam sein müssen," entgegnete der Kammer-
„Sie hat vielleicht, ihr selbst unbekannt, Trewor'-
Blut in ihren Adern. Es ist klar, daß sie iene
Djken nicht von Gottfried Trewor erbte, dennoch müssen
l.js- wenn Sie auf meinen Rafb hören, der Vergangen-
" und den Verhältnissen des Mädchens nachspüren."
id ^Ja, das werde ich," versicherte Lord Ormond wieder
dv^chweigend versinkend. Die seltsamsten Befürchtungen
kin, wogten seine schuldbeladene Seele. Er schien sich in
schkw beängstigenden Traum zu befinden, in dem die
«en ^»vollsten Bilder an ihm vorüberzogen. Die Vor-
daß Gottfried Trewor noch lebe, gewann immer
hUcre Gewalt über ihn, obwohl er sich unausgesetzt
holte, die Sache wäre zwar möglich, aber keines-
rgs wahrscheinlich.
Ver Zug brauste an Station um Station vorüber,

auch das Angenehme. Nicht allein der Mann, der
sich ja am meisten für Politik und Staatenleben in-
terefsirt, soll Genüge am „Badischen Volksboten" finden,
sonderit^-auch seine Gattin, feine Familie. Diesen
soll er ein ersehnter Gast, ein lieber Freund sein,
und dkshalb bietet er nicht allein auch spannende
Erzä hlungen und viele Neuigkeiten, sondern
bringt auch allwöchentlich einmal, und zwar am Sonn-
tag, den
..Sonnkagsbokerr"
mit, der außer einem fortlaufenden, sittenreinen Roman
gewöhnlich auch eine kleine Geschichte und ernste und
heitere Begebenheiten enthält.
Von dem Gedanken ausgehend, daß eine Zeitung
nur dann ihren Zweck — belehrend, anregend und
unterhaltend zu wirken — erfüllen kann, wenn sie
möglichst große Verbreitung findet, und sie diese Ver-
breitung nur finden, d. h. ins Volk dringen kann,
wenn sie billig ist, haben wir trotz der hohen Her-
stellungskosten den Abonnementspreis so niedrig gesetzt,
daß Jedermann auch der Minderbemittelte, den „Ba-
dischen Volksboten" halten kann. Er kostet im Viertel-
jahr durch die Post bezogen 1 Mk. 80 Pf. frei ins
Haus gebracht, wenn er in Packeten von mindestens
10 Exemplaren in eine Ortschaft versandt wird, nur
1 Mk. 50 Pfg. frei ins Haus. Es bestöht im
ganzen weiten Umkreis kein Blatt, welches
bei gleichem Preise ebenso viel bietet wie
der „Badische Volks bote". Deshalb hoffen
wir zuversichtlich, daß der Kreis unserer Freunde und
Leser immer größer und größer werden wird und
unser Blatt sich immer mehr eiuNUgen als Freund
und Belehrer. Das walte Gott!
Bestellungen nimmt jedes Postamt, sowie unsere
Expedition in Heidelberg, Zwingerstraße Nr. 7 entgegen.
Der Verlag des „Badischen Volksboten"
Deutsches Reich.
-z.» Berlin, 17. März. Die neue Garnisons-
kirche in Spandau wurde gestern feierlich einge-
weiht. Das Kaiserpaar und die Kaiserin Friedrich
trafen kurz vor 11 Uhr dort ein. Der Kommandant
von Spandau überreichte einen Rapport, worauf der
Kaiser aus den Händen des Baumeisters, Bauinspektor
Roßteuscher, den Schlüssel zur Kirche entgegennahm
und denselben dein Feldpropst D. Richter übergab.
Feldpropst D. Richter hielt die Weiherede. Während
dessen läuteten die Glocken und wurden von der
Citadelle 30 Kanonenschüsse abgefeuert. — Zum

kirchlichen Nothstand der Protestanten in Berlin
wird der „Freis. Ztg." mitgetheilt: Während überall
im Lande von den evaug. Vereinen mit den dicksten
Farben der kirchliche Nothstand in Berlin geschildert
und zur Bekämpfung desselben auch in den ärmsten
Gegenden Deutschlands gesammelt wird, ist die Niko-
laikirche in Berlin vor kurzem in der Lage gewesen,
ein ihr bei Reinickendorf seit alter Zeit gehöriges
Grundstück zum Preise von 800,000 Mk. zu ver-
äußern. Mit dem Ertrage dieses Grundstücks sind
die Pfarrstellen an der Nikolaikirche dotivt. In Folge
dessen hat der Generalsuperintendent Brückner zu
seinen! jetzigen hohen Gehalt aus dem Zinsertrag des
Kaufgeldes eine Zulage von jährlich 19,000 Mark
erhalten. Ebenso sind die anderen Geistlichen der
Nikolaikirche aufgebessert worden. — An eine Unter-
stützung der armen Vorstadtgeineinden aus dem Neben-
fluß der alten Nikolaikirche, oder an Maßregeln,
welche eine Erbauung von neuen Kirchen aus diesem
Uebersluß ermöglichen, denkt Niemand in den hierfür
maßgebenden Kreisen. — Katholische Arbeiter-
vereine sollen im Norden und Süden Berlins
durch den Winfried-Verein nach der „Germania" ge-
bildet werden. In Weißensee besteht bereits ein
solcher katholischer Arbeiterverein. Möge dieses Bei-
spiel auch in andern Städten des Reiches Nachahmung
finden! — Emin Pascha soll sich bereits grund-
-fätzlich zur Uebernahme der Civilverwaltung in Deutsch-
ostafrika bereit erklärt haben. — Aus Zanzibar
wird dem Buteau Reuter gemeldet, daß die nack
Usambara unter Schmidt entsandte deutsche Expedition
zurückkehrte und zwar erfolgreich. Die Simboja
Kimwcri leisteten volle Entschädigung für die Verluste
Dr. Meyer's und bekannten sich als Unterrhaneu der
deutschen Gesellschaft. — Von Dr. Peters liegen
keine Nachrichten vor.
* Hamm, 16. März. Am Freitag beschloß eine
freisinnige Vertrauensmänner-Versammlung in Unna
den Professor Ost h off-in H eid elb erg für
die bevorstehende Reichstagswahl aufzustellen. Für
den Fall, daß derselbe ablehnt, wurde beschlossen, den
Gesinnungsgenossen zu empfehlen, sich der Wahl zu
enthalten. Erwähnt kann noch werden, daß bei einem
Theile der Freisinnigen die Meinung dahin gebt, so-
fort für den Centrums-Kandidaten einzutreten.
" Rus Bayern. Das „Münch. Frdbl." stellt
in einem Ueberblick der Gesainmtlage Folgendes fest:
1) In der Frage der Rückberufung der Re-
demptoristen hat die Staatsregierung zugesagt, zu
thun, was in ihren Kräften steht, um die Rückkehr

nahm Reisende auf und setzte sie wieder ab, aber die Ab-
geschlossenheit Lord Ormond's und seines Dieners wurde
nicht gestört. Gegen Abend erreichten sie London. Die
Schatten der Dämmerung breiteten sich über die feuchten,
schlüpfrigen Straßen und das Licht der Gasflammen
flackerte unstät durch die neblige Atmosphäre. Ein Muths-
wagen brachte Herrn und Diener in ihren Gasthof. Da
ihre Ankunft angemeldet war, fanden sie ihre Zimmer
durchwärmt und erleuchtet, und Lord Ormond konnte un-
gesäumt seine Toilette zu dem Ball beginnen Er widmete
sich dieser Aufgabe mit vollster Hingabe. Noch war er
nicht damit zu Ende, als es an seine Thür pochte.
Auf Ormond's unwirsches Herein erschien Walter
Born, der Detektive, der mit lebhafter Freude willkommen
geheißen wurde. „Nun, Born, bringen Sie Neuigkeiten ?"
fragte der Lord, auf einen Sessel deutend. „Haben Sie
etwas entdeckt? Sie ließen mich bisher ohne alle Nach-
richten."
„Ich hatte Ihnen leider Nichts initzwheilen, gnädiger
Herr," entgegnete der Detektive mit schlecht verhehltem
Aerger. „Am Dienstag trugen Sie mir das Geschäft auf,
und heute ist Donnerstag. In der Zwischenzeit habe ich
den Äerril'schen Palast ununterbrochen überwacht. Gestern
wurden die Vorhänge in dem Boudoir Lady Beatricens
aufgezogen, sonst aber war kein Zeichen von der Anwesen-
heit des gnädigen Fräuleins zu bemerken. Ein oder zwei
Mal glaubte ich eine Kammerfrau am Fenster bemerkt zu
haben; letzten Abend sah die Dame selbst auf die Straße
hinunter und fuhr eine Stunde später mit ihrem Vater zu
einem Ball oder einer Gesellschaft."
„Und wann kehrte sie heim? forschte Ormond.
„Das weiß ich nicht," gestand der Detektive. „Wenn
Lady Beatrice wirklich von Hause abwesend war, wie
Mylord glaubte, hat sie mich vollständig getäuscht und
hinter's Licht geführt."
Lord Ormond's Gesicht verfinsterte sich. „Wer ging
in dem Hause aus und ein, ehe Sie Lady Beatrice be-
merkten'?" fragte er.
„Ein Strom von Besuchern, die kamen und gingen,
wogten auf und ab. Die Dienerschaft ging aus und ein,

drei oder vier Mägde schlichen sich spät am Abend aus
dem Hause, eine alte, gebeugte Frau in einem weiten
Mantel und einem breitrandigen Hut verschwand durch
die Hinterthür im Erdgeschoß. Ich wartete, ob sie wieder
zum Vorschein kommen würde, und es dauerte auch in der
That nicht lange, bis sie wieder an mir vorüberhumpelte.
Um ganz sicher zu gehen, folgte ich ihr eine Strecke. Ihre
großen Füße und die braunen, schwieligen Hände über-
zeugten mich, daß ich eine Arbeiterin vor mir hatte."
„Sie haben auf dieses alte Weib zu viel Aufmerksame
kett verschwendet. Es wäre für Lady Beatrice Berril
beinahe unmöglich, ihre hohe stattliche Gestalt unv ihre
vornehme Haltung unter einer solchen Verkleidung zu
verbergen."
„Vorläufig bin ich mit meinem Scharfsinn zu Ende,
aber ich bin geduldig und unermüdlich. Wenn Sie die ge-
heime Ueherwachung der Dame noch fortgesetzt zu baden
wünschen, anädiger Herr, will ich mich wieder auf meinen
Posten verfügen, aber wäre es nicht besser für Sie, die
Ängeleaenheit fallen zu lassen?"
„Weshalb, lieber Born?"
„Das gnädige Fräulein hat ein Geheimniß," erwiderte
Born nach einigem zögern. „Ein Geheimniß, das mit
so außerordentlicher Vorsicht gehütet wird, sollte vielleicht
nicht erst aufgedeckt werden."
„Ich beabsichtige auch nicht, es der Welt bekannt zu
machen, aber als der künftige Bräutigam der Grafen-
tochter ist es mein Recht, ihren Geheimnissen nachzuspüren.
Sie dürfen sich durch das erste Mißlingen nicht entmuthi-
gen lassen. Frauen vergessen die gebotene Borsicht nur zu
oft, und Lady Beatrice wird nicht verfehlen, sich früher
oder später zu verrathen." . .
„Und ich, ich werde mich nicht immer von einer Frau
überlisten lassen, und hoffe, das nächste Mal glücklicher
zu fein."
Lord Ormond unterhielt sich nock eingehend mit Born
und eröffnete ihm feine neuesten Befürchtungen in Bezug
auf Gottfried Trewor.
Fortsetzung folgt.
 
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